Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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ERHALTUNG II: LEBENSRÄUME

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(@peter-finke)
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Die ganzen Erhaltungsbemühungen in unseren Aquarien taugen wenig, wenn die natürlichen Lebensräume der Parosphromenus (und anderer Gattungen und Arten) weiter in dem Tempo vernichtet werden, wie dies in den letzten Jahrzehnten auf Borneo und anderswo geschehen ist und weiter geschieht. Können wir da gar nichts tun? Sicher nicht sehr viel, aber vielleicht doch mehr als nichts.Nicht wenige von uns reisen z.B. gelegentlich nach Südostasien, auch der Fische wegen. Was könnte man da tun und was wird womöglich auch schon getan? Eine andere Form von nützlicher Aktivität praktiziert z.B. „amnesty international“ mit der regelmäßigen Bekanntgabe von Regierungs- und Behördenadressen (auch eMail) und der Bitte an seine Mitglieder, höflich formulierte Briefe an diese in konkreten Fällen zu schicken. Dies können wir so nicht übernehmen, aber vielleicht ließe sich daraus in abgewandelter Form etwas entwickeln. Dabei müssten die langfristigen Interessen der einheimischen Bevölkerung an der Erhaltung einer vielfältigen Natur in ihrer Heimat im Vordergrund stehen.
Ideen sind gefragt, keine voreiligen Aktionen!

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 1349
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Auch dies Thema scheint gelesen zu werden, aber geschrieben hat noch keiner etwas dazu. Ich weiß, dass es besonders schwierig ist, aber gerade deshalb lohnt es sich, sich etwas zu überlegen und Ideen auszutauschen.
Also: Hat jemand Ideen? Vorerst geht es sowieso nur darum, solche zu sammeln. Erst wenn viele Ideen beisammen sind, kann man daran gehen zu überlegen, ob eine von ihnen (oder mehrere) so gut sind, dass wir sie umzusetzen versuchen sollten.
Peter

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@karen_k)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 201
 

** Maybe we can find organizations that already have specific programs, focused on saving these natural habitats. If we can find one or more of these, I think they could be of great help, to inform us about what's going on, and what we could do to help.

Die ganzen Erhaltungsbemühungen in unseren Aquarien taugen wenig, wenn die natürlichen Lebensräume der Parosphromenus (und anderer Gattungen und Arten) weiter in dem Tempo vernichtet werden, wie dies in den letzten Jahrzehnten auf Borneo und anderswo geschehen ist und weiter geschieht

** I would say, the more the natural habitats are threatened, the more important it is to work hard to learn in an organized way how to keep and breed these species. So that hopefully, in the nearest possible future, 95+ % of all aquarium fish will be fish born in captivity.

One of the reasons why these habitats are threatened is because of us, the "1st world" aquarium keepers and tropical "fish-lovers".
I put quotes around "fish-lovers"because sometimes, I feel ashamed to be one of them. We love tropical fish, but by doing so, we do much harm to them at the same time. Harm to the species, not to individual fish.

As long as there is a big market in the trade of tropical fish, because rich people want them and poor people can earn a few cents by catching them, this will be a problem that is very hard to tackle. I think it's comparable with the trade in ivory.

So therefore I think we should also pay attention to our own governments. For most (or all?) wild-caught tropical birds, there have been taken measures and their import is now forbidden. That works, in my opinion!
The stop on import (with birds, in this example) is not a measure that on its own will safe the natural habitats of these birds, but it's a big contribution.

Karen


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
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As long as there is a big market in the trade of tropical fish, because rich people want them and poor people can earn a few cents by catching them, this will be a problem that is very hard to tackle. I think it's comparable with the trade in ivory.
Karen

Karen, I replied to your remarks some days ago already but obviously made a mistake; for nothing is to be seen here. Therefore again in short:

Ich stimme Dir in den meisten Punkten zu. Wir müssen uns in jedem Falle nach unserer eigenen Rolle in diesem Trauerspiel fragen. Allerdings denke ich, dass der Hauptgrund für die Zerstörung der Lebensräume nicht in den aquaristischen Interessen zu sehen ist, sondern in der wirtschaftlichen Lage der armen Länder, um die es geht, und die deshalb zu traurigen, sehr kurzfristig gedachten Pseudomaßnahmen greifen (Abbrennen des Urwaldes), um kleine ökonomische Vorteile zu erlangen. Dass sie dadurch langfristig nur Nachteile haben werden, weil sie das zerstören, was bei ihnen unverwechselbar ist, dürfte nicht zu bestreiten sein. Was die Parosphromenus anbetrifft, so sind sind sie kein Geschäft; zumindest für diese Gruppe ist der internationale aquaristische Handel in seiner Auswirkung auf die Lebensräume fast bedeutungslos. Aber bedenke: gerade diese reiche Formenvielfalt an schönen, neuen Prachtguramis, von denen Walter Foersch und andere nur träumen konnten, musste doch erst einmal entdeckt und dann auch importiert werden, und da sind sicherlich noch weitere Formen, die wir noch nicht kennen. Aber Du hast, wie ich meine, völlig Recht damit, dass wir hier bei uns regeln sollten, was wir regeln können.
Dennoch glaube ich auch, dass sich die Aquarienliebhaber noch deutlicher als bisher international artikulieren müssen, um die internationale Gemeinschaft und Heimatländer ihrer Lieblinge auf die Fehlerhaftigkeit der großformatigen Lebensraumzerstörung hinzuweisen.
Ich hoffe, dass die Diskussion hierüber weitergeht. Hat jemand andere Ideen? Es geht hier nicht darum zu handeln, ich bin gegen jeden Aktionismus. Aber wir können gemeinsam überlegen, ob es noch interessant erscheinende Handlungsmöglichkeiten für uns gibt, die bislang nicht ausgeschöpft werden.
Es ist wie bei allem anderen auch: Ideen sind gefragt! Wir können die Zukunft nur gewinnen, wenn wir Ideen haben!

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
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Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 1349
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Alas, Karen, I found this again. I posted it to the wrong basket (Ziele der neuen Moderation). Here is it again:

Karen, I agree with most of what you said. Twenty-five years ago I put forward similar ideas, in the IGL and at other occasions. But allow me to supplement on two points:
1.The aquarists, although part of this tragedy, obviously do not play the leading part in this. Nevertheless you are right in demanding to concentrate on keeping alive our breeding stocks.
2.Parosphromenus (and quite a few others) are not fully known yet. The necessity to expand that knowledge justifies further imports, especially if destruction of a habitat is foreseeable.
The issue of this basket is of major importance and, at the same time, a very delicate one. Ma main point is to collect ideas and opinions. We shall later see whether this could lead to a new form of action or not. Our first aims should be to widen consciousness and to instigate creativity of ideas. Thank you for your contribution to that.
Peter

(Ich stimme Dir in den meisten Punkten zu. Vor fünfundzwanzig Jahren habe ich ähnliche Überlegungen vorgetragen, vor der IGL und bei anderen Gelegenheiten. Aber erlaube, dass ich etwas zu zwei Punkten ergänze:
1.Obwohl die Aquarianer ein Teil dieser Tragödie sind, spielen sie in ihr doch offensichtlich nicht die Hauptrolle. Dennoch hast Du recht wenn Du forderst, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, unsere Aquarienbestände zu erhalten.
2.Parosphromenus (und einige andere Gattungen) sind bisher nicht in vollem Umfange erforscht. Wenn man dieses Wissen erweitern will, dann rechtfertigt dies weitere Importe, insbesondere dann, wenn die Zerstörung eines Habitats absehbar ist.
Die Thematik dieses Forumkorbs ist von herausragender Bedeutung; sie ist zugleich heikel. Mein Hauptanliegen ist es, Ideen und Meinungen zu sammeln. Wir werden später sehen, ob dies zu neuen Aktionsformen führen kann oder nicht. Unsere ersten Ziele sollten die Weitung des Bewusstseins und die Anregung zur Kreativität sein. Danke für Deinen Beitrag hierzu.)

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
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The internet is an international medium, our Parosphromenus-Forum could be read in Asia too. Maybe the language (German) is a problem, but there must be people online in Japan or Singapur or elsewhere who have ideas and information about the problems of the conservancy of wetlands in Borneo and other surrounding countries. It would be fine if somebody could tell us his opinions.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
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Beigetreten: Vor 21 Jahren
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Ich zitiere hier aus einer mail, die ich soeben von Olivier Perrin (Paris) bekommen habe:

Dear Peter,
Thank you for your english email, it's easier like that for me . I have no good news.
Since my return from Indonesia, I have a lots of problems with my fishes,
a Betta (apparently healthy) contaminated almost all my aquariums whith ichtyo. I treat still now but not with good result, but I lost my Paros Parvulus. (...) The loss of the parvulus is sad for me but not very important, it will be easy for me to find others of them, the area of Borneo is in bad condition but not as much as the peninsule of Malaisia. (...) I spoke about it to Peter Beyer. Our efforts, may be, should relate initially to fishes of this area .
I have also Paros Filamentosus. I told to Otto (about) the origin of this fish. I have not yet informations about the habitat, I know only that the area of Banjamarsin is really deteriorated.
I write soon to Japan to have more informations .
Amicalement,
all the best from Olivier

Soweit aktuelle Nachrichten aus Südostasien von jemandem, der kürzlich da war und sich auskennt. Es sieht nicht gut aus.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
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Ich höre gerade (1.12.2005), dass in Sarawak (Borneo) neue große Urwaldfeuer ausgebrochen sind und sich in rasender Eile ausbreiten. Gezielte Brandstiftung wird von niemandem bezweifelt.
Diese Urwaldvernichtung dient dem fragwürdigen, kurzfristigen Gewinn von Acker- und Plantagenland; nach kurzer Zeit ist der Boden hierfür unbrauchbar geworden und es wird weiterer Wald abgebrannt.
Die moorigen Urwaldbäche überstehen dieses nicht; sie werden zu trüben, besonnten, in den chemischen Wasserwerten und damit ihrer Flora und Fauna völlig veränderten Wasserläufen, auch dann, wenn die Quellregionen in ihrem Moorcharakter noch erhalten geblieben sein sollten. Kein Moorbach kann, wenn er über weite Strecken hinweg durch völlig zerstörtes, hell besonntes Land fließen muss, seinen ursprünglichen Charakter behalten. Orang-Utans, Urwaldvögel, die ganze artenreiche Krautschicht des ursprünglichen Waldes, aber auch Paros, viele ihrer Nährtiere und auch Cryptocorynen (zum Beispiel) haben dort keine Chance mehr.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 1349
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Im kommenden Jahr 2006 werden wieder einige Parosphromenusspezialisten und -freunde in die Heimatgebiete de Prachtguramis reisen, Horst Linke zum Beipiel, Michael Schlüter und Bernd Bussler, Peter Beyer, Olivier Perrin und andere. Wir werden dann auch wieder Berichte darüber erhalten, wie es dort aktuell aussieht, und hoffentlich sieht es nicht fast überall so aus wie ich in meiner letzten mail geschildert habe.
Aber auch viele andere, die diese Paro-Seiten lesen, reisen inzwischen nach Südostasien. Berichtet doch hier einmal, und wenn es nur ein Schlaglicht ist, wenige Sätze, von Euren Eindrücken über den Zustand der Fischbiotope dort. Eine Kurzbeobachtung sagt mehr als eine lange Darstellung.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
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Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 442
 

Ich kann Ihnen nur zustimmen, daß eine reine Erhaltungszucht nicht Sinn und Ziel qualifizierter Halter gefährdeter Fische sein sollte. Wenn diese auch wichtig ist, werden wir alle früher oder später vor den Grenzen der Reproduktionsfähigkeit unserer Fische stehen und ohne adäquater Auffrischung des Genpools aussterbende Stämme züchten. Vor allem aber auch Stämme die erst beweisen müßten, ob sie nach erfolgter Wiederausbürgerung überhaupt noch lebensfähig wären. Sofern es jemals zu so einer Aktion kommen würde, da, wie sie schon sagten, in der Regel nicht die Entnahme bzw. der Ausfall einzelner Spezies der Fall ist, sondern die endgültige Vernichtung der Biotope. Somit meine erste Frage: Wozu? Wozu einen Genpool einengen, an dem objektiv verschiedene Formen reproduktiv beteiligt sein könnten, wenn es den Fundort nicht mehr gibt. Würden wir Formen experimentell-kontrolliert-eingeschränkt (!) mischen erweitern wir die Varianz und vergrößern den Genpool. Ich könnte mir vorstellen, daß so ein Projekt zur "Erschaffung" eines "Superparos" die Hoffnung erhöhen könnte Arten erfolgreicher Auszusiedeln, wenn es dazu käme.
Sicherlich ist somit ein erhöhter Import von Fischen deren Lebensraum (nicht die Fische!) gefährdet ist, wünschenswert, denn die Aquarienstämme sind die "Hüter" der Erbinformation (sehen wir uns doch als einen vernetzten Tiergarten und handeln wie Erhaltungszüchter aus Tiergartenprojekten. Vielleicht gebe es aus dieser Richtung auch Ideen zu Projektierungen). Und erhöhte Nachfrage bringt auch Geld in die Region, wenig aber doch... Mir fällt ein Vorzeigeprojekt zu diesem Thema ein: die kontrollierte Befischung des Roten Neon. Deren Entnahme durch die indigene Bevölkerung bringt die Wertschöpfung ins Ursprungsland und sichert indirekt den Lebensraum Vieler. Aber: der Rote Neon ist für sich, ein monetär gesehen, erhaltungswerter Wirtschaftsfaktor. Und wie sieht es mit unseren Fischen aus? Viele mögen sie, wenige haben sie, noch weniger züchten sie, sie sind kein Wirtschaftsfaktor, sie sind nicht medienpräsent, nicht werbewirksam und der WWF hat den Panda gewählt... Ich glaube, daß wir nur auf Umwegen unseren Schützlingen helfen können. Es ist meiner Meinung nach sinnvoller bestehende, erfolgversprechende Projekte zu stützen in deren Fahrwasser unsere Fische schwimmen, als schwache Initiativen zu starten (das haben Sie auch nicht angesprochen). Aber wenn es kein Fahrwasser gibt, bräuchten wir als „Aktivisten“ ein medienwirksames Leitprojekt, wie etwa die Orang-Utans und deren Schutz nur auf die Lebensräume unserer Fische umgemünzt. Vielleicht gibt es ja irgendeinen vielversprechenden Vertreter aus der kuscheligen Ecke?
Im Tiergarten Schönbrunn in Wien, gibt es seit kürzerer Zeit ein Tropenhaus, mit der klingenden Bezeichnung „Botschaft der Regenwälder“ und es stellt einen Regenwaldausschnitt Borneos dar. Zumindest könnte man mit Einzelaktionen die Besucher dieses Hauses auch auf solche Themen, wie die unsrigen sensibilisieren. Wenn diese dann weniger Tropenholz in Sesselform kaufen, auch gut. Und vielleicht will der Eine oder Andere Paros oder Bettas... Und immerhin: Zierfische sind des Deutschen (und ich nehme an auch Österreichers) häufigstes Heimtier.

Quintessenz:
1.Kaufen wir Wildfänge solange es sie noch gibt. Auf diese Art und Weise werden wir keine Populationen gefährden.
2.Achten wir auf die genetische Gesundheit und echte Lebenstauglichkeit unserer Aquarienstämme. Vielleicht kommt der Tag, da sie wieder in Borneo schwimmen...
3.Suchen und unterstützen wir bestehende Projekte die auch unseren Fischen nützen.

Liebe Grüße aus Wien,

Thomas

P.S.: dieses Unterforum ist spitze! Vielleicht nehm´ ich mir doch mal Paros...

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 1349
Themenstarter  

Die vorstehende mail von Thomas P. aus Wien enthält eine Fülle wichtiger, sehr guter Ideen, mit denen er diesen Korb anreichert. Herzlichen Dank dafür.
Ich halte seine drei Schlußfolgerungen für völlig richtig. Besonders gut finde ich, dass er die Debatte wieder über den Tellerrand unserer Aquarien-Erhaltungszucht ausweitet, denn dieser weitere Rahmen - die Erhaltung der natürlichen Lebensmöglichkeiten - ist tatsächlich als Perspektive notwendig. Wir blenden ihn nur meistens aus, weil wir da nicht weiter wissen.
Für sehr gut halte ich auch den Rat, ein internationa wirksameres Schutzobjekt zu suchen, bei dem die Prachtguramis gewissermaßen im Kielwasser mitschwimmen könnten, und nach allen Erfahrungen muss es sich hierbei tatsächlich um ein "Kuscheltier" (oder jedenfalls ein bekanntes größeres Tier) handeln; der Orang-Utan bietet sich wirklich an.
Was den Rat anbetrifft, vor Importen nicht zurück zu schrecken, sondern sie geradezu stärker in Gang zu bringen, macht die Paro-Gruppe zur Zeit einen Versuch in dieser Richtung. Wir beginnen mit P. ornaticauda, wo wir einen Tip bekommen haben, der womöglich bald zu einem Import führt.
Zu einer Art "indonesischer Neonfische" werden wir die Paros allerdings kaum puschen können; das fände ich auch nicht verantwortlich, denn hier liegen die Probelme doch erheblich anders als im Amazonasbereich. Immerhin müssen wir aber versuchen, die heimische Bevölkerung stärker einzubeziehen, nicht nur als Helfer der Importeure, sondern auch als Menschen, die selbstbewußt verstehen, dass sie einen Schatz bei sich zuhause haben, der uns sehr viel wert ist.
Das bringt die Debatte auf den Preis der Paros. Er ist zu niedrig. Diskus kosten das Zehnfache oder mehr (von Kois gar nicht zu reden). Natürlich ist ein winziger Paro nicht mit einem Diskus oder Koi zu vergleichen, aber es ist sicherlich nicht gut, wenn ein tatsächlich wertvoller Fisch zu billig gehandelt wird. Hier könnten die Mitglieder der Paro-Gruppe beispielhaft vorangehen.
Sehr nachdenkenswert, aber auch riskant, ist m.E. vor allem die erste Frage von Thomas: Sollten wir nicht, statt die Fundortformen ausschließlich streng getrennt zu halten, zu kontrollierten Experimenten kommen, um den Genpool wieder zu vergrößern? Allerdings ist dies ein "gefährlicher guter Rat": Kein Aquarianer sollte ihn einfach so befolgen und jetzt die große Vermischung starten (ich fürchte, Ansätze dazu haben wir sowieso schon!). Nein, dies muss wirklich k o n t r o l l i e r t passieren (Thomas betont dies auch selber: "experimentell-kontrolliert-eingeschränkt"), also nur unter strengsten Protokollbedingungen, die vor allem sicherstellen müssten, dass etwaige Nachzucht aus solchen Projekten nicht in den Handel kommt, bevor wir nicht mehr über die Gene der Paros wissen. Aber wenn wir einmal mehr darüber wissen (und die Paro-Gruppe beteiligt sich ja auch an solchen Forschungen), dann könnten tatsächlich manche Hybriden möglich werden, die wir uns heute noch aus Unsicherheit und Nichtwissen verkneifen.
Ich denke nur: das ist wirklich Zukunftsmusik. Noch ist nicht ausgemacht, sondern nur wahrscheinlich, dass es so ist, wie Thomas schreibt, nämlich dass "verschiedene Formen objektiv an einem Genpool beteiligt" sein können. Wir können unter den jetzigen Bedingungen leider nicht jene experimentell-kontrolliert-eingeschränkten Bedingungen schaffen, die für ein solches anspruchsvolles Vorhaben notwendig wären. Die 19 Mitglieder der Paro-Kerngruppe wären hiermit völlig überfordert. Solange sich keine Universität wirklich dieses Probelms annimmt, kann man es nicht verantworten, dass es womöglich bald schlecht oder unkontrolliert bei einigen Liebhabern aus dem Ruder läuft. Deshalb lautet in dieser Hinsicht mein Rat (ebenfalls mit Thomas): Sorgfältige Zuchtwahl fundortgleicher Formen, möglichst gelegentlich durch Wildfänge gleicher Fundortformen aufgefrischt. Die schlechten Erfahrungen, die einige von uns mit Spätgenerationen einer Form gemacht haben, könnte man vielleicht zum Teil durch sehr sorgfältige Auslese vermeiden oder zumindest einschränken. Andere Tiere sollten dann auch nicht mehr weitergegeben werden.
Vor allem der letzte Rat von Thomas ("Suchen und unterstützen wir bestehende Projekte, die auch unseren Fischen nützen") sollte uns auf die Suche gehen lassen: Wo sind solche Projekte? Wie könnten wir uns an sie anhängen?
Über das Lob, mit dem er er seine Ausführungen beschließt (es ist ein zweites Lob, dass wir binnen weniger Wochen erhalten), freuen wir uns natürlich sehr. Es stärkt die Motivation weiterzumachen. Ab und zu graucht man das.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 442
 

Vielen Dank für Ihr Kompliment! Ohne Ihrer Moderation und der hochqualitativen Beiträge der Teilnehmer dieses Forums wäre ich nicht so schnell auf die Idee gekommen mich hier zu beteiligen.
In meinen vielen Jahren Aquaristik kam ich irgendwann zum Versuch mich auch ethisch einwandfrei mit meinen Pfleglingen auseinanderzusetzen. Der Blick über den Tellerrand war zwangsläufig und überhaupt nicht angenehm (warum kann ich keine Platys halten...) Dementsprechend kann ich es sehr gut verstehen und nachvollziehen, wenn man dies nicht will und bei Guppy&Co. bleibt. Um so größer meine Hochachtung vor Ihnen Allen, die Sie Sich dem Erhalt von Parosphromenus verschrieben haben. Wenn man bedenkt, daß Sie gemeinsam mehr als die Hälfte der bekannten Arten erhalten ist das sehr beachtlich und rangiert sicherlich im Bereich der Tiergarten-Erhaltungsprojekte und ist trotz, oder gerade wegen der Kleinheit und Unbekanntheit von Parosphromenus nicht minder wichtig und wünschenswert:

„One who cannot love her smallest creations, cannot claim to stand in front of Nature“
Takashi Amano

Können Sie mir (damit meine ich alle Forumsteilnehmer) sagen in welchen Ländern Parosphromenus überhaupt vorkommt? Mit Hilfe dieser Information findet sich u.U. ein biozönotisch passendes Tier, daß schon medienwirksam verwendet wird. Ich bin mir sicher, daß bei entsprechendem Einsatz eine Möglichkeit besteht auch die Bedürfnisse von Parosphromenus miteinzubauen. Gibt es hier Ökologen die sich auskennen?

Als Leser der Zeitschrift „Amazonas“ sind mir natürlich auch „die Macher“ (Ausgabe 01/05) in den Sinn gekommen. Mitunter sind einige dieser Herrschaften sowieso beteiligt, jedenfalls ist laut Angabe Herr Ingo Seidel Aquarienfischimporteur. Vielleicht besteht hier die direkte Möglichkeit Einfluß auf das Importgeschehen zu nehmen und auch finanzielle Anreize für die Bevölkerung zu geben. Immerhin werden ja nicht nur Parosphromenus sondern beträchtliche Fischzahlen umgesetzt. Die Summe aller exportierten Arten können durchaus als „indonesischer Neonfischschwarm“ durchgehen. Wobei die Betonung sicher auf der Summe liegt.
Preislich kann ich mich nur der Meinung von Peter Finke anschließen: die meisten kostbaren Fische werden zu billig gehandelt, wobei hochpreisige sicherlich auch nur dem sogenannten Zoofachhändler in die Hände spielen. Am Ursprungsort wird wohl kaum ein Unterschied zwischen den Fischarten vorherrschen, oder weiß jemand anderes?

Ich möchte mich hier herzlich bedanken, daß Peter Finke meine Erläuterungen zum Genpool näher ausführt. Ganz genauso habe ich es gemeint! Da ich leider genetisch nicht sehr bewandert bin, aber glaube ethologisch ein wenig Bescheid zu wissen, möchte ich auf folgenden Selektionspunkt hinweisen: eben das Verhalten. Die Aufstellung eines Ethogrammes aller Parosphromenus-Arten ist in Gefangenschaft soweit machbar wie die Vielfalt der Reize sind. Simulieren wir die Lebensbedingungen so gut wie möglich, denn ein an Verhalten verarmtes Individuum kann äußerlich der sorgfältigsten Auslese entsprechen, jedoch trotzdem unter Realbedingungen lebensunfähig sein! Also kann ein solcher Verhaltenskatalog, dazu beitragen z.B. verarmtes Fortpflanzungsverhalten und/oder z.B. verstärktes Aggressionsverhalten (Betta splendens!!!) aufzudecken und das entsprechende Individuum von der Zucht auszuschließen !mitsamt! der abstammenden Tiere! Um das ganze zu verkomplizieren 🙂 sollten wir nicht vergessen, daß es ja gekoppelte Gensequenzen gibt: optisch zu selektierende Individuen haben vielleicht schon eine oder mehrere Generationen zuvor Verhaltensabweichungen gezeigt! Hier liegt eine große Chance effektiver zu arbeiten.

Eines noch zum Schluß: Aus gegebenen Anlaß möchte ich fragen ob die Zucht von Parosphromenus nur mit Torf als Zusatz funktioniert? Oder geht es nur um Keimfreiheit, denn ich habe den Eindruck, daß daher auch die Sorge um liegengebliebenes Futter herstammt. Keimfreiheit kann man aber auch über UV-Entkeimer erlangen. Meine B.rutilans haben jedenfalls heute gelaicht. Zum ersten Mal in torffreiem Wasser! Bis jetzt sieht alles gut aus. Müssen wir unsere Torfmoore weiterhin zerstören um auch Aquarientorf zu erhalten? Und wir wundern uns über Umweltzerstörungen in Ländern mit einer fehlinformierten Bevölkerung...

Thomas, aus Wien

Thomas

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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 442
 

Erst lesen, dann schreiben... Habe unter der Artenliste Nov.2005 alle Länder und Fundorte gefunden, somit erübrigt sich dieser Punkt.

Thomas

Thomas

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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 442
 

Folgendes habe ich im Orchideen-Kurier (Medium der Österreichischen Orchideen-Gesellschaft) gefunden:

Auszug aus einem Artikel in dem es um ein Orchideenschutzprojekt in Madagaskar geht; von Thomas Seidl:

"Heißt das, die stark bedrohten Reste der natürlichen Vegetation haben noch eine Chance?"
"Zumindest teilweise hat ein Umdenken stattgefunden. So besuchten wir zum Beispiel ein kleines privates Naturschutzgebiet, bei dem einfach drei Dörfer beschlossen hatten, ihren Wald zu schützen und von Besuchern Eintritt zu verlangen."

Das ist doch wirklich interessant!

Thomas

Thomas

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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 21 Jahren
Beiträge: 1349
Themenstarter  

Das ist doch wirklich interessant!

Ja, das ist es. Ich hatte auch schon von einigen wenigen anderen selbstbestimmten Initiativen der einheimischen Bevölkerung in verschiedenen Teilen der Dritten Welt gehört, die in die gleiche Richtung gehen. All dies zeigt: Es ist ein Bewusstsein für den Wert der natürlichen Vielfalt zuhause vorhanden, ja dieses Bewusstsein ist oft größer, als es bei uns der Fall ist. Aber: Es wird überlagert von zweierlei: Erstens der Armut, die heute, im Zeitalter der Massenmedien, den Leuten bewußter wird als sie es früher war (da wußten sie nicht, dass es anderen Menschen besser geht). Und zweitens wird es natürlich überlagert vom Raubtierverhalten multinationaler Konzerne und einer fehlgeleiteten Politik.

Aber wir sollten solche ermutigenden Beispiele sammeln. Vielleicht weiß ja jemand, der uns liest, ein Beispiel aus Südostasien, aus dem Verbreitungsgebiet der Prachtguramis. Oder: Wie könnte man dort ansetzen?

Peter Finke, Bielefeld


   
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