Hallo liebe Parofreunde,
ich wollte hier mal ein paar Worte zu meinem Pärchen "Rubin-Prachtgurami" loswerden. Die Tiere habe ich zur Tagung in Belzig von Geert van Hoek aus Holland bekommen. DIe Tiere stammen wohl aus einem Shop bei ihm und es sind keine genauen Fundorte bekannt.
Die Tiere sind am selben Tag in ein stabiles 12 L Becken gesetzt worden (pH ~ 5, LW ~50) und werden seit dem regelmäßig mit frischem Tümpelfutter (weiße Mücken, Daphnien, Cyclops) gefüttert und stehen eigentlich ständig in gutem Futter.
Das Becken ist durch dunklen Kies, viel Buchenlaub, Moorkienwurzeln, kleine Röhrchen, Javafarn und Schwimmfarn gut strukturiert. Die Tiere fühlten sich von Anfang an sehr wohl und das Männchen steht sehr oft im Freiwasser und imponiert mit strahlendem rot und tiefschwarzen Unterkörper dem Weibchen.
Nachdem ich mir vor einigen Tagen nochmals den Artikel über P. ornaticauda in der Aquarium Live durchgearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass die Balz des Männchens in der Kopf-unter-Position stattfindet. Dann viel mir ein, dass Peter und Martin in ihrem Vortrag auch diese Differenzierung gemacht haben.
Allerdings ist mir aufgefallen, dass mein Männchen bei der Balz mit seinem Kopf immer mehr nach unten tendiert, eher wie beispielsweise P. inkei.
Allerdings tanzt er nicht so stark wie linkei, sondern steht mehr.
Was soll ich davon jetzt halten? Spinnt mein Männchen oder ist da ein anderer Hintergrund?
Danke und Gruss
Chris
IGL 115
Wir hatten bisher 2 Importe von P. ornaticauda von Glaser. Unsere (Phil Dickmanns und meine) Beobachtungen beziehen sich auf diese Wildfänge und deren Filialgenerationen. Ich habe die P. o. vom Glaser Import 2002 bisher bis F4 erhalten können. Ein zähes Unterfangen! Insofern freue ich mich natürlich, wenn sich jemand dafür interessiert und die Nachzucht versucht. Diese Männchen zeigten immer die schräge (ca. 40-45° Körperachse) Kopf-oben-Stellung. Damit zeigte er das gleiche Verhalten, wie der ohne Zweifel nahe verwandte P. parvulus und auch P. sumatranus. P. sumatranus könnte damit ein Bindeglied (natürlich auch aus anderen Gründen, deren Erläuterung hier zu weit führten) zwischen den bintan-Typen und der parvulus/ornaticauda-Gruppe darstellen.
Karen Koemans hat die Kopf-oben-Stellung von P. sumatranus schön in der offenen Photogalerie dokumentiert. In Abweichung zu den beiden anderen können beide Geschlechter 45° schräg bis fast senkrecht stehen. Bei parvulus und ornaticauda bleben die Weibchen annähernd in normaler Schwimmlage. Die Kopf-oben-Stellung von P. sumatranus kann ich durch eigene Beobachtung bestätigen. Allerdings habe ich festgestellt, dass einige Männchen fremde Paros auch Kopf unten oder horizontal androhen. Sie unterscheiden offensichtlich "Anmachen" von "agressiven Beeindrucken" eines Konkurrenten.
Wenngleich ich nicht die Umstände deiner Beobachtung kenne, will ich folgendes damit sagen:
Es könnte Umstände bzw. individuelle Ausnahmen geben, die eine artbezogene "Vorzugsstellung" nicht in Frage stellen.
Wenn es individuell oder populationsbezogen unterschiedlich auftritt. wäre die generelle Aussage (P. ornaticauda balzt kopfoben!) nicht aufrecht zu erhalten. Damit wäre m. E. auch eine Verwndung dieser Verhaltensweisen zur "Bemessung" eines Verwandschaftsgrad sehr zweifelhaft.
Ich bitte dich um Dokumentation (Fotos) und Mitteilung unter welchen Bedingungen, welche Verhalten gezeigt werden. Zeigt das Männchen ein kreis- bis zickzackförmiges Umflitzen des Weibchens?
Diese Beispiele zeigen erneut, dass sich unsere Beobachtungen auf zu wenig Individuen stützen und dass hoffentlich nun mehrere "die Augen auf machen". Zum 2. zeigt es den möglichen (wissenschaftlichen) Wert eines solchen Forums.
Ich selbst habe in Belzig die "neuen" P. ornaticauda vom (zeitgleichen/ gemeinsamen Import von Ruinemans und aqua-fish) vom anzunehmenderweise (hoffentlich) gleichen Fundort wie deine Tiere erhalten.
Mal schauen, was die Kollegen von deinen Fischen für ein Verhalten zeigen. Bisher konnte ich nur geringe äußere Unterschiede erkennen.
Wir sollten den alten P. ornaticauda Stamm von denen des Neuimportes getrennt halten bzw. als solches kenntlich machen.
Martin Hallmann
Hallo Martin,
das hört sich ja sehr interessant an, was du da schreibst.
Habe ich dich jetzt richtig verstanden, dass deine "neuen" ornaticauda die selben sind, die ich von Geert bekommen habe, ja? Bzw. diese vom selben Importeur kommen und somit höchstwahrscheinlich vom selben Fundort?
Ich werde versuchen das ganze noch intensiver zu beobachten und einige aussagekräftige Fotos zu machen. Das wird aber etwas dauern, da ich immer lang unterwegs bin.
Dann werden wir mal schaun, ob es dort wirklich unterschiede gibt.
Gruss CHris
IGL 115
Hi Chris, bitte dokumentiere das Verhalten und auch die jeweilig parallel gezeigte Färbung möglichst per Foto, aber natürlich auch als Zeichnung oder Notiz sind solche Infos wertvoll. Schaust du eine Weile zu, wirst du schnell "Regeln" in Verhalten und Zeichnung erkennen.
Nochmal zum Verständnis für die anderen, die sich nicht so tief mit Paros befassen bzw. unseren Vortrag in Belzig nicht gehört haben:
Es ist mehr als anzunehmen, dass Prachtguramis eine artspezifische primitive "Sprache" entwickelt haben, mit der sie sich gewissermaßen verständigen. Da das Wichtigste nun die (erfolgreiche) Vermehrung ist, befassen sie sich wohl überwiegend mit Drohen, Vertreiben, Imponieren, Anlocken, Besänftigen etc., eben alles was damit zu tun hat. Ihre Werkzeuge für diese Verständigung sind Schlüsselreize die durch Verhalten (z. B. besondere Körperstellung beim Balzen, Zickzacktanz der Männchen....) und entsprechende Stimmungsfärbungen (z. B. sexy eyes NICHT bei P. ornaticauda, helle oder zweigeteilte Körperfärbung bei Weibchen....) "dargestellt" werden. Da diese "Schlüsselreize" interaktiv zwischen den Geschlechtern gezeigt werden, könnten sie natürlich Kriterien für eine (richtige) Partnerwahl sein und potentielle Kreuzungen bzw. erfolglose Vermehrungsversuche verhindern.
In einem zweiten Gedankenschritt lassen jene artspezifischen Sprachelemente in einem gewissen Rahmen eine Deutung der Verwandschaftsverhältnisse zu.
Insofern sind solche Beobachtungen von hohem Interesse.
Zu der Identität des letzten P. o. Importes:
Ich beobachte nun seit einigen Jahren den Markt und hatte auch im Interesse der Paro-Gruppe der IGL besonderes Augenmerk auf P. ornaticauda. Diese wurden m. W. nur 2mal von Glaser importiert und waren im Winter 05/06 auf Stocklisten von Exporteuren in Singapur zu finden. Plötzlich tauchten sie gleichzeitig bei Ruinemans (NL) und aquafish (D) auf den Stocklisten auf. Geert hat (anzunehmenderweise) solche von Ruinemans und wir solche von aquafish. Ich weiß es natürlich definitiv nicht, aber es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Fische auf den gleiche Exporteur in Singapur zurückgehen. Über den Fundort sagt das allerdings noch nicht allzuviel aus. Wir können nur hoffen, dass die Fische nicht ein Pool von weit auseinanderliegende Populationen darstellen. Schaun wir uns doch mal die Homogenität ihres Verhaltens genau an.
Auch wenn sich unserer Erwartungen nicht bestätigen, werden wir was gelernt haben.
Grüße Martin Hallmann
Geert hat (anzunehmenderweise) solche von Ruinemans und wir solche von aquafish.
Yes, the P. ornaticauda that i have are from Ruinemans. When i have somethink interesting to tell, i will do that also.
Best regards, Geert.
Ich war wegen eines Internetcrashs fats zehn Tage offline, und sehe nun, dass sich manches tut. Sehr gut! Vor allem freut es mich für Chris, dass seine Parozeit so toll begonnen hat: gleich mit Beobachtungen, die nicht so ganz der Norm entsprechen.
Aber ich denke mir natürlich, er will auch erst einmal etwas sehen, was der Norm entspricht, sprich: ein ornaticauda-Gelege. Na ja, Chris, du weißt: da fängst Du gleich mit dem Schwierigsten an. Sag nicht, Du hättest es vorher nicht gewusst ... Aber es hört sich ja alles sehr gut an. Warten wir es also ab.
Übrigens: rechtzeitig Pantoffeltierchen anzüchten oder noch besser Rädertierchen. Die Artemien haben eine so unterschiedliche Größe, dass man kaum kalkulieren kann, ob Paro-Babies sie gleich fressen können oder nicht. Meist sind sie zu groß.
Peter Finke, Bielefeld
So far, my P. ornaticauda males show off to females with their head up, tail down. Not quite as upright as P. sumatranus do, but in a circa 45° angle.
Mine come from the latest Ruinemans and Auquafish imports.
best wishes,
Karen
Meine P. ornaticauda sind aus einer Zucht von Michael Schlüter, der die Elterntiere selbst gefangen hat. Außerdem habe ich zwei (noch recht kleine) Weibchen aus dem Aquafish-Import, erhalten über unseren Freund Lothar Hermann.
Die vier größeren Schlüter-Tiere balzen zeitweise heftig, und zwar so, wie Karen es beschreibt: Männchen Kopf nach oben, aber nicht ganz steil, sondern in etwas schräger Haltung. Rasant ist der Balztanz, bei dem das Männchen zeitweilig wie verrückt im Kreis (oder besser Zickzack) um das Weibchen herumsaust. Ich habe immer die Sorge, dass er sich dabei an irgendeiner Wurzel den Kopf stößt und dann platt ist ...
Bislang habe ich noch kein Gelege entdeckt, aber das Becken ist (entgegen meiner sonstigen Methode) geradezu riesig groß (25 Liter) und unübersichtlich mit Höhlen, Blättern und Wurzeln dekoriert. Sie scheinen mir dort manche Blätter den schönen kleinen Höhlen, die ich von Lothar habe, vorzuziehen. Ich wollte es für diese besonders wertvollen Fische besonders gut machen. Aber ich muss wohl doch mal dass aktivste der beiden Paare in ein übersichtlicheres 12-Liter-Becken verbannen ...
Peter Finke, Bielefeld
Fast täglich ist der "Veitstanz" eines ornaticauda-Männchens um ein Weibchen herum zu sehen. Aber obwohl die Weibchen laichreif zu sein scheinen (dem äußeren Anschein nach), ziehen sie es meistens vor, vor dem wildgewordenen Liebhaber zu fliehen. Ab und zu färbt sich mal eines in der unteren Körperhälfte dunkel wie das Männchen und ganz selten folgt es ihm dann in eine Höhle. Aber ein Gelege habe ich bisher noch nicht entdecken können.
Aber ich weiß von anderen, dass sie manchmal auch Wochen, ja Monate auf ein Gelege warten mussten.
Geert, Karen, Chris, wie sieht es bei Euch aus?
Peter Finke, Bielefeld
Eben gerade habe ich die vorige mail geschrieben und schon muss ich sie revidieren! Ein erstes ornaticauda-Gelege ist da! Zwar winzig (vielleicht 5 oder 6 Eier), aber immerhin. Das Männchen bewacht sie ganz hinten in einer etwa 9 cm langen Höhle mit einer dreieckigen Öffnung (Breite etwa 2,5 cm, Höhe etwa knapp 2 cm). Luftblasen sind nicht zu sehen.
Peter Finke, Bielefeld
That's good news, Peter!
I'm not sure whether my ornaticauda already have eggs or not. Two pairs each have a small tank of their own (and in a third tank, there's a group of 5). The males often show off to the females, and 2 males are almost continiously in a small cave - each in their own tank. However, I can't see into these caves - maybe there are eggs, maybe not.
If I'm getting really curious I'll lift up the caves to have a look - but for now, I'll just wait and see.
Best wishes,
Karen
One pair have there a "room" alone, and the man have only a agresive interest for the female. The other are in company whit 7 P. filamentosus, and they are very shy.
@ Peter, you say you can't see air-bubbles, but you only can't see them or are u sure there are no bubbles there?
Best regards, Geert
Karen, wenn ornaticauda-Männchen fast dauernd in einer Höhle sind, ist es wahrscheinlich, dass sie ein Gelege oder Larven bewachen. Sonst schwimmen sie doch sehr viel umher oder stehen über einer Höhle, um auf heranschwimmende Weibchen zu achten. Geert: diese Aggressivität habe ich anfangs auch beobachtet. Wenn das Weibchen laichreif ist, wird sich das sicher ändern. Auch die Scheu ist nicht ungewöhnlich. Könnte es sein, dass die anjunganensis zu dominant sind und dafür das Becken zu klein? Sie kommen zwar stellenweise zuhause im gleichen Biotop vor, aber dort können sie sich aus dem Wege gehen.
Luftblasen: Es sind tatsächlich keine Luftblasen da. Mag sein, dass er später noch welche hinzufügt, aber es geht ganz ohne Luftblasen los.
Peter Finke, Bielefeld
Ich hatte immer große Probleme damit P. ornaticauda in größeren Stückzahlen zu vermehren. Die Gründe sind wohl:
1. Die kleinen Gelege von meist um 5 bis max. 10-20 Eiern.
2. Klaut man die Gelege den Männchen nach dem Schlupf der Jungfische (was bei anderen Paros super funktioniert) gehen die Jungfische ein. D. h. sie brauchen tatsächlich das Zufächeln von Wasser/ Sauerstoff durch das Männchen. Sonst machen Paros eigentlich nichts mit dem Laich. Jedenfalls nicht das Umbetten und ständige Bewegen wie schaumnestbauende Betta.
3. Eine noch größere Inkonstanz (im Vergleich zu anderen Paros) der Männchen. Häufig pflegen sie nicht durch oder die Eier sind nach wenigen Tagen weg. Vielleicht sind sie aber aus anderen Gründen weg (ich habe kleine Räuber in Verdacht oder Wasserunverträglichkeiten)
Daher ergaben sich eher zufällig aus Daueransätzen ein bis 8 Jungfische. Nur ein Zuchtpaar brachte mir vergleichsweise konstant je 20 Jungfische, wodurch ich bald 25-30 Zuchtpaare hatte und nicht wusste wohin damit. Jetzt sind P. ornaticauda allerdings wieder rar.
Wir vermuten, dass P. ornaticauda in flachen, ggf. überdurchschnittlich warmen Zonen (30°) laicht. Vorsicht bei Versuchen mit hoher Temperatur.
Ausdrücklich nicht bestätigen kann ich die These, dass P. o. extrem saures Wasser bräuchten. Bei mir hat die Vermehrung gut bei pH 6-6,5 funktioniert. Ich meine, dass der niedrige pH-Wert zu extrem keimarmen Verhältnissen führt. D. h. die KEIMARMUT ist der springende Punkt.
Ich habe gerade einen Zuchtversuch laufen: Temperatur 27°, Wasser 0 -1 GH, pH 5,5-6.
Im gleiche Becken/ Wasser (durch Acrylscheibe getrennt) sitzt ein Paar P. sp. cf. bintan als Kontroll- bzw. Vergleichfische. Diese laichen laufend und Eier bzw. Jungfische entwickeln sich. Bei P. o. kam bis jetzt nicht raus.
Gestern habe nun Flubenol (gegen Würmchen) ins Aquarium gegeben um die letzten Planarien abzutöten. Die hab ich im Verdacht, die wenigen Eier der P. o. zu dezimieren.
Ich gebe das Ergebnis hier bekannt. Evtl. können wir über die Paro-Gruppe und das Forum Versuchsreihen abstimmen um die harte Nuss zu knacken. Viel Glück beim Züchten"!
Martin Hallmann
Ich habe nochmal genau nachgezählt, es sind 10 Eier im Gelege. Solche kleinen Gelege kenne ich von keinem anderen Prachtgurami (parvulus hatte ich noch nicht).
Und das Männchen pflegt tatsächlich nicht permanent, wie ich es von anderen Arten kenne, sondern gönnt sich lange Auszeiten, wo er wieder Weibchen hinterherscharwenzelt und sie in die gleiche oder eine andere Höhle zu locken versucht. Wenn das mal in einer zweiten Höhle Erfolg hat, kann er natürlich nicht überall gelichzeitig sein um zu pflegen!
Was Martin schreibt, ist sehr interessant, denn Günter Kopic hat immer gesagt, dass seine ornaticauda ganz extrem niedrige pH-Werte gebräucht hätten, um erfolgreich zu sein (bis zu pH 2.9 !!!). Aber ich neige auch dazu, Martins Interpretation zu glauben: Dies schafft Keimarmut! Und die herzustellen ist das Problem.
Zu allem Überfluss habe ich heute im ornaticauda-Becken Hydren gefunden! (Wie ich die nun wieder eingeschleppt habe, ist mir ein Rätsel). Die kann man zwar auch mit Flubenol gut erledigen (das habe ich schon mal sehr erfolgreich gemacht: ein Tag, und sie waren hin), aber ich zögere, das Zeug anzuwenden, während die Fische drin sind, erst recht, während sich entwickelnde Eier drin sind.
Es müßte doch möglich sein, die Larven abzusaugen, wenn sie kurz vor dem Freischwimmen sind, also nicht mehr fest an der Höhlenwand hängen, sondern dort schon ab und zu herumsausen. Natürlich müssen sie erstmal so weit kommen und dann muss man den richtigen Zeitpunkt erwischen ...
Peter Finke, Bielefeld