Hi
Ich habe eine Orientalisdame übernommen (Mitleisdübernahme -macht man nicht, ich weiss)
Und nun gehts hier rund...
Madame Nessie habe ich wieder hinbekommen (ca 70% der Hautobefläche waren zerstört/verpilzt, Mit teils tiefen Bisswunden)
Was ich über den Fisch weiss ist folgendes:
Die erste Abgabe erfolgt als :aus einer Vergesellschaftung übriggeblieben, allerdings ohne Angabe, ob "übriggeblieben" heisst: alle gefressen, oder verjagt worden.
Die letzte Gesellschaft war wohl ein Knochenhecht und Obscuras.
Danach ging die Reise weiter mit insgesamt glaube ich 5 Platzwechseln binnen 10 Tagen im weiteren Bekanntenkreis.
Irgendwann sah der Fisch äusserst Mitleidserregend aus.
Also in den Keller getrabt und ein 60 er Becken hochgschleppt...
Viele Wasserwechsel (teils 3 mal täglich, auf 3g/l aufgesalzen) und dem Zusatz eines in der Skalarzucht beliebten Pilzhemmers in Kombination mit mitlaufendem UV Klärer, kann ich sagen: wir haben es geschafft...
Nach Anfütterung mit Guppys begann sie auch Regenwürmer zu verputzen, nach über 3 Wochen "fasten".
Dann spielte mir scheinbar der Zufall in die Hände und in einem "gemischten Channabecken" in meinem Umfeld krachte es, so dass mir ein Orientalis-Bock angeboten wurde. Da eh der Umzug von der Quarantäne auf 160 liter Anstand, dachte ich mir... ok, Oris sind so häufig nicht, ein Versuch ist es wert. obwohl ich eigentlich erst noch ordentlich versuchen wollte herauszufinden, was ich da an Ori-Variante habe aber...
Der Herr schien ihr so oder so gar nicht zuzusagen...
Zunächst lief alles recht normal ab: er ( knapp 5-6 cm Größer als sie) wurde zuerst eingesetzt, sie ca 5 Minuten später.
Er imponierte, sie zeigte sich kurz, und versteckte sich dann... wenn sie aufeinandertrafen bzw er ihr Versteck passierte wurde kurz imponiert, dann drehte sie ab... bis hierhin eigentlich alles super.
Irgendwann kam Madame aus ihrem Haus heraus und man traf erneut aufeinander.
Wieder kurzes imponieren, ein kurzer Kampf (ohne verletzte), beide schienen wieder abzudrehen und in ihr Haus zu wollen. Auf halbem Weg überlegte sie es sich jedoch anders, drehte "auf dem Absatz" um und "raste" dem Herren im Schnappschildkrötenstil mit weit aufgerissenem Fressbrett (anders kann man die Schublade ja nun wirklich nicht nennen ) von hinten in die Kiemen -ohne Bedrohung oder Vorwarnung- Biss sich dort fest und er ging benommen in Schräglage. Daraufhin erfolgte die Trennung mittels Handauflegen.
Seitdem redet Madame nicht mehr mit mir und befindet sich erneut im Hungerstreik...
Nun stellen sich mir diverse Fragen:
Weshalb dieser plötzlliche, fast wie Beuteverhalten wirkende Angriff?
Normales Vorgehen bei eigentlich überlegenen Gegnern, oder könnte dies darüber motiviert sein, dass der Bock nicht wirklich in Ordnung ist (Glotzaugen und WS-Deformation.
Das kenne ich von einigen Tieren und nach der recht kurzen Zeit mit den Channas bin ich sehr wohl der Meinung, dass bei diesen durchaus ausreichend "Licht brennt" um eine Raubtiertypische Logik zu entwickeln, die durchaus auch Artinterne Säuberung/Selektion enthalten kann.
Oder aber: Hat Madame Nessie einfach einen "an der Waffel" (da ich schon einen "autistischen Panzerwels" hatte (kam aus 3 jähriger Einzelhaltung und hatte Angst vor Artgenossen) traue ich Verkümmerungen im Artgemässen Verhalten durchaus auch Channas zu, da ich sie für intelligenter alsPanzerwelse halte...
Gibt es hier jemanden, der ähnliche Erfahrungen hat und oder mir (jetzt aber wirklich ordnungsgemäss nach ein paar Monaten Ruhe und ordentlicher Bestimmung) bei der Beurteilung der generellen Gesellschaftsfähigkeit der Dame helfen kann?
Genau wie bei der Bestimmung. Wenn Madame sich dann mal entmotzt hat
Danke fürs lesen und LG
Anna
Edit: Rechtschreibkorrektur, der Rest an Fehlern darf behalten werden...
Hallo Anna,
Channa sind ja eher alle als "etwas schierig" im Verhalten zu bezeichnen
Schwierig in Sinne von:
- nicht vorhersehbar (oder nur in geringem Maße)
- schwer zu deuten (da teils sehr individuell)
Das macht die ganze Sache aber für mich erst so richtig spannend, da zu jeder Zeit alles passieren kann.
Zu deiner Schilderung:
Du schreibst schon in der Überschrift "evtl. weiblich". Vielleicht ist es doch ein Männchen. Auf die Ausprägung vom Flossensaum in der Rückenflosse kann man (meiner Erfahrung nach - gemacht mit TH 3/02 in Gruppenhaltung) sich nicht immer so ganz verlassen, da unterdrückte Männchen diesen Farbrand weniger ausbilden (und langsamer wachsen), als (vor allem) das dominante Tier der Gruppe (welches regelmäßig mit Flossenspreizen zur Schau stellt wie toll es ist und auch dadurch die Geschlechtsmerkmale besser und früher ausprägt). Dazu kommt noch, dass du nur zwei Tiere zum Vergleichen hast welche auch noch aus unterschiedlichen Haltungen / Gruppen stammen.
Ich würde an deiner Stelle die beiden zusammen lassen und einfach mal abwarten. Aber! Das Becken sollte "richtig" bepflanzt sein. Stopf das Aquarium ruhig mit Nixkraut, Hornkraut, oder ähnlichem zu, so dass sie sich nur auf kurze Distanz sehen können. Die Pflanzen bremsen Angriffe ab. Vielleicht ist es garnicht so schlecht, dass "deine Kleine" sich auch zu wehren weis.
Mein frisch zusammengesetztes Paar der THs raufte sich in den ersten Stunden gewaltig. Sowohl das Männchen als auch das Weibchen zeigten dem Gegenüber, dass sie sich nicht alles gefallen lassen. Danach suchte sich jeder "seinen Platz" und Ruhe kehrte ein. Sie suchen sich nämlich nicht im Aquarium um sich zu verprügeln (im Gegensatz zu manch anderen Channa). Die überall als friedlich beschriebenen Orientalis dürften sich ähnlich (wenn nicht friedlicher) verhalten. Ich glaube, dass sich deine beiden arrangieren, wenn sie einander selten sehen. Ab und an schepperts auch bei meinem Pärchen noch ordendlich, aber es hört sich schlimmer an, als es bis jetzt in Wirklichkeit war. Das viele Nixkraut im gesamten Becken lässt den beiden keinen Platz für lange Verfolgungsjagten. Ihnen fehlt schlichtweg der Platz. Trotzdem das Weibchen unterlegen ist, kommt es regelmäßig an die Frontscheibe zur Fütterung, weil es durch das Nixkraut das Männchen nicht sehen kann (welches das Weibchen dann auch logischer Weise nicht angreift und wenn, dann nur auf sehr kurze Distanz - die Folge: kein "Schwung", keine Verletzungen). Selbst, wenn deine beide Tiere dann doch männlich sind, sollte so die gemeinsame Haltung längere Zeit gut gehn.
Wenn jemand noch einen anderen Vorschlag hat, würde ich mich natürlich über eine Gesprächsbeteiligung freuen! Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.
Vielleicht hilft auch eine leichte Temperaturerhöhung. Vielleicht setzt sie (wenn es eine "sie" ist) dann Laich an und das Männchen ist dann garnicht mehr so doof
Was du auch tust, ich wünsch dir und deinen Orientalis viel Glück! Bei der Channahaltung kann man das immer brauchen
Florian
Jeder soll glauben, was er glaubt, das er glauben soll. Nur soll er nicht glauben, dass die Anderen das auch glauben müssen. Dann haben wir kein Problem (Klaus Eberhartinger, EAV).