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Bericht von der Frühjahrstagung 2023

IGL Frühjahrstagung 2023 in Kloster Lehnin / Reckahn

Eine gelungene Veranstaltung und ein guter Auftakt der neuen Führungsmannschaft

Zurück mit einer Fülle von Eindrücken, die in einen lesbaren Bericht gepackt werden sollen – meine erste Aufgabe in neuer Funktion. Als frischgebackener Vizepräsident in Kombination mit dem Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation bin ich, Norbert Neugebauer, Teil eines Teams, das sich aus frischen und bewährten Kräften zusammensetzt, wobei auch verschiedene Positionen „durchgetauscht“ wurden. Und damit will ich auch beginnen.

Neues Präsidium

Die Generalversammlung hat ein neues Präsidium gewählt, nachdem zuvor die bisherige Vorstandschaft einstimmig entlastet wurde. Präsident ist nun Andy Schneider, der sein Amt mit Martin Hallmann getauscht hat. Dieser wurde als erster Stellvertreter gewählt und übernimmt zusammen mit Benjamin Wilden (bisher ebenfalls Vizepräsident) nun die Fischwartaufgabe von Norbert Neugebauer. Als weiterer Vizepräsident amtiert Frederik Bieder, Michael Dantec (CIL Präsident) wurde als kooperierender „Vize“ ebenso in Abwesenheit bestätigt, wie Redakteur Dr. Jürgen Schmidt. Als Nachfolger für Jens Blankenburg übernimmt Arndt Wicher die Geschäfte, Thomas Griep bleibt weiterhin als Schatzmeister verantwortlich für die Kassengeschäfte. Verabschiedet hat sich Henning Zellmer aus beruflichen Gründen. Hauptthema für die neuen Verantwortlichen wird wohl die finanzielle Lage der IGL sein. Der Antrag von Jens Blankenburg für einen Beitritt zum VDA wurde von ihm (u.a. wegen der Kassenlage) zurückgezogen, bleibt aber weiter in der Diskussion. Dafür sorgten sicher auch zwei Vorträge, die auf die beabsichtigten und einschränkenden Neuerungen einer Tierschutzgesetzgebung eingingen. Mehr dazu nachstehend.

Die IGL wird nun (von rechts nach links) von Präsident Andy Schneider, vertretungsberechtiger Vizepräsident (und Co-Fischwart) Martin Hallmann, Schatzmeister Thomas Griep, Fischwart (zusammen mit Martin Hallmann) Benjamin Wilden, Geschäftsführer Arndt Wicher, Vizepräsident Frederik Bieder, Vizepräsident (und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation) Norbert Neugebauer und Webmaster Holger Anthofer geführt. (Foto: Jens Blankenburg)

Tagungslokalität im Gästehaus der Akademie Rochow

Ausgerichtet wurde die Frühjahrstagung im Bundesland Brandenburg von Andy Schneider, der vor Ort von Frederik Bieder unterstützt wurde, womit beide gleich ihre organisatorischen Fähigkeiten und Tatkraft in den Fokus rücken konnten. Und sie haben ihre Sache gut gemacht – die Tagungslokalität mit ausreichender Zimmerzahl im Gästehaus Rochow im Ortsteil Reckahn der Gemeinde Kloster Lehnin war ein Treffer! Eingebunden in das historische Ensemble des Schlosses hatten wir perfekte Bedingungen, einen zeitgemäß ausgestatteten Seminarsaal und einen externen Börsenraum im angegliederten Museum. Auch die dafür nur bedingt vorgesehene Gastronomie gab sich alle Mühe und konnte uns mehr als zufriedenstellen. Der eingeplante Grillabend wurde wetterbedingt um einen Tag verschoben, musste dann aber trotzdem bei Regen stattfinden, was aber dem Genuss nicht im Wege stand. „Vize“ Martin hat auch hier seine Qualitäten unter Beweis gestellt, das Grillgut und die Getränke (für die IGL-Kasse) organisierte unser Kollege Frederik.

Vorträge mit Videoschaltung aus China und gesetzliche Droh-Lage

Wenn es Zweifel gab, ob die IGL ein modern ausgerichteter Verein ist, mit dem ersten Vortrag wurde das eindrucksvoll nachgewiesen. Nach kurzer technischer Abstimmung konnte Wentian Shi als absolute Premiere live aus China sein Referat halten! Es erforderte zwar hohe Konzentration im Publikum, aber seine Schlussfolgerungen „Evolution der Betta coccina Gruppe – Überquerung der Melaka-Straße – zwei neue Arten?“ über die Artendiversität beiderseits des maritimen Korridors kamen einwandfrei zum ca. 40-köpfigen Publikum rüber. Anhand paralleler Beispiele erläuterte er, dass ähnliche Formen in den beiden geografisch getrennten Bereichen keine genetisch verschiedenen Arten darstellen. Ausführlich ging er noch auf die neuen Betta-Importe „spec. Api Api“ und „spec. Jade“ ein, die er als zwei unterschiedliche Arten definierte.

Einmal mehr stellte auch der zweite Referent Frank Schäfer sein jahrzehntelanges Engagement für die IGL unter Beweis. Am geplanten Anreise(frei)tag mit dem Zug setzten ihn akute Zahnschmerzen außer Gefecht. Am Samstagmorgen hockte er sich nach erfolgter Behandlung unerschütterlich ins Auto und absolvierte dann seine beiden vorgesehenen Vorträge mit gekonntem Bildmaterial gewohnt souverän und locker. Wenn einer trockene Materie wie Streitfragen in der Taxonomie unterhaltsam einem durchaus gemischten Auditorium nahe bringen kann, dann er! Die Wirrungen am Beispiel von „Trichogaster, Trichopodus oder doch Colisa lalia?“ sorgten zwar auch für Kopfschütteln, aber noch deutlich mehr dann bei seinem zweiten Thema „Schon wieder Positivlisten – was droht uns da von der EU?“. Zum wiederholten Mal sorgt eine nun in der Bundesregierung mitbestimmende Partei (die „Grünen“ in Person ihres Ministers für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir), für berechtigte Aufregung um die etablierte Heimtierhaltung. Aber auch in der EU gibt es entsprechende Vorhaben mit richtungsweisendem Effekt für uns. Danach soll alles verboten werden, was nicht ausdrücklich auf einer sehr eng reduzierten Verordnungsliste genehmigt wird. Damit auch die heutige Aquaristik, wie wir sie lieben und damit zur Erhaltung der Biodiversität beitragen. Eine Fortsetzung zu diesem Thema lieferte am Sonntag Dominik Niemeier. Mit seinem Referat „Arterhaltung, Invasivität und Nutzung von Schlangenkopffischen“ konkretisierte er anhand der in die Schlagzeilen geratenen Fischfamilie die völlig überzogenen Phobien-Berichte und damit einhergehenden Forderungen einer „Tierschutzlobby“. Neben seiner fundierten Recherche und Aussage waren die gezeigten Hintergrundbilder von verschiedenen Channa (aus seinem kommenden Buch) eine Augenweide!

Im vierten (Kurz-)Vortrag gab unser jüngster „Vize“ Frederik seinen „Betta spec. aff. „Api Api“, Jade, erster Haltungs- und Zuchtbericht“ und debütierte damit als Referent. Dass dadurch diese durchaus attraktive Art gleich doppelt „promotet“ wurde und in der Börse als frische Nachzucht (praktischerweise) bereits zur Verfügung stand, löste umgehend einen deutlichen Nachfrage-Reflex aus.

Fischbörse und Verabschiedung

Nachdem es bei den Börsenfischvorstellungen bei den beiden letzten Tagungen jeweils an Bildern gefehlt hatte, wurde diesmal dieser Punkt von mir zielorientiert vorbereitet und Martin konnte in seiner neuen Funktion entsprechend loslegen. Allerdings fehlte dann die ordnende Hand bei der Börse und die Züchter wurden von den „normalen“ Interessenten etwas überfahren. Obwohl das Angebot, auch mit neuen Fischarten, durchaus ansprechend war, blieb der Umsatz hinter dem der letzten Börsen zurück. Zuvor erfolgte noch die Verabschiedung der beiden langjährigen Grundsäulen im Präsidium. Martin und Jens bekamen neben dem verdienten Dank und Applaus auch ein Abschiedsgeschenk in flüssiger Form vom neuen Präsidenten. Andy konnte ebenfalls mit seiner Premiere als Vortragender das Programm abschließen. Seit 2014 ist er, zumeist mit unserem „Südost-Asien-Korrespondenten“ in Sachen Fische und Habitate, Jens Kühne, auf Fangtouren unterwegs. In einem ersten Teilbericht zeigte er uns die erfolgreiche Suche nach Betta macrostoma im malaysischen Teil von Borneo.

Schlussbetrachtung

Spätestens nach diesen beiden Vorträgen zur beabsichtigten neuen Gesetzgebung in der Heimtierhaltung sollten auch wir uns (wie bereits in früheren Jahren geschehen) damit ernsthaft befassen und uns über eine Reaktion Gedanken machen. Ob der Beitritt zum VDA hierzu eine geeignete Möglichkeit darstellt, wäre aus meiner persönlichen Sicht unter Abwägung des finanziellen Spielraums durchaus weiter zu prüfen. Frank Schäfer riet zum Schulterschluss mit den Tierhaltervereinigungen. Auf jeden Fall schließe ich mich seinem Appell an: „Wehrt euch!“

Zum Finale wünschte Präsident Andy den Gästen einen erfolgreichen Heimweg, verbunden mit dem Aufruf zur Mitgliederwerbung und Tagungsausrichtung. Insgesamt waren diesmal die Referatsthemen wohl etwas Theorie-lastig, dennoch dürfte die Frühjahrstagung aber vom größten Teil der Besucher in der ruhigen „Mark Brandenburg“ als überaus gelungen betrachtet werden. Unsere neuen Ausrichter haben sich bewährt und Reckahn sollte uns wiedersehen!

Das Wetter darf dann auch gern so sein, wie uns zum Abschied als „Normalzustand“ vorgeschwärmt wurde, nämlich NICHT grau, dauerregenhaft und somit ungemütlich. Wir waren trotzdem unterwegs und haben für uns ein durchaus reizvolles und kulturell interessantes neues „Eck“ Deutschlands in der Heimat von Theodor Fontane entdeckt!

Norbert Neugebauer,
Vize-Präsident und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation

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