Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Sonstiges: Informationen, Verhalten u.a.

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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Hi Thomas, ich hatte damals die Wildfänge von P. sp. "Manismata" von Glaser erhalten und natürlich gleich versucht Nachzuchten zu erhalten. Als Ergänzung deiner Aussagen und zur Anregung der Diskussion folgende Anmerkungen:
Auffällig schien mir in Abweichung zu allen anderen Paros:
1. die gewisse Ruppigkeit des Männchens gegenüber dem Weibchen. Insbesondere bei der Balz und -das sieht man bei anderen Paros selten - zur Verteidigung des Geleges. P. quindecim legt einen etwas anderen Charakter als die anderen Paros an den Tag.
2. die Größe der Tiere, ich würde sagen, es handelt sich um die größten Paros.
2. die vergleichsweise große Eizahl, lässt sich natürlich durch die Größe der Art erklären. Während bei mir (außer P. ornaticauda) alle Paros zwischen 10 bis max . 30 Junge bringen (P. linkei kann auch 50 bringen) schafften P. q. häufig große (um 60) Gelege.
3. ein Großteil der Eier lagen bei den Wildfängen auf dem Boden, was den Vater erstaunlicherweise nicht juckte. Sie entwickelten sich am Boden liegend und der Vater versuchte weder sie am Höhlendach zu befestigen, noch frass er sie auf. Vieleicht war er einfach faul. Vielleicht fressen Paros nur abgestorbene Eier. Vielleicht gibt es individuelle Unterschiede. Später haben die Nachzuchten immer artig die Eier in der Höhle befestigt. Häufig auch an den Wänden, nicht nur an der Decke.

Zum Aufbau des Labyrinths der Paros kann ich nichts sagen aber zur offensichtlichen Funktion: Es unterscheidet sie von den andern Labyrinthern. Schaumnestbauende Betta benutzen n. m. B. das Labyritnh laufend und holen (außer bei sehr kalten Temperaturen) immer Luft von der Oberfläche. Maulbrüter z. T. ebenfalls, viele, wie z. B. B. albimarginata holen nur in Notsituationen (wie bei kürzlich 33 ° Wassertemperatur) Luft von der Oberfläche um die Kiemenatmung zu unterstützen. Paros benutzen das Labyrinth jedenfalls nicht zum Luftatmen von der Wasseroberfläche. Bei sehr hohen Temperaturen fallen sie eine Art Hitzestarre am Bodengrund und setzen wohl ihren Sauerstoffbedarf herab. Wenn man Paros beim Luftholen sieht, holen sie entweder Luft für ihre Höhle oder sie leben nicht mehr lange.

Diese Unterschiede hat meines Wissens noch keiner bewertet bzw. näher untersucht.

Natürlich könnten die Blasen auch ohne Oberflächenkontakt generiert werden, ob das Labyrinthorgan dafür erforderlich ist, vermag ich nicht zu sagen.

Martin Hallmann


   
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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 442
 

Hallo Martin! Um es auf den Punkt zu bringen: Deine Paros holen Luft von der Oberfläche um ihr "Schaumnest" zu errichten? Ich konnte bis jetzt meine P.quindecim KEIN einziges mal dabei beobachten Luft von der Oberfläche geholt zu haben und das bei etlichen Beobachtungsstunden und z.T. nonstop über eine Stunde...

Thomas

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Von einem Schaumnest zu sprechen ist zuviel gesagt. Manchmal holen sie Luftblasen und fügen sie in das Gelege ein. Häufig erst nach dem Schlüpfen der Brut. Manche tun es, manche tun es nicht. Also scheint es artspezifisch und ggf. auch individuell verschieden zu sein. Es gab hier schonmal eine Diskussion im Forum darüber, ich glaube unter Pflege, Zucht ...

Martin Hallmann


   
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(@karen_k)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 201
 

Eine Überlegung theoretischer Natur: über Nacht herabgesunkene Eier und Larven sind verloren, selbst wenn diese, soweit dies für mich feststellbar ist, in gleichem Zustand sind wie die am Röhrendach angehefteten. Somit dürfte nicht nur die Wasserzusammensetzung ausschlaggebend sein, die die Eier nicht beeinträchtigt, sondern auch oder eben diese, die das "Anheftsekret" nicht beeinträchtigt oder gar fördert. Vermutlich gehen diese beiden maßgebenden Bedingungen Hand in Hand.

I can't be sure, but I think that not the water conditions, but the behavior of the breeding male is the most important factor here.

Some Paro males take excellent care of the eggs and larvae, others do not. If the male takes good care of the eggs, the eggs that fall on the bottom are not necessarily lost. A good parent male picks up these eggs and puts them back between the other eggs. While doing this, the male often mouthes the egg for a while, probably to clean it and/or to make it sticky again.

An important question for me is why some male Paros are excellent parents, and others are not. I don't have a reliable answer to that question...

Kind regards,
Karen


   
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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Hi Karen, ich glaube du hast recht, dass viele Faktoren einen individuellen Hintergrund haben. Wir Menschen neigen bei der Beurteilung von Beobachtungen gerne zum Generalisieren und Vereinfachen. Tiere sind bis zu einem gewissen Maß auch "Individualisten", wie eben Menschen auch. Was machen eigentlich die roten opallios, sieht man schon was. Bei mir sind Männchen erst sehr, sehr spät zu erkennen. Du kannst mir auch per pm antworten.

Grüße, Martin


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
Themenstarter  

An important question for me is why some male Paros are excellent parents, and others are not. I don't have a reliable answer to that question...

Das ist auch für mich eine ungelöste Frage. Jedenfalls waren meine beiden inzwischen verstorbenen tweediei-Männchen miserable Pfleger. Ein kleines filamentosus-Männchen von Deinem Stamm, Karen, ist mein Superpfleger. Andere sind nachlässiger. Vielleicht hängen einige der Unterschiede, die wir bei ornaticauda jetzt wieder beobachten, auch mit solchen individuellen Eigenschaften zusammen.

Jedenfalls freue ich mich, nach Rückkehr aus dem Urlaub, dass die Diskussionen im Paro-Forum munter weiter gehen.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 442
 

Vorab eine Frage: Pflegen eure Elterntiere die Gelege auch über Nacht? Wo befinden sich diese in räumlicher Relation zum Gelege? Denn mein P.quindecim-Männchen ist über Nacht teilnahmslos und steht in einiger Entfernung zum Gelege in der Röhre - deshalb meine Theorie (und bei mir auch praktisch), daß herabgesunkene Eier und Larven verloren sind.

"Elternfürsorge ist eine Form von Altruismus. Wenn Eltern Zeit und Energie auf die Versorgung ihrer Nachkommen verwenden, erhöhen sie deren Fitneß. Dabei vermindern sie ihre Individualfitneß, indem sie den aktuellen Nachwuchs auf Kosten zukünftiger Fortpflanzungsmöglichkeiten begünstigen.
Weibchen investieren gewöhnlich mehr Zeit und Energie in die Versorgung ihrer Jungen als Männchen. Der ungleiche Beitrag der Eltern bei der Jungenfürsorge kann als Folge einer Art evolutiven Wettbewerbs aufgefaßt werden, bei dem jeder Partner, neben dem gemeinsamen Interesse am Nachwuchs, auch ein individuelles Interesse daran hat, den Eigenaufwand für die Pflege und Versorgung der Jungen so gering wie möglich zu halten. Wenn also ein männliches Gen das Verhalten seines Trägers derart beeinflussen kann, daß sich die Last der Elternfürsorge in Richtung auf das Weibchen verschiebt, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß die Häufigkeit dieses Gens in der Population zunimmt. Umgekehrt: Wenn ein Gen das Verhalten eines Weibchens so verändert, daß das Männchen seinen Beitrag erhöhen muß und dabei kein zusätzliches Risiko für die Jungen entsteht, dann ist zu erwarten, daß sich dieses Gen in der Population ausbreitet."
David MacFarland - Animal Behaviour

(Diese sexuelle Konkurrenz kann sich vermutlich auch auf das Geschlechterverhältnis auswirken, womit wir wieder bei einem altbekannten Thema wären...)

Es ist erwiesen, daß Weibchen bei Parosphromenus durchaus vollwertig die elterliche Fürsorge übernehmen können, wenn das Männchen ausfällt (ich glaube Horst Linke hat darüber bei P.quindecim berichtet?). Dementsprechend kann ich mir vorstellen, daß ursprünglich die Weibchen die gesamte Brutpflege, zu ihrem individuellen Nachteil, inne hatten und im Laufe der Zeit zumindest die Brutpflege vollständig abgegeben haben. Wir beobachten vielleicht gerade den rückläufigen Trend mit "schlechteren" Vätern die die Weibchen in ihre ursprünglich Rolle "nötigen" oder den Abschluß einer Entwicklung die noch nicht ganz beendet ist oder nie beendet werden kann.
Dies ist ein Erklärungsansatz und es gibt derer noch viele, vor allem auch einige griffige Modelle innerhalb der Ethologie. U.U. könnte man experimentell, und gerade Aquarienfische sind dafür gut geeignet, herausfinden welche Modelle für unsere Parosphromenus zutreffen, aber wer von uns Hobbyisten hat schon die Möglichkeiten...
Die Sammlung und systematische Auswertung vieler Einzelbeobachtungen kann jedoch eine Möglichkeit sein Antworten zu finden auf die großen Fragen, wie etwa "why?".

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Zur Brutpflege bei Paros. Ich vergleiche Paros mit schaumnestbauenden Betta, die ja nachweislich eine vorbildliche Brutpflege in beiden Geschlechtern zeigen.
Man kann sagen, dass , nach der Handlungskette des Ablaichens, der Anblick des Laiches eine Kette von Brutpflegereaktionen auslöst. Sind alle Eier im Nest, können es viele junge Bettaväter nicht lassen, immer wieder daran rumzufummeln, sodass der Laich immer wieder absinkt und aufgefangen und eingebettet werden muss. Hierzu errichten und erweitern sie ein Schaumnest oberflächennah im zumindest noch einigermaßen belichteten (das ist wichtig) Bereich. Die Brutpflege ist bekannt, und es ist auch bekannt, dass die Weibchen diese ebenfalls übernehmen würden, wenn die körperlich stärkeren/ agressiveren Männchen sie denn ließen. (Was passiert, wenn gleichstarke Partner eine Brut aufziehen, habe ich am Beispiel von Betta coccina im Makropoden beschrieben).

Ich gehe hierauf aus einem bestimmten Grund darauf ein und will den Unterschied klarmachen:
Die Brutpflege der Paros ist vergleichsweise schwach, Bewachen würde ich als Beschreibung des Verhaltens des Männchens anerkennen.
Die örtlichen Rahmenbedingungen bei der Parobrut sind grundlegend anders. Die meisten Paros leben (entgegen der oberflächennahen Orientierung der schaumnestbauenden Betta) in einer anderen Situation. Sie bevorzugen verkrautete Bereiche in tieferen bis tiefen (wir wissen von 1,50m) Wasserschichten. Ich könnte mir vorstellen, dass die laichenden Paare sich aus der z. B. nahrungsreichereren Krautschicht (überhängende Grasnarbe) vom "Schwarm" (sie leben nachweislich in Gruppen) absondern und in den lockeren Bodensubstrat aus Falllaub ablaichen. Dort herrscht annähernde Finsternis (was m. E. die Ursache für die Reflexfarben der Paromänner ist). Dort suchen sie sich Höhlungen, die sicher stellen, dass die Eier nicht weggeschwemmt werden und die sich gut bewachen lassen.

Jetzt komme ich zurück auf Aquarienbeobachtungen:
Die meisten meiner Paromänner pflegten (verglichen mit Betta) so gut wie nicht. Nachdem die Weibchen die Eier in der Höhlendecke fixiert hatten, stehen sie als Wächter daneben. Sie fächeln dem Laich sauerstoffreiches Wasser zu, und das war`s. Treue Väter (Einzelne P. nagyi oder P. linkei z. B. pflegte immer vorbildlich) verschwinden für 10 Tage und Nächte in der Höhle und werden in dem Zeitraum nie außerhalb gesehen. Nicht so treue kommen bald wieder raus und balzen weitere Weibchen an. Sie laichen, bei geeigneten Alternativbrutstätten auch mit weiteren Weibchen ab und haben sozusagen mehrere "Eisen im Feuer". Sehr gut beobachten kann man das bei P. sumatranus, der mehrere Jungfischdeponien im Becken unter Blättern anlegt. Man kann sehr gut erkennen, dass er nur gelegentlich patroulliert/ kontrolliert und sich z. T. auch nur 3 von 5 Stellen "merken" kann. Man muss hierzu natürlich ein größeres Aquarium mit mehreren (aber nicht zu vielen) Individuen zur Verfügung haben. Unsere Beobachtungen an paarweise gehaltenen Paros nind nicht unbedingt zu generalisieren.

Zurück wieder zum Naturbiotop: Ich könnte mir vorstellen, dass viele Männchen ihre Verstecke (oder einen Teil vom Laich) gar nicht mehr finden (vielleicht springen hier die Weibchen ein). Dieser entwickelt sich nach meiner Erfahrung bei guten Wasserwerten dennoch zumindest zum Teil.

D. h. wir haben 2 Strategien mit Übergang:

1. Treusorgende Bewachung (Pflege?) bis Freischwimmen der Brut durch "solide" Paromännchen mit relativ sicherem Ergebnis. (Diese Strategie ist die hochentwickelte, die wir ihnen als Normvariante unterstellen.) Jedenfalls ist das Männchen in dieser langen Zeit nicht mehr balzaktiv und fällt für parallele Bruten aus.

2. Variables Vorgehen von den Halodris unter den Paromännchen. Sie laichen mit mehreren Weibchen und verteilen die Brut. Mit dem Bewachen kommen sie dann natürlich nicht mehr nach. Während der Paromann mit Strategie 1 eine Brut mit großen Einsatz hoffentlich groß bekommt, hat der mit Strategie 2, mehrere Bruten gleichzeitig am laufen. Wenn ein Bruchteil davon hochkommt, hat er alles richtig gemacht.

Vielleicht ist die Art der Strategie individuell verschieden oder z. B. von der Tatsache abhängig, ob es viele Weibchen im Revier gibt, die den eigentlich "treuen" Paromann ablenken könnten. Viele Weibchen bedeutet viel Laich der untergebracht werden muss.

Auch wenn das alles sich sehr menschlich anhört, muss man den Tieren gar keinen Charakter andichten, um zu erkennen, dass viele Verhaltensweisen von den Umständen und dem Individuum geprägt sind. Es gibt sicher eine Regel, die ist aber nicht mehr als eine Regel mit vielen möglichen Ausnahmen. Manche davon sind durchaus eine Alternative zur Regelstrategie.

Martin Hallmann


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
Themenstarter  

Es ist erwiesen, daß Weibchen bei Parosphromenus durchaus vollwertig die elterliche Fürsorge übernehmen können, wenn das Männchen ausfällt (ich glaube Horst Linke hat darüber bei P.quindecim berichtet?)

Es waren nicht quindecim, sondern linkei, über die H. Linke von einer Weibchenpflege berichtet hat. Ich kenne keinen anderen Fall bei Paros (vielleicht gibt es ihn?).

Bei mir sind manche Weibchen, keineswegs alle, eher wenige, während der Endphase des Laichens in der Höhle sehr aktiv und beobachten auch in den Folgetagen von außerhalb immer wieder das Geschehen im Innern der Höhle (so gesehen z.B. bei tweediei, linkei, nagyi. Thomas' Schlußfolgerung zum Ablauf eines evolutiven Geschehens geht mir einstweilen zu weit. Sie kann richtig sein, aber wir haben viel zu wenige Fakten, um sie heute schon plausibel zu finden.

Martins Beschreibung zweier Strategien, die Paros beide zum Erfolg führen können und die gewissermaßen konnkurrierend nebeneinander herlaufen, ist einleuchtender. Aber sie ist auf die Männchen konzentriert, Thomas hatte die Weibchen im Blick. Er denkt in evolutionären Maßstäben, Martin versucht sich einen Reim darauf zu machen, was er vor Augen hat.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@karen_k)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 201
 

Hi Karen, [..] Was machen eigentlich die roten opallios, sieht man schon was. Bei mir sind Männchen erst sehr, sehr spät zu erkennen. Du kannst mir auch per pm antworten.
Grüße, Martin

Hi Martin (and others),

They look okay and eat well, but they grow very slowly. Do yours grow slowly, too? Since they arrived here (directly after the IGL Meetung in May), they have grown only 2 to 4 milimeter (circa).
I can't see male/female characteristics yet.

Some time ago I bought 4 more P. opallios (I keep them seperate from the ones that I got from you). They are adults - 1 male and 3 females - and have some fry of various ages now.

Best wishes,
Karen


   
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(@karen_k)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 201
 

About "Brutplege bei Paros" - thank you Martin for posting your view on this. In my opinion, it's excellent information.
Karen


   
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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 442
 

Martins Beitrag bietet für mich auf zweierlei Art und Weise wertvolle Informationen. Einerseits ist es eine exakte Beschreibung von beobachteten Aquarienverhältnissen die auch und vor allem eine allgemeine Charakterisierung einzelner Arten beinhaltet. Andererseits liefert mir Martin zwei Fallbeispiele für "meine" Theorie, die mir zeigen, daß ich nicht völlig daneben liege 🙂 In diesem Sinne: Danke! Vor allem mangelt es mir ja an Beobachtungsmöglichkeiten und es gefällt mir wenn Theorie und Praxis ineinandergreifen. Martins Pkt.1 ist ein wunderbares Praxisbeispiel für die Brutpflege die energetisch zu Lasten des Männchens geht, während das Weibchen sicher sein kann das ein Maximum ihres Energieaufwandes auch tatsächlich in ihre und möglichst viele Jungtiere übergeht. Dies ist definitiv im Interesse dieses weiblichen Individuums und konkurrenziert mit den männlichen Interessen möglichst wenig Energie in die Brutpflege zu stecken und auch mehr Jungtiere mit anderen Weibchen zu produzieren. Anders ausgedrückt: auf diese Art und Weise setzen sich die Erbanlagen dieses einen Weibchens (und natürlich auch die des Männchens) sicher durch und das mit einem Maximum an Effizienz. Dieser sich selbst verstärkende evolutive Prozess bevorzugt intensiv pflegende Männchen, vor allem wenn das Weibchen z.B. im Zuge der Balz etc. die Möglichkeit besitzt ihr Männchen zu "charakterisieren" - gute/schlechte Brutpflegeanlagen. Martins erwähnte "Bewachung", die beschreibt was das Männchen unter dem Strich tut, ist übrigens per Definition auch eine Brutpflege. Wenn dann das Weibchen, wie es Peter beschreibt, während der Brutpflege durch das Männchen, dieses auch noch "kontrolliert" charakterisiert es ihr Männchen vielleicht für zukünftige Bruten. U.U. gibt es rudimentäre Paarbindungen bei Parosphromenus so wie es ja auch Bevorzugungen bei Bettas gibt und sich die Partner trotz Alternativen die Treue halten. Vielleicht können die Tiere auch die Erbgutverträglichkeit an der "Erfolgsquote" ablesen?
Pkt.2 bevorzugt genetisch vor allem die Anlagen des Männchens, da er seine mit vielen Weibchen mischt. Diese Strategie, die durchaus umweltbedingt schwanken kann z.B. im Zusammenhang mit der Populationsdichte oder dem Geschlechterverhältnis, fördert sicherlich die genetische Vielfalt und nur vielleicht die Individuenzahl d.h. diese Strategie muß nicht effizienter sein. Bei variablen Umweltbedingungen wäre sie sicher das Mittel der Wahl, sofern wir Parsophromenus diese zugestehen...
Abschließend folgende Frage: Wissen wir in welcher Wassertiefe Parosphromenus brüten?

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
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(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
Themenstarter  

Thomas' Schlußfolgerung zum Ablauf eines evolutiven Geschehens geht mir einstweilen zu weit. Sie kann richtig sein, aber wir haben viel zu wenige Fakten, um sie heute schon plausibel zu finden.

Ich stimme Dir zu Thomas: Verhaltensbeobachtungen wie die Martins stützen einige Deiner Vermutungen.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 442
 

Hierzu errichten und erweitern sie ein Schaumnest oberflächennah im zumindest noch einigermaßen belichteten (das ist wichtig) Bereich.

Hallo Martin! Weißt Du wieso es nicht völlig dunkel sein darf u./od. ist das ein Erfahrungswert? Wenn dies auch Betta betrifft können wir vielleicht entsprechend der "Vergleichenden Verhaltensbiologie" auf Parosphromenus schließen. Warum mir das jetzt wichtig erscheint, beruht auf einer bereits erwähnten Beobachtung bei meinen P.quindecim: Die ersten drei Gelege wurden bodennah untergebracht. Mir erschien dabei die Unterbringung signifikant - sehr versteckt und schwer einsehbar, wobei das dritte dann doch beobachtbar war. Das aktuelle vierte Gelege wurde oberflächennah unter einem schwimmenden Seemandelbaumblatt untergebracht. Aber zwischen drittem und viertem Gelege habe ich das Wasser mittels, Anja nannte es einmal so nett, "Quappenwasser", d.h. einem intensiven Sud aus Erlenzapfen farblich verändert, sprich abgedunkelt wobei die wesentlichen Wasserwerte für mich nicht meßbar verändert wurden:
a.) da das Wasser dunkler ist können die Pflanzen nicht mehr so viel Sauerstoff produzieren - deshalb ein oberflächennahes Gelege?
b.) es ist dünkler - deshalb ein oberflächennahes Gelege?
Ihr habt davon berichtet, daß Gelege umgesiedelt werden, vor allem auch an die Wasseroberfläche. Wißt Ihr nach welchen Kriterien oder habt Ihr Vermutungen, gibt es ein System?

Thomas

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 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Natürlich weiß ich nicht, wo Paros in der Natur brüten. Ich kenne aber mehrere Biotope und Habitate und durchs Fischefangen kann man nun doch genau sagen, wo sie denn sitzen. Z. B. Um Betta imbellis oder tussyae zu fangen, musst du sie aus dem feuchten Gras kratzen oder mit den Stiefeln ins Netz schwappen. Ettrich (beim Fang von Malpulutta) erzählte mir von der Technik, des Netz unterhalb der Grasnarbe oder Wurzelgeflecht ins Wasser zu stellen und dann auf dem Ufer rumspringen. Die Fische flüchten dann in Richtung tieferes Wasser und wühlen sich dort ein (wenn kein Netz dazwischen ist). Jetzt ist zwar jedes Biotop etwas anders, aber die Erfahrungen der Hardcore- Fischfänger der IGL decken sich weitgehend. Die anderen, die ein bisschen (wie man sich das anfangs so vorstellt) im Wasser rumlöffeln, fangen gar nichts und geben bald auf. Man muss sozusagen das Fischen, mit vernüftigen Arbeitsgerät (richtig rein ins Wasser, Helm auf und Visier zu) durchziehen. Ist also echte Arbeit. In dem 1. Habitat (flaches Wasser) fängst du diesen und in dem anderen Habitat (z. B. tieferes Wasser) fängst du jenen Fisch. Soviel zum Verständnis. Natürlich gibt es Glück, Pech usw. aber die Regeln lassen sich schon aufstellen. (Übrigens ist das der Grund, weshalb in der Natur ein Paro kaum einem Betta begegnen wird, sie teilen nur die Rahmenbedingung Schwarzwsser, aber nicht die Habitate.)

Zurück zu den Paros:
Ich fing sie vereinzelt in Blattansammlungen am Ufer oder in tiefen Wasserschichten bis gut 1m Tiefe (andere berichten von Tiefen bis 1,50m) und immer in schwach bis deutlich fließenden, sauberen, relativ kühlen (nicht zwingend schattigen) Gewässern. In größeren Mengen fängt man sie aber ausschließlich unter der Grasnarbe/ überhängenden Moospolstern. Dann hat man schon mal 10 oder 15 auf einmal im Netz. Sie waren dann in allen Größen und vor allem sehr gut genährt.

Was können wir davon ableiten:

1. Paros mögen kein Freiwasser, sie mögen auch die Oberfläche nicht. Bei guter Futterlage zumindest, leben Paros in Gruppen relativ eng zusammen im Kraut und fressen die Jugendstadien von Garnelen (Es muss so sein, Shrimps kommen in Massen vor, Insektenlarven kaum). Ich denke, dass sie einerseits die Oberfläche scheuen (Räuber von oben) und in verkrauteten Zonen und dunkleren Schichten des Schwarzwassers auch sicherer vor Raubfischen sind (ich habe allerdings Nandus mitgefangen, die waren allerdings fettgefressen, anzunehmenderweise von Paros). In diesem Kraut saßen Massen von Krabbelviechern (Shrimps) die vermutlich bevorzugten Nährtiere der Paros. Deshalb werden wir hier auch die Paros gefangen haben. Das Habitat eines bewegungsarmen (schwimmfaulen) , sicherheitbedürftigen, oberflächenunabhängigen, säureresistenten Schwarzwasserkleinfisch mit ausgereifter Brutstrategie.

2. Bei Aquarienbeobachtungen zeigt sich, dass die Männchen sich bei guten Voraussetzungen ausfärben und die Damen in eine Höhle locken wollen. Sie werden agressiv insbesondere gegen andere Männchen und erzeugen dadurch eine größere Individualdistanz. D. h. sie drängen aus der "Futterkolonie". Ich gehe davon aus, dass sozusagen ein Randbezirk der "Kolonie" entsteht, indem die Männchen Brutrevierchen mit gerade nicht mehr Sichtabstand zum Kollegen etablieren. Dieser Rand liegt (zumindest fast nie) nicht in Oberflächennähe bzw. seichtem Wasser. Dort sind schon die ganzen Betta imbellis, Trichopsis etc., welche auf die Strategie: Nutzung des überschwemmten Landes (stellt euch nasse Wiesen vor) besser spezialisiert sind. Er liegt wahrscheinlich auch nicht in Laubansammlungen in flachen, strömungsarmen Bachteilen im Schilf- oder Waldrandbereich, da sitzen die maulbrütenden Betta, roten Kampffische oder Schokos bereits. Hier wird auch eine gewisse Konkurrenz herrschen und die Ausnahme wird die Regeln bestätigen.

Unsere Paros werden sich also sehr wahrscheinlich in tiefere Schichten zum Laichen verdrücken. Dort geht es dann weniger um optimale Futterversorgung als um folgende Kriteien:

1. Konstante Wasserverhältnisse (Wenig Strömung, gleiche Temperaturen).
2. Randlage zur "Kolonie", das heist: Weniger los, aber man kann ab und zu eine Dame anlocken und abschleppen. Nach erfolgtem Ablaichen kann er sich in die Höhle verdrücken, wird sich extrem ruhig und unauffällig verhalten und damit dem Nachwuchs eine Chance geben. Die "Höhle" wird tatsächlich aus Blättern im lockeren aber stabil liegendem Bodensubstrat bestehen.
3. Dunkle Stelle (d. h. tiefes Wasser) am Grund um Fressfeinden weitgehend aus dem Weg zu gehen bzw. auf Tarnung zu setzen.
4. Soviel Licht, dass man sich als Augentier gerade noch orientieren kann.
(Vielleich haben Paros da einen Vorteil gegenübrr Räubern?)

Natürlich weiß ich das nicht, ich kann nur Erfahrungen beim Fang (Analyse der Habitate) und Aquarienbeobachtungen zusammenfügen. Auch die Unabhängigkeit (nicht funktionfähiges Labirinth) von Oberflächenfuft passt dazu.

Martin Hallmann


   
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