Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Rettung aus dem Zoo...
 
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Rettung aus dem Zoogeschäft

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(@claus)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 187
Themenstarter  

Hallo !

Tja, die Überschrift sagt ja schon fast alles. Letzten Mittwoch fahre ich
nach der Arbeit mal wieder bei einem großen Zoogeschäft in Darmstadt
vorbei. Sie haben dort eine recht große Auswahl und es gibt dort auch
immer mal wieder ein paar seltenere Fische zu sehen. Eigentlich wollte
ich nur eine Pflanze kaufen, schaute mir aber wie immer die ganzen
Becken der Reihe nach an. An einem kleinen Becken in der untersten
Reihe (wo man sich immer so tief bücken muß) stand ein Schildchen
"Corydoras hastatus". Da ich diese kleinen Panzerwelse so knuffig
finde schaute ich sie mir genauer an. Ein kleiner Trupp von ihnen
'stand' mitten im Becken in einer kräftigen Strömung. Doch was ist das ?

Zwei kleine Kampffische mit Längstreifenzeichnung versuchen sich
krampfhaft am Beckenrand zu halten. Und neben dem 5mm hohen
Stein noch einer. Oh die armen denke ich. So viel Strömung und
das für so kleine süße Kampffische. Ich schaue mir sie genauer
an, um herauszufinden, welcher Art sie sind. Auf dem Schild steht nichts.
Sie sehen auf den ersten Blick aus wie Imbellis, könnten aber genauso
auch Smaragdinas oder Splendens sein, da sie keinerlei Farben, sondern
nur Längsstreifen zeigen. Das ganze Becken macht einen schlechten
Eindruck. Am Boden liegt ein halbtoter Corydoras auf der Seite.
Die Wände sind zentimeterdick mit Algen voll und außer einem
kleinen Haufen Riccia ist keine Pflanze drin. Dafür sorgt der Filter
für eine Wasserströmung wie in einer Waschmaschine im Schleudergang.

Ich werde ganz zappelig. Einerseits habe ich nicht wirklich ein Becken
für die Tiere frei, andererseits kann ich mir sowas überhaupt nicht
ansehen. Die Tiere sehen auch schon recht mitgenommen aus.
Ich frage die Verkäuferin was das für Kampffische sind. Sie hat aber
keine Ahnung, weiß nur, dass Kampffische 5 Euro pro Stück kosten.

Ein Kollege weiß da mehr. Betta Imbellis sind das. Die Frage nach dem
Fundort beantwortet er mit "Deutsche Nachzuchten". Preis 3 Euro/Stück.
Ich frage ihn dann noch, in welchem Wasser die Tiere schwimmen und
bekomme die Antwort: "in ganz normalem Leitungswasser", d.h. in
Darmstädter Flüssigbeton mit kh um die 20 und gH knapp unter 30.

Jetzt steht mein Entschluß fest. Ich nehme sie mit. Der Verkäufer
freut sich, denn anscheinend sind es nicht die Verkaufsschlager. Wie
auch bei der Betta feindlichen Umgebung ? Aus drei Fischen werden
dann nach längerer Suche in dem Becken 6 Tiere. Wie sich später
herausstellt sind es 4 Männchen und zwei Weibchen.

Zu Hause dann die Frage: wohin mit den armen Fischen. Ein leeres
gut eingelaufenes (Auf-)Zuchtbecken gedacht für Betta Smaragdina
steht bereit. Es ist jedoch sehr klein und total zugewuchtert mit Pflanzen.
Ideal für Jungfische aber nicht ausreichend für 6 Imbellise. Also
noch ein Plastikquarantänebecken genommen und mit löchriger
Plastikfolie abgedeckt. Notdürftig eingerichtet und gut ist. Dann
gaaaaanz langsam die Fische an das weiche Wasser (ich habe immer
ein paar Kanister Wasser mit kH4 und gH7 zu Hause) gewöhnt.

Nach zwei Stunden habe ich dann ein Pärchen in das Minibecken und die
anderen vier in das Plastikbecken getan. Dort sogleich ein ganz anderes
Bild. Die Männchen begannen innerhalb weniger Minuten geradezu
aufzuleuchten. Sie präsentierten sich gegenseitig und zeigten nach
wenigen Minuten dem Weibchen, wie schön und groß sie waren.
Aber auch die Weibchen sahen gleich viel lebendiger aus. Sie schwammen
durch die Becken und erkundeten alles.

Im kleinen Zuchtbecken fing das Männchen nach weniger als 30 Minuten
mir dem Bau eines schönen Schaumnestes an und das Weibchen zeigte
auch gleich deutliche Querstreifen. Es kam dann auch recht schnell zu
Scheinpaarungen, aber dann ging leider das Licht aus und ich konnte
nichts mehr beobachten. In den kommenden Tagen sah ich dann auch
immer nur, daß das Männchen vom Weibchen gescheucht wird, aber
ein Ablaichen hat wohl doch noch nicht stattgefunden.

Doch zurück zu den vieren im Plastikaquarium. Ich schaute sie mir an.
Das eine Männchen jagte auch hier das Weibchen und die versucht
blöderweise nach oben hin zu fliehen. Der Sprung aus dem Wasser
endet an der Plastikfolie, die sich daraufhin vom Becken löst und auf die
Wasseroberfläche fällt. Mist ! :x
So kann das auch nicht gehen. Was mach ich denn sonst mit den
Fischen ? Die Geschäfte haben bereits zu, d.h. ein neues Becken
bekomme ich heute nicht mehr. Bleibt noch das Smaragdina und das
Picta Aquarium über. Die Smaragdinas schwimmen zusammen mit
ihrem Nachwuchs. Dort hinein kann ich sie unmöglich tun, sonst werden
die kleinsten Smaragdinas noch zu Lebendfutter.

Also fange ich die vier Imbellise wieder raus und packe sie zu den
fünf Pictas. Diese scheinen die Imbellise aber nicht unbedingt auf den
ersten Blick zu mögen. Ich transferiere sie im gleichen Transportbeutel
in dem sie nach dem Kauf waren. Im Pictabecken werden die Imbellise
schon im Transportbeutel attakiert. Als ich die Fische dann später
schwimmen lasse legt sich die Aggresion allerdings sofort wieder.
Nur wenn die Imbellise den Pictas zu nahe kommen, gibt es mal ein wenig
Haue, aber dennoch geht es den Imbellisen dort ganz gut. Ideal ist
es natürlich nicht, denn in dem Becken herrscht auch eine leichte
Strömung, aber die Imbellise halten sich fast nur in dem ganz ruhigen
Teil des Aquariums auf. Der eine Mann hat auch gleich dort mit dem
Bau eines Schaumnestes begonnen.

Interessant war aber auch, daß man die Fische erst gar nicht so ohne
weiteres voneinander unterscheiden konnte. Die Pictas haben einen
dickeren Kopf, aber die Zeichnung mit den Längsstreifen ist nahezu
identisch. Später zeigten die Imbellise dann natürlich mehr Farbe und
man sah die Unterschiede dann sofort. Komischerweise balzen die
Imbellismännchen aber auch ab und an die beiden Pictadamen an.

Momentan suche ich als Lösung für das ganze wieder ein neues
Becken. Die Imbellise sollen ja doch ihr eigenes Reich haben.

Mir war es aber trotzdem wichtig, die Tiere nicht
in dem Zoogeschäft zu lassen. Es sind viel zu schöne Tiere, als dass
man sie dort leiden sehen kann.

o=C

Gruß,

Claus


   
Zitat
Bettina
(@bettina)
Reputable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 407
 

Hi Claus!

Normalerweise bin ich zwar kein Fan von Zoogeschäftsrettungen - aber das ist glaub ich ne annehmbare Ausnahme :D

In der Betta splendens Rubrik war glaub ich mal ein Thema, in dem gesagt wurde, dass alle(?) Betta Arten untereinander/miteinander züchten können.
Vielleicht habe die Imbellis darum die Pictaweibchen angebalzt - oder sie haben einfach nur einen akuten Weibchenmangel :alien:

LG
Betti


   
AntwortZitat
(@seven)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 190
 

Hallo,

bei uns habe ich schon Betta foerschi in normalem Leitungswasser gesehen. Zum Glück ist es hier nicht so hart wie bei Euch. Die waren so blass, dass man sie kaum wahrnahm.

Wahrscheinlich hätte ich genauso gehandelt und hätte dann das selbe Problem gehabt wie Du. Wohin mit den Tieren?

Was machst Du wenn die Imbellis jetzt Junge bekommen? :wink:

Sven


   
AntwortZitat
(@claus)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 187
Themenstarter  

Hi Bettina,

ich bin ja eigentlich auch kein Fan von Rettungen aus dem Zoogeschäft.
Es hat nämlich auch oft den Nachteil, dass die Zoogeschäfte dann diese
Tiere wieder neu bestellen. Ich denke aber, dass ich dem Mann vom
Zoogeschäft das lang und ausführlich erklärt habe, daß diese Fische
für ein Leitungswasserbecken mit starker Strömung und für ein
Gesellschaftsbecken nicht geeignet sind.

Was das Zusammenleben mit den Pictas angeht: das wird demnächst
beendet. Es klappt zwar mittlererweile ganz gut, aber so manchmal
merkt man, dass das für die Imbellise nicht das Wahre ist. Die
Pictas sind doch einfach etwas zu neugierig und wollen einfach keinen
Abstand vom Schaumnest halten und dann gibt es doch ab und an
kleinere Kloppereien. Ich habe jetzt ein weiteres Becken gekauft
und werde dieses notdürftig einrichten. Da kommen die Imbellise
dann rein.

@Sven: die Imbellise in dem Zuchtbecken dürfen sich ruhig vermehren.
Es war zwar eigentlich für die Zucht von Smaragdinas gedacht, aber
die haben sich ja nun von selbst genug im eigenen Becken vermehrt
und ich weiß ja auch nicht, wie gut ich die wieder los werde. Ich will ja
nicht mehr Fische haben, als ich loswerden kann.

In dem neuen Becken werden sie sich vermutlich nicht vermehren,
da die anderen anwesenden Männchen wohl schnell die Nachkommen
verspeisen werden. Ich hab zwar genug Riccia und Javamoos, aber ob
das reicht, damit ein paar Jungfische überleben weiß ich nicht.

Gruß,

Claus


   
AntwortZitat
(@claus)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 187
Themenstarter  

Hallo !

Ich will euch nur kurz über den aktuellen Stand informieren.
Das Imbellispärchen im kleinen Zuchtbecken hat es bei Scheinpaarungen
am ersten Tag belassen. Obwohl das Mädel gut mit weißen Mülas
angefüttert wurde und auch fast dauernd Querstreifen zeigt, kommt
es nicht zu weiteren Paarungsversuchen. Das Männchen jagt sie,
sobald er sie sieht. Anscheinend mag er nicht mehr.

Das neue Becken soll wie gesagt nur vorübergehend ein Zuhause für
die Tiere sein. Da ich demnächst wieder umziehen werde, bleiben sie
dort vorerst drin. Es ist 50 cm lang und mit Javamoos, Riccia, Schwimmfarn,
Wasserpest und Eichenlaub sowie einer halben Kokosnuß eingerichtet.

Die Männchen haben bereits verschiedene Reviere besetzt, jeder hat
quasi seine Ecke. Insgesamt gibt es 5 Schaumnester von drei Männern !

Viel sehen tue ich aber nicht von den Tieren. Sobald ich nur das Zimmer
betrete, verschwinden sie im Laub oder in der Kokosnuß. So ängstliche
Fische hatte ich glaube ich noch nie. Meist lege ich mich zum Beobachten
vor das Aquarium (es steht nur auf einem 20 cm hohen Sockel) und
warte geduldig. Es dauert dann aber manchmal mehr als 10 Minuten,
bis sich die Fische wieder hervortrauen. Nur das Weibchen ist etwas
neugieriger. Sie schaut sich gerne mal um und 'kontrolliert', wie gut
die Männer Schaumnester bauen können.

Heute morgen habe ich ein paar lebende weiße Mückenlarven ins
Becken gegeben. Natürlich war dann erst mal kein Fisch zu sehen.
Nach einer Weile kamen sie dann aber wieder. Sie schauten sich
die zappelnden Mückenlarven eine Zeit lang an, trauten sich aber
dann doch sehr lange nicht aus ihrer Deckung raus. Nach fünf Minuten
war es wieder das Mädel, bei dem der Magen größer als der
Verstand war. Sie schlug sich ordentlich den Bauch voll bis sie so richtig
rund war. Nach und nach kamen dann auch die Männchen blitzartig
an die Oberfläche geschossen um schnell mal eine leckere Mückenlarve
zu erlegen.

Jetzt bin ich natürlich am überlegen, wie ich die Fische dazu bekomme,
etwas von ihrer Angst los zu werden. Ich werde auf jeden Fall noch ein
paar Stränge Wasserpest kaufen. Außerdem werde ich heute noch
drei Seiten des Beckens mit dunklem Karton bekleben. Wenn der
freie Schwimmraum dann erst mal kleiner ist und das Becken noch
schattiger wird, dann sind sie bestimmt weniger ängstlich.

Aber selbst das schwächste Männchen (welches ich eigentlich schon
im Zoogeschäft abgeschrieben hatte, weil es völlig abgemagert war)
sieht jetzt schon wieder ordentlich aus. So richtig Prachtfärbung zeigen
sie alle noch nicht (auch nicht, wenn sie unter ihrem Schaumnest
stehen), aber ich denke, das wird schon.

Gruß,

Claus


   
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(@claus)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 22 Jahren
Beiträge: 187
Themenstarter  

Hallo !

Nur mal wieder ein kurzer Bericht über den aktuellen Stand.
Die Tiere sind immer noch extrem ängstlich und obwohl sie
fleissig Schaumnester bauen, kommt es nicht zu Paarungen.
Es kann allerdings auch sein, dass ich es vielleicht mal nicht
bemerkt habe und die Eier oder Larven von den anderen gefressen
wurden.

Gestern habe ich dann etwas beobachtet, was ich vorher bei
Betta Imbellis noch nie beobachtet habe. Das eine Männchen hat
das andere gekillt ! :x

Und zwar begann die ganze Geschichte so, daß das eine Männchen
zum Schaumnest des anderen geschwommen ist und sich dort
präsentiert hat. Beide Fische haben sofort ihre Prachtfärbung
gezeigt und sich antiparallel aufgestellt. Sofort wurde mit
den Schwanzflossen Wasser zum Gegner rübergeschossen.
Kurze Zeit später gab es dann die ersten Bisse und sofort hatten
beide Fische ein leicht rampuniertes Flossenkleid. Trotzdem
hörten sie nicht auf und manchmal waren die Kloppereien so heftig,
dass es aussah, wie in einem Zeichentrickfilm, wo man die Kontrahenten
nicht mehr richtig sehen kann. Ich wollte zuerst die Camera holen
und das ganze filmen, als ich dann aber sah, dass die beiden nicht
aufhören wollten, habe ich den Kescher genommen und beide sind
sofort in ihre Ecken zurück und kamen eine ganze Weile nicht mehr
heraus.

Irgendwann muß der Kampf dann aber weiter gegangen sein, denn
als ich abends wieder nachschaute, da lag der eine Fisch kopfüber
im Javamoos und war mausetot.

Damit hätte ich absolut nicht gerechnet, da die Fische ja auch schon
ein paar Wochen zusammen wohnen und außer den üblichen kleinen
Kloppereien noch nichts weiter passiert ist.

Gruß,

Claus


   
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