Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Sonstiges: Informationen, Verhalten u.a.

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(@thomas-p)
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.) Meine P.quindecim haben knapp vor deren Übersiedlung reichlich schwarze Mückenlarven bekommen - zwei Wochen später haben sie trotz aktuell spartanischer Fütterung gelaicht. Das ist sicher die Erklärung für die Gelegegröße.
.) Die Larven "haften" jetzt fast alle (von ca. 40 Überlebenden) in waagrechter Position am Röhrendach - heute ist der 13te Tag seit dem Laichen. Die Temperatur im Aquarium ist raumtemperaturgebunden eher kühl - zwischen 23 und 20 Grad - schwankend im Tagesverlauf.

Thomas

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(@thomas-p)
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Beigetreten: Vor 18 Jahren
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Tag 15 und alle Larven sind immer noch in der PVC-Röhre, sie können frei schwimmen und fressen bereits frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien. Jeder Versuch die PVC-Röhre zu verlassen wird vom Vater unterbunden, indem er den jeweiligen Jungfisch vorsichtigst ins Maul nimmt (z.T. quer und nicht ganz im Maul - erinnert mich an in den Bau eintragende Hunde/Wölfe/Katzen etc.) und in der Mitte der Röhre an das Dach heftet. LINKE beschreibt im AF Nr.188 ein Aufschwimmen der Larven nach 7 Tagen und eine erste Futteraufnahme nach 8-8 1/2 Tagen allerdings bei anderen Wasserwerten, vor allem die Temperatur von 27-28 C differiert sehr stark zu meinem Becken!

Thomas

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(@thomas-p)
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Beigetreten: Vor 18 Jahren
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.) Tag 16: alle Larven hatten über Nacht die PVC-Röhre verlassen.
.) Ich konnte einige Larven am Boden, andere an der Wasseroberfläche zwischen Salvinia beobachten.
.) Mittlerweile sehe ich regelmäßig etliche Larven, z.T. in kleinen Grüppchen schwimmend bzw. "stehend", zwischen den Wurzeln von Salvinia.
.) Offensichtlich hatte die Zugabe von Schwarztorfgranulat einen signifikanten Einfluß, denn alle anderen Maßnahmen hatte ich entweder schon davor ergriffen oder bedeuteten eine "Verschlechterung" (deutlich kleineres Becken).
.) Die niedrige Temperatur hatte offensichtlich keinen drastischen, negativen Einfluß auch wenn die Entwicklungsdauer beträchtlich war. Auch jetzt, bei einer Wassertemperatur von 18-21 C, scheint es allen sehr gut zu gehen und die Jungfische wachsen rasch.

Subsummierend kann ich folgendes festhalten: Wenn sich ein harmonisches Paar gebildet hat, zu dessen Unterstützung aufgrund der innerartlichen Aggression ein Becken mit großer Grundfläche günstig ist, lassen sich diese überaus fruchtbaren Tiere bei adäquater, periodisch reichlicher Fütterung gut in einem 12ltr. Becken halten und auch erfolgreich vermehren. Eine Heizung ist offensichtlich zu keiner Jahreszeit im Wohnbereich notwendig, eine starke Bepflanzung und regelmäßige Wasserwechsel sind sicher kein Fehler. Der Zusatz von Torf oder Torfinhaltsstoffen, sowie eine geeignete Laichmöglichkeit (z.B. Röhre am Boden) scheint zur Zucht obligat zu sein!

Thomas

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chk
 chk
(@chk)
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Beigetreten: Vor 22 Jahren
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... Wahnsinn ... Fische in einem 12l Becken züchten!!! Echt irre ...
o=C

Gruss, chk

>===:{ } >=:]
IGL 103


   
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(@peter-finke)
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Alles, was Thomas schreibt, ist bei Paros ganz normal. Auch die lange Entwicklungsdauer, die freilich in einigen Fällen (bei höherer Temperatur oder anderer Form der Fütterung) auch kürzer sein kann. Jedenfalls mache ich mit 12-Liter-Becken als Standard für ein harmonisierendes Paar sehr gute Erfahrungen. P. quindecim ist der kräftigste aller bisher bekannten Prachtguramis; hier ist ein 12-Liter-Becken sicherlich die untere Grenze, aber auch dort geht es. Ich benutze selten Torf, eher schon mal einen Torfersatzstoff.
Ja Christian, es ist wahr: Für Channas brauchts Du schon andere Beckenmaße ...

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
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Beigetreten: Vor 18 Jahren
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Das zuletzt von mir beschriebene Gelege von P.quindecim brauchte 16 Tage bis zur vollständigen Entwicklung. Mein Vorhaben die Wasserparameter wieder zu verändern wurde zu Gunsten eines direkt anschließend produzierten Geleges verschoben. Diesmal stellte ich aber die Wassertemperatur deutlich höher auf 25-26 C ein. Wie zu erwarten verkürzte sich die Entwicklungsdauer auf 9 Tage. Aus dem ursprünglich 60 Eier zählendem Gelege kamen aber diesmal nur 25 Larven auf. Am 25.10. haben meine Tiere wieder ein Gelege produziert und heute, 8 Tage später, können die Larven schwimmen und werden vermutlich heute Nacht die PVC-Röhre verlassen. Dieses Gelege war mit ca. 60 Eiern wieder recht groß, daraus gehen ca. 20 Larven hervor.
Bei mir gibt es bei P.quindecim als auch bei Betta, Dario und anderen Gattungen und Arten einen signifikanten Zusammenhang zwischen Entwicklungsdauer und Temperatur. Damit einhergehend gibt es ebenso einen signifikanten Zusammenhang zwischen Temperatur und "Erfolgsquote": bei niedrigen Entwicklungstemperaturen und langen Entwicklungszeiten kommen mehr Jungtiere hoch; bei hohen Entwicklungstemperaturen und kurzen Entwicklungszeiten kommen weniger Jungtiere hoch.
Ich führe dies u.a. auf die erhöhte Keimzahl zurück und die erhöhte Aktivität diverser "Bakterien" unter wärmeren Bedingungen. Ich könnte mir auch vorstellen, daß bei hohen Temperaturen eher Störungen im Metabolismus der Jungtiere auftreten als bei niedrigen. Der Mittelweg aus beiden Extremen wird wohl das Optimum darstellen? Wie seht ihr das bei anderen Parosphromenus-Arten?
Die letzten beiden Gelege bei P.quindecim wurden mit quasi ausschließlicher, spartanischer Daphnien-Fütterung erzielt und gelegentlicher Zugabe von Artemia-Nauplien. Wie zu erwarten steigt der (elterliche) Kannibalismus bei geringem Futterangebot, wenn ich dies auch bei Betta-Arten unter "gleichen" Bedingungen nicht beobachten konnte. Ich werde zukünftig mehr und reichhaltiger füttern und den Kannibalismus weiterhin beobachten.

Thomas

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(@peter-finke)
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Beigetreten: Vor 20 Jahren
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Ich sehe keinen grundsätzlichen Unterschied Deiner Erfahrungen, Thomas, bei anderen Prachtguramiarten. Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Entwicklungszeit ist für mich z.B. deutlich geworden bei paludicola, nagyi, anjunganensis oder linkei. Den Zusammenhang zwischen Fütterungsqualität und Kannibalismus habe ich zwar so noch nicht beobachtet, aber vielleicht nur deshalb nicht, weil ich einigermaßen gleichmäßig füttere.
Schön, dass es jetzt so gut läuft bei Deinen quindecim! Allmählich müßte die Art im Wiener Raum als häufig gelten können ...
Ich habe gestern die erste Brut von P. aff. rubrimontis entdeckt, klein, etwa 15 Larven. Jetzt hoffe ich auf dasselbe bei den "echten" P.deissneri, die ich in Iserlohn von Allan Brown bekommen habe.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
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Schön, dass es jetzt so gut läuft bei Deinen quindecim! Allmählich müßte die Art im Wiener Raum als häufig gelten können ...

Ich freu´ mich auch, mit einem lachenden und einem weinenden Auge...
Da ich keine Möglichkeit sehe meine Nachzuchten in nächster Zeit an den Mann zu bringen, habe ich schon im Sommer auf reine Erhaltungszucht umgeschalten. Ich werde nur wenige Tiere großziehen um diese bei der nächsten Tagung zu tauschen. Auch bedeutend "attraktivere" Fischarten, die ich nicht an den Handel abgeben kann, müßte ich verfüttern...

Ich habe gestern die erste Brut von P. aff. rubrimontis entdeckt, klein, etwa 15 Larven. Jetzt hoffe ich auf dasselbe bei den "echten" P.deissneri, die ich in Iserlohn von Allan Brown bekommen habe.

Ich halte Dir die Daumen! Was meine P.ornaticauda, ebenfalls von Allan, derzeit in einem Haufen Eichenlaub so treiben weiß ich nicht...

Thomas

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(@peter-finke)
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Beigetreten: Vor 20 Jahren
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Was meine P.ornaticauda, ebenfalls von Allan, derzeit in einem Haufen Eichenlaub so treiben weiß ich nicht...

Bei den meisten ornaticauda-Zuchten, von denen berichtet worden ist, war es ähnlich: Irgendwo spielte sich im Verborgenen etwas ab, und den Erfolg sah man erst, als plötzlich einige Jungfische entdeckt wurden. Die ornaticauda scheinen verkrautete (Javamoos) oder mit Laub oder Torffasern vollgestopfte Becken zu lieben. Da sieht man wenig, aber für den Erfolg scheint es eine gute Voraussetzung zu sein. Ich drücke auch Dir die Daumen.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@peter-finke)
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Heute habe ich eine Beobachtung gemacht, die für mich sehr bemerkenswert war, da ich vergleichbares bei Paros noch nie gesehen habe.

Ich habe in Iserlohn zwei Paare "echter" P. deissneri von Allan Brown erhalten. Sie haben eines der bei mir üblichen 12-Liter-Becken bezogen, zugegeben etwas eng für zwei Paare. Deshalb spielte sich schnell eines der Männchen als Herrscher auf, das andere wurde konsequent attackiert und unterdrückt. Ein erstes Gelege war nach einer Nacht am nächsten Morgen verschwunden.

Heute hat das dominante Männchen mit einem der Weibchen erneut gelaicht und zwischen den Laichakten sowohl das andere Weibchen immer wieder angebalzt, als auch das unterlegene Männchen in der hintersten Ecke aufgestöbert und verprügelt. Und dann, gegen Ende des Laichens (nach etwa zwei Stunden) passierte folgendes:

Bei Tiere waren in der Höhle, das Laichgeschäft war noch nicht ganz beendet, da schlich sich das unterlegene Männchen, dass sich sonst nie in die Nähe der Höhle getraut hatte, ganz vorsichtig an, näherte sich stoßweise der Höhle und ... drang in sie ein, obwohl dort das Paar noch tätig war. Dann flogen in der kleinen Höhle die Fetzen, auch ein Ei flog aus der Höhle, und im Taschenlampenlicht sah man den Eindringling im Nest herumwühlen und offensichtlich Eier suchen und fressen bzw. stehlen. Nach etwa einer halben Minute huschte es wieder aus der Höhle heraus, kauend, vom Hauptmännchen getrieben. Dabei verlor es ein weiteres Ei aus dem Maul. Es verzog sich schnell wieder in seine Jammerecke und hat meines Wissens diese Attacke auf das Gelege seitdem nicht wiederholt. das Gelege ist dezimiert; es sind von ursprünglich ca. 25 Eiern schätzungsweise noch mindestens 15 vorhanden.

Hat jemand Ähnliches schon einmal erlebt?

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
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Hat jemand Ähnliches schon einmal erlebt?

Ja, aber (natürlich) nicht bei Parosphromenus:
Ich konnte Laichraub durch ein fremdes Tier bei Lepomis gibbosus (Sonnenbarsch) während dem Laichakt im Freiland beobachten. Ebenso bei Betta rutilans, B.coccina, B.splendens und Dario dario unter Gefangenschaftsbedingungen.
Bemerkenswert ist einerseits, daß dies ein Verhalten ist, daß sich durch verschiedenste Gattungen zieht. I.d.R. dringen artidente Tiere während dem Laichakt ins Kernrevier ein und fressen Laich trotz des hohen Verletzungsrisikos. Dieses Risiko scheint es Wert zu sein, denn es erhöht die Fitness des Diebes und eliminiert konkurrenzierende Erbanlagen.
Andererseits dringen auch artfremde Tiere in diese Kernreviere ein; drei Beispiele: .) Boraras brigittae wurden beim Diebstahl von Eiern z.T. aus der Filmdose heraus von Betta coccina auch getötet - die Tiere scheuten trotzdem keine weiteren Versuche.
.) Ein B.coccina-Weibchen hatte sich darauf "spezialisiert" Eier von Dario dario zu stehlen, trotz heftigster (aber harmloser) Attacken seitens des Männchens.
.) Bei meinen Wildform-B.splendens gab es regelrechte Gruppenraubzüge. Ein laichendes Paar wurde von mehreren (meist Weibchen) gleichzeitig überfallen und große Teile der Gelege gefressen. Das Männchen verletzte manche Eindringlinge dabei erheblich.
Dies passierte immer unter beengten Verhältnissen und auch bei den L.gibbosus war die Dichte beträchtlich: alle 0,5 - 1,0 m eine Laichgrube. Ob hier auch populationsregulierende Mechanismen dahinterstecken? Zumindest liegt für mich die Vermutung nahe, daß es sich als solcher auch auswirkt. Diese Raubzüge vermehrt gerade während des Laichaktes zu tätigen ist logisch: Das Weibchen hat noch kein Ringrevier begründet, d.h.ein Eindringen bis zum Kernrevier ist erleichtert. Außerdem ist das laichende Paar beschäftigt, d.h. ein paar Eier zu stehlen gelingt meist ohne überhaupt verletzt zu werden.

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
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(@peter-finke)
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Beigetreten: Vor 20 Jahren
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Dies passierte immer unter beengten Verhältnissen ...

Interessante Beispiele, Thomas. Den Schlüsselsatz Deiner Antwort habe ich oben nochmal rauskopiert: beengte Verhältnisse. Die sind bei mir ja wirklich gegeben gewesen. Also: Wenn sich ein Paar gefunden hat, dann sollte man wohl in solch kleinen Becken, wie ich sie verwende, doch besser das zweite Paar rausfangen, zumindest das zweite Männchen. Mit Trios (ein Männchen, zwei Weibchen) hatte ich auch schon Probleme, aber auch gute Erfahrungen gemacht.

Peter Finke, Bielefeld


   
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(@thomas-p)
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Beigetreten: Vor 18 Jahren
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Immer wieder komme ich auf den gleichen Punkt zurück: die beengten Verhältnisse. In diesem Zusammenhang hatte ich vor einigen Tagen eine bemerkenswerte Beobachtung, die einige Rückschlüsse zuläßt.
Mein P.quindecim-Männchen tötet seinen Nachwuchs, der mittlerweile ca. 5 mm groß ist! Dies geschah vor meinen Augen im Freiwasser durch eine gezielten Rammstoß; das getötete Jungtier wurde nicht gefressen. Derzeit habe ich noch zwei Jungtiere, die kleinsten...
Ich glaube, daß ich den ganzen theoretischen Ansatz von wegen Torfwasser ja/nein usw. umstoßen muß und mit einem größeren Becken neu beginne.
Und natürlich fallen mir dazu die gängigsten crowding effects ein:
.) Aggressivität
.) Konkurrenz
.) Kannibalismus
...

Thomas

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(@peter-finke)
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Meine bevorzugte Beckengröße von 12 Litern ist nach meiner Erfahrung für sehr viele Paros sehr wohl ausreichend, aber wahrscheinlich nicht für den bulligsten unter ihnen, für quindecim. Ich habe die zwar auch schon in diesen Minibecken gezüchtet, aber es sind dort nur sechs Jungfische neben den Eltern aufgewachsen. Demgegenüber befinden sich in einem 12-Liter-anjunganensis-Becken zur Zeit neben den beiden Eltern etwa 60 Jungfische verschiedener Bruten und unterschiedlicher Größe (allerdings alle unter 1,5 cm). Es ist jetzt auch Zeit, das Becken aufzulösen, aber es gab bis jetzt null Probleme.
Also ich rate mal wieder zum Differenzieren. Aber quindecim, wie gesagt, ist der größte und kräftigste von allen. Der braucht wohl wirklich mehr Platz.

Peter Finke, Bielefeld


   
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 emha
(@emha)
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Teil 1: Langfristige Ansprüche der Paros:
Peter, du hast einmal geschrieben, dass im Zweifelsfalle lieber dem größeren Wasservolumen (und auch dem sichereren Weg mit Filter oder häufigen Wasserwechsel) der Vorzug zu geben ist. Es ist also eine Frage der Grenzziehung. Wie manche wissen, bin ich einer derjenigen, die ständig zu knapp mit Lebensraum für ihre Nachzuchten dran sind. (Manchmal müssen bei mir Einzeltiere in Kleinstaquarien ausharren und Jungfische werden in großer Konzentration aufgezogen.) Außerdem bin ich grundsätzlich weit davon entfernt, mit dem erhobenen Zeigefinger Forderungen aufzustellen.

Dennoch sollte man mal über "die untere Grenze" nachdenken (und schließe mich bei der Kritik ausdrücklich mit ein). Mir fällt da ein Artikel von Andrea Campagnoni im Forum ein, in dem sie die knappen Lebensräume für unsere Pfleglinge in Frage stellt. Auch den an anderer Stelle von Thomas` erwähnten "Crowding-effects" stimme ich ausdrücklich zu und kann sie durch Beobachtungen bestätigen.

Wenn wir, und das Ziel haben wir uns gesetzt, die Paros langfristig erhalten wollen, sollten wir zu der Definition von Haltungsanforderungen folgendes mitgeben:

0. Um an die Grenze zu gehen braucht man Erfahrung. Gerade Unerfahrene werden Bauchlandungen machen, wenn sie keine "Reserven" in die Rahmenbedingungen der Haltung eingebaut haben.

1. Es handelt sich um einen "Mindeststandard", eine "untere Grenze".
Jeder darf (und sollte m. E. ) seinen Fischen bessere Rahmenbedingungen und größeren Lebensraum zur Verfügung stellen.

2. Die Minimalanforderung des Lebensraumes wird vielleicht zeitweise ausreichend sein, langfristig jedoch nicht. Vielleicht züchten die Fische, erfüllen damit kurz und schnell ihren biologischen Zweck, aber alt werden sie nicht.

3. Durch die Verschaffung von gewissen, "optimalen" Bedingungen, wie sehr guter Futterversorgung und Isolierung von der Großgruppe, ermöglichen (provozieren) wir Individualverhalten, Balz und Fortpflanzung. Das ist natürlich unser Ziel als Züchter und dieses lässt uns m. E. manchmal Folgendes aus den Augen verlieren:
In der Natur werden die Fische nicht dauernd brüten, die Rahmenbedingungen sind gar nicht ständig vorhanden. Es wird Laichzeiten geben und Phasen relativer Ruhe. Mit einem Daueransatz über viele Monate versetzen wir die Paros in einen Stress der sicher nicht lebensverlängernd wirkt. Ich errinnere hier an die uralten Paros von Günter Kopic, die ihr Leben m. W. bei oberflächlicher Betrachtung eher suboptimalen Bedingungen (er hatte wenig Zeit dafür) ein karges Leben fristeten. Sie hatten bei minimaler Futterversorgung (kaum Wasserbelastung) und vergleichsweise "großem" Lebensraum ein relativ stressfreies Leben. Kann es nicht sein, dass dies zum hohen Alter führte?
Diese Beobachtungen machte ich immer wieder. Fische, die zeitweise in Ruhe gelassen werden und bei minimaler Futterversorgung, niedrigeren Temperaturen, suboptimalen Wasserbedingungen und relativer Einsamkeit gehalten werden, können sich regenerieren und stehen für eine weitere Laichsaison zur Verfügung.

Teil 2: Was hat das mit der Parogruppe zu tun?

4. Kurzfristige Zuchterfolge sollten uns nicht dazu verleiten, zu glauben, man hätte die "harte Nuss geknackt" und die Sache dauerhaft im Griff. Es wird sich nach Jahren im Rückblick zeigen, ob wir die Paros dauerhaft erhalten konnten. Dabei spielen nicht nur das Interesse der Züchter, sondern auch o. g. Effekte eine Rolle, die die Fische zusätzlichem Stress aussetzen und sie kurzlebig machen. Der reelle Rückblick in die Vergangennheit, ergibt eher ein nicht so erfreuliches Bild. Ich erinnere an dieser Stelle daran, dass nur eine einzige Art in der IGL tatsächlich unabhängig von Nachimporten ist: Betta albimarginata, eine bunte, friedliche und relativ leicht nachzuziehende Art mit vielen IGL-externen Abnehmern. Dennoch ist die Anzahl der "sicheren" Züchter in der IGL sehr klein. Alle anderen Arten müssen immer wieder importiert werden.

U. a. um letzteres zu verhindern, gibt es die Parogruppe und zweifellos sind die ersten Erfolge zu verzeichnen. Interesse und Beteiligung hier im Forum ist so gut, dass es kaum besser sein könnte. Die züchterischen Aktivitäten könnten m. E. doch noch besser laufen bzw. abgestimmter erfolgen. Ich werde, das im kleinen Kreis in Rheinfelden ansprechen. Dabei möchte ich niemanden vorschreiben, was oder wie er etwas mache soll.

Ich möchte niemanden den einfachen Spaß an den Paros verderben. Ich freue mich über Versuche, die Erhaltung und Zuchterfolge. Dennoch würde ich mich darüber mehr freuen, wenn auch die P. quindecim von Thomas (das ist ein Beispiel, und keine Kritik an dir, Thomas!) groß würden und an den Mann gebracht werden könnten. Ruck zuck sind sie nämlich weg (und es wäre schön wenn da noch einer wäre.................).
Obwohl wir nun in einer größeren Gruppe züchten, müssen wir doch objektiv sehen:
Es gibt sehr wenig Züchter, die wirklich (nicht nur sporadisch) Fische abgeben.
Es gibt wenig Nachfrage außerhalb der Parogruppe, die Fische werden offenbar innerhalb der Parogruppe "konsumiert".

Wir müssen uns also fragen, ob wir den Kreis erweitern sollten, um die Nachzuchten "loszuwerden" und einen Anreiz für den Züchter zu bieten. Oder, ob wir ruhiger an die Sache rangehen und uns mehr im Sinne von Haltung mit Nebenbeizucht mit den Paros beschäftigen. Ich bewege mich mehr in Richtung des 2. Ansatzes, würde das aber gerne diskutieren.

Zum Abschluss wieder konkret:
Also, lassen wir den Fischen vielleicht etwas mehr Raum und etwas mehr Ruhe. Sie werden es mit einem längeren Leben danken. Vielleicht ziehen wir dann nicht 2 Generationen in einem Jahr, sondern 5 Generationen in 6 Jahren. Wichtig ist mir jedenfalls, dass uns die Paros über einen langen Zeitraum erhalten bleiben.

Martin Hallmann


   
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