Hallo!
Beim letzten Treffen der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar wurde die Frage in die Runde gestellt, ob es wohl möglich sei, daß die Eier von schaumnestbauenden Labyrinthern durch Wasservögel verschleppt werden können. Die Meinungen dazu waren sehr geteilt, von völlig unmöglich bis warum nicht.
Wer hat zu dieser Frage Informationen, Theorien usw.?
Gruß
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
Die Meinungen dazu waren sehr geteilt, von völlig unmöglich bis warum nicht.
Hallo,
Konrad Lorenz sagte: "Man soll gar nichts meinen, wenn man die Gelegenheit nachzusehen, wie es sich tatsächlich verhält". Schade, dass das gerade nicht geht.
Prinzipielle Fragen vornweg:
Sind die Eier schaumnestbauender Labyrinthfische/Kampffische für den Lufttransport physikalisch und physiologisch überhaupt geeignet?
Findet die Fortpflanzung schaumnestbauender Labyrinthfische/Kampffische überhaupt in Gewässern statt, die von schwimmenden und/oder tauchenden Wasservögeln besucht werden? Reiher & Co. fallen als Laichtranporter aus.
Und wenn es so wäre, hätte das welche Auswirkungen auf die Fischverbreitung? In wieviel Fällen landet der Flugsaurier in einem für das Heranwachsen der Fischbrut geeigneten anderen Gewässer?
Hallo!
Zur physiologischen Eignung: man kann Makropoden- und Fadenfischlaich im Schaumnest fast ohne Wasser mit der Post verschicken. Voraussetzung ist, daß die Eier möglichst frisch abgelaicht sind.
Gruß
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
Hallo ...
... Faden- und Paradiesfische laichen Schwimmeier mit kleinem Durchmesser, Kampffische Sinkeier mit größerem Durchmesser. Die Eier dieser Gattungen kleben nicht an Substrat. In Vogelfedern könnten sie sich also nur zufällig und mechanisch zwischen den Bogen- und Hakenstrahlen verfangen.
Das wäre dann komplett anders als bei den Cypriniden, deren Laich im Vogelgefieder kleben bleibt.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Faden-, Paradies- und Kampffischlarven ohne Brutpflege die ersten Tage überstehen?
Hallo!
Fadenfisch- Makropoden- und wahrscheinlich auch Buschfischeier sind problemlos ohne den brutpflegenden Vater zum Schlüpfen zu bringen.
Bei den schaumnestbauenden Sinkeierfischen ist das anders. Wenn man denen die Nester klaut, muß man aufpassen, daß die Eier an der Wasseroberfläche haften bleiben. Abgesunkener Laich stirbt in der Regel ab.
Gruß
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
Hallo!
... und genau darum spricht mehr gegen die
Kampffischverbreitung durch Flugsaurier
als dafür. Oder?
Hallo!
Ich halte es sowieso für ein Gerücht, daß Fischeier, egal welcher Fische, von Wasservögeln verbreitet werden.
Wenn es so wäre, wären Wasserscheiden keine Verbreitungshindernisse für Fische, was sie definitiv sind.
Sogar die Saisonfische Ostafrikas, deren Eier monatelang im trockenen Schlamm überdauern können und die deshalb einen Lufttransport überstehen könnten, haben eine säuberlich durch Wasserscheiden getrennte Verbreitung. Wenn die Verschleppung von Fischeiern durch Vögel möglich wäre, müßte es an der afrikanischen Ostküste zwischen Somalia und Südafrika einen Einheits-Nothobranchius geben und nicht alle zig Kilometer und auf jeder festlandsnahen Insel(Sansibar, Pemba, Mafia) eine andere Art. Und die von der afrikanischen völlig unterschiedliche Fischfauna Madagaskars hätte auch nicht entstehen können.
Gruß
Charly
P.S.@Christian: Vögel sind flugfähige Nachfahren der Dinosaurier, haben aber mit den Flugsauriern nix zu tun. Wenn schon klugscheißern, dann richig!
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
... @Charly, schau Dir einen Reiher an: das sind fliegende Saurier,
natürlich keine Pterosauren, aber ich nenne sie klugscheißereifrei
trotzdem so.
Zustimmung mit der Ausnahme mancher Karpfenfische, und zwar
solcher Arten, die große Flüsse und Ströme bewohnen. Beispiels-
weise bei Cyprinus spielen Wasservögel eine sehr wahrscheinliche
Verbreitungsrolle, wenn auch keine große.
Schade, dass dieses Thema anscheinend niemand außer uns
interessiert. So bleibt es wenigstens ungeteilt.
Hallo,
> Wenn es so wäre, wären Wasserscheiden keine Verbreitungshindernisse für Fische,
Für die meisten Arten ist es wohl so.
Aber auch für alle?
Gibt es keine, die eine Verbreitung über mehrere Flusssysteme haben?
Was müsste denn einige Voraussetzung sein, um es bei den Schaumnestbauern denkbar zu machen?
1. Haften bleiben können an oder zwischen den federn beim Abheben
Bei Eiern in einem Schaumnest könnte ich mir das durchaus ab und an vorstellen:
Vogel Pluster sich auf, dabei gerät etwas des Schaumnestes zwischen Körperfedern und wird dann dort wie in einer Tasche eingeschlossen, wenn er, der Vogel sich wieder glatt macht.
2. Der Vogel muss rechtzeitig nach Aufbruch wieder in einem Gewässer sein.
Was bei einem Wasservogel, je nachdem was Rechtzeitig ist - z.B. 5 min -, auch gut vorstellbar ist.
3. (CPS) Das Brutgewässer muss von Wasservögeln besucht werden, z.B. Enten.
Ist nicht unwahrscheinlich, denke ich.
4. Es braucht eine Art, deren Eier in z.B. so einer Federtasche lebensfähig bleiben, also ohne in - wenn auch sehr wenig - Wasser zu schwimmen, feucht, z.B. zwischen zwei Federn "geklemmt".
Die 4. könnte man ja ausprobieren:
Ein wenig Schaum mit Eiern aus einem Nest nehmen, zwischen zwei federn ins trockene legen und nach einiger Zeit - 15 min z.B. wieder in ein getrenntes Becken überführen und sehen ob noch was schlüpfen wird.
Das wäre ja die Grundlage, um es überhaupt vorstellbar zu machen.
Funktioniert 4 bei der Testart nicht, braucht man sich für diese Art keine Gedanken mehr machen, wie wahrscheinlich die anderen Punkte geeignet kombiniert geschehen könnten.
Tschüss
Erich
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Hi,
aus meiner Angel-Zeit weiß ich das zbs. neue Baggerseen recht schnell Flussbarsche, Plötzen, Rotfedern...
enthalten, aber kein Mensch besetzt Gewässer mit solchen Fischen.
Diese Fische, so sagt man, kommen von allein !
Auch das andere Getier muss irgentwie den Weg dort hin finden, Wasserflöhe und Cyclops entstehen ja nicht aus dem nichts.
Ohne Zulauf können diese Tiere nur über Tröpfchen in Gefieder, Fell oder Reptilien da hin gelangen (gilt auch für Wasserpflanzen).
Gruss Nico
Grüße von
IGL 057
Hallo!
Ich halte es sowieso für ein Gerücht, daß Fischeier, egal welcher Fische, von Wasservögeln verbreitet werden.
Seh ich genauso...
Gibts da keine Untersuchung dazu? Laich der an Enten (oder ähnlichen Beilagen zu Klos und Wirsing) hängt sollte sich doch irgendwie an den Biestern nachweisen lassen...
Knut
Gibts da keine Untersuchung dazu?
Guten Morgen Knut & Co.,
ja, gibt es. Ein aktuelles Beispiel
Trepl, C. (2007): Allgemeine Ökologie, II Population. ISBN 978-3631-5347475.
Es wird sogar noch besser. In den Mitteilungen des Landesmuseums Steyr berichtet K. Steinpatz 1959 von einem geschossenen Kormoran, in dessen Kehlsack zwei bis auf die Gräten verdaute Forellen waren, deren Laich unbeschädigt war. Er recherchierte daraufhin ähnliche und in Fachliteratur belegte Fälle und kam zu dem Schluss, dass Fischlaich auch auf diesem Weg durch Vögel verbreitet werden kann.
'n Morgen Christian,
du meinst wahrscheinlich:
ISBN 978-3631-534755, oder?
Tschüss
Erich
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Hallo Erich,
richtig!
Wenn ich mich richtig erinnere, hat auch der kürzlich verstorbene Rüdiger Riehl
bei seinen vielen Arbeiten über Fischeier mehrfach auf die Verbreitung mancher
heimischer Arten durch Wasservögel hingewiesen. Im Fischartenatlas, den er
zusammen mit Patzner verfasst hat. Muss diese Quellen mal durchstöbern.
m
Grüße
Klaus Weissenberg
“Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.” (Abraham Lincoln)