Wie andere habe auch ich gute Erfahrungen mit Seemandelbaumblättern (Terminalia catappa) gemacht. Sie geben Gebstoffe ans Wasser ab, die ähnliche Stoffe simulieren können, welche in den Originalbächen durch Holz und Blätter ins Wasser geraten.
Seit einiger Zeit experimentiere ich mit Walnussbaumblättern (Juglans regia). Die bisherigen Ergebnisse sind sehr ermutigend und scheinen den Wirkungen der Terminalia-Blätter weitgehend zu entsprechen. Die stark gerbstoffhaltige Wirkung der Wanussbaumblätter ist seit langem bekannt. Auffällig ist auch, dass unter Walnussbäumen kaum etwas anderes wächst, so stark sind die ausgeschiedenen Hemmstoffe. Noch möchte ich aber keine allgemeine Empfehlung herausgeben, da ich Schädigungen bei Fischen oder Pflanzen nicht ausschließen kann. Es sieht aber nicht danach aus. Nur die Keim- und Bakterienentwicklung scheint negativ beeinflusst zu werden. Da wir bei Paros ein keimarmes Wasser haben möchten, könnte dies ein gutes "Hausmittel" hierfür werden.
Peter Finke, Bielefeld
Hallo Peter,
ich habe vor einiger Zeit auch mal Wallnussblätter gestestet allerdings erzielte ich damit keine Wirkung. Sowohl frische als auch getrocknete Blätter faulten unter Wasser sehr schnell und die Blätter wuden zu so einer Art Schleim.
Wie verwendest du sie frisch oder getrocknet?
Gruß
Bennie
Gruß Bennie
Ich liebe Tiere
IGL: 207
Sowohl frische als auch getrocknete Blätter faulten unter Wasser sehr schnell und die Blätter wuden zu so einer Art Schleim.
Hi,
ich habe ebenfalls gute Erfahrung mit Blättern der Wallnuss gemacht. Allerdings habe ich sie im Herbst gesammelt, wenn sie bereits herabgefallen sind. Dann gammeln sie nicht so schnell. Frische Blätter, egal ob getrocknet oder nicht habe ich noch nicht probiert.
Ausprobiert habe ich das alles bei Harnischwelsen. Aus Übermut gab es da dann auch noch Erlenblätter und Weidenblätter. Die waren allerdings eher Sauerstoffzehrend, also Vorsicht bei der Menge.
Meine P. quindecim fühlen sich mit einem Wallnussblatt im 60l-Becken pudelwohl. Keine Ahnung ob das mit dem Blatt oder trotz des Blattes so ist … Die Bettas finden Blätter insgesamt nicht so gut, die sind irgendwie ganz schöne Frischwasserfanatiker.
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+ + + Parosphromenus quindecim, Betta albimarginata + + +
Danke Peter, für diesen Anstoß! An Walnussbaumblätter hatte ich bisher noch gar nicht gedacht. Ich habe bisher immer nur Buchen- und Eichenlaub verwendet. Wobei Buchenlaub eher als Zierde und den Wasserchemismus wenig bis nicht messbar beeinflussend.
Erlen- und Weidenlaub ist sehr gutes Garnelen-, Krebs- und Welsfutter, eben da es sich so schnell zersetzt. Das kann man in natürlichen Gewässern gut beobachten.
Bemerkenswerter Weise zersetzen sich die von mir verwendeten Seemandelbaumblätter ziemlich schnell und setzen spätestens am vierten Tag Schimmel an. Aus diesem Grund bin ich dazu übergegangen diese nach dem dritten Tag zu entfernen, außer es befindet sich ein Schaumnest im direkten Kontakt.
P.S.: Gerade B.albimarginata reagieren sehr empfindlich auf biogene Inhaltsstoffe.
Liebe Grüße,
Thomas
Bemerkenswerter Weise zersetzen sich die von mir verwendeten Seemandelbaumblätter ziemlich schnell und setzen spätestens am vierten Tag Schimmel an.
Dies wundert mich sehr, Thomas. Wie kommt das? Bei mir bleiben alle Seemandelbaumblätter wochenlang, manchmal monatelang im Becken, Schimmel habe ich an ihnen noch nie gesehen! Wenn ich sie austausche, dann nur deshalb, weil sie (sehr langsam) zerfallen.
Peter Finke, Bielefeld
Vielleicht eine Erklärung für den frühen Schimmel bei Thomas:
Seemandelbaumblätter werden in sehr unterschiedlicher Qualität verkauft. Ich hatte schon den Eindruck, dass manche Chargen aus "gebrauchten" Blättern bestand. Das kann daran liegen, dass tatsächlich ein Sauhund gebrauchte Blätter verkauft, oder - viel wahrscheinlicher - dass jemand sehr wahllos im Wasser liegende oder sehr alte Blätter sammelt und verwendet.
Ich habe selbst auf Ko Lanta im Januar Seemandelbaumblätter (fast an jedem Strand) gesammelt. Die großen, braunrot verfärbten, aber schon trockenen Blätter des aktuellen Jahres sind, der Wasserfärbung nach zu urteilen, die besten. Sie sind relativ stabil und dickfleischig. (Im Prinzip ist das genauso, wie bei dem Laub unserer heimischen Eichen und Buchen. Ich verwende auch hier die stabilen kräftigen Blatter, nicht die dünnen lappigen.) Dünne, zerfranste, lappige Blätter mit "Stockflecken" sind schon älter und häufig mehrfach feucht geworden, haben eine Saison im ggf. starken Regen oder gar im Wasser gelegen oder sind kurz vorm Zersetzungsprozess. Man erkennt das im Vergleich recht gut.
Ich denke, die Blätter werden eine Zeitlang ihre durch Fermentierung entstandenen/ modifizierten Schutzstoffe (Säuren, Gerbstoffe?) durch Auslaugen ans Wasser abgeben, danach können sie durch Mikroorganismen leicht zersetzt werden. Daher bringen verschimmelte, sich zersetzende Blätter eher eine Belastung des Wassers als einen Vorteil.
Vielleicht könnte ein Biologe mal die Zusammenhänge genauer erklären?
Martin Hallmann
Hi,
Das mit dem Schimmel hatte ich auch schon. Das liegt allerdings wirklich an der Qualität der Blätter. Bei mir betrifft der Schimmel dann die Stiele.
Wenn es hier jemanden gibt der sich zum Thema Blätter noch besser auskennt würde mich allerdings auch mal die biologische Seite von den Wallnussblättern interessieren. Komme mir sonst vor wie ein Druide.
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+ + + Parosphromenus quindecim, Betta albimarginata + + +
Ich zitiere hier nur verkürzt aus verschiedenen botanischen Abhandlungen über die Walnuss:
Aus den verrottenden Blättern der Walnuss (Juglans regia L.) wird Juglon freigesetzt. Es entsteht aus der nichttoxischen Vorstufe, dem Hydrojuglon durch mikrobiellen Abbau. Juglon ist ein natürlich vorkommender Farbstoff mit der systematischen chemischen Bezeichnung 5-Hydroxy-1,4-naphthalindion oder 5-Hydroxy-1,4-naphthochinon, der sich von den Naphthochinonen ableitet.
Das Glucosid von Hydrojuglon gelangt entweder über die Wurzeln oder herabgefallene Blätter in den Boden. Dort wird es mikrobiell hydrolysiert, also das Glucosid gespalten und anschließend das gebildete Hydrojuglon oxidiert. Das entstandene Juglon unterdrückt die Keimung und das Wachstum zahlreicher Pflanzenarten. Dieser allelopathische Effekt ist der Grund dafür, dass unter Walnussbäumen kaum andere Pflanzen wachsen. Juglon und ähnlich strukturierte 1,4-Naphthochinone aus Walnussschalen erlauben eine gelbbraune Färbung von Textilien.
Wir müssen also u.a. beobachten, ob Walnussblätter im Aquarium womöglich das Wasserpfalnzenwachstum hemmen.
Peter Finke, Bielefeld
Hallo zusammen
Herr Finke. Wie sie schon angedeutet hatten sind in Walnussblättern jede Menge Inhaltstoffe enthalten. Und je nach Jahreszeit, Reifegrad, Baumstandort, Bodenbeschaffenheit etc. wohl in SEHR unterschiedlichem Mengengehalt. Bei den Schalen ist es ebenso.
Da ich als Junge Gelegenheit hatte Walnüsse aus ihren Schalen zu popeln kann ich mich an die Handhornhaut-Färbende Wirkung sehr gut erinnern. Gab kräftige dunkelbraune (durch Gerbstoffe "verätzte"????) Hände.
Meine inzwischen lange verstorbene Oma berichtete mir das ihre Generation mit den Schalen Wollsocken braun gefärbt hatte.
Ohne Ihre Bemühungen neue Rohstoffe für die Aquarienkultur finden zu wollen, zu schmälern oder in Mißkredit bringen zu wollen. Mir wäre das Risiko zu groß die Tiere zu verätzen. Wenn nicht vorher eine "GEEIGNETE" Methode gefunden wäre die Menge der Wirksamen Inhaltsstoffe sicher zu Quantifizieren. Ansonsten könnte die Walnussblattanwendung zu einem Lotteriespiel werden. Mit der Möglichkeit der Tierquälerei bei einer unerwünschten Überdosierung.
Weiterhin viel Erfolg bei der Haltung von Fischen von welchen ich auch weiterhin die Finger lassen werde. Bernd Keiler
Lieber Bernd Keiler, es ist sicherlich gut, dass Sie zur Vorsicht mahnen. Aber ich hatte auch nicht zum Gegenteil aufgerufen. Wir diskutieren hier öfters offene Fragen und ich gehe davon aus, dass niemand sich davon zu unvorsichtigen Handlungen verleiten lässt.
Aber: Meine bisherigen Versuche mit Walnussbaumblättern sind ausnahmslos sehr ermutigend verlaufen. Soeben war ich noch an einem Becken mit Parosphromenus paludicola "Wakaf Tapei", meinen letzten beiden Tieren, die schon etwas kränklich aussahen, und habe sie in sehr guter Kondition vorgefunden, das Männchen das Weibchen anbalzend. In diesem 12-Liter-Becken befindet sich seit vierzehn Tagen ein Walnussbaumblatt. Ich schreibe ihm nun keine besonderen Heilwirkungen zu, dazu kann ich das Wirkgefüge in diesem Becken nicht hinreichend überblicken, aber besondere Schadwirkungen kann ich erst recht nicht feststellen.
Andere Versuche, auch mit weniger "wertvollen" Fischen, die ausnahmslos keine Schäden verursacht haben, sind vorausgegangen. Es mag auch ein Faktor sein, dass Paros sehr gerbstoffhaltige Gewässer gewohnt sind; vielleicht mögen Guppies oder Barsche das weniger.
Aber nochmal: Wir diskutieren hier eine Idee. Es ist kein Aufruf zu unkontrollierten Experimenten. Eine endgültige Bewertung in Sachen Walnussbaumblätter ist gegenwärtig noch nicht möglich. Wer mit einem Walnussbaumblatt experimentieren möchte, soll sich klar machen, dass wir die Wirkmechanismen bisher nicht überblicken. Bei sehr wertvollen Tieren wäre auch ich gegenwärtig noch zurückhaltend! Insofern meine ich es ernst, wenn ich Bernd Keiler für seinen Beitrag danke, mit dem er zur Vorsicht mahnt.
Peter Finke, Bielefeld
Hallo,
zu der Verwendung von heimischen Blättern habe ich einen interessanten Link gefunden (bitte etwas nach unten scrollen). Interessant deshalb, weil hier wohl tatsächlich die Möglichkeit besteht, etwas anderes einzusetzen als die teuren Seemandelbaumblätter und weil auch genau beschrieben wird, in welchem Zustand die Blätter gesammelt und eingebracht werden sollen.
http://www.biotopforum.at/cms_view_article,91.htm
Ausprobiert habe ich selbst bisher Buchenblätter, die sich mit ihrer braunen Farbe sehr schön machen und Eichenblätter, die sehr schnell zerfallen.
Gruß Karin[/url]
Hallo
Der Link ist sehr infirmativ. Danke dafür! Ich habe schon viel davon gehört und auch schon einiges versucht aber mit den Dosierungen und genauen Wirkungen kannte ich mich nicht so aus.
Gruß
Bennie
Gruß Bennie
Ich liebe Tiere
IGL: 207
Das hatten wir doch schon öfter. Ich meine mehrere hatten sich schon auf entsprechende "Naturheilverfahren" bezogen. Ich erinnere mich an die Nummer mit dem Zimt. Zunächst wird eine Behandlung von Fischen durch ein Bad mit einem leichten "Gift" oberflächlich helfen, sofern sie kurz vor dem Ableben gerettet werden und mehr aushalten, als die zu bekämpfenden Parasiten. Schon osmotische Veränderungen (Salzzusatz) und Umsetzen in anderes Wasser können helfen (aber auch schaden). Was ist mit Langzeitwirkungen und Nebenwirkungen? Zunächst hört sich das ja alles schön an und vieles (Seemandelbaumblätter, Torf, Erlenzapfen, Torf, Salz) ist auch bekannt und es gibt gewissermaßen empirische Langzeiterfahrungen.
Aber wer hat so viele (auch langfristige) Versuche an Fischen gemacht oder zusammengetragen um solche Regeln aufzustellen und als Ratschläge zu veröffentlichen. Hat jemand schonmal Kontakt zu Bernie hergestellt? Wenn ja, klärt mich mal auf. Es mag ja sehr viel dahinter stecken und das will ich auch hoffen, ggf. ist es aber auch ein Schnellschuss. Also Bernie, wenn du das hörst, gib uns bitte noch mehr Hintergrundinfos.
Martin Hallmann
Martin, Du schreibst "Bernie", aber ich denke Du meinst Bennie, der die Mail davor geschrieben hat. Also dann Bennie: was ist Dein Hintergrundwissen?
Ich habe zur Debatte gestellt, dass man vielleicht Walnussbaumblätter hier kostenlos aufsammeln und verwenden kann, statt teure Seemandelbaumblätter zu kaufen. Aber über ein ganz sicheres Wissen in bezug auf ihre Wirkung verfüge auch ich nicht. Ich kann nur sagen, dass meine Versuche in dieser Richtung bisher sehr gut verlaufen sind. Ich kann die Keimdichte nicht messen, aber so kristallklar wie in den Aquarien mit Walnussbaumblatt ist kaum ein anderes Becken. Und die darin lebenden Paros zeigen alles, was man wünscht.
Allerdings: die oben zitierte Quelle scheint mir tatsächlich etwas dubios zu sein. Da wird m.E. auch etwas zusammengeträumt. Guido Hückstedt (der sowie so der klarste aquaristische Denker war) zitierte einst in Bezug auf aquaristische Erklärungsversuche Hans George mit den Worten: Man kann zu klaren Erkenntnissen kommen oder man kann träumen. Meist wird geträumt.
So ist es. Wir sind alle nicht dagegen gefeit.
Peter Finke, Bielefeld
Hallo,
ich habe den hier so sehr kritisierten Link eingestellt und Bezug auf die Verwendung von heimischen Blättern genommen. Wieso sollte die Verwendung dieser nicht funktionieren? Warum sollen jetzt gerade Walnussblätter funktionieren, die anderen jedoch nicht?
Und wieso soll es unter den heimischen Bäumen keinen geben, dessen Wirkungsweise dem des Seemandelbaumblattes entspricht?
Ob es der Birke tatsächlich gelingt, den TBC-Erreger einzukapseln (wäre fantastisch) mag ich mal so dahingestellt lassen. Aber die Wirkung diverser Gerbstoffe zwecks Verbesserung der Hälterungsbedingungen, könnte ich mir durchaus vorstellen.
Gruß Karin