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Mindestanforderungen für die Haltung von Aquarienfischen

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Michael
(@michael)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 375
Themenstarter  

Hallo zusammen,
wie der ein oder andere gelesen hat, gibt es ja jetzt ein Gesetz, das vorschreibt wie gross ein Aquarium mindestens sein muss für die dauerhafte Haltung von Aquarienfischen. Hier sind von 60 cm Breite die Rede. Wie viel Wasser man da reinfüllt spielt anscheinend keine Rolle. Also, wenn ihr eure Aquarien vorstellt, welche kleiner sind, verschweigt einfach, das sich Laubkampffische in 20 Liter Aquarien wohler fühlen.
Gruss, Michael O-

Homepage der Betta AG


   
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deni
 deni
(@deni)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 199
 

:wink:

lg deni


   
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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 442
 

Hallo!

Zwei Dinge:

@Michael: Nach wessen oder welchem Ermessen fühlen sich Laubkampffische in 20 Liter-Aquarien wohler?

Ich kenne den Wortlaut des deutschen Tierschutzgesetzes nicht, kann aber für Österreich folgendes zitieren (aus dem Bundesgesetzblatt 17.12.2004, Teil II, 486. Verordnung, 2.Tierhaltungsverordnung):

Anlage 5, 1.1. (9)
"Eine dauerhafte Haltung auch kleiner Arten in Aquarien unter 54 LITER ist verboten. Zur Zuchtvorbereitung, Zucht, bei Ausstellungen von Einzeltieren oder Paaren und bei Wettbewerben sind geringere Beckenmaße zulässig."

Ich halte meine B.rutilans auch in einem kleineren Aquarium, aber nur weil ich 1.) nicht mehr Platz habe und 2.) es funktioniert. Ich denke, daß sie sich in einem größeren "wohler" fühlen würden. Jedenfalls sind meine Tiere derzeit in Zuchtvorbereitung.

Viel schlimmer ist für uns der Punkt 10:

Anlage 5, 1.1. (10)
"...Zu den wichtigsten MINDESTAUSSTATTUNGEN (!)gehören:
...
2. Technische Geräte zur Sicherung des Sauerstoffgehaltes und der Wasserqualität (Filter, Heizung, Pumpe)
3. Bodengrund (Sand, Kies, Steine)
..."

Naja.

Thomas

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
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fischmichi
(@fischmichi)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 382
 

Hallo,

Wann fühlen Fische sich wohl, bzw. können Fische sich überhaupt "wohl" fühlen? Als erfahrener Aquarianer kann ich eventuell an der Verhaltensweise meiner Fische ersehen, ob alles in Ordnung ist, oder ob ich ihre Lebensbedingungen verbessern muss.
Aber ich bin kein Tierpsychologe und möchte auch nicht weiter in dieser Thematik "rumwühlen". Nur habe ich manchmal den Eindruck, dass wir die Tiere mit denen wir uns beschäftigen des Öfteren mit menschlichen Maßstäben messen.
Gleich so verhält es sich doch wohl mit einigen Gesetzen. Ob es um unsere Fischhaltung geht oder z.B. um Futterfang, oder um ganz andere Probleme unseres täglichen Lebens. Bei mir ist es jedenfalls so, ich habe mein Gehirn (ähnlich wie ein Programm auf unserem geliebten PC) so programmiert, dass es nicht jeden Unsinn wahrnimmt, im Höchstfall zwecks späterer Erinnerung (für eventuelle Rechtsstreitigkeiten oder Öffentlichkeitsarbeit) irgendwo ganz weit entfernt abspeichert.

Soll hier aber alles nicht als Aufforderung zum Gesetzesbruch verstanden werden.

Gruß Michael

fischmichi
Michael Müller

"Die Frage heißt nicht: Können Tiere denken oder reden? Sondern: Können sie leiden?" (Jeremy Bentham)


   
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 skh
(@skh)
New Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 2
 

Hi Michael,

Wann fühlen Fische sich wohl, bzw. können Fische sich überhaupt "wohl" fühlen?

Na ja, wenn sie sich zum Beispiel vermehren? Dann darf man sie aber auch wieder in kleineren Becken halten.

Die Gesetze sind vor allem Richtlinien für die, die sie überwachen und durchsetzen müssen. Ob diese Gesetze für alle Fischgruppen "sinnvoll" sind, bleibt dahingestellt.
Also: entscheidet man im Zweifelsfall für den Fisch (aus den bisherigen Erfahrungen) oder nach dem Gesetz?

Evtl. muss man halt versuchen, in der Gesetzesausarbeitung mitzuwirken. Ist aber nicht leicht, in einem so schwer überschaubaren Gebiet.

beste Grüße aus Berlin

Stefan


   
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fischmichi
(@fischmichi)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 382
 

Hallo Stefan,

Na ja, wenn sie sich zum Beispiel vermehren?

Das sehe ich ganz anders. Es gibt eine Anzahl von Lebewesen, ob Pflanze oder Tier (und meiner Meinung nach auch einige unserer Fische), die eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen mit verstärkter Vermehrung beantworten. Wahrscheinlich mit dem Grund (und das hat glaube ich nichts mit Wohlfühlen oder nicht Wohlfühlen zu tun, sondern das hat die Evolution so eingerichtet), dass unter der Vielzahl ihrer Nachkommen einige dabei sind, die sich diesen neuen Bedingungen anpassen können.
Aber Du sagst schon richtig, im Zweifelsfall für den Fisch. Da sind mir auch unsinnige Gesetze egal. Und ich hoffe, dass ich immer erkenne, was meinen Fischen wohl tut (nicht ob sie sich Wohlfühlen). Fische mögen auch intelligent sein, aber das Gefühl der "Wohligkeit" spreche ich ihnen ab.

Nebenbei bemerkt, ich fühle mich manchmal ganz Unwohl und es sieht mir absolut keiner an :wink: .

Nix für ungut und ein schönes Pfingstfest

Michael

fischmichi
Michael Müller

"Die Frage heißt nicht: Können Tiere denken oder reden? Sondern: Können sie leiden?" (Jeremy Bentham)


   
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hallo
(@hallo)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 343
 

Dir auch :) Wo kein Kläger ist ist kein Richter :???: Wenn ich jetzt in alle meine Becken eine Heizung ,einen Filter und Sand/Kies mach würde, würde ich drum wetten ,dass sich meine Fische bei Torf,Zimmertemperatur ohne Filter wohler fühlen.
Gruß Bennie

Gruß Bennie

Ich liebe Tiere :)

IGL: 207


   
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K. de Leuw
(@k-de-leuw)
Noble Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 2034
 

Anlage 5, 1.1. (10)
"...Zu den wichtigsten MINDESTAUSSTATTUNGEN (!)gehören:
...
2. Technische Geräte zur Sicherung des Sauerstoffgehaltes und der Wasserqualität (Filter, Heizung, Pumpe)
3. Bodengrund (Sand, Kies, Steine)
..."

Hier killlt sich die Verordnung selbst, sogar der dümmste Politiker sollte merken, dass eine Heizung bei Kaltwasserfischen zum Killer wird. Ein Filter erhöht den Sauwerstoffgehalt nicht, er senkt ihn durch biologische Abbauprodukte. Den Sauerstoffgehalt erhöht allenfalls die Wasserbewegung, und die kann die Lebenserwartung von Stillwasserfischen deutlich senken sowie die Nachzucht verhindern. Wenn Steine als Bodengrund erlaubt sind, kann man ja Dachschiefer nehmen.

Gruß, Klaus


   
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holger
(@holger)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 194
 

Hallo,

wandere ich nun als Tierqüäler hinter Schloss und Riegel, weil ich in einem 27L-Becken Zwergkärpflinge, Garnelen und Schnecken halte - und nur einen Heizstab drin habe, und den auch nur, weil meine Küche im Winter manchmal recht kühl ist?
Ich weiß ja nicht was besser ist, es so lassen wie es ist mit wöchentlichem Wasserwechsel und abwechslungsreichem, gutem Futter - oder sie in ein gößeres Becken zu setzen, koplette Technik rein, dafür aber die Fütterung auf einmal im Monat und den Wasserwechsel auf einmal im Quartal zu beschränken.
Meine Tiere sind munter, gesund und vermehren sich.
Zu meinem Schwarm Rasbora trilineata bekam ich 11 Fische hinzu, welche eine Frau aus dem Becken ihrer Freundin gerettet hatte und sie zuerst bei sich aufpäppelte. Ich kann diese Fische nach wie vor von meinen unterscheiden weil sie kleiner und dünner sind, obwohl sie gleich alt sind und seit über einem 3/4 Jahr bei mir schwimmen.
Wenn das Drumherum nicht stimmt, bringt auch die Ausstattung nichts.

Grüße, Holger


   
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(@marc-s)
Trusted Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 54
 

Guten Morgen Holger,

wandere ich nun als Tierqüäler hinter Schloss und Riegel, weil ich in einem 27L-Becken Zwergkärpflinge, Garnelen und Schnecken halte ... snip ...

wohl kaum. ;)

Vielleicht ist es ganz sinnvoll dieses Gesetz (Verordnung?) mal ganz anders zu betrachten. Beispielsweise aus der Sicht jener Fische, welche von umsatzorientierten Händlern an mäßig bis schlecht informierte Menschen verkauft werden. Zumindest bietet es da eventuell eine Grundlage um diese Händler ein wenig bedachter agieren zu lassen. Nicht das es da noch andere Möglichkeiten gäbe, schon klar. Und wenn unbedarfte Menschen das als gegebene Regel ansehen, dann hilft es deren Fischen unter Umständen auch. Als halbwegs gut informierte/r Aquarianer/in muss man sich nicht unbedingt buchstabentreu davon angesprochen fühlen denke ich. :) Und so gesehen ist es dann ja vielleicht auch ziemlich müßig, sich darüber aufzuregen.

Ich mein ja nur... 8)

Viele Grüße
Marc (Winzigfischmöger mit einigen kleinen Becken)

"Narren marschieren, wo Engel nicht zu schleichen wagen...", Matt Ruff, G.A.S.


   
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K. de Leuw
(@k-de-leuw)
Noble Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 2034
 

Hallo zusammen,

zur Strafe:

Damit man bestraft werden kann, muss erst einmal ein Amtstierarzt den Weg in die Wohnung finden. Den muss man hineinlassen oder er benötigt eine Hausdurchsuchungsbeschluss. Ob er den bekommt für eine Tat, die mit einer geringen Geldstrafe geahndet wird.
Zudem muss er die Fische in den Becken auch entdecken, dass ist bei vielen Kleinlabyrinthern nicht unbedingt zu erwarten...
Und außerdem befinden sich die Fische ja nur zu Zuchtzwecken in den Kleinbecken und ein Filter und Bodengrund würde die Jungen gefährden und in Kürze kommen sie ja in das Gesellschaftsbecken mit 80 l zurück, aus dem vorher selbst aufgezogene Fische veräußert werden.

Gruß, Klaus - habe ich eine Ausrede vergessen?


   
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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Alles viel zu konkret, Jungs .......... denkt doch mal nach!

Es ist doch nicht alles prima bei uns Fischhaltern, oder?

Zunächst mal die Bestandsaufnahme:
Es werden überall Fische der Natur entnommen, nachgezüchtet und unter gigantischen Verlustraten an den Mann, sprich Aquarianer gebracht.
Einen wirklich ernsthafte Notwendigkeit dieses Aufwandes gibt es eigentlich nicht. Im Gegensatz zu den Brifmarkensammlern haben wir ein Hobby (schon das Wort ist lächerlich), das zu Lasten von Lebewesen geht. Alle werden mehr oder weniger schnell sterben. Nun scheint Nachschub noch kein Problem zu sein. Das blöde Gefühl, das so manchen von uns beschleicht (wenn er die Konsumtempel des Hobbys, wie z. B. den Köllezoo betritt), liegt an der dumpfen Ahnung, dass irgendwas daran nicht in Ordnung ist, LEBEWESEN ZU KONSUMIEREN.

Tatsächlich tun wir das aber. Vielleicht erinnert sich jemand daran, dass wir hochentwickelten Säugetieren Gefühle und Gedanken absprechen, damit wir sie unter rationellsten und barbarischen Bedingen in Massen produzieren können um damit den Menschenmassen billigstmöglich das Maul zu stopfen. Eine Wohlstands-Gesellschaft in der heutigen Form wäre anders nicht mehr denkbar. Tatsächlich hat sich der Mensch aller nutzbaren Dinge dieser Welt bemächtigt und konsumiert diese unter Vorwand der fadenscheinigsten Argumente. Das ganze beruht auf dem Verdrängungsmechanismus. Einige weinige andere machen die Drecksarbeit, ich sehe das Problem nicht, also vergess ich es. Man findet zur Ablenkung auch Argumente dafür (man stelle sich vor; der arme Bauer oder die armen Fischfänger am Amazonas hätten keine Arbeit mehr) Und damit das (eigene) Gewissen einigermaßen beruhigt ist, schafft man Standards in der Massentierhaltung, wohlwissend das es ein Alibi ist oder zumindest sehr kleine Schritte für die Betroffenen (armen Schweine) sind. Wir wissen alle, dass wir das große Rad nicht mehr zurückdrehen können.

Jetzt komm ich zu der Dimension:
Massentierhaltung ist erforderlich und (leider) unverzichtbar. Also sind hier Standards im Sinne der Tiere (nicht nur im Sinne der Qualitätsicherung) besonders wichtig. Zumal es um hochentwickelte Vögel und Säuger mit unterstelltermaßen sozialen "Empfindungen" und Bindungen geht. Die essen wir nämlich einfach auf. Die Dimension und das Grauen ist gigantisch.

Die Fische haben es also besser als unsere Fleischlieferanten. Sie werden wenigstens nicht geschlachtet und aufgegessen. Aber da sie sich auch vermarkten lassen, muss man als Importeur, Händler und Verkäufer wenigstens den Anschein erwecken, dies anständig zu tun. Und das eigentliche Geschäft wird durch das Zubehör (Aquarien, Technik, Mittelchen, Wasseraufbereitungm, Futter ....) gemacht. Es kann kein ökonomisch denkender Geschäftsmann Interesse an einer optimalen Pflege der Zierfische (der Mensch in ihm hat ggf. Mitleid oder so.) haben. Dahinter stecken bestenfalls einige Idealisten und ansonsten ganz weltliche Geschäftsideen bzw. das Erwecken von Bedürfnissen. Die Regeln bringen doch ganz offensichtlich für die Fische recht wenig, wenn man bedenkt, wie viele davon ständig nachgeliefert werden müssen. Schaut euch doch mal die großen Zooläden an. Wieviele Viecher leben längere Zeit? Wer glaubt da, dass es um die Tiere geht? Es geht um Lust des Menschens zu konsumieren und das Geschäft mit den Konsumwilligen. Die Fische sind Statisten. Um ein Bildnis zu gebrauchen: Der Aquarianer kauft sich Schnittblumen, die er erneuert wenn die ersten nach dem Verwelken leider weggeworfen werden mussten (ich habe bewusst einen umständlichen Satzbau gewählt). Dahinter stecken, wenn wir ehrlich sind, lediglich mehrere Schwächen des Menschens die ihn noch dazu vom Arbeiten und anderen wesentlicheren Dingen abhalten. Der Sinn fürs Schöne, Interessante und eine ggf. in unseren "Farmergenen" angelegten Struktur des erschaffenden Gottes im Kleinen. Der kann nämlich in seinem Hobby Erfüllung finden. Viel mehr gestehe ich uns Hobbyisten eigentlich nicht zu.
Den Schlauen unter uns wird das zu profan erscheinen, daher versucht man mit den "Regeln" von dem schlechten Gewissen abzulenken, dieses Problem nicht lösen zu können.

Betrachtet man die Bestandsaufnahme schonungslos kommen einem drei Gedanken in den Sinn, die Paten dieser Regeln gewesen sein mussten:

1. Idealismus, der retten will, was zu retten ist und im positiven Sinne die
Haftbedingungen der Fische verbessern wollten.

2. Widerstand um den leichtfertigen Kauf von Lebewesen zu erschweren.

3. Geschäftssinn um das Zubehör gleich zu thematisieren.

Zu 1. und 2. kann man wenig sagen, außer dass die Ansätze richtig und vernünftig sind. Weder die Gesellschaft noch der Einzelne braucht diese Hobbys in diesem Maße. Die Fische brauchen es schon gar nicht!

Leider zeigen Gedanke 1 und 2 doch in der Praxis kaum oder keine Wirkung. Wer auf 3. gesetzt hat, kann sich eher über einen Erfolg freuen. Die Aquaristik hat sich großenteils von einem Hobby von armen "Wurschtlern" zu einer dekorativen Kunst des Gestaltens der "Natur im Glase" entwickelt. Hierzu braucht man allerdings (so erzält man uns) viel teure Technik.

Also zum einen sind die Mindestanforderungen auch ein Teil des Geschäftes mit und um unser Hobby.

Zum zweiten, und so ergeben sie einen Sinn, sind es Regeln im Sinne der Fische. Diese sind grob und von Laien für Laien gemacht. Die (allerdings wenigen) belesenen und fortgebildeten Aquarianer brauchen diese nicht wörtlich befolgen, da sie durch ihr Wissen und die Erfahrung diese sowieso im Sinne der Fische befolgen. Sonst haben sie nämlich dauerhaft keinen Erfolg und Spaß an der Sache. Regeln sind meist besser nicht wörtlich zu nehmen sondern immer sinngemäß zu betrachten. Nimmt man sie wörtlich, offenbaren sie Detailschwächen (wie die unzulässige Generalisierung mit dem Heizer und dem Filter).

Der Erfinder der Regeln wollte (das ist der positive Aspekt) im Prinzip sagen:

"Wenn ihr schon sowas Zweifelhaftes tut, dann seid wenigstens anständig zu den Viechern und zeigt Respekt vor dem Lebewesen und dessen Bedürfnissen". Da diese Sprache des "Wortes zum Sontags" heute aber nicht mehr allgemeinverständlich ist und der Mensch freiwillig Regeln nicht einhält, hat er gesagt: "Ihr sollt das tun und mindestens so groß etc...." und hat sich dann in Details verrannt.

Leider hilft ihm (dem Erfinder der Regeln) ja auch keiner. Schaun wir uns die Beteiligten mal an:
Die Händler wohl nicht, bestenfalls ein paar Liebhaber, Illusionisten und Idealisten oder vielleicht ein paar besonders Geschäftstüchtige unter ihnen. Die Masse der Aquarianer auch nicht, dazu sind sie zu desinteressiert. Sie können nicht mehr lesen und was sie lesen können, gibt nicht viel her (Aquarienzeitschriften sind heute überwiegend Werbeblätter). Und das Internet ersetzt und transportiert nicht jahrelange Erfahrung. Und die zu erwerben, ist zu langwierig und mühsam. Also geht man den Weg der Lemminge und folt der vorgegebenen Fährte.
Die Fische können sich auch nicht recht durchsetzen, sie sind zu wenig anpassungsfähig und es gibt offensichtlich noch zu viele. Ihr Wert ist zu gering und wir haben ein Überangebot (m. E. in dem ganzen Haustiersektor) und keine wirklichen Nachteile (außer geringer Geldverlust), wenn die Fische uns eingehen.

Insofern gleichen wir alle Schwächen der Akteure im System durch diese Regeln aus. Das kann natürlich nicht viel bringen. Ein Versuch etwas besser zu machen. Mehr nicht!

Bei der sinngemäßen Betrachtung der Regeln sieht man: Ihr, als erfahrene und sorgsame Pfleger seid nicht gemeint. Ihr braucht euch nicht angesprochen fühlen, da ihr die Ansprüche der Fische über Maß erfüllt. (So hoffe ich doch!). Anfänger und Unbelesene sind gemeint, die aus einer Laune heraus Fische kaufen oder dem Reiz des Traums des schönen Aquariums im Wohnzimmer erlegen sind. Warum sich nicht auf diese Zielgruppe beschränkt hat, sondern den Spezialisten nun noch Manieren beibringen will, ist mir unklar. Da müssen ein paar Schullehrer (ich habe viele Freunde unter Lehrern und darf den Witz hoffentlich machen) dabei gewesen sein, die eine runde Sache abliefern wollten.

Mir persönlich z. B. gefällt irgendwas an der Konsumierung von Lebewesen nicht so recht. Gleichzeitig bin ich mit Freude verrückter und hochspezialisierter Züchter. Allerdings (das ist schon ein Teil der Ausrede) beschränke ich mich auf ganz besonders tolle Fische (grau und klein) und finde gleichzeitig "Hasenzüchten" doof. Wie komme ich nun aus dem Dilemma?
Es stört mich so, dass ich versuche mich auf das NOTWENDIGSTE zu beschränken, also auf einige Arten zu beschränken und die zu ERHALTEN. Nicht nur am Leben, sondern durch Vermehrung werden die "Fischfamilien" im Sinne eines Stranges oder Stammbaum erhalten. Insofern überenehme ich gewissermaßen schon Verantwortung für die mir angetrauten Fische (obwohl ich keine Individuen kenne und sie Fritz oder Hansi taufe). Die Freude und den Erfolg der Nach- bzw. Aufzucht brauche ich zum Ausgleich um die sinnlosen Verluste zu verkraften. Deshalb kann ich auch keine Fische auf Dauer halten, die ich nicht nachgezogen bekomme. Nachkaufen gilt nicht!

Halt! wird da einer sagen. Um dahin zu kommen muss man üben. Ja, das stimmt. Man muss versuchen, nachlesen, nachdenken und ausprobieren und immer so weiter. Tatsächlich blieben (und bleiben) auch bei mir viele Lebewesen auf der Strecke. Wenn wir uns diese "Entwicklungsphase" (die man wohl als Lehrjahre braucht) zustanden, müssen wir diese auch den jetzigen Neulingen zugestehen. UND FÜR DIE SIND DIE REGELN GEMACHT! Bis sie soweit sind, wie wir Mitwirkenden der Fachforen der Hobbyvereinigungen.

Nehmt nicht alles so ernst!

Martin Hallmann


   
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andrea compagnoni
(@andrea-compagnoni)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 200
 

hallo

ich bin immer wieder erstaunt, dass man hier auf dem forum die haltung (dauerhaltung?) von parosphromenus in 12-liter-becken propagiert oder zumindest als vertretbar einschätzt. weshalb eigentlich?
gerade wenn ich meine eigenen paros betrachte, kann ich mir unmöglich vorstellen, diese juwelen dauerhaft in kleinstbehältnissen pflegen zu wollen. ich erlebe meine parosphromenus als schwimmfreudige und neugierige tiere, die stets aktiv ihre runden ziehen.

die pflege dieser fische (gruppenhaltung) in etwas grösseren becken offenbart dem pfleger deren ganzes "natürliches" verhaltensspektrum, welches auch verfolgungsjagden zweier kontrahenten beinhalten kann. was in kleinstbecken, rein schon von den dimensionen her, unmöglich ist.

die überführung eines zuchtpaares in ein kleinsbecken zwecks zuchtbemühungen erachte ich als vertretbare notwendigkeit. für eine dauerhaltung von parosphromenus hingegen, scheinen mir winzaquarien völlig ungeeignet.

nicht alles was möglich ist, ist auch per se ideal.
für den ernsthaften aquarianer sind mindestanforderungen das fundament auf dem er baut, dabei soll er aber stets auch das optimum anstreben wollen/müssen.

gruss,

andrea

o=C


   
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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Andrea hat recht! Aber man muss, wie sie schon andeutet, eben differenzieren.

Haltungsbeispiel 1:
Paros sollten paarweise in Becken von 20l aufwärts gehalten werden. Man sieht sie dort evtl. anfangs kaum, aber man kann sie unter geeigneten Wasserverhältnissen und laufenden / geeigneten Lebendfuttergaben auch vermehren.Schön ist das zunächst nicht unbedingt. Sind die Jungfische halbwüchsig, erlebt man die schönste Phase. Durch das "Gewusel" sind alle Paros im Becken nicht mehr scheu und man hat viel Freude an dem Aquarium. Die Alten stellen aber nun (wohl bedingt durch die Überbevölkerung) die Vermehrung mehr oder minder ein. Und irgendwann kommt der Tag, an dem man ein Aquarium kaufen gehn muss.

Haltungsbeispiel 2:
An dem Beispiel sieht man: Mehr Spaß hätte man an einem größeren Aquarium in dem man eine Gruppe Paros unterbringt. Ich verwende solche zur Aufzucht. Solche Aquarien mit ca. 50-60l Inhalt funktionieren jedoch auch nur beschränkt, will man das volle Verhaltensrepertoire sehen. Die Fische wachsen, aber durch den zu engen Besatz werden sie nicht sexuell aktiv und auch nicht territorial. Die interessanten Verhalten werden i. w. durch die Enge nicht gezeigt. Der "Überbesatz" mit der dadurch bedingten Unterdrückung der sexuellen Aktivität verhindert jedoch auch die Unterdrückung von schwachen Individuen. Ich denke auch in der Natur gibt es solche Situationen (Bildung von Gruppen in relativ engen Lebensräumen), natürlich sicher gemildert, da die Fische ausweichen können, wenn sie denn wollten. Daher ist die Aufzucht der Fische unter solchen Bedingungen m. E. ein akzeptabler Kompromiss.

Haltungsbeispiel 3:
Man sieht also an Beispiel 2, um mehreren Fischen optimale Bedingungen zu gewähren, müsste man Aquarien wählen, die so groß sind, dass sie mehrere Männchenreviere zulassen, sonst bringen sie nichts. (Ich gehe davon aus, dass keiner Freude daran hat, unterdrückte Fische in den Ecken hängen zu sehen). D. h. man braucht 80-100 l (ohne agressive Beifische) um 3 Paare zu halten. Zusätzlich muss das Aquarium gut strukturiert sein. Zusätzlich ein paar Rasboren und wir haben ein super Bild. So wäre Andreas Forderung konsequent umzusetzen. Ich wünsche allen Paros und auch anderen territorialen Fischen solche Lebensumstände.

Die Realität hängt an den Möglichkeiten der Aquarianer (Platz, Geld und Durchführbarkeit). Aber die in Beispiel 3. dargestellte Lösung ist uneingeschränkt als die beste anzusehen.

Zurück zu den Mindestanforderung. Das Wort Mindest bedeutet, dass größere Lebensräume und bessere Pflege, durchaus zulässig sind. Ich denke, dies wird der Aquarianer neben seinen Möglichkeiten von Erfahrungen abhängig machen.

So sind z. B. die erfolgreichen Parozüchter eine kleine Gruppe Aquarianer, deren Mitglieder sich zur Aufgabe gemacht haben, kleine, scheue und anspruchsvolle Fische zu pflegen und zu erhalten. Normalaquarianern ist das zu fummelig und der Aufwand dafür zu groß. Der Anspruch die Paros bei Fütterung, Balz bzw. Brutpflege und Aufzucht kontrollieren zu können und gleichzeitig mehrere Arten erhalten zu wollen, führt zu dem Kompromiss der relativ kleinen Becken. Anders wäre natürlich besser, ich halte meine Überschüsse an Paros auch in großen bepflanzten Aquarien mit Beifischen. (Kontrolliert) vermehren kann ich sie so aber nicht. Der verständliche Wunsch allen Fischen -über die Mindestanforderungen hinaus-optimalen Lebensraum zu bieten-, setzt voraus, dass parallel dazu andere unter anderen Bedingungen züchten. Dann könnte ich bei Verlust der Fische, mir dort wieder welche besorgen.
Andrea, du weißt durch Erfahlung mit den Paros, dass die Haltung von Paros in großen Becken nicht einfacher als in mittelgroßen oder kleinen Aquarien ist. Insbesondere wenn wir nicht die Spezialisten, sondern auch "Beginner" ansprechen, ist die Gefahr groß, dass hier einer bei dem Raumüberschuss auf die Idee kommt, mit Neons und Schmerlen oder Schwertträgern "aufzufüllen". Dafür bin ich am allerwenigsten.

Andrea, wie hältst du es mit deinen Betta-Nachzuchten? Kannst du denen immer optimalen Lebensraum z. B. bei der Aufzucht bieten. Oder sorgst du dafür, dass sie sich nicht oder wenig vermehren?
Könntest du ein Beispiel für ein großes Paroaquarium hier vorstellen? Ich habe dafür mal ein Beispiel im Paroforum aufgezeigt. Leider kann ich nicht verlinken.

Grüße, Martin Hallmann


   
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Michael
(@michael)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 375
Themenstarter  

Hallo zusammen,
ich freue mich das ihr euch so viele gute Gedanken macht.
In vielen Punkten gebe ich Martin recht. Solche Punkte sollte man viel mehr ansprechen. Es ist für die Aquaristik nur der in der IGL so wenig beliebte VDA da, der ein wenig mitsprechen darf wenn solche Gesetze besprochen werden. Viele Naturschützer würden die Hobbytierhaltung am liebsten ganz verbieten.
Gruss, Michael

Homepage der Betta AG


   
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