16.12.2010/ Peter Finke:
Ich gebe hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse unserer letzten Bestandsumfrage im Rahmen der Paro-Gruppe fürs Paroforum bekannt. Die detaillierte Synopse des Bestands wurde von Chr. Hinz (Berlin) angefertigt und ist wie immer an die Mitglieder der Parogruppe verschickt worden (bereits im Oktober 2010).
Zur Einschätzung der Aussagekraft: Die Paro-Gruppe umfasste zur Zeit der Umfrage (August/September 2010) knapp 180 Personen in fünfzehn Ländern. Davon hält schätzungsweise ein Drittel (etwa 60 Personen) zurzeit keine Paros, z.T. deshalb, weil gute, gesunde Paros immer noch schwer erhältlich sind, z.T. aus anderen Gründen. Etwa die Hälfte (ca. 90 Personen) hält Paros. Mindestens ein Drittel (gut 60 Personen) züchtet auch.
- Mittlere Beteiligung
Mit 41 Teilnehmern an der Umfrage war die Beteiligung nicht schlecht, sie lag höher als in den meisten früheren Fällen, aber sie war auch nicht optimal (Das Beteiligungsoptimum lag vor zwei Jahren um wenige Teilnehmer höher). Vierfaches Erinnern war tlw. notwendig. Dennoch haben einige mit guten Beständen erst nach dem Abschluss gemerkt, dass sie nicht dabei waren. (Zum Trost: Wir führen die nächste Umfrage bereits im Frühjahr durch.)
- Weiterhin hohe Diversität bei geringen Zahlen im Einzelnen
Dies ist der allgemeinste Kommentar. Mit 42 vorhandenen Arten/Varietäten ist die Vielfalt des Bestands nach wie vor hoch. Allerdings ist der Bestand nur bei wenigen Arten stark und gesichert. In den meisten Fällen haben wir geringe oder sehr geringe Einzelbestände bis hin zu Einzeltieren! Dies ist beunruhigend.
- Gut vertretene Formen
ornaticauda trade (verschiedene Handelsimporte der letzten Jahre), nagyi Kuantan (Privatimport Bussler et al.!), spec. Langgam (die schöne Art ist als einzige der vor ein paar Jahren von H. Linke mitgebrachten Formen in größerem Bestand übriggeblieben), zwei harveyi-Formen, rubrimontis „Mimbon 2008“, tweediei Pontian (Nachzuchten einiger Privatimporte), anjunganensis trade (neue Handelsimporte), filamentosus trade (relative Robustheit der Art), linkei trade (dito).
- Schwach vertretene Formen
Die meisten anderen Arten/Varietäten sind in nur geringen Stückzahlen vorhanden. Auffällig schwach und sogar besorgniserregend: parvulus, sumatranus, die meisten Formen der bintan-harveyi-Gruppe, z.B. alfredi und opallios, allani (könnte inzwischen ganz verschwunden sein!) und paludicola (die Art wird offenbar von vielen nicht für attraktiv gehalten, m.E. ein Fehler). Auffällig ist der Niedergang von quindecim, noch vor wenigen Jahren fast ein Modefisch!
- Verschwundene Formen
Auffallend sind vor allem die vielen Lücken in der bintan-harveyi-Gruppe. Die meisten der neuen Varietäten aus Sumatra sind wieder verloren! Ein sehr schlechtes Zeugnis für unsere Bemühungen! Allerdings muss auch hinzugefügt werden, dass die Ausgangsbestände tlw. sehr klein waren, in manchen Fällen nur ein bis zwei Paare (z.B. spec. Dabo). Die Nominatform von bintan fehlt heute wieder! Auch bei allani sieht es wieder sehr schlecht aus. Wir müssen uns noch besser als bisher darauf konzentrieren, nicht ganze Arten bzw. Varietäten, ja Artengruppen schnell wieder zu verlieren! Die Reorganisation des Parosphromenus-Projekts soll diesem Ziel dienen. Wir werden erst später wissen, ob das Ziel erreicht wird.
- Wieder ansteigender Anteil der Handelsfische („trade“)
Eine vielleicht für manchen überraschende Erkenntnis ist: Der Handel stützt uns nicht unerheblich! Ohne die Handelsimporte sähe es viel schlechter aus. Dies ist nicht neu, aber doch eine auffallende Tendenz. Und es wirft kein gutes Licht auf unsere Effizienz. Noch im letzten Jahr ergab sich infolge der vielen Privatimporte von z.T. neuen Formen (Linke!) ein anderes Bild: Die Varietäten mit sicherem Fundort hatten gegenüber den früheren Jahren einen wesentlich höheren Anteil gewonnen, der Gesamtbestand war dadurch wertvoller geworden. Dies ist wieder verloren! Der Gesamtbestand wird wieder zu einem größeren Anteil durch Handelsfische mit unklarem Fundort mitbestimmt.
- Fehlen der Intensivzüchter
Allgemeine wichtige Erkenntnis: Wir haben viele, ja fast ausschließlich Klein- und Kleinstbestände. Man züchtet offenbar fast nur noch extensiv. Paro-Intensivzuchten, bei denen auch auf Quantität geachtet wurde (wie früher u.a. bei M. Hallmann, G. Kopic oder B. Bussler) gibt es fast nicht mehr. Auch hier müssen wir gegensteuern. Natürlich müssen die meisten von uns nicht zu Intensivzüchtern werden. Aber einige brauchen wir doch, und dies muss gezielt für bestimmte, besonders wichtige und bedrohte Formen gelten. Hier liegt eine wichtige Aufgabe der nächsten Jahre.
- Hohe Fluktuation bei den Paten
Wir haben die Praxis eingeführt, dass die Patenliste nach jeder Umfrage neu aufgestellt wird und dass die Fakten entscheiden, wer Pate ist, nicht freiwillige Meldungen. Diejenigen werden als Paten bezeichnet, die entweder die Art als einzige besitzen oder die die besten Bestände (inklusive Nachzuchten) haben. Dies ergibt sich einfach aus den Zahlen. Aber: Dies hat natürlich den Nachteil, dass der eigene Entschluss nachrangig ist, zum Paten für eine bestimmte Form zu werden. Die Identifikation mit der Patenaufgabe, obwohl von den Fakten her unabweisbar, ist offenbar zu gering, um dies längerfristig durchzuhalten. Die Fluktuation der Paten, der Patenwechsel von Zensus zu Zensus, ist zu hoch. Ein wichtiger Grund hierfür ist aber auch: Zu wenige Paten sind für zu viele Arten zuständig. Wir müssen mehr werden.
Grundsätzlich aber müssen die Patenschaften wieder ernster genommen werden. Es kann nicht sein, dass sie bei jeder Umfrage wechseln. Sie müssen möglichst längerfristig verbindlich gelten. Andernfalls ist das Ganze nur eine Beschäftigungstherapie für unausgelastete Aquarianer und kein ernsthafter Beitrag zur Bestandssicherung. Gegenwärtig haben wir eine Mischung aus ernsthaft befolgten und weniger ernsthaft befolgten Patenschaften.
- Zusammenfassung: Der Bestand ist nicht schlecht, aber auch nicht gesichert
Bei oberflächlicher Betrachtung sehen die Ergebnisse ganz gut aus, wenn man mal die Illusion aufgibt, man könne mit den gegenwärtigen Mitteln "alle" einmal importierten Formen und Varietäten dauerhaft im Bestand erhalten. Aber bei genauerer Betrachtung zeigen sie doch unmissverständlich, dass nichts wirklich gesichert ist. Die Kurve des Bestands ist, verglichen mit der Anfangszeit des Projekts vor etwa fünf Jahren, steil nach oben gestiegen. Das ist gut so. Dass sie nicht so weiter steigt, ist nicht überraschend und auch kein Negativzeichen. Aber es gibt einzelne Anzeichen dafür, dass sie (demnächst) wieder fallen könnte. Noch bewegen wir uns auf relativ hohem Niveau, aber sicher ist es nicht.
Dies ist der Hauptgrund für die jetzigen Veränderungen im Management des Projekts. Wir hoffen, dass sie Erfolg haben. Wesentliche Maßnahmen sind eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und der Versuch, die Zahl der Mitarbeiter in den nächsten Jahren noch einmal wesentlich zu steigern, möglichst zu verdoppeln.
(Wer die ausführliche Bestands-Synopse haben möchte, möge sich bei mir melden)
27.11.2011/Peter Finke
Der Census vom Herbst 2011, den wir den ganzen Oktober durchgeführt haben, ist von Christian Hinz ausgewertet worden. Die Synopse der Bestände der Melder (61 Personen in Europa, Amerika und Asien) liegen vor. Sensationen gibt es nicht, eher Ernüchterung: P. allani scheint wieder verloren zu sein, auch deissneri und opallios stehen auf der Kippe. Die meisten Bestände sind klein.
Es ist aber gut, dass jetzt auch Züchter in Oregon, New York, Tokio und Kuala Lumpur dabei sind. Die Beteiligung war (wohl auch wegen des vereinfachten Verfahrens) höher denn je. Vollständig ist der Überblick natürlich nicht, aber das wird wohl nie der Fall sein.
Die Snyopse ist (in englischer Sprache) an alle im Parosphromenus-Project gelisteten Adressen vor etwa einer Woche verschickt worden und kann von Mitgliedern auf der Homepage des Projekts unter "Census" eingesehen werden. Auch alle "Altmitglieder" aus den früheren Jahren müssten sie erhalten haben. Allgemein wollen wir sie nicht veröffentlichen, um die verfügbaren Nachzuchten im Rahmen der Parofreunde zu halten und nicht einem vorhersehbaren Ende in Gesellschaftsaquarien zuzuführen.
Wer die Zusammenstellung nicht erhalten hat, möge mir eine private Mail schicken.
Der aktuelle census wird am 30.April 2012 beendet (man kann dann gleich noch die Neuzugänge, die man auf der IGL-Börse der Tagung in Frechen erstanden hat, einbeziehen). Bitte gebt Euren Bestand bekannt.
Das Verfahren wurde deutlich vereinfacht und Christian nimmt einfache Listen als Email entgegen.
census@parosphromenus-project.org
Auf der homepage des PPs ist es aber auch erklärt.
Die Auswertung werde ich hier veröffentlichen bzw. zum PP verlinken.
Martin Hallmann
Die aktiven Züchter der IGL sind weitestgehend alle auch beim PP dabei und wissen es schon. Aber auch die hier mitlesenden und mitschreibenden Nicht-IGLer mit Paros sollten mitmachen. Der Sinn ist die vereinsübergreifende Erhebung:
Bitte gebt Euren Parobestand beim aktuellen Herbst-Census des Parosphromenus Project an. Es geht am 1.10 los und Abschluss ist am 31.Oktober 2012. Einfacher gehts nicht. Wer bisher nicht Teilnehmer des pp ist kann sich gleich dabei zur Teilnahme eintragen. Die Ergebnisse und Entwicklungen werden auf der homepage vom pp veröffentlicht. Soweit notwendig und sinnvoll, werde ich es darüber hinaus hier kommentieren.
Martin Hallmann (als Paro-AG-Leiter)
Zitat aus pp:
Teilnehmen:
Grundsätzliches:
Jeder, der mindestens eine Prachtguramiart hält oder züchtet, sollte am Zensus teilnehmen, damit wir ein realistisches Bild des Bestandes bekommen. Der Zensus findet zweimal jährlich statt und läuft jeweils einen ganzen Monat lang: im Frühjahr im April und im Herbst im Oktober.
Die Teilnahme ist ganz einfach: Es gibt kein Formblatt mehr. Man schickt einen formlose Mail mit seinem Bestand an census@parosphromenus-project.org
Und so geht es:
1. Bei den Bezeichnungen der Arten bzw. Varietäten richten Sie sich bitte nach den auf dieser Website benutzten Namen (siehe unter „Arten“ und „Weitere Formen“)
2. Nennen Sie möglichst die Zahl Ihrer Zuchtpaare (ZP), Einzeltiere (Geschlecht!) und die ungefähre Zahl der evtll. vorhandenen schwimmenden Nachzuchtfische.
3. Wenn bei Ihren Ausgangstieren ein sicherer Fundort bekannt ist, nennen Sie diesen bitte. Wenn Sie nichts schreiben, gehen wir von Tieren aus dem Handel aus.4. Wenn Sie weitere Angaben machen wollen (Besonderheiten, Filialgeneration, etc.), sind wir für solche Angaben dankbar. Wer beispielsweise noch weiß, von wem er seine Fische erhalten hat, kann dies hinzufügen. Hieraus ergibt sich oft ein wichtiger Zusammenhang.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Auch kleine Bestände sind wichtig!