Betta albimarginata
Vorkommen
Betta albimarginata kommt im indonesischen Teil der Insel Borneo in der Provinz Kalimantan Utara vor. Nachgewiesene Fundorte sind in der Umgebung von Malinau und das Einzugsgebiet des Sebuku Flusses (Typuslokalität) im Grenzgebiet zwischen Sabah und Kalimantan Utara, inklusive der Insel Tarakan. Die Art besiedelt kleine Fließgewässer, die weiches Klarwasser führen, aber nicht besonders sauer sind. Die Kampffische wurden vor allem in wenig strömenden flachen Randbereichen in Ansammlungen von Falllaub und ebenso im Wurzelwerk von Landpflanzen gefunden. Jens Kühne fand die Art bei Malinau auch in von Wasser durchflossenen Feuchtwiesen.
Beschreibung
Betta albimarginata sind sehr schlanke Fische, die eine maximale Gesamtlänge von 5 cm nur in Ausnahmefällen überschreiten. Geschlechtsreife Männchen haben einen kräftig braunroten Körper, welcher bei der Balz und beim Imponieren leuchtend orangerot wird. In Ruhefärbung ist der Körper mehr bräunlich. Die Bauchflossen und alle unpaaren Flossen der Männchen habe breite weiße Säume (Name: „albimarginatus“, lateinisch: albus „weiß“, margo „Rand“), welche nach innen von einem schwarzen Band begrenzt sind. Die Basis der Flossen ist ziegelrot. Die weißen Säume sind in der Rückenflosse teilweise weniger stark ausgeprägt. Der Kopf trägt feine Punkte unterschiedlicher Größe. Hinter dem Auge wird in Prachtfärbung ein leuchtend orangeroter großer Fleck gezeigt, während die Kiemendeckel dunkel, fast schwarz, werden und dabei einen grünen Glanz zeigen können. Die Weibchen sind schlichter gefärbt, mit einem Fleckenmuster auf hellbrauner Körpergrundfarbe. Meist sind die Flecken der Weibchen in zwei Linien angeordnet, so dass in der Körpermitte ein heller Streifen zu sehen ist. Aggressive Weibchen und Weichen in Laichstimmung haben eine auffällige helle Querbänderung. Dann können auch bei den Weibchen die Afterflosse und Schwanzflosse einen weißen Saum zeigen, der jedoch nie so breit und deutlich wie bei den Männchen ist. In ihrer gesamten Erscheinung ist Betta albimarginata sehr ähnlich zur nahe verwandten Art Betta channoides. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal ist die Rückenflosse der Männchen, welche bei B. channoides nie ein schwarzes Band hat.
Haltung
Betta albimarginata eignet sich hervorragend für die Haltung im Aquarium. Die sehr ruhigen und friedlichen Fische hält man am besten im Artaquarium. Die Art lässt sich sowohl als Paar, als auch als Trio (2 Männchen / 1 Weibchen) als auch in der Gruppe halten. Wenn irgendwie möglich ist Gruppenhaltung anzustreben. In der Gruppe zeigen die Tiere sehr viel mehr von ihrem natürlichen Verhalten und sind kein bisschen scheu. Hält man mehrere Männchen zusammen mit mehreren Weibchen, so ist das numerische Geschlechterverhältnis nebensächlich. Ein 60 cm Standard-Aquarium reicht zur Haltung einer größeren Gruppe völlig aus. Paare und Trios sind auch in kleineren Behältern ab 40 cm Länge gut zu halten. Das Becken kann mit Wurzeln und Steinen so eingerichtet werden, dass Verstecke entstehen. Eine Bepflanzung ist gut möglich, und sollte weitere Versteckplätze schaffen. Wenn man möchte, kann man die Einrichtung mit etwas Eichen- oder Buchenlaub komplettieren. Eine teilweise Schwimmpflanzendecke hat sich bewährt, sie nimmt den Fischen ihre anfängliche Scheu. Genügend freier Schwimmraum gibt den Tieren die Möglichkeit zu imponieren. Eine leichte Strömung schadet nicht. Eingewöhnte Tiere in gut strukturierten Aquarien sind sehr neugierig und eigentlich ständig im freien Wasser zu sehen.
Für die langfristige Haltung und Nachzucht von Betta albimarginata ist eine gute Wasserqualität wichtig, weshalb regelmäßige Wasserwechsel nötig sind. Vor allem Jungtiere reagieren empfindlich auf belastetes Wasser. Bewährt hat sich weiches bis mittelhartes Wasser (GH <10) und ein pH-Wert zwischen 5 und 7. Inzwischen sind aber auch Nachzuchten in härterem und leicht alkalischem Wasser gelungen, solange die Wasserqualität durch häufige und reichliche Wasserwechsel gut gewesen ist. Da die Art in der Natur Klarwasserbiotope besiedelt, sollte man sparsam mit Huminstoffen, Torf oder Erlenzapfen sein. Ein wenig Huminstoffe schaden nicht, echtes Schwarzwasser wird aber nicht vertragen und kann zum Verlust der Tiere führen. In einem beheizten Raum wird keine separate Heizung benötigt. Der optimale Temperaturbereich ist zwischen 21-27°C. Höhere Temperaturen werden kurzfristig toleriert. Die Art ist jedoch empfindlich gegen kühles Wasser, Temperaturen unter 18°C sind in kürzester Zeit tödlich, und bei unter 20°C fühlen sich die Tiere sichtlich unwohl.
Zur Ernährung ist nicht zu grobes Lebend- oder Frostfutter nötig. Trockenfutter wird meist ignoriert oder nur sehr ungern gefressen bzw. direkt wieder ausgespuckt. Geeignete Futtersorten sind Artemia aller Größen (selbst erwachsene Tiere fressen mit Begeisterung Artemianauplien), weiße und schwarze Mückenlarven, Glanzwürmer, Mikrofex und weitere ähnlich große Futterorganismen.
Betta albimarginata ist eine ausgesprochen friedliche Art. Die Männchen imponieren zwar regelmäßig, dies dient dem Herstellen der Rangordnung, aber führt nur selten zu Verletzungen. Echte Beschädigungskämpfe sind extrem selten. Am besten hält man die Art im Artbecken, eine Vergesellschaftung mit friedlichen und nicht zu großen Fischen (Bärblinge, Bodenfische, schaumnestbauende Betta, etc.) ist jedoch problemlos möglich. In der Natur wird die Art zusammen mit Arten aus der B. unimaculata Artengruppe angetroffen. Eine Vergesellschaftung mit diesen viel größeren Kampffischen funktioniert auch im Aquarium sehr gut, solange man den B. albimarginata genug feines Futter anbietet.
Zucht
Betta albimarginata ist ein Maulbrüter. Bei Haltung im dicht bepflanzten Artbecken können gelegentlich einzelne Junge von alleine aufkommen. Da das Weibchen der mit Abstand aktivere Teil bei der Balz ist, erkennt man die bevorstehenden Paarungen am ehesten an dem typischen Querbindenmuster der laichwilligen Weibchen. Vor der eigentlichen Paarung finden eine Reihe von Scheinpaarungen statt. Die Eier sind weiß, und werden nach der Abgabe zunächst vom Weibchen von der Afterflosse des Männchens aufgesammelt. Anschließend spuckt das Weibchen dem Männchen die Eier vor. Sobald alle ca. 40-50 Eier übergeben sind, sucht das Männchen eine möglichst ungestörte Stelle im Aquarium auf. Betta albimarginata ist nicht sehr produktiv. Im Schnitt werden auch bei älteren und größeren Männchen nur 10 Jungfische pro Brut erzielt. Die meisten Eier werden von den Männchen zu Beginn der Brut gefressen (i.e. „Nähreier“). Manchmal, ohne dass die Ursache bekannt ist, können aber bis zu 40 Jungtiere erzielt werden.
Die Brutzeit beträgt in Abhängigkeit von der Wassertemperatur 12-21 Tage. Die allermeisten Männchen tragen zuverlässig aus, es gibt jedoch auch immer wieder Individuen, welche bei geringer Störung die Eier verschlucken. Für eine erfolgreiche Zucht separiert man das brütende Männchen kurz vor dem Freischwimmen der Jungfische in ein kleines Becken oder einen Einhängekasten. Die bevorstehende Entlassung der Jungen deutet sich an, wenn das Männchen plötzlich wieder unruhig durch das Aquarium schwimmt. Die frisch entlassenen Jungfische sind tiefschwarz und fressen sofort Artemianauplien. Da die Jungfische in den ersten Tagen nicht aktiv den Futtertieren nachstellen, ist es wichtig, dass die Jungen „im Futter stehen“. Nur Futter, welches ihnen direkt vor das Maul kommt, wird auch gefressen.
Die Jungen sind sehr empfindlich gegen Wasserbelastung, daher ist eine gute Wasserhygiene unabdingbar. Abgestorbene Artemianauplien müssen zeitnah abgesaugt werden und das Wasser oft gewechselt werden. Daher hat sich ein Aufzuchtbecken ohne Bodengrund nur mit Schwimmpflanzen als Einrichtung bewährt. Einige Schnecken können ebenfalls dabei helfen, das Becken sauber zu halten. Ein langsam laufender Filter sorgt für eine leichte Wasserbewegung und dafür, dass die Artemien auch wirklich vor das Maul der kleinen B. albimarginata kommen. Die Brut wächst bei guter Fütterung zügig heran. Nach etwa 2 Monaten kann man die Geschlechter an der Färbung unterscheiden und mit ca. 3 Monaten und einer Größe von 3,5 cm sind die ersten Jungen selbst geschlechtsreif.
Besonderes
Die Art wurde erstmals 1996 durch die IGLer Dickmann, Knorr und Grams in der Nähe von Malinau gesammelt und für die Aquaristik verfügbar gemacht. Durch die leichte Nachzucht hat sich Betta albimarginata schnell im Hobby etabliert und ist erhalten geblieben. Bis heute (2025) gehen die meisten Tiere auf diese Aufsammlung zurück, auch wenn inzwischen gelegentlich kommerzielle Importe erfolgen.
Zusammen mit der nahe verwandten Art Betta channoides ist Betta albimarginata namensgebend für die Betta albimarginata Artengruppe. Neben anderen Merkmalen und der einzigartigen Färbung unterscheiden sich die beiden Arten durch die hohe Zahl von Stachelstrahlen und die relativ wenigen Weichstrahlen in der Afterflosse von allen anderen bekannten Kampffischen.
Im Vergleich zu fast allen anderen Kampffischen holt Betta albimarginata so gut wie nie Luft an der Wasseroberfläche.
Autor
Dr. Michael Staab (01.01.2025)
Literatur
Kottelat M, Ng PKL (1994) Diagnoses of five new species of fighting fishes from Banka and Borneo (Teleostei: Belontiidae). Ichthyological Exploration of Freshwaters 5: 65–78.
Kühne J (2019) Reise nach Kalimantan I – auf der Suche nach Wild-Kampffischen der Gattung Betta [Teil 1]. Der Makropode 41(4): 137–142.
Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.
Schlüter M (1999) Betta albimarginata „Malinau”. Aquaristik aktuell 7(3): 10–13.
Schlüter M (2000) Betta albimarginata Kottelat & Ng, 1994. Der Makropode 22(5): 110–112.
Schlüter M (2015) Kampffische – von Maulbrütern und Schaumnestbauern. Amazonas 11(2): 16–21.
Schmidt J (2002) Der Weißsaumkampffisch Betta albimarginata. Der Makropode 24(5): 216–223.
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