Schätzen wir die Bedeutung des pH-Wertes richtig ein?
Obwohl wir sicherlich nicht alle miteinander der gleichen Meinung sind, hat sich in der letzten Zeit doch die Ansicht durchgesetzt, dass der pH-Wert nicht die Bedeutung hat, die ihm zuvor zugemessen wurde. Viele haben sich nämlich mit ihrer Erfahrung auseinandersetzen müssen, dass Fische (wie die Paros), die in Gewässern mit sehr niedrigen, stark sauren pH-Werten leben, im Aquarium auch bei höheren pH-Werten (allerdings solchen, die immer noch unter dem Neutralpunkt liegen, also nach wie vor saure Milieus anzeigen) leben und sich vermehren können. Das schien darauf hinzudeuten, dass der pH-Wert in erster Linie eine Funktion für die Gewährleistung eines relativ keimarmen Milieus besitzt, aber keine weitergehende Funktion als essentieller Faktor eines Optimallebensraumes unserer Fische.
Eine Erfahrung der letzten Zeit macht mich unsicher, ob dies so richtig ist.
Wir haben zur Zeit sehr wenige (etwa fünf) Paare von Horst Linke wildgefangener P. parvulus in Europa. Ich besitze davon ein Paar und ein überzähliges Männchen. Die Tiere sind gesund und haben in den vergangenen Monaten vielleicht zehn Gelege mit jeweils ca. 15 bis 20 Eiern produziert, die allerdings sämtlich noch spätestens zwei Tagen verschwunden waren. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie vom Männchen gefressen wurden, allerdings war dessen Gelegepflege etwas suboptimal. Gespräche mit den anderen parvulus-Pflegern brachten keine Erklärung; nur Linke und Uwe Küster hatten Bruterfolg.
Jetzt hat mich Horst Linke auf die Idee gebracht, dass es doch am pH-Wert liegen könnte, der in meinem parvulus-Becken bei etwa 6.2 bis 6.5 lag, einem Wert, von dem Martin Hallmann sagt, dass er bei einem früheren Paar den Bruterfolg nicht verhindert hat. Linke riet mir nun, den pH-Wert auf mindestens 4.0 zu senken. Ich habe dies mithilfe eines kommerziell vertriebenen Eichenextraktes (der wie man hört hauptsächlich aus Phosphorsäure bestehen soll) getan. Zunächst erfolgte die Senkung allerdings nur auf einen Wert von etwa pH 4.8.
Das erste danach produzierte Gelege verschwand wie seine Vorgänger. Das nächste Gelege aber wurde produziert, als ich den pH-Wert noch einmal auf 3.9 bis 4.0 gesenkt hatte, und jetzt hatte ich erstmals Erfolg. Nicht nur verschwand das Gelege nicht mehr, sondern wurde intensiv über drei bis vier Tage gepflegt. Dann aber schlüpften erstmals die Larven und wurden ebenfalls über die lange Zeit von 12 Tagen intensiv gespflegt. Vorgestern haben die ersten von ihnen die Höhle verlassen. Nich eimmer halten sich Larven in dieser auf, schwimmen auch teilweise noch zappelnd an der Höhlendecke herum, und es befindet sich mitten unter ihnen schon wieder ein neues Gelege, das vom Männchen gepflegt wird. Jetzt frage ich mich: Was hat den Umschwung bewirkt?
Es ist eine typische Aquariumsituation: Es könnte mehreres sein, wir haben keine eindeutige Versuchsanordnung. In erster Linie denke ich an den sehr niedrigen pH-Wert (und stelle seine Bedeutung hier zur Diskussion); ich erinnere mich auch an entsprechende Erfahrungen gerade mit den "schwierigen" Paros von Günter Kopic. Ich habe allerdings auch kräftiger als sonst das Wasser gewechselt und vielleicht auch kräftiger als sonst gefüttert. Schließlich darf man auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass das junge Paar vielleicht einige Male "üben" muss, bevor alles richtig abläuft. Zumindest die späteren der früheren Gelege waren sicherlich befruchtet, da die Eier nicht verpilzt sind, bevor sie verschwanden. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass der sehr niedrige pH-Wert doch eine größere Bedeutung (zumindest für solche Arten wie parvulus hat, als ich/wir bislang geglaubt habe(n).
Peter Finke, Bielefeld
Da hier noch keiner antwortet, kopiere ich eine Antwort auf eine Frage von Christian aus Freudenstadt, die dieser im Korb "Nachzuchterfolge und -probleme" gestellt hat, noch einmal hierher. Christian hat Probleme mit seinen P. spec. Sentang, bei denen immer Gelege verschwinden und er fragt, ob die mit dem pH-Wert zu tun haben könnte. Es könnte, aber es muss nicht. Hier also meine Antwort auf ihn dort:
"Lieber Christian, ich kann Dir leider nicht mit Sicherheit weiterhelfen, denn es kommen mehrere Ursachen infrage:
1. Es gibt nachweislich Männchen, die Gelege fressen; sie müssen es erst lernen, dies nicht zu tun.
2. Es gibt nachweislich Weibchen, die Larven, besonders freischwimmende Jungfische fressen, auch sie müssen erst lernen.
3. Es kann sein, dass einige es nie lernen.
4. Aber: der normale Gelegeschwund könnte (!, beachte: es ist immer noch eine Vermutung) tatsächlich etwas mit dem pH-Wert bzw. anwesenden Humin- und anderen Säuren zu tun haben. Meine Erfahrung mit parvulus, auf die Du Bezug nimmst, scheint dies anzudeuten.
Allgemein hierzu: Wir haben den pH-Wert zuletzt nicht mehr für so wichtig genommen (wenn er denn unter 7 lag, dass scheint unabdingbar), weil sich viele Bruten auch mit relativ hohem pH-Wert ( also einem Wert zwischen 6 und 7) problemlos entwickeln. Es ist aber durchaus möglich, dass dies nur grenzwertig war/ist und man bei einem niedrigeren pH-Wert auf der sichereren Seite wäre. Darüberhinaus können wir auch nicht ausschließen, dass es die Qualität der Säuren ist, die hier mitspielt. Auf der bevorstehenden Tagung des AK Labyrinthfische im VDA in Berlin spreche nicht nur ich über Paros und Horst Linke allgemein über Labyrinthfischbiotope, sondern auch Prof. Christian Steinberg über das Thema "Ohne Huminstoffe kein Fischleben im Weichwasser".
Ich kann jedenfalls sagen, dass seit ich meinen pH-Wert von etwa 6.3 auf etwa 3.9 bis 4.1 gesenkt habe, meine parvulus-Nachzuchten problemlos funktionieren. Zuvor verschwanden die Gelege immer spätestens am dritten Tag. Das Männchen hatte sie definitiv nicht gefressen.
Den pH-Wert habe ich im Zuge eines 75%igen Wasserwechsels mittels eines handelsüblichen Eichenextraktpräparates und häufiger elektronischen Kontrolle gesenkt. Das ist bei einem Sprung in die Tiefe von zwei vollen Werten keine Kleinigkeit für die Fische, aber ich habe kein Anzeichen des Unwohlseins entdeckt.
Deinen Probleme können anders liegen, aber es ist wahrscheinlich so, dass auch die spec. Sentang wie die meisten Paros aus Wässern stammen, die niedrigere Werte als 5 aufweisen. Und in Südostasien dürften die niedrigen pH-Werte zweifellos auf hohen Anteilen von Huminsäuren basieren.
Ich würde es an Deiner Stelle mal ausprobieren, allerdings zunächst nicht unter pH 4.5 gehen. Wenn Du die Anpassung über zwei, drei Tage streckst, dürfte damit keine Gefahr für Deine Elterntiere verbunden sein.
Die Tatsache freilich, dass auch Deine zunächst separat herangezogenen Jungfische nach (ev. zu früher?) Rücksetzung ins Elternbecken dort auch verschwunden sind, spricht dafür dass es auch noch eine andere Ursache bei Dir gibt, wenn die Tiere nicht durch das Umsetzen geschädigt worden sind, nämlich ein im Umgang mit kleinen Jungfischen (noch) unerfahrenes Elternpaar, insbes. Weibchen. Bei mir hat ein sehr fresslustiges Weibchen sein Verhalten erst geändert, als ein paar Jungfische es geschafft hatten, dennoch zu überleben. Danach hat sie auch kleine Jungfische nicht mehr verfolgt (ein Lerneffekt)."
Ergänzend teile ich hier mit, dass sich auch das zweite parvulus- Gelege nun normal entwickelt: die Larven sind mittlerweile geschlüpft. Offen ist noch, ob die ausgeschwommenen Jungfische in dem sehr kleinen, aber äußerst versteckreichen Becken (12 Liter) neben den Elterntieren durchkommen.
Peter Finke, Bielefeld
Zwei Personen haben mich auf meine obige Bemerkung (in der Eingangsmail dieses threads) angesprochen, ich erinnerte mich an entsprechende Erfahrungen von Günter Kopic. Da sie (und sicher viele andere) nicht wissen, worauf sich dies bezog, hier kurz die Geschichte dazu.
Günter ist einer unserer Paro-Pioniere, dessen kürzlich renovierte Homepage www.guenter-kopic.de noch immer für alle Paro-Freunde eine Fundgrube elementaren Wissens ist. Er hält inzwischen nur noch wenige Paros.
In den siebziger bis neunziger Jahren allerdings gehörte er zu derjenigen, die die meisten damals bekannten Arten bzw. Varietäten mit als erste bekamen, da er unter den IGL-Experten dafür bekannt war, dass er weiß, wie man Paros zur Fortpflanzung bringt.
Mit den beiden "Schlankparos" (mein Ausdruck), ornaticauda und parvulus hatte aber auch Günter Probleme. Bei parvulus sind sie nie ganz verschwunden, aber den eigentlichen Erfolg erzielte er bei ornaticauda. Er vermochte diese Fische erst dann zur Fortpflanzung zu bringen, als er den pH-Wert seines Beckens auf angebliche sagenhafte pH 2.9 gesenkt hatte.
Ich habe ihn später auf diesen unglaublichen Wert angesprochen, der ihn selbst schockiert hat. Er sagte mir, dass er seinem eigenen (elektronischen!) Messgerät misstraut hätte, das einen pH von 3.0 angezeigt hätte, da er annahm, dass bei einem solchen pH-Wert nichts überleben könne. Er habe sich deshalb von der Trinkwasserkontrollstelle der Stadt Schweinfurth ein sehr teures Spezialmessgerät ausgeliehen und damit erneut gemessen. Dies hätte pH 2.9 angezeigt, mehrfach sogar pH 2.7.
Natürlich ist auch hier möglich, dass dieses Messgerät falsch kalibriert war. Aber völlig daneben werden diese Messungen nicht gewesen sein. Es dürfte (auch durch Messungen vor Ort, die immer wieder pH-Werte von 4.0 oder leicht darunter anzeigen) feststehen, dass Paros unglaublich niedrige pH-Werte aushalten. Ob sie sie auch benötigen, darüber geht der Streit.
Ich glaube nicht, dass sie sie unter allen Umständen benötigen, aber es gibt ein Lebensstadium, für das sie zumindest sehr hilfreich sind: die Eier. Das Ei ist zweifellos das empfindlichste Lebensstadium eines Prachtguramis. Aber ob es solche niedrigen pH-Werte benötigt oder ob diese nur für seine Entwicklung hilfreich sind, weil sie Keime stark reduzieren, oder ob es vielmehr auf die Inhaltsstoffe ankommt, die diese Werte bilden helfen: wir wissen es (noch) nicht.
Es ist nicht ausgeschlossen (so ist jedenfalls meine gegenwärtige Meinung), dass sich Paro-Eier bei niedrigen pH-Werten besser ebtwickeln als bei höheren. Und dass hierbei Huminsäuren eine mehr als nebensächliche, nämlich eine wesentliche Rolle spielen.
Peter Finke, Bielefeld
Moin,
es ist schwer zu sagen, in wie weit der PH, vor allem dessen Spannweite, tatsächlichen Einfluss auf Gelege, Nachzuchten oder gar weiter gedacht auf die Lebensdauer der Paros Auswirkungen hat.
Meine Paros, außer P. linkei, sitzen alle unter PH 5.
Ich erschrecke mich schon lange nicht mehr bei Werten, die unter PH 4 liegen. So auch heute morgen. Bei meinen P. rubrimontis habe ich mal eine Kontrollmessung gemacht, was ich in unregelmäßigen Abständen nach Gefühl mache und habe einen PH Wert von 3,4 ausgemacht.( PH Meter ist ein gutes teures und die Gegenprobe mit Tropfen ergab das gleiche Bild) Ein Schluck Leitungswasser hinzu und gut ist. Ich gehe davon aus, dass in den Heimatbiotopen ohne weiteres auch mal solche Werte auftreten können. Verursacht wurde das ganze wohl durch den Besatz, da momentan sicherlich 20 sichtbare Jungfische und wohl noch einige mehr drin sein werden. Trotz regelmäßigem abschöpfen der Nachzuchten.
Warum ich gemessen habe war, dass er seit einigen Wochen wieder ein Nest nach dem anderen produziert und keins verschwindet. Zudem hat er abenteuerlich schöne Farben. Eigentlich dachte ich, dass es aufgrund des nahenden Sommers nun vorbei ist. Im AQ sinds 27,5°C.
Nun zu deiner These. Ich denke die keimarmut ist wirklich relevant. Bei PH 6 hat man diese einfach nicht, auch wenn man nur Osmosewasser nachfüllt und einen niedrigen Leitwert hat. Nur mit so niedrigen PH Werten oder einem UV-C ist dies zu bewerkstelligen. Zudem gibt es ja einige Paro und Betta Züchter, die bei diesen PH Werten gute Erfolge erzielen.
Von daher sehe ich das durchaus als Möglichkeit an, dass bei einigen Arten ein niedriger PH ein wichtiger Schlüssel für eine zahlenmäßig höher ausfallenden Nachzucht sein könnte. Meinen PH stelle ich übrigens mit 1N (3,6%) Salzsäure aus der Apotheke ein. Natürlich immer nur das Wechselwasser oder Becken ohne Fische.
Huminstoffe-säuren finden sich bei mir nur in Form von Erlenzapfen. Blätter von Eiche und Buche koche ich zur Zeit ab, weil sie sonst verschleimen. Torf benutze ich nie, Seemandelbaumblätter nur wenn sich die Fische augenscheinlich unwohl fühlen.
@ Peter
nimm zum PH senken lieber Salzsäure oder Phosphorsäure. Diese kaufbaren Senker beinhalten teilweise auch noch anderes und auch mal Schwefelsäure. Soll nicht so gut sein und zudem sind sie im Vergleich doch wesentlich teurer.
Hallo,
Ich habe mir jetzt Eichlan von Unizoo gekauft, und es wohl etwas zu gut gemeint.
Das Männchen war seit einigen Tagen blass und träge und als ich Wasserwechsel mit saurerem dest. Wasser gemacht habe, schwamm das Männchen an die Wasseroberfläche ( was ich sonst noch nie beobachten konnte).
Ich habe dann einen PH-Test gemacht und mit Schrekcne festgestellt, dass der PH auf unter 5 gesunken war.
Also habe ich das Beckenwasser mit noch ein wenig dest. Wasser vermsicht, doch es half nichts...als ich 2 Stunden später wieder zu den FIschen schuate, war das Männche zu meinem Bedauern tot.
Das Weibchen habe ich dann sofort herausgefangen (mithilfe eines Glasgefäßes) und das Wasser nochmals verdünnt.
Sie wirkt jetzt relativ stabil,...ich hoffe dass sie keinen Schaden genommen hat...
Ich habe daraus gelernt, dass man mit Torfextrakten sehr vorsichtig sein muss, bzw. dass man das Wasser nicht zu schnell ansäuern darf.
Leider kommt mir diese EInsicht etwas zu spät.
Dennoch weiß ich nicht, ob das Männchen aufgrund des Wassers gestorben ist, oder ob er zuvor schon krank war und ihm das (zu) saure Wasser den Rest gegeben hat,...
Naja,...es tut mir Leid um den Fisch,...
Liebe Grüße, Christian
Christian, nach Deiner Beschreibung ist beides der Fall: das Männchen war offensichtlich schon vorher nicht mehr ganz gesund, und dann hat ihm die zu schnelle Absenkung des pH den Rest gegeben.
Ich nehme dies zum Anlass, noch einmal vor zu hastiger pH-Absenkung zu warnen. Wenn eine massive pH-Absenkung im besetzten Becken erfolgen soll, dann müssen die Fische erst einmal gesund und vital sein. Die Ausnahme ist, dass sie unter der Laugenkrankheit neigen (aber dies dürfte bei Paros nur in Ausnahmefällen vorkommen). Und dann darf die Absenkung nicht in einem Zuge vorgenommen werden, sondern nur allmählich, in mehreren Schritten. Klar sollte auch sein, dass sie nur im Zusammenhang mit einem Wasserwechsel durchgeführt werden darf und keineswegs durch direkte Einleitung von starken Säuren ins Aquarium. Schließlich sind häufige Kontrollmessungen und konstante Beobachtung der Fische unabdingbar. Bei dem Verdacht auf zu starke pH-Absenkung das Beckenwasser mit destilliertem Wasser zu vermischen, bringt gar nichts, denn bei destilliertem Wasser kann mit einem einziges Spritzer einer starken Säure der pH in den Keller gehen. Da muss man schon ein pH-stabilisierendes Wasser nehmen (meist Leitungswasser).
Bei kranken Fischen sollte man damit noch vorsichtiger sein.
Ich kenne das Präparat "Eichlan" nicht. Der Name spricht aber nicht dafür, dass es sich um einen (reinen) Torfextrakt handelt. Mit Torfextrakten kann man meistens nichts falsch machen, da sie nicht so scharf ansäuern wie die meisten Eichenextrakte oder direkte starke Säuren (Salzsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure). Diese sind in der Regel in käuflichen Eichenextrakten vorhanden. Der Umgang hiermit erfordert Fingerspitzengefühl; ich rufe hier nicht dazu auf, großzügig mit solchen hochgefährlichen Präparaten umzugehen!
Das Mittel, das ich verwende, ist der Eichenextrakt nach dem Rezept von Hans Stein; es wird u.a. von Zajac verkauft. Auch dieser enthält Phosphorsäure. Ich habe durch vorherige Tests inwzischen gut heraus, wie ich es anwende, welche Absenkung etwa ein kleiner Spritzer aus der Spritzflasche pro 10 Liter Wechselwasser (vollentsalztes Wasser mit Leitungswasser verschnitten) bewirkt.
Die Senkung des pH um eine Stufe bewirkt eine Ansäuerung um den Faktor 10. Wenn man dies weiß, ist es umso erstaunlicher, welche niedrigen pHs gesunde (!) Paros nicht nur aushalten, sondern für ihr Fortpflanzungsgeschäft offenbar bevorzugen. Man kann deshalb nicht vorsichtig genug sein. Christians bedauerliche Erfahrung zeigt dies. Klar ist aber auch, dass ein nicht von falschem pH kranker Fisch (und dies kann man bei Deinem Männchen ziemlich sicher ausschließen, denn Dein pH wird wohl nicht über 7 gelegen haben), sondern einer, der schon erheblich angeschlagen ist, durch Absenkung des pH nicht etwa geheilt, sondern erst recht gestresst wird.
Ich hoffe Du lernst daraus und kannst Dir bald ein neues Männchen besorgen.
Peter Finke, Bielefeld
Hallo Peter,
Daraus gelernt habe ich, das ist klar!
Phosphor enthält das Mittel laut meinen Testergebnissen nicht.
Welche anderen Säuren es jedoch enthält kann ich nicht sagen.
Ich habe aber nicht viel von dem Mittel hineingetan, ca. 3 Verschlusskappen (2 cm hoch, 1,5 cm breit) doch war dies wahrscheinlich schon genug bzw. zu viel.
Ich war aber überrascht, wie stark dieses Mittel wirkt, denn bereits 3 Tropfen in einer 5ml Küvette haben ausgereicht von PH 6-6,5 auf 4,5 anzusäuern.
(ich habe nur einen Tropfen-PH-Test, und weiß nicht wie genau dieser ist, doch denke ich dass das Ergebnis schon aussagekräftig ist).
Ich werde dann wohl demnächst wieder nach Mannheim zu Uta Hanel fahren, um mir noch ein Männchen zu kaufen.Doch ist das ja etwas prblematisch, da ich ja nicht genau wusste, welche Art es letztendlich war.
Wir werden sehen
Liebe Grüße, Christian
Ich finde, es muss hier noch stärker eingeschränkt bzw. auf Gefahren hingewiesen werden. Sonst entsteht der Eindruck, man könne mal schnell mit einem Spritzer Säure Paros vermehren. So einfach bzw. gefahrlos ist es nicht. Wer 30 Paros einer Art in verschiedenen Becken hat, kann Versuche machen. Wenn sie aber alle tot sind, wars das in der Regel. Ich halte die Nummer mit dem Rumprobieren mit Säuren für extrem gefährlich. Christian hat ja schon die Nachteile kennengelernt. (Ich übrigens leider auch, und zwar habe ich einige meiner Zuchtpaare (Mimbon und ornaticauda) mit einem Spritzer zuviel Eichenextrakt umgelegt).
1. Nachweislich lassen sich die meisten Paros bei pH Werten bis 6,5 vermehren. Das Risiko einzugehen ist also bei vielen unnötig.
2. Mögen tun viele Paros sehr niedrige pH Werte nach meinen Beobachtungen nicht unbedingt. Der ideale Wert liegt unter Abwägung der Risiken bei 5. Um den zu erreichen brauchen wir keine chemischen Zusätze. Natürliche Huminstoffe reichen.
3. Natürlich kommt es (zumindest auch) auf die Keimarmut an.
4. Das freihändige Dosieren mit Säurespritzer ist Erfahrungs-, Glückssache und m. E. ein Spiel mit dem Feuer.
5. Ich selbst teste auch immer mal wieder und stelle aber größere Wassermengen (wie Ralf, wenn ich ihn richtig verstand) vorsichtig ein, lasse abstehen und messe mehrfach nach. Ich achte auf ausreichende Pufferung mit einem Schluck Leitungswasser und festen und gelösten Huminstofen Wenn man häufig nachmisst stellt man fest, das der pH keineswegs absolut stabil bleibt.
6. Mein Vorschlag: Besorgt euch stärker ansäuernden Torf (steht drauf, mancher geht bis pH3), er darf nicht trüben, das Wasser darf nicht schwefelig riechen. Man muss etwas probieren. Hat man aber den richtigen Torf sollte man einen (kleinen) Ballen kaufen. Die Mengen, die man braucht sind mini.
7. Erst wenn das nicht reicht bzw. nur bei Problemfällen (ggf. bei ornaticauda und parvulus) sollte man mit Säuren sehr, sehr vorsichtig und in einer ruhigen Lebensphase nachhelfen.
Das es mit Säuren geht, beweisen die Beiträge von Ralf und Peter. Aber es ist gefährlich. Die Fische könnten innerhalb von Minuten oder Stunden tot bzw. letal gschädigt sein. Vorsichtige Herantasten und Erfahrung ist notwendig. Und ein Unglück kann verhehrend sein.
Martin Hallmann
Moin,
Christian, du hast wohl arg überdosiert. Wenn du reines Osmosewasser nimmst, wo kaum eine KH drin ist, bleibt bei deiner hohen Dosierung natürlich auch Säure im Wechselwasser. Und das ist hochgefährlich.
Sobald du das Wechselwasser ins Aquarium gibst, macht die Säure da weiter, wo sie im Wechselwasser aufgehört hat. Sie zersetzt die KH, der PH sinkt und es entsteht CO2. Das könnte der Grund auch für das nach oben gehen des Paros gewesen sein. CO2 blockiert die Aufnahme des Sauerstoffes. Könnte..!
Olaf Deters hat hier http://deters-ing.de/Wasser/ph.htm sehr schön die Senkung des PH mit verschiedenen Mitteln beschrieben und auch genug Warnungen vorgesehen, die man ernst nehmen sollte.
Martin hat volkommen Recht. Das Arbeiten mit Säure ist im/am Aquarium kein Kinderspiel und kann bei unachtsamer Arbeitsweise oder durch Unwissen sehr großen Schaden anrichten.
Wenn ich das oben zu lax ausgedrückt haben sollte, revidiere ich das hiermit. Es ist halt bei mir so, dass ich eingefleischter Weichwasseraquarianer bin und die Handhabung niedrige PH mit weichem Wasser einfach gewöhnt bin. Ich glaube bei Becken die einen PH oberhalb 7 hätten würde ich mir mehr Sorgen machen. Ist halt eine Sache der Gewohnheit und Erfahrung.
Ich senke auch immer langsam, teilweise über Wochen. Wenn der PH dann mal steht, steht er, solange die Umgebungsvariablen gleich bleiben.
Noch was...nie reines Osmosewasser versuchen saurer zu machen. Das ist zu schwierig, weil meist nur ein kleiner Anteil KH drin ist. Lässt sich schlecht dosieren. Mein Wechselwasser hat immer einen Schluck Leitungswasser mit drin, wo das Senken des PH einfacher ist. Dann sprudel ich es kurz aus und lass es noch stehen um einen normalen CO2 Gehalt zu haben.
Zudem stehen den Fischen dann noch Mineralien zur Verfügung ohne dass der PH hoch ist.
Natürlich mache ich mich vorher schlau, welcher PH Wert zu den Fischen passt. Wenn ich unsicher bin, tröpfel ich das Wechselwasser auch mal ins AQ, um schnell und rechtzeitig reagieren zu können, wenn sich Unwohlsein zeigt.
Noch kurz was zum Torf. Frage einfach nach, welcher Aquarianer in deiner nähe welchen verwendet.
Ich persönlich ziehe Salzsäure vor, weil ich damit gezielter arbeiten kann bzw. genau weiß, was drin ist. Ist aber auch ne Erfahrungssache und Einstellungssache. Funktionieren tut vieles bei der richtigen Anwendung.
Mich würde aber weiterhin noch interessieren, welche Erfahrungen andere Parozüchter mit dem PH Wert gemacht haben. Also die Ursprungsfrage von Peter, um mal den Sprung zurück zu schaffen.
Hallo,
Ja ich habe verstanden dass mein Handeln nicht gut war.Ich habe jedoch jetzt die Erfahrung gemacht und weiß jetzt mehr.
Klar habe ich mich auch zuerst über die Wirkungsweise des Torfextraktes informiert, bevor ich das Wasser aufbereitet habe.
Um auf Peters ursprüngliche Frage zurückzukommen:
Eben deswegen habe ich ja überhaupt das Wasser angesäuert, da ich vermutete dass die Eier der Paros dann an der Höhlendecke kleben (was sie bei meinen PAros nie taten) und dass sie sich in saurem Wasser entwickeln würden.
Jetzt kann ich jedoch nichts Sinnvolles zu diesem Thema schrieben, da ich keine Beobachtungen machen kann.
Liebe Grüße, Christian
Ich habe aber nicht viel von dem Mittel hineingetan, ca. 3 Verschlusskappen (2 cm hoch, 1,5 cm breit) doch war dies wahrscheinlich schon genug bzw. zu viel.
Wenn ich von dem Eichenextrakt, den ich zur Ansäuerung manchmal verwende, drei solcher Verschlusskappen verwenden würde, wären alle meine Fische in kurzer Zeit tot. Übertragen auf Deine Verschlusskappengröße und mein Beckenvolumen nehme ich nur die Menge, die vielleicht einen bis zwei Millimeter hoch in einer solchen Kappe stehen würde. Und das auch nur mit sorgfältiger Kontrollmessung.
Für alle, die sich in den Dimensionen gern vertun, ist Martins Rat mit dem Torfballen zu beherzigen. Bei Torf hat man weniger das Risiko, dass er zu stark ansäuert, sondern eher, dass er es zu schwach tut. Man benötigt wirklich guten, sauren Hochmoortorf, um einen messbaren Effekt zu erzielen. Anstelle manchen Torfes (besonders Torffasern), der von der aquaristischen Industrie verkauft wird, kann man auch eine zerfranste Fußmatte nehmen: Er bringt gar nichts. Bei Torf aus Gartenläden muss man immer aufpassen, dass dort keine Dünger mit eingeschlossen sind. Dies ist auch bei manchen Torfgranulaten der Fall, man kann es ihnen nicht gleich ansehen.
Wichtig ist, dass der Torf als rein deklariert wird; sonst würde ich die Finger davon lassen. Und dann muss er stark sauer sein. Viele Torfsorten sind im Zeitalter der Hochmoorschonung nur noch schwach sauer.
Das Problem bei Torf ist, dass es ein Naturprodukt ist und damit nicht generell identisch. In allen Fällen sind vorherige Versuche ohne Fische notwendig. Wenn man aber eine gute Torfquelle gefunden hat, dann ist man (fast) auf der sicheren Seite und hat bei einem kleinen Ballen für lange Zeit eine gute, auch physiologisch unbedenkliche Säurequelle.
Das Arbeiten mit starken Industriesäuren ist immer viel riskanter. Mit Salzsäure richtig umzugehen will gelernt sein! Bei den nahezu destillierten Wässern unserer Paroaquarien genügen Tropfen, um große Wirkungen zu erzielen. Also Vorsicht. Hier rät niemand dazu, mal eben seine kostbaren Fische einem ex-juvantibus-Versuch auszusetzen ("tun wir mal was rein und gucken, was passiert").
Aber auch ich würde gern zu meiner Ursprungsfrage zurück kehren. Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem pH-Wert bei der Parozucht gemacht?
Peter Finke, Bielefeld