Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

Telefon: +49 152 28868116 | E-Mail: gf@igl-home.de

Wirken natürliche L...
 
Benachrichtigungen
Alles löschen

Wirken natürliche Laichzeiten noch nach?

9 Beiträge
7 Benutzer
0 Likes
4,201 Ansichten
(@peter-finke)
Noble Member
Beigetreten: Vor 20 Jahren
Beiträge: 1349
Themenstarter  

Mehrere Berichte und eigene Erfahrungen der letzten Zeit veranlassen mich, die Frage an alle aktiven Parozüchter zu stellen: Wirken die natürlichen Laichzeiten, die in Malaysia und Indonesien klima- und witterungsbedingt streng jahreszeitlich festliegen, in unseren Aquarien noch nach?

Ich habe selber (wieder) beobachtet, aber auch von ähnlichlautenden Beobachtungen mehrerer anderer gehört: Meine Paros laichen wieder. Seit etwa November beobachten viele Paro-Freunde eine verstärkte Laichbereitschaft ihrer Fische. Im Sommer sei fast nichts losgewesen, jetzt ginge es wieder los.

Bei mir laichen, z.T. am laufenden Band, z.T. nur Einzelgelege in diesen Wochen: linkei, nagyi, deissneri, paludicola, ornaticauda, filamentosus. Andere scheinen Anstalten zu machen, es ihnen nachzutun.

Wie kommt das? Nun habe ich bei mir keine Laborbedingungen, d.h. ich kann keinen einzelnen Faktor zuverlässig isolieren und sagen "der war's". Ich habe z.B. Wasserwechsel gemacht, stärker die Futtersorten abgewechselt, einige Becken auch neu einrichten müssen, einige Tiere umgesetzt. Das alles kann eine Rolle spielen.

Dennoch: Eine gewisse Häufung der Laichbereitschaft zu einer Jahreszeit, zu der der große Regen in Südostasien einsetzt und anhält, ist unverkennbar, und es fällt auf, dass andere Parofreunde Ähnliches sagen. Was meinen die Leser dieses Forums? Ist es eine Täuschung, wenn ich glaube, hier wirkt die alte Laichzeit genetisch nach (man bedenke: Ein Teil unserer Fische sind Wildfänge!, andere sind unmittelbare Nachkommen von Wildfängen) oder gibt es eine bessere Erklärung? Gibt es vielleicht sogar Gegenerfahrungen (beste Zuchtergebnisse zu ganz anderen Jahreszeiten)?

Peter Finke, Bielefeld


   
Zitat
hallo
(@hallo)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 343
 

Hallo
Bei mir laichen sie auch gerade aber im Sommer hatte ich auch nicht optimale Bedingungen daher kann ich nichts dazu sagen. Mich würde aber interessieren ob sie bei dir (euch) auch bei Zimmertemperatur laichen, denn bei mir wären das gerade 18C°. Ich kann mir nicht vorstellen das das gut ist denn da bräuchten die Eier wahrscheinlich sehr lange zum entwickeln.

Meine deissneri haben die ersten zwei Wochen wo sie zusammen waren auch nichts gemacht und als ich dann eine Heizung eingebracht habe und das Wasser von 18 auf 22C° erwärmte ging es sofort los. Direkt am Tag danach war das Gelege da und die Larven sind mittlerweile aus der Höle.
Nun sitzt der Vater unter dem zweiten Gelege was ich aber nicht einsehen kann, weil es unter einem Blatt ist.

Die sumatranus haben einmal bei Zimmertemperatur gelaicht und dann als das Nachbarbecken beheitzt wurde ging es wieder los.
Nun sind sie beim 4. oder 5. Gelege doch ich kann nichts sehen, weil sie die Hölen von mir nicht annehmen....

Ich bilde mir also ein das es auch mit der Temperatur zu tun hat.
Es wird wahrscheinlich sehr viele Faktoren geben aber ich glaube die Temperatur spielt eine nicht unerhebliche Rolle.

Gruß
Bennie

Gruß Bennie

Ich liebe Tiere :)

IGL: 207


   
AntwortZitat
K. de Leuw
(@k-de-leuw)
Noble Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 2034
 

Hallo zusammen,

grundsätzlich haben Tiere ja eine innere Uhr, deren Tageslänge bei üblicherweise etwas über 24 Stunden liegt und die täglich über den Tageslichtrhythmus nachgestellt wird. Darauf aufbauend haben sie auch einen Kalender, der, sofern erforderlich, über die Tageslängen- oder Temperaturänderungen oder periodische Ereignisse (Regenzeit und damit Änderungen im Chemismus und Nahrungsangebot, Mondphasen bei massenlaichenden Wirbellosen wie Korallen und Zuckmücken) korrigiert wird. Auf letzeres besteht ein Selektionsdruck, weil Tiere, die zu anderen Zeiten laichen, entweder keinen Partner finden oder wegen widriger Umweltbedingungn keinen nachhaltigen Fortpflanzungserfolg haben.
Im Aquarium müssen wir nun die Zeitgeber nachahmen.

Bei Nachzuchten kann sich nun die Rhythmisierung verlieren, denn der oben geschilderte Selektionsdruck lässt nach. Es kann sogar ein Selektionsdruck auf häufigere Fortpflanzungsbereitschaft liegen, denn Zücher züchten oft mit den Tieren weiter, die sich als erste vermehren. Das ist dann ein Teil der Domestikation. Auch unsere Haustiere werfen ja nicht mehr jahreszeitenabhängig.

Gruß, Klaus


   
AntwortZitat
(@ralf-nelles)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 17 Jahren
Beiträge: 31
 

Moin Moin,

das ist immer wieder ein interessantes Thema, wo ich leider auch nur mit spekulieren kann, zumindest zur Zeit noch. Ih habe vor im nächsten Jahr da etwas rum zu spielen.

Ich gehe schon von aus, dass das wetter und dessen zusätzlichen Einflüsse bei WF oder auch noch bei F1 eine Rolle spielen.

Gehen wir mal vom Fundort aus. Wichtig wäre es zu wissen, bei welchen Temperaturbereichen ( ob Tendenz steigend oder fallend natürlich auch) der Luftdruck und das Futterangebot bei Laichvorgängen in Kombination ausschauen. ich gehe mal von ner inneren Uhr einem Impuls aus, der die Fische dazu bewegt im richtigen Moment für Nachkommen zu sorgen.

Nun kommen wir mit unseren Aquarien. Es ist reichlich Wasser, was in unserem Sinne das richtige ist, viel Futter, gleichmäßige Beleuchtung und auch immer in guter Qualität ist. Passt das? Ich denke nein. Zumindest nicht bei allen Fischen und auch nicht bei allen für sämtliche Faktoren. Gute Beispiele liefern da in der Welsfraktion welche, die drauf schwören bei herannahenden Tiefdruckgebieten Wasser zu wechseln. Bei den Corys gehts noch intensiver mit Hungerpausen. So ist schon manch hartnäckiger Fisch geknackt worden.
Ich denke da spielt auch den Paros einiges mit.
Ich möchte einfach mal aufgrund unserer Wetterlage da Versuche machen. Sprich: kühlere Wasserwechsel bei schlechtem Wetter, weniger bei gutem wetter, ebenso wie Futterreduzierung bei guten Wetter.

Grüße

Ralf


   
AntwortZitat
K. de Leuw
(@k-de-leuw)
Noble Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 2034
 

Hallo,

wir brauchen gar nicht bis zur Welsfraktion zu gehen:

Manche Schlangenkopfart wurde erst gezüchtet, als das Wasser ziemlich gammelig war, andere pflanzten sich nach dem Umsetzen in eine eigentlich zu keines Becken fort.

Bei meinen Kletterfischen ist es mir nach wie vor ein Rätsel: Die im Februar 1996 gekauften Tiere laichten zweimal im August 1996, die F1 erst einmal, und zwar, als ich die Hoffnung längst aufgegeben hatte, zehnjährig im Oktober 2006! Einzige erkennbare Gemeinsamkeit war eine gewittrige Wetterlage. Dass ich einen Laichakt übersehen habe, ist ziemlich unwahrscheinlich, denn die Zahl der Schwimmeier ist vierstellig, was es zu einem ziemlich auffälligen Ereignis macht. Somit kommen dafür nur die wenigen Tage in Frage, die ich abwesend war. Und Gewittertage gab es wahrlich genügend.

Gruß, Klaus


   
AntwortZitat
(@ralf-nelles)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 17 Jahren
Beiträge: 31
 

Hallo Klaus,

Channas sind mir von der Pflege und Nachzucht ( noch) relativ fremd, daher meine Beispiele mit den Welsen :wink:

Du beschreibst aber selber bei den Channas und bei deinen Kletterfischen, dass äußere, der Natur an zu lastende Dinge den Ausschlag für Laichaktionen gab.
Es gibt wahrscheinlich sehr viel mehr Faktoren, die wir gar nicht richtig fassen können.

Das mit deinen Kletterfischen ist aber interessant. Da fehlen vielleicht mehr faktoren und ein Gewitter alleine tuts nicht...Keine Ahnung, aber interessant:-)


   
AntwortZitat
(@thomas-p)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 18 Jahren
Beiträge: 442
 

Meine Erfahrungen beruhen überwiegend auf einem P.quindecim-Paar, dass, ärgerlicher Weise nicht näher eroierbar, einer längeren Inzuchtgenerationenfolge entspringt. Eine domestikationsbedingte Veränderung, als Erklärung für meine nachfolgenden Beobachtungen und Rückschlüsse, kann ich nicht ausschließen, auch wenn ich sie für sehr unwahrscheinlich halte. Andere Gattungen zeigen idente Fortpflanzungszyklen, die unter natürlichen Bedingungen vermutlich ebenfalls circaannual sind.

Meine P.quindecim haben in einem protokollierten Beobachtungszeitraum von April 06 bis Februar 07 circa monatlich gelaicht. Dabei schwankte die Wassertemperatur im Jahresverlauf zwischen 18 C bis 29 C, da ich meine Becken nicht separat heize. Ich hatte bei allen Werten Zuchterfolge, auch wenn die Entwicklungsgeschwindigkeit der Eier, Larven und Jungfische stark differierte. Letztendlich wird dies vermutlich Einfluß auf die Mortalität gehabt haben, auch wenn überwiegend der Kannibalismus der Eltern dafür verantwortlich war.

.) auch wenn die Temperatur nicht dem Optimum, vielmehr dem Pessimum, der Ontogenese entspricht, wird gelaicht.

Das halte ich für besonders bemerkenswert, da der parentale Energieaufwand - bedingt durch die Brutpflege - vergleichsweise hoch ist. Die Futterversorgung der Elterntiere war in Zyklen, m.M. nach, ebenfalls sehr spartanisch. Ich konnte dies aber nur anhand der Gelegegröße und nicht anhand der Abstände zwischen den Gelegen erkennen.

.) qualitativ hochwertige Ernährung ist m.E. nach wichtiger, als die Quantität .

Die Futtermenge hat sich nicht wesentlich auf den Kannibalismus ausgewirkt. Die Vermutung liegt nahe, dass hier andere Crowding-Effekte den Ausschlag gegeben haben.
Unabhängig von der An- oder Abwesenheit eigener Jungtiere wurden weiterhin Gelege produziert.

.) die Populationsdichte dürfte im protokollierten Rahmen (2 - 30+ Individuen auf 10ltr.), ebenfalls keinen Einfluss auf die Reproduktion gehabt haben.

Hier unterscheiden sich meine Betta: sind mehrere Jungtiere im elterlichen Revier, stellen diese die Fortpflanzung ein, bis die Dichte sinkt.

Auch die Wasserzusammensetzung und die periodische Veränderung dürfte keinen Einfluss genommen haben.

.) die Tiere laichten mit oder ohne Wasserwechsel, mit oder ohne frischen Huminstoffen, mit oder ohne Temperatursprüngen und auch bei erhöhten Leitwerten. Dann jedoch entwickelten sich die Eier nicht.

Meine Aquarien werden nicht künstlich beleuchtet, sondern stehen in der Nähe einer Terrassentür. Dadurch kommt es nicht nur zu den starken Temperaturschwankungen im Jahreszeitenverlauf, sondern auch zu stark schwankenden Tageslängen.

.) eine Synchronisation der Laichaktivitäten kann ich über den Zeitgeber Licht bei all meinen Tieren ausschließen.

.) eine circaannuale innere Uhr kann ich ebenfalls bei all meinen Tieren ausschließen.

Ich habe bei Parosphromenus, Betta, Dario und anderen Gattungen den Eindruck gewonnen, dass diese reproduktiv werden, wenn die Elterntiere nicht überwiegend im Pessimum gehalten werden. Der einzige zwingend notwendige Faktor dürfte ein optimaler Ernährungszustand sein. Das diese Anspruchslosigkeit jedoch z.T. eine erfolgreiche Fortpflanzung verhindert (z.B. gestörte Ontogenese durch erhöhte Leitwerte) scheint keinen Einfluss auf die Bereitschaft zu haben.
Ich denke, dass sich unsere Tiere fortpflanzen wenn sie es können, unabhängig von der Jahreszeit, aber abhängig von unmittelbaren äußeren Einflüssen, die in der Natur vielleicht nur zeitweise gegeben und damit annuell sind.
Diese Einflüsse erstrecken sich aber vermutlich nicht auf Faktoren, die in der Natur Fixgrößen sind und damit von den Tieren ohnehin nicht erkannt werden müssen:

.) die Wassertemperatur ist +/- konstant und entspricht dem Optimum. Temperaturschwankungen sind gering und keine Zeitgeber. Es gibt keine Notwendigkeit der Erkennung von oder Reaktion auf Temperaturschwankungen.
.) die Wasserwerte sind +/- konstant und erreichen keine Werte die der Fortpflanzung hinderlich sind. Es gibt keine Notwendigkeit der Erkennung von oder Reaktion auf sich verändernden Wasserwerten.

Ich vermute, dass unsere Tiere von der Verfügbarkeit eines sexuell gleich gestimmten Partners abhängig sind. Bei jahreszeitlich bedingten großen Futtertierdichten ist dies wahrscheinlicher, aber prinzipiell über das gesamte Jahr möglich.

Ich möchte nochmals betonen, dass diese "Erkenntnisse" überwiegend auf den protokollierten Beobachtungen an einem P.quindecim-Paar beruhen. Zusätzlich fließen wenige Beobachtungen an einem weiteren P.quindecim-Paar (ein Tier aus einer anderen Linie) und zwei P.ornaticauda-Paaren ein, sowie diversen Betta und Darios, wobei gerade die Darios als nicht rein tropische Art abweichen.

Thomas

Flüsse voller Leben Rettet den Regenwald


   
AntwortZitat
KlausW
(@klausw)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 223
 

Ich habe gerade bei den Parosphromenusarten, die ich gehalten und gezogen habe (P. harveyii über einen Zeitraum von 6 Jahren und ein paar Mal P. nagyi und P. deissneri), einen relativ großen Einfluß von äußeren Einflüssen beobachtet.

+ Wasserwechsel war sehr oft auslösend, wobei auch ab und an ohne abgelaicht wurde und nicht jeder Wasserwechsel auslösend wirkte:
"Monsunregen" = gleichzeitige Variation von pH-Wert (sprunghaft ansteigend um ca. 2 Stufen) und Temperatur (um ca. 4-6°C sinkend). Gewitterstimmung - so habe ich den Eindruck generell bei sehr vielen Fischarten - wirkt generell positiv!

+ Qualität des Futters war sicher ein sehr begünstigender Faktor, aber führte eben nicht zwingend zum Ablaichvorgang, da ich Perioden bei den harveyi hatte von 2-3 Jahren, in denen keinerlei Ablaichvorgänge passierten, obwohl ich mich auf den Kopf stellte und das Futter besser denn je war. Dann klappte es wieder wie von selbst ohne erkennbare Veränderung.

+ Lichtvariation als Einfluß war bei mir über die Haltung in einem absolut dunklen Einbauschrank und rein künstlicher Beleuchtung ausgeschlossen.

Tja, sieht nach mehr Rätseln als Lösungshinweisen aus! ;-))

Grüße
Klaus Weissenberg

“Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.” (Abraham Lincoln)


   
AntwortZitat
 emha
(@emha)
Honorable Member
Beigetreten: Vor 19 Jahren
Beiträge: 693
 

Klaus, das mit dem guten Futter als Auslöser wirkt m. E. langfristig nur im Kontrast. Es muss Zeiten geben, in denen sie "unterversorgt", also z. B. nicht optimal im Futter stehen. Ich weiß das natürlich nicht, mir fällt nur immer wieder auf, das vernachlässigte, dünne, ausgemergelte Paros z. B. aus dem Handel, nach kurzer guter Versorgungslage (mit guten anderen Parametern) sehr schnell zur Tat schreiten und willig laichen und auch pflegen. Geht es ihnen über längere Zeit "zu gut" werden sie nachlässig und kümmern sich lieber ums Essen. Vergleiche mit Menschen, denen es "zu gut" geht sind m. E. erlaubt und nützlich im Sinne der Erkenntnis (rein statistische Betrachtung, kein Transfer zum Einzelfall !). Jedenfalls brauchen m. E. Paros auch einen, wenn auch nicht extremen, Wechsel in den Rahmenbedingungen. Dauernd "Hochzeit" geht eben nicht.

Martin Hallmann


   
AntwortZitat
Teilen: