Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

Telefon: +49 152 28868116 | E-Mail: gf@igl-home.de

Das Prachtgurami-Aq...
 
Benachrichtigungen
Alles löschen

Das Prachtgurami-Aquarium: DIE EINRICHTUNG

34 Beiträge
9 Benutzer
0 Likes
22.9 K Ansichten
chrisne84
(@chrisne84)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 114
Themenstarter  

Guten Abend liebe Prachtguramifreunde,

aufgrund von Peters aktueller Mail möchte ich kurz darauf reagieren und einige Dinge aus meiner Sicht und meinen Erfahrungen in Bezug auf die Einrichtung von Parosphromenus-Aquarien schildern und zusammenfassen.
Wie die meisten "neuen" Paro-Halter/Züchter mittlerweile durch Peters Vortrag in Belzig, seinen Artikel in dem Makropoden, durch andere interessante Berichte in den älteren Makropoden, aber auch in der neueren Aquristikliteratur wissen müssten, gibt es bestimmte Vorraussetzungen für die Haltung von Parosphromenus zu erfüllen. Aus meiner Sicht sind diese aber garnicht so schwer zu erfüllen:

° ein Aquarium von min. 12- 54 L Inhalt mit Abdeckung,das bis auf die Frontscheibe abgedunkelt ist.
Ich tendiere eher zu 12 L bzw. 25L, alles andere ist mir für ein Paar
zu unübersichtlich. Solche Becken bekommt man im Baumarkt/Zoofachhandel ab 7,99€. Abdecken tue ich die Becken mit Hilfe von dünnem "Bastlerglas" aus dem Baumarkt. Dieses ist lichtdurchlässig und preiswert. Dieses wird mit Schanieren und der Hilfe von "Teppichklebeband" an dem Becken befestigt und kann so aufgeklappt werden. Zum Abdunkeln kommen bei mir schwarze Müllsäcke und schwarzes Klebeband zum Einsatz.

° eine schwache Beleuchtung von ca. 10 W für ein 12 L Becken
Ich benutze in meiner Anlage Leuchtstoffröhren in T4 und T5 Technik.
Diese gibt es in unterschiedlichen Längen und sie lassen sich
beliebig, direkt oder durch Steckkabel, miteinander verbinden. Zudem sind sie stromsparender als normale T8-Röhren und leuistungsstärker.
Eine ~1 m lange 21 W T5 Röhre hat ungefähr die Leistung einer 40 W T8 Röhre.

KLEINE ERGÄNZUNG: Eine gute Quelle für die oben genannten Lichtquellen ist ein großes Auktionshaus mit 4 Buchstaben. Dort werden diese Lampen wesentlich billiger als im Baumarkt angeboten und man hat auch eine größere Auswahl. Von meinen Erfahrungen her kann ich sagen, dass eine 21 W Röhre ca. 10 € billiger als im Baumarkt ist! Deshalb lohnt es sich dort zu schaun. Denkt bitte nicht bei T5 an die teuren neuen Abdeckungen für die Mode- Aquaristik. Diese sind ja erst relativ neu und daher auch noch recht teuer.

° keine bis geringe Filterung
In meinen Paro-Becken kommt kein Filter zum Einsatz. Durch gemäßigte Fütterung und regelmäßigen Wasserwechsel ist eine Filterung bei mir unnötig. Bei einem stark besetzten Becken ist es ratsam zu filtern.(kleine Innenfilter, HMF)

° mineralarmes, saures Wasser- Osmose/Destwasser
In meinen Becken verwende ich ausschließlig Osmosewasser, welches durch meine alte Osmoseanlage gewonnen wird.(LW~ 50-> Fein filter zu, Membran durchlässig) Das ganze wird direkt ins Becken gegeben. Manchmal kommen etwas Erlenzäpfchen und Seemandelbaumblätter hinzu. Der saure pH- Wert(4- 5,5 je nach Art) pegelt sich bei mir automatisch ein. Die Braunfärbung kommt allmälig durch Moorkien/Erlenzäpfchen/SMBB zustande.

°Verstecke: Moorkienholz/Höhlen/Laub

Damit die Paros Rückzugsmöglichkeiten und Bruthöhlen vorfinden, sollte das Parobecken immer mit Moorkienholz, Höhlen und Laub eingerichtet sein.
Im Großraum Berlin bekommt man über viele Händler(die meisten Baumärkte, viele Kleinhändler) in Plastiktüten eingeschweißtes, frisch/feucht abgepacktes Moorkienholz. Es handelt sich oft um Hölzer von Aqua-Global.(http://www.aqua-global.de/Zubehoer-Dateien/deko-Dateien/wurzelholz.htm) Dieses gibt es in 3 Größen.
Ich verwende Größe 1 für 12 und 25 L Becken, Größe 2 ist für 45L und 54L gut geeignet. Die Wurzeln gibt es von 3- 10€. Es ist oftmals auch oft ein feuchts Fabrikat aus Polen im Handel anzutreffen. Davon möchte ich dringend abraten, da es mit Salz bestreut ist, um der Schimmelpilzbildung vorzubeugen!
Als Bruthöhlen haben sich bei mir bisher immernoch die Fotodöschen bewährt. Ich steche ein kleines Loch in die Seite der Dose und stecke dort ein Saugnapf mit "Nippel"(Eheim) hinein. Dadurch kann die Dose an der Seitenscheibe auf jeder Höhe befästigt werden und treibt nicht an der Oberfläche umher. Ebenfalls gut geeignet sind halbierte Kokosnüsse. Beide Varianten sind relativ preiswert. Eine 3 Variante sind schwarze/dunkle PVC Rohre, wie z.b. von JBL Filtern. Diese sind aber nur für kleinere Arten wie P. parvulus und P. ornaticauda geeignet. Allerdings dienen diese meist nur als Versteck. Ein Gelege wurde dort noch nicht produziert.
Eine 4. Variante wäre es die wirklich teuren!(über 10€ für die kleinste Höhle) Tonhöhlen zu benutzen. Aus Protest dagegen habe ich einen Versuch mit Selbstbrennton für den Backofen gestartet. Leider ist die Hitze zu gering, der Ton wird nicht hart genung und löst dich im Wasser wieder.
Hierfür braucht man wirklich ein Hochbrennofen. Allerdings kann man in der Formgebung wirklich alles erstellen.
Als Laub würde ich aus eigener Erfahrung nur Buche und Rotbuche empfehlen. Alles andere löst sich zu schnell auf.

°Pflanzen: Javafarn, Javamoos und Schwimmender Hornfarn(Ceratopteris)
Die oben genannten Pflanzen sind für mich mitlerweile die Standardausstattung für jedes Weichwasserbecken, da andere Pflanzen oft nicht mit dem wenigen Licht und dem sauren, salzarmen Wasser zurecht kommen. Dieses Pflanzen vermehren sich in lichtdurchfluteten, CO²- gedüngten Becken oftmals sehr schnell und problemlos, wodurch viele Aquarianer oftmals Pflanzenmasse in den Müll wandern lassen, die im Laden wirklich teuer wäre. Da viele Aquarianer solche Becken besitzen sehe ich die günstigste und auch quantitativste Quelle für solche Pflanzen in der Pflanzentauschbörse von Olaf Deters(http://www.xn--pflanzentauschbrse-r3b.de/index.php). Dort bekommt man oft große Mengen von diesen Pflanzen, weil sie dort eher als "Abfall" gälten.
Natürlich ist dann eine Tauschware notwendig und man einigt sich anders mit dem Gegenüber. Ansonsten sehe ich das IGL-Forum selbst als Quelle. Gerade Ceratopteris müsste hier eigentlich oft angeboten werden können, da viele Labyrinthfischfreunde diese Pflanze besitzen werden und diese wirklich wie Unkraut wächst. Eine wirklich preisleistungsstarke kommerzielle Quelle kenne ich leider nicht.

°Gutes Lebendfutter
Diesen Punkt zähle ich mit zur Einrichtung, da er mindestens genauso wichtig wie das Wasser oder die "Deko" ist. Alle Prachtguramis benötigen REGELMÄSSIG/IMMER Lebendfutter entsprechend ihrer Größe. Mit Artemia-Nauplien ist man immer gut bedient. Da sollte man zu hochwertigen Eiern greifen, um eine hohe Schlupfrate zu erreichen. Dort sind mir leider keine kommerziellen Quellen bekannt, ich habe eine Private. Es sollte aber versucht werden so abwechslungsreich wie möglich zu füttern. Allerdings würde ich auch rote Mückenlarven und Tubifex verzichten. Am besten eignen sich weisse Mückenlarven, Moina, Daphnien und Cyclops. Ab und zu kann auch Grindal und Enchytraen gereicht werden. Aber gemäß!

Nun habe ich hier meine Erfahrungen und Tipps nieder geschrieben. Wenn jemand etwas ergänzen/widerlegen möchte, kann er das gerne tun.

Schöne Grüße aus Berlin

Chris

Aktueller Parobestand:

°juvenile Gruppe P. paludicola von Karen Koomans
°juvenile Gruppe P. filamentosus von K.K.
°juvenile Gruppe P. sumatranus von K.K.
°1 Pärchen P. quindecim von K. K.+ Gelege
°1 Pärchen P. ornaticauda Aquafish 05/06
°1 Pärchen P. linkei

Suche:

°Pärchen P. nagyi
°Pärchen P. parvulus

IGL 115


   
Zitat
fischmichi
(@fischmichi)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 382
 

Hallo Chris,

ich muss sagen, dass ist ein super Bericht von Dir. Selbst beschäftige ich mich zwar nicht mit Prachtguramis, meine Strecke liegt bei den Buschfischen. Aber vieles was Du hier geschrieben hast, kann man natürlich auch auf viele andere Gattungen anwenden. Ich denke da z. B. an einige Betta-Arten. Bei meinen Favoriten ist es die Gattung Microctenopoma, die bei einigen Arten auch sehr hohe Ansprüche stellt. Einige Erfahrungen möchte ich deshalb noch ergänzend hinzufüge.
Als Höhlen benutze ich oft alte zerbrochene Blumentöpfe aus Ton. Bekommt man meistens umsonst in Gärtnereien. Die gibt es in allen Größen, auch sehr kleine.
Was das Futter angeht, meine Buschfische, auch die großen Ctenopoma-Arten, nehmen sehr gern Insekten. Aus diesem Grund habe ich meistens Drosophila-Zuchten nebenbei zu laufen. Wenn ich die verfüttere, dann brodelt es richtig im Aquarium. Könnte mir vorstellen, dass das auch was für die Paros wäre (jedenfalls die kleine Essigfliege).

Weiterhin viel Freude und Erfolg mit den Paros wünscht

Michael

fischmichi
Michael Müller

"Die Frage heißt nicht: Können Tiere denken oder reden? Sondern: Können sie leiden?" (Jeremy Bentham)


   
AntwortZitat
(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
 

Ja, ich stimme Michael Müller voll zu: das ist eine sehr gute Kurzfassung der wichtigsten Zutaten zu einem Paro-Rezept! Chris, hervorragend! Außerordentlich hilfreich sind auch die links, die Du eingebaut hast. Nein, Widerspruch fällt mir dazu nicht ein. Nur Lob.

Die Empfehlung mit den Drosophila, lieber MM, war natürlich gut gemeint und würde auch für Trichopsis oder manche (nicht alle) Bettas sehr passen, aber kaum für Prachtguramis. Diese sind wirklich keine Oberflächenfische, auch wenn sie Labyrinther sind und manchmal in Filmdöschen laichen, die an der Oberfläche schwimmen (z.B. gestern bei mir die (echten) deissneri). Ich bezweifle, dass sie in ihrer Heimat viel Anflugnahrung zu sich nehmen; sie murkeln wohl eher in der Tiefe herum. Prachtguramis holen ja auch nur sehr selten Luft von der Oberfläche; wenn sie ein Nest haben, macht das pflegende Männchen dies manchmal, aber auch nicht immer. Die abwechslungsreiche Diät, die Chris beschreibt, ist vielleicht das Beste, was wir ihnen bieten können. Wichtig ist, dass mann die wechselnden Angeboten der verschiedenen Jahreszeiten nutzt, also z.B. Cyclops im Winter und Culexlarven im Sommer.

Und parvulus, lieber Chris, möchten natürlich gern mehrere von uns haben, aber da müssen wir wohl warten, bis Olivier Perrin wieder einmal selbst loszieht um sie zu fangen und mitzubringen. Er hat dies vor, aber wann es geschieht, das weiß er womöglich selber noch nicht. Gegenwärtig ist parvulus in Europa ausgestorben. Die Chance, dass parvulus einmal bei einem Import mitgeschickt wird, ist m.E. gleich Null. Aber nagyi, die Du auch suchst, bekommst Du spätestens bei der Frühjahrstagung der IGL. Vielleicht auch schon eher. Es kann sein, dass ich vorher nochmal nach Berlin komme; ich melde mich dann rechtzeitig.

Peter Finke, Bielefeld


   
AntwortZitat
fischmichi
(@fischmichi)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 382
 

Hallo,

etwas muss ich noch zur Problematik Futter sagen, auch mit dem Gedanken, dass es vielleicht wirklich nicht für Paros zutrifft. Immer, wenn ich die Möglichkeit habe, fütterte ich zusätzlich mit Insekten. Viele Methoden zum Fang und zur Zucht von Insekten und Spinnentieren kann man sich bei den Terrianern abgucken (auch in der gängigen Literatur für Terrianer gibt es diesbezüglich sehr viel Informationen). Ich war immer wieder sehr erstaunt, wie Fische, denen ich es auf Grund Ihres Biotops und Habitus nie zugetraut habe, wie verrückt aus irgendwelchen Verstecken vorgeschossen kamen, um eine Fliege oder Grille zu erhaschen. Auch Fische, die bei Weitem nicht oberflächenorientiert sind, waren außer Rand und Band. Bei den Microctenopoma ansorgii, die auch sehr bodenorientiert leben und unter Umständen sehr scheu sein können, habe ich die "Krabbeltiere" (auch die Drosophila) kräftig mit Wasser geschüttelt. Sie gingen dann gleich unter und wurden begierig angenommen. Mich würde mal interessieren, ob man bei Paros derartiges schon versucht hat.

Beste Grüße

Michael

fischmichi
Michael Müller

"Die Frage heißt nicht: Können Tiere denken oder reden? Sondern: Können sie leiden?" (Jeremy Bentham)


   
AntwortZitat
chrisne84
(@chrisne84)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 114
Themenstarter  

Hallo Michael,

also ich habe das ganze schonmal mit Drosophila und Springschwänzen bei den Paros probiert. Das ganze konnte ich testen, da ich beides ab und an für Bettas verfüttere. Allerdings wurden die beiden Insektenarten einfach ignoriert. Meine Paros tun sich auch schon mit Mückenlarven, die an der Wasseroberfläche schwimmen schwer. Die bleiben meistens zurück, da sie einfach ignoriert werden. Es muss meines Erachtens also freischwimmendes Lebendfutter sein. Vom Boden wird auch genommen, aber auch nicht so gern. Aber bei Grindal und Enchys können sie auch net widerstehen.

Gruss Chris

IGL 115


   
AntwortZitat
 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Generell mögen Paros die Wasseroberfläche instinktiv nicht. Kein Wunder, denn sie strengen sich ziemlich an, diese potentielle Gefahrenquelle zu meiden. Benutzen sie doch ihr Labyrinth nicht (mehr) zur Oberflächenatmung.

Dennoch kann, wer ehrgeizig ist, die Paros als Jungfische darauf dressieren indem er sie mit kleinen Kampffischen oder Boraras aufzieht. Sie gehen nach einer gewissen Hungerphase auch an Oberflächennährung, wenn es ihnen jemand vormacht. Man kann sowas mit vielen scheuen Fischen machen. Z. T. eine beginnende Domestikation. Wer es nicht kapiert, verhungert einfach. So ist es bei Paros.

Andererseits ist es häufig so, dass z. B. in der Natur gesammelte Betta sofort und ohne Zicken Trockenfutter (bei Paros klappt es wahrscheinlich so gut wie nicht) annehmen, wenn sie Hunger haben. Nur im Aquarien aufgezogene Jungfische haben es häufig niemals nötig gehabt, was anderes als Zappelfutter zu fessen. Sie sind verwöhnt und entsprechend geprägt. Man müsste nur die Nerven haben in der Prägephase einen Großteil der Brut (durch Verhungern) zu verlieren. So wird es in der Natur sein.

Ich hab es mal ausprobiert und meine Schlüsse daraus gezogen was die geeignete Vergesellschaftung betrifft und es dann gelassen. Ich finde, man kann die Paros und deren Wesen so lassen wie es ist (Nur etwas weniger scheu konnten sie manchmal sein), sonst wären sie ja gar nichts Besonderes mehr. Wäre doch doof, wenn sie wie Betta an der Oberfläche auf Futter warteten.

Martin Hallmann


   
AntwortZitat
(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
 

(...) habe ich die "Krabbeltiere" (auch die Drosophila) kräftig mit Wasser geschüttelt. Sie gingen dann gleich unter und wurden begierig angenommen. Mich würde mal interessieren, ob man bei Paros derartiges schon versucht hat.

Lieber Michael Müller, das weiß ich auch nicht (Martin? Karen?) Ich habe es nicht probiert, aber man sollte es mal tun. Ich fürchte nur, das geht praktisch wohl nur im Paro-Schwarm (aufwachsende Jungfische). Sonst, bei unseren einzeln herum-murkelnden und -stehenden Höhlenliebhabern wäre das eine Beschäftigungstherapie für nicht ausgelastete Aquarianer ...

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man damit natürliche Nahrungsverhältnisse bei Paros simulieren würde. Was uns sicher fehlt, sind tropische Mückenlarven und Garnelennachwuchs. Aber ich habe grundsätzlich nicht den Eindruck, dass das Futterproblem unser gravierendstes Paroproblem ist. Mit Culexlarven, Artemia, Cyclops und Moina halten wir sie sehr gut fit. Man bekommt sie mit solcher herkömmlicher abwechslungsreicher Lebendfütterung laichreif (sogar dann, wenn diese etwas einseitiger ist), und bei Günter Kopic sind einzelne schon acht Jahre alt geworden. Erst vor einem Jahr haben fünf Jahre alte P. deissneri bei ihm nochmal gelaicht und es sind auch Jungfische daraus entstanden!

Peter Finke, Bielefeld


   
AntwortZitat
(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
 

Abdecken tue ich die Becken mit Hilfe von dünnem "Bastlerglas" aus dem Baumarkt. Dieses ist lichtdurchlässig und preiswert

Ich wollte dieses Detail aus der sehr lesenswerten obigen Mail von Chris, in der er seine praktischen Erfahrungen mit der Parohaltung und -zucht sehr schön zusammenfasst, noch einmal herausheben. Er hat das gleiche Material gefunden wie ich. Ich habe die Becken zunächst mit 3-4mm starkem Plexiglas (Acrylglas) abgedeckt, aber es hat den Nachteil, dass es sich infolge der Lampenwärme von oben und der feuchten Luft von unten ständig an den Rändern aufbiegt und schon nach wenigen Stunden nicht mehr flach ist. ich drehe es dann um, wenn ich mal wieder ans Becken muss. Dann geht die ganze Geschichte umgekehrt weiter.

Das von Chris genannte "Bastlerglas" aus dem Baumarkt (ein besonderer Kunststoff, den es in verschiedenen Dicken und Formaten, auch Farben gibt, aber eben auch klar durchsichtig) tut dies nicht. Ich habe für meine 12-Liter-Becken davon Deckscheiben geschnitten, aus nur 2mm starkem "Bastlerglas", und sie sind flach wie am ersten Tag. Auch nach über einem Jahr Benutzung ist die Lichtdurchlässigkeit nicht sichtbar verringert. Dies könnte vielleicht nach längerer Zeit ein Problem werden; bisher sieht es nicht so aus.

Peter Finke, Bielefeld


   
AntwortZitat
(@karsten)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 35
 

Das von Chris genannte "Bastlerglas" aus dem Baumarkt (ein besonderer Kunststoff, den es in verschiedenen Dicken und Formaten, auch Farben gibt, aber eben auch klar durchsichtig) tut dies nicht. Ich habe für meine 12-Liter-Becken davon Deckscheiben geschnitten, aus nur 2mm starkem "Bastlerglas", und sie sind flach wie am ersten Tag. Auch nach über einem Jahr Benutzung ist die Lichtdurchlässigkeit nicht sichtbar verringert. Dies könnte vielleicht nach längerer Zeit ein Problem werden; bisher sieht es nicht so aus.

Hallo Paro-Freunde,
zu dem Thema "Bastlerglas" hab ich eine kleine Ergänzung.
In einem Baumarkt traf ich einen Fachmann für dieses Material.
Kurz:Dieses "Bastlerglas"ist nicht für den Außenbereich geeignet weil durch UV-Strahlung eine Braunfärbung eintritt...
Das kann ich bestätigen.Trotzdem wird es nicht "milchig".
Also sollte es für aquaristische Zwecke vollkommen ausreichen. :)

Wer das nicht mag kann als Alternative 3 mm Glas nutzen.Eine passende Größe gibt es bei rahmenlosen Bilderrahmen 30*20 cm für 12 Liter Standartbecken.Sind auch günstig und gibt es in zB.Drogeriemärkten.

Gruß

Karsten


   
AntwortZitat
 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Die Berichte von Peter und Chris kann man noch um den theoretischen Unterbau erweitern. Häufig werden durch Versuche Erfahrungen gemacht und durch Weitergeben der Infos entstehen Regeln. Die Gründe bzw. Wirkmechanismen die dahinterstecken bzw. erarbeitet wurden, sind jedoch nicht immer ganz klar ersichtlich. Deshalb hier ein paar Anmerkungen zu dem eigentlich schon ausführlich erläuterten Rahmenbedingungen bei der Parohaltung.

Paros sind kleine und scheue Fische, die grundsätzlich nur bei passenden Wasserwerten, entsprechender Fütterung und entsprechender (oder keiner) Vergesellschaftung dem Aquarianer längerfristig Freude machen. Sie sind sozusagen kaum anpassungsfähig und so gut wie nicht bei suboptimalen Bedingungen zu erhalten. Die Rahmenbedingungen wurden von Peter Finke in seinem Artikel im Makropoden klar gegliedert aufgeführt und erläutert. In dieser Strukturierung und der Eindeutigkeit liegt in meinen Augen der große Wert des Artikels. Man überliest sonst häufig wichtige Details, wenn ein Bericht wie üblich weniger strukturiert aufgebaut ist. Chris hat hierzu eine entsprechende Ergänzung und Bestätigung erarbeitet.

Nun ist es einem "Neuling" hier im Paroforum möglich, klar abzuchecken, ob Paros die richtigen Pfleglinge für ihn sind. Sie sind eben nicht so ganz einfach. Der Paropfleger braucht jedoch neben feinem Lebendfutter und Zugang zu weichem Wasser einen "passenden" Charakter. Ich will es mal so formulieren: Hektiker werden das nur kurz machen und ihre Paros eben auch. Nur wer eine gewisse Ruhe hat bzw. diese auch sucht, wird Freude daran haben, eine viertel Stunde bewegungslos zu warten bis man was sieht. Man muss nämlich auch viel aushalten können, wenn man kleine, verstecktlebende Fische pflegt. Aber irgendwas sehr Spannendes ist wohl dabei. Damit die Wartezeit aber nicht zu lange wird, sollte man sich verschiedene Alternativen zur Haltung der Paros vergegenwärtigen.

1. Haltung in leeren Becken ist praktikabel, wirkt aber doch unnatürlich und steril. Die Fische werden oft nicht gut ausgefärbt sein und müssen sich erst an die sterile Umgebung gewöhnen. Eine solche Umgebung würden Paros wohl instinktiv meiden, wenn sie denn könnten. Tatsächlich gewöhnen sie sich bald daran und werden irgendwann weniger scheu.

2. Haltung in vollgestopften, bepflanzten Aquarien. Entweder sind die Fische weg oder man sieht sie jedenfalls nur noch sporadisch. Eine Kontrolle ist nicht möglich. Waren sie krank, gehen sie verloren, ohne dass man es bemerken könnte. Erfolg bei einer solche Haltung ist Glücksache.

Wo ist nun der vernünftige und praktikable Kompromiss?

Bevor meine komplexe Antwort darauf kommt, noch folgendes: Weitere Erfahrungen zeigten, dass in der größeren Gruppe oder mit geeigneten Fischen vergesellschaftet gehaltene Paros (auch in relativ nackten Becken) weniger scheu waren und sehr gut genährt waren. Setzt man solche Tiere in den Zuchtansatz sind sie oft recht wenig scheu und laichen sofort. Benachbarte Aquarien mit Sichtkontakt zu anderen Paros oder Schwarmfischen funktionieren zum weiteren Angstabbau super. Sonst werden sie häufig mit der Zeit wieder scheuer. Auch das Abdecken der Frontscheibe mit schwarzer Pappe (man kann ja ein paar Schießscharten reinschneiden) für die Anfangszeit hilft.

Alle Fische, auch die Paros werden bei mir 3 Wochen lang in Quarantäne gehalten. Es erfolgt eine Oodiniumprophylaxe mit Hexa Ex (alles andere funktioniert nicht dauerhaft) und Salz. Dies geschieht in fast leeren Becken mit Vergesellschaftung (Betta oder Boraras) und gutem Lebendfutter. Danach sind die oft abgemagerten Wildfänge meist gut genährt und "dankbar" wenn sie in ein strukturiertes Zucht- oder Haltungsaquarium kommen. Soviel zur "Vorbehandlung" der Fische.

Nach dem großen Bogen möchte ich zur Sache zurückkehren: zur angemessenen Einrichtung der Wohnung für Paros. Man kann durch eine klevere Gestaltung die große Zurückhaltung bzw. Scheu der Paros bis zu einem gewissen Grad überlisten.
Das Aquarium sollte sozusagen eine "Antwort" auf die Bedürfnisse und Eigenschaften der Paros geben. Die faktischen Forderungen (Wasserwerte, Vergesellschaftung, Filterung, Belichtung etc.) wurden ausführlich beschrieben. Bedingt durch den "vornehmen" Charakter der Paros suche ich schon länger nach der optimalen Einrichtung des Beckens. Im Gegensatz zu den schon beschriebenen fixen Rahmenbedingen (Wasser und Lebendfutter), kann man bei der Einrichtung einiges schlechter oder eben besser machen. Hierzu nochmal kurz zur Aufgabenstellung zurück: Gesucht wird eine Aquarieneinrichtung die den scheuen Tieren ein Schutzgefühl vermitteln und uns gleichzeitig die Insassen kontrollieren lässt. Daneben muss das Inventar des Aquariums den Pflegeaufwand erleichtern und in vielerlei Hinsicht praktikabel sein.

Ein paar Punkte als Anregung:

1. Bodengrund. Horst Linke empfielt in seinem Buch einen feinen Bodengrund aus einer dünnen Sandschicht. Er regt an, diese zur Reinigung beim Wasserwechsel (ab und zu, reicht) abzusaugen. Das ist sehr vernünftig, vor allem bei Leuten, die zum Überfüttern neigen. Ob der Sand dunkel oder hell ist, ist nicht relevant, da ja weitere Bodenauflagen eingesetzt werden. Heller Sand bildet einen guten Kontrast und sieht gut aus. Dunkler macht den Eindruck des Aquariums noch höhlenartiger. Beides ist schön. Eine Schicht von 3-5mm reicht völlig. Kalk darf er natürlich nicht enthalten (Kontrolle durch Salzsäureprobe oder langfristiger Versuch mit Härtemessung).
Eine aufgelegte Schieferplatte sieht ebenfalls gut aus. An besten man klebt die Ränder sauber (sonst sieht es an der Frontscheibe beschissen aus)
mit Silikon ein. (Danach gut wässern bevor man Fische einsetzt). Sonst läuft man Gefahr, dass Fische darunter verschwinden oder sich einklemmen.

2. Lose Bodenauflagen aus Blätter und Torfbrocken bzw. fasern sind prima als Unterschlupf oder Jungfischverstecke.

3. Höhlen kann man mit den klassischen schwarzen Filmdosen (mit Gummisauger an der Seiten- oder Rückscheibe fixiert oder mit etwas Sand gefüllt) oder Kunststoffröhren, Elektroleerrohren etc. herstellen. Sie sollten aber Weichmacherfrei sein. Riecht ein Kunststoff, kann er störende Stoffe an das Wasser abgeben. Natürlicher sehen (sehr lange gewässerte) Bambusrohre aus. Ich bringe mir solche als verzweigte Stücke aus dem Urlaub mit. Sind sie erstmal ausgefault, kann man sie jahrelang verwenden. Kokosnussschalen, Tonröhren und - höhlen sind absolut geeignet. Auch sehen susammengerollte Seemandelbaumblätter oder eingerollte Platanenrinde gut aus.
Auch das eher medizinisch gedachte Seemandelbaumblatt kann als Laichröhre, als Oberflächenabdeckung bzw. Sichtschutz und potentielle Revierabgrenzung in die Gestaltung einbezogen werden.

4. Raumstrukturierung schafft man durch frei im Wasserraum angordnete Ästchen und Wurzeln. Gut geeignet sind möglichst verzweigte schlanke Wurzeln aus Moorkienholz. Man muss danach in den Geschäften suchen oder mit der Bohrmaschine etwas zusammenbasteln.

5. Die Bepflanzung mit im Bodengrund wurzelnden Pflanzen ist schwierig. Bei den Wasser- und Lichtverhälnissen klappt das nur noch mit Javamoos, Javafarn oder Zwerganubias. Gut wachsen sie aber nicht.
Die Wasseroberfläche sollte mit Salvinia und Hornfarn bepflanzt werden. Das gibt neben der schon erwähnten Filterwirkung den Paros ein Schutzgefühl und sieht gut aus.

Man muss übrigens nicht alles, was erwähnt wurde, reinstopfen. Meine Aquarien sind sozusagen die Kreuzung aus dem sterilen, bodenlosen Aquarium (das furchtbar aussieht aber bei allen Arbeiten daran extrem praktisch ist) und dem dekorativ eingerichteten überhängenden Uferhabitat (wie man es sich wünscht oder vorstellt). Es kommt nur soviel Sand hinein, dass die Bodenscheibe oder die Schieferplatte eben bedeckt ist. Eine asymmetrische, verzweigte, zierliche Wurzel, eingeklemmt zwischen den Seitenscheiben, ca. 10-15cm über dem Bodengrund stukturiert den Schwimmraum. Diese kann man auch mit Hilfskonstruktion aus Ästchen und Bambus "aufständern". Ein paar Torfbrocken und drei, vier Blätter (diese sollen gar nicht auf dem Boden aufliegen und dürfen auch erst mal schwimmen). Eine Höhle aus Ton am Boden und eine in den Schwimmraum aus Bambus reicht. Eine paar Schwimmpflanzen rein. Fertig! Jetzt wirkt das Aquarium schon ziemlich voll und in "Räume" zergliedert. Wichtig ist es, dass die Paros es so empfinden. Und das tun sie. Tatsächlich sind es jedoch nur ein paar Stücke, die man bei Bedarf schnell und leicht entfernen kann. Neben dem Zugeständnis an den Pfleger (der noch was anderes vorhat), lässt es eine gewisse Kontrolle der Fische zu. (Sind sie noch da, leben sie noch, haben sie schon abgelaicht... ? Das ist wichtig bei Paros, die man ggf. sonst in 4 Wochen oder nie mehr wiedersehen wird)

Ich habe also bei der Beckeneinrichtung die Erfahrung gemacht, dass weniger dabei oft mehr ist. Alles was man rein tut, muss auch wieder raus. In zweierlei Sinne. Erstens beim Rausfangen oder Entleeren des Aquarium und zweitens im chemischen Sinn. Da wir viel organische Substanz verwenden die gewollt Huminstoffe zuführt, muss man wissen, dass diese Stücke nach einer gewissen Zeit das Wasser belasten. Blätter zerfallen oder werden glitschig und auch Wurzeln und Bambus gammeln nach längerer Zeit (meist einige Jahre). Die Fische zeigen es dann manchmal mit dunklen Hautflecken an. Man muss sich auch von der schönsten Wurzel irgenwann trennen. Verwendet man z. B. zuviel Torf, wird das Wasser zu dunkel und man sieht keine Farben mehr. Nimmt man soviel, dass der ganze Boden bedeckt ist, muss man 2 Tage Urlaub nehmen um das Aquarium leer zu machen bzw. die Paros (lebend!) rauszufangen. Jungfische sind dann extrem schwer rauszufangen. Daher verwende ich einige grobe Torfbrocken oder /und Torffaserbüschel (möglichst groben besorgen) und Buchen- bzw. Eichenblätter die ich mit den Fingern schnell aus dem Becken klauben kann.

Wichtig ist mir folgende Ergänzung zu den Berichten von Peter und Chris. Man sollte die Einrichtung also so gestalten, dass man den Fischen einen extrem stukturierten Lebensraum bietet. Im Sinne von Verkrautung. So viel Verkrautung, dass die Paros es so empfinden. So wenig, dass wir sie noch sehen, das Aquarium nicht vollgestopft aussieht und man mit wenigen Handgriffen das Becken leerräumen kann.

Viel Spass beim Ausprobieren.

Martin Hallmann


   
AntwortZitat
Anke
 Anke
(@anke)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 538
 

Hallo,

vielen dank für diese praktischen Tipps.
Da bekommt man richtig Lust, noch ein Paros-Becken einzurichten,
da trifft es sich ja richtig gut, dass ich bei Uta noch paludicola reserviert habe 8)

gruss anke

Nicht braun oder beige..das heisst champagnerfarben


   
AntwortZitat
 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Zum Thema Filterung im Parobecken wurde schon viel geschrieben. Die meisten halten sie wohl für nicht erforderlich. Dennoch bin ich der Auffassung, dass man das nicht generalisieren sollte bzw. den Filter als jedenfalls unnötig bezeichnen sollte.
Der Filter ist ein doppelter Boden, der Verzicht setzt geringen Besatz, richtiges Futter und Futtertechnik, gelegentlichen Wasserwechsel und möglichst guten Pflanzenwuchs voraus. Peter Finke hat in seinem Artikel (Mein Paro-Rezept im MAK) die Zusammenhänge beschrieben.

Ich betreibe einige Paro-Aquarien ohne und die meisten mit Filterung. Zur Verwendung von Blubberfiltern ist nicht mehr viel zu sagen, die Vorteile (Jungfische werden nicht eingesaugt, geringer Filterstrom, Bewegung im Bereich der Wasseroberfläche, einfaches Ausbauen und Säubern....) sind bekannt. Gleichfalls bzw. noch besser geeignet ist der HMF (wer interessiert ist, Olaf Deters auf seiner Seite hat ihn ausführlich beschrieben) mit feiner Struktur in 5 cm Stärke. Er braucht so gut wie keine Wartung und vereint gute biologische Filterung mit den Vorteilen des Blubberfilter. Im Filterfach lassen sich auch das Seemandelbaumblatt, Torfteebeutel etc. unsichtbar unterbringen. Man "verliert" die Stirnfläche des Aquariums x einer Tiefe von ca. 7cm. Wem das zu viel ist, der kann mittels, in der Ecke angeordneter, kreisbogenförmiger Ausbildung o. ä. etwas Platz sparen. Die Filter sehen nach einer gewissen Zeit nicht mehr schlecht aus (man lässt sich Anfangs von der stechend blauen Farbe abhalten).

Der Vorteil von Schaumstoff-Blubberfilter liegt in meinen Augen, nicht nur in einer mechanischen oder biologischen Filterung (wenn man sie auswäscht oder absaugt sieht man aber doch welchen Dreck sie binden), sondern in der Umwälzung des Wassers. Diese verhindert Temperaturgefälle und Schichtenbildung, was bei kalten Räumen ein Problem werden kann. Die von oben beleuchteten/ beheizten Aquarien weisen dann ein stärkes Temperaturgefälle in der Vertikalen auf.
Das gleiche Problem tritt bei der (ergänzenden- alleine funktioniert sie nicht) Oodiniumbekämpfung mit Seesalz auf. Das schwere Salzwasser setzt sich am Boden ab, was durch die andere Lichtbrechung der Übergangszone gut erkennbar ist.

Ich denke eine einfache Filterung mit einfachen Luft/ Schaumstofffiltern ist der "sicherer" Weg.

Martin Hallmann


   
AntwortZitat
(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
 

Ich unterstütze Martins Empfehlung kleiner luftbetriebener Filter oder - vor allem - eines Hamburger Mattenfilters ganz uneingeschränkt. Man pflegt seine Prachtguramis damit sicherer als ohne Filter.
Ich wollte in meinem "Paro-Rezept" (das im Übrigen dies auch so sagt: dass es mit Filter sicherer ist) nur darauf hinweisen, dass man bei Paros (und auch bei manchen anderen Fischen (sicher nicht bei solchen mit sehr viel größerer Körpermasse) unter bestimmten Bedingungen auf Filter durchaus verzichten kann. Diese Bedingungen habe ich genannt, und wenn man sie einhält, wird es natürlich mit dem Verzicht auf einen Filter noch einfacher. Das Problem ist vor allem die kontrollierte Fütterung in Verbindung mit einem Pflanzenwuchs, der stickstoffzehrend ist, ohne durch zu viel Unterwasserblattmasse die Wasserchemie allzu sehr durcheinander zu bringen. Daher meine Empfehlung von Ceratopteris.
Beim Filter kommt noch hinzu, dass er vielen Aquarianern ein falsches Sicherheitsgefühl vermittelt. Man muss sich klarmachen, dass er (solange er nicht ausgewaschen wird) nichts aus dem Becken entfernt; er lagert Dreck nur kompakt ab und baut ihn etwas um. Auch ein Außenfilter ändert dabei nur den Ort, wo der Dreck abgelagert wird. Ältere Aquarianer kennen vielleicht noch die beiden sehr guten Bücher von Guido Hückstedt ("Aquarienchemie" und "Aquarientechnik"), in denen er mit aller wünschenswerten Klarheit alle Träumereien über Filterleistungen in der Luft zerrissen hat. Die Sache bleibt, auch beim Außenfilter, immer ein geschlossener Kreislauf, und Guido Hücksteds Lehrsatz Nummer eins als Wahrheit bestehen, die sich jeder Aquarianer hinter die Ohren schreiben sollte: "Dreck bleibt Dreck, auch wenn man ihn nicht sieht." Das Schöne bei den Paros ist einfach, dass sie - nicht überfüttert - relativ wenig Dreck machen.
Deshalb finde ich, dass der ganzen Filterei in der Aquaristik ein zu großes Gewicht beigemessen wird; auch den immer komfortabler und größer werdenden Außenfiltern. Der wesentliche Punkt - und Martin weist darauf hin - ist die regelmäßige Filterreinigung. Erst dabei wird Dreck wirklich entfernt. Der HMF ist wegen der großen Bakterienbesiedlungsfläche sicherlich ein guter Kompromiss für längere Standzeiten. Mit ihm allerdings scheiden dann die kleinen 12-Liter-Becken, die ich für Paros hauptsächlich benutze, wirklich aus, denn mit ihm bliebe dort zu wenig Raum für die Fische. Auch hier habe ich im "Paro-Rezept" darauf hingewiesen, dass man schon mit der nächsten Größe sicherer dasteht. Allerdings muss man sich auch hier klarmachen, dass der HMF, eben wegen seiner längeren Standzeiten, auch wieder ein falsches, nämlich übertriebenes Sicherheitsgefühl vermitteln kann. Und auch etwas anderes muss man sich klarmachen: Nicht nur eine Filtermatte ist der einzige Siedlungsraum für stickstoffumbauende Bakterien im Aquarium. Die siedeln überall auf festen Unterlagen. Das ganze Aquarium ist selber ein biologischer Filter. Aber natürlich geben wir ihnen besonders komfortable Arbeitsbedingungen, wenn wir ihre Tätigkeit durch eine leichte Strömung unterstützen. Die gibt es ja auch in den Heimatgewässern der Prachtguramis.
Es beibt daher richtig, sich hinreichende wasserchemische und -biologische Kenntnisse in Bezug auf die Verhältnisse im Aquarium anzueignen, was heute im Zeitalter immer aufwendigerer Aquarientechnik verloren zu gehen droht. Deshalb habe ich seinerzeit Kippers "Perfektes Aquarium" bekämpft, und es hat nicht viel genützt, dass er es danach in "Optimales Aquarium" umbenannt hat. Mit diesem Buch begann das Zeitalter der "Systemaquarien", die wir heute haben: Dupla, Dennerle, Amano und andere haben damit die Chance entdeckt, vielen Leuten, die wenig von Aquarienökologie verstehen (wollen), Aquarien und laufend Betriebsmaterial für dieselben anzudrehen, weil nur das schöne bunte, lebende Bild gewünscht wird, frei nach dem Motto: Dann, wenn Du all dieses Zeugs, was wir Dir hier anbieten, kaufst und auch die Pflegemittel, die dazu gehören, regelmäßig benutzt, wirst Du sicher Erfolg haben. Kipper gab damals tatsächlich eine Erfolgsgarantie. Das ist Aquaristik für Sparkassenhallen und Arztpraxen, nicht für Leute, die ein biologisches Verständnis entwickeln wollen. Auch hierzu schrieb Guido Hückstedt einen unvergessenen Satz: "Die Aquarientechnik ist heute völlig in der Hand der Industrie. Ich kann daran gar nichts ändern".
Das Schöne an den Prachtguramis ist deshalb auch, dass sie so klein sind, so genügsam und ruhig, dass sie uns ermöglichen, ein kleines Becken tatsächlich wieder als eine ökologische Einheit ohne großen Aufwand zu betreiben. Man stelle sich nur vor, sie fräßen Trockenfutter! Dann wäre auch bei ihnen der Herr Eheim der wichtigste Pate der Prachtguramihalter. Zum Glück tun sie dies nicht. Aber man darf natürlich nicht so viele Artemien ins Becken geben, dass zwei Drittel davon umkippen, bevor sie gefressen werden. Übrigens würde Guido Hückstedt sagen: Das macht auch keinen großen Unterschied, die Beckenbelastung bleibt die gleiche, ob zuvor gefressen oder nicht. Und auch das ist (fast) richtig. Deshalb ist ja auch Martins Empfehlung der Moina so wichtig: Die halten, wenn wir sie denn etwas zu reichlich geben, noch länger ungefressen im Becken aus als Artemien. Anders gesagt: Sie helfen uns, die kontrollierte Fütterung zu lernen.
Aber wie gesagt: Ich habe nichts gegen einen kleinen Filter, erst recht nicht gegen einen HMF. Im Gegenteil: Einem Anfänger würde ich immer dazu raten. Unter einer Bedingung: Dass er sich klarmacht: "Dreck bleibt Dreck, auch wenn man ihn nicht sieht."

Peter Finke, Bielefeld


   
AntwortZitat
(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 442
 

Danke, für diese ausführlichen Beiträge! Ich konnte für mich herauslesen, daß unterschiedliche (unveränderliche) Rahmenbedingungen dazu führen es so oder so zu machen und es funktioniert auch so oder so:

.) Das unbepflanzte, aber mechanisch gefilterte Aquarium: Aufgrund der für die submersen Pflanzen ungenügenden Lichtverhältnisse und/oder der pflanzenfeindlichen Wasserwerte wird als stabilisierender Faktor ein Filter eingesetzt.
.) Das mechanisch ungefilterte, aber bepflanzte Aquarium: Hierbei müssen Licht- und Wasserverhältnisse auch den Pflanzen genügen.
.) Das bepflanzte und mechanisch gefilterte Aquarium: Der Filter ist wohl in diesem Fall ein redundantes System.

Nach meinen eigenen Erfahrungen haben unbepflanzte, rein mechanisch gefilterte Aquarien, immer die größeren Schwierigkeiten gemacht. Diese waren langfristig nicht stabil und den abbauenden Bakterien entsprechend sehr träge. Aquarien mit schnellwüchsigen Pflanzen sind erheblich reaktiver und können die bakterielle Trägheit sehr effektiv kompensieren.
Unter Wasserbedingungen die keinen submersen oder Schwimmpflanzenwuchs zulassen gibt es die Möglichkeit auf "normale" Zimmerpflanzenstecklinge zurückzugreifen. Einige Pflanzen eignen sich hervorragend; diese mit der angetrockneten Schnittstelle ins Wasser gesteckt bilden reiche Wurzelbestände aus und ersetzen (fast) konkurrenzlos alle Wasserpflanzen.
Zur sehr langsamen Umwälzung der Wasserschichten genügen bei kleinen Becken meist schon am Boden liegende 10-W-Heizstäbe, so mache ich es. Diese haben keinen Thermostat, sind daher ununterbrochen in Betrieb, dabei besitzen sie eine so geringe Leistung, daß die Aquarien nicht so leicht überheizt werden können. Ausnahmen - vor allem in heißen Sommern - bestätigen die Regel, deshalb ist eine Kontrolle bei höheren Raumtemperaturen notwendig, u.U. muß man diese Heizstäbe außer Betrieb nehmen.

Sub- und emers bepflanzte, aber ungefilterte Aquarien besitzen fallweise eine außergewöhnliche "Tragfähigkeit": Bei mir schwammen/schwimmen bis zu 120-cm-Fisch (Körperlängen addiert) in 28 ltr. Wasser ohne für mich nachweisbare "Schadstoffgehalte" wie Nitrat etc..
Ich glaube, daß einige Nitrat-Peaks inhaltsstofflich auf Torfgranulate und/oder andere tote Pflanzenmasse zurückzuführen sind, da u.a. Nitrat von Pflanzen in "Mastzeiten" +/- unverändert als Reservestoff eingebaut wird. Dieser gelangt im Zuge der Zersetzung in unser Aquarienwasser.
So wie es in diesem Forum immer wieder zu lesen ist: Zu viel des Guten (Blätter, Torf, auch Futter usw.) ist nicht gut!

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
AntwortZitat
(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
 

Unter Wasserbedingungen, die keinen submersen oder Schwimmpflanzenwuchs zulassen, gibt es die Möglichkeit, auf "normale" Zimmerpflanzenstecklinge zurückzugreifen. Einige Pflanzen eignen sich hervorragend (...)

Thomas: welche?

Peter Finke, Bielefeld


   
AntwortZitat
Seite 1 / 3
Teilen: