Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta bellica

Kriegerischer Kampffisch / Streifenkampffisch / Slender betta
SAUVAGE, 1884

Vorkommen

Der Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt in Westmalaysia (Malaysische Halbinsel) in Gewässern, die in die Straße von Malakka entwässern (Bundestaaten Johor, Selangor, Perak). Weitere Nachweise gibt es an der Ostküste der Malaysischen Habinsel südlich von Kuantan und nahe Kuala Terengganu. Eventuell kommt die Art bis in den äußersten Süden Thailands vor. Betta bellica wird auch dem Nordosten Sumatras (Provinzen Utara und Riau) gemeldet.

Die Art ist an Schwarzwasser gebunden und bewohnt sowohl Schwarzwassersümpfe als auch Bäche, welche die Sümpfe entwässern. Betta bellica hält sich dabei bevorzugt in langsam fließenden und stehenden Gewässerabschnitten auf, vor allem in verkrauteten Randbereichen und in Ansammlungen von Falllaub.

Man findet Betta bellica oft zusammen mit kleinen roten Kampfischen aus der Betta coccina Artengruppe, z.B. bei Cherating mit Betta tussyae.

Beschreibung

Betta bellica ist der größte schaumnestbauende Kampffisch (zusammen mit dem sehr ähnlichen und möglicherweise als Synonym zu betrachteten Betta simorum aus Sumatra). Erwachsene Tiere könne 11-14 cm Totallänge erreichen, wobei man in der Natur meist Tiere bis 8 cm findet. Der Körper ist langgestreckt und im Querschnitt walzenförmig.

Die Färbung der Art schwankt je nach Stimmung. Männchen sind meist kräftiger gefärbt und haben länger ausgezogene Flossen, welche bei männlichen Tieren leicht ausgefranst erscheinen. Zur Balz und bei Kämpfen sind Betta bellica kräftig blaugrün gefärbt (im Gegensatz zu dem sehr nahe verwandten/identischen Betta simorum, der grün ist). Die Flossen der Weibchen sind kürzer und abgerundet. Flossen und Flossenbereiche können zudem rötlich bis kupferfarben sein und auf dem Rücken können kleine dunkle Punkte zu sehen sein. Eine Unterscheidung der Geschlechter ist meist schon bei halbwüchsigen Tieren möglich.

Arttypisch ist das Netzgitter über der gesamten Körperoberfläche, welches von den Glanzschuppen hervorgerufen wird. Tatsächlich wirkt es, durch die ungewöhnliche Form der Schillerflächen, als sei der Fisch von hinten nach vorne beschuppt. In Normalstimmung zeigt Betta bellica dunkle Längsstreifen auf hellerem Grund, in Schreckstimmung Querbänderungen.

Haltung

Obwohl sie in der Natur in Torfsümpfen und Wäldern vorkommen, ist Schwarzwasser für die Pflege der Tiere nicht zwingend erforderlich, wenn auch vorteilhaft. Wichtig ist sauberes und vor allem keimarmes Wasser. Als Schwarzwasserbewohner, sollte Betta bellica in weichem und saurem Wasser gehalten werden (KH<2, GH<4, pH 4-6.5), welches man mit Huminstoffen (Torf, Erlenzäpfchen) anreichern kann. Die Temperatur kann zwischen 20 und 27°C schwanken, wobei zur Zucht das obere Ende dieses Spektrums bevorzugt wird. Eine dauerhaft zu kühle Haltung ist zu vermeiden. In einem versteckreich eingerichteten Aquarium von 80 cm Kantenlänge kann man eine Gruppe von ca. 6 Tieren halten. Ein hoher Wasserstand ist nicht nötig. Die Bepflanzung muss bis an die Oberfläche reichen, da Betta bellica gerne Versteckmöglichkeiten in Oberflächennähe nutzt und Strömung meidet. Um zusätzliche Sicherheit zu vermitteln, kann man Wurzeln und insbesondere auch Schwimmpflanzen in das Becken einbringen.

In einem solchen Becken wird man die Tiere sehr häufig in großer Farbenpracht sehen. Allerdings sind die Männchen in zu kleinen Becken sehr aggressiv gegeneinander und Flossenschäden sind nicht selten. In größeren Aquarien sind die Tiere weit weniger aggressiv und gehen sich etwas aus dem Weg. Eine Vergesellschaftung mit größeren Maulbrütenden Kampffischen, nicht zu kleinen ruhigen Karpfenfischen und diversen Bodenfisch ist gut möglich.

Betta bellica frisst fast alles, was in sein Maul passt, auch Trockenfutter. Besonders gerne auch kleine Fluginsekten. Der gute Springer (Becken müssen lückenlos abgedeckt sein!) fängt mit Hingabe Fliegen über der Wasseroberfläche, ein Spektakel, das man sich und den Tieren ab und zu gönnen sollte. Für große, lebhafte Betta bietet sich deshalb eine Drosophilazucht an.

Die Art ist zwar weit weniger aggressiv als ihr Name vermuten lässt (bellica: lat. kriegerisch), kann aber bei engen Raumverhältnissen oder wenn ein Schaumnest verteidigt wird, durchaus sehr aggressiv werden. Männchen vertreiben zuverlässig andere Tiere aus dem Revier. In der Laichzeit bekämpfen sich Männchen mit hoher Aggressivität, allerdings gibt es keine Todesfälle bei den oben genannten Beckengrößen, da die Verfolgung nach wenigen Sekunden eingestellt wird und sich das überlegene Männchen zu seinem Revier/Schaumnest zurückzieht.

Betta bellica sind aktive Tiere, die man häufig in Bewegung sieht, ohne dass sie hektisch wirken. Wenn sie sich an ihren Pfleger gewöhnt haben, kommen sie auch gerne bis an die Frontscheibe. Andere Halter berichten von scheuen Tieren, die man nur bei der Fütterung beobachten kann. Möglicherweise sind es andere Fundorttypen, die düstere Schwarzwasserbedingungen brauchen, da sie sich so sicherer fühlen.

Zucht

Die Vermehrung ist bei paarweiser Haltung am einfachsten. Das Becken muss mindestens 60 cm lang und gut bepflanzt sein, damit sich das Weibchen verstecken kann. Das Männchen beginnt in einem solchen Becken bei Werten von maximal GH 1, KH 2 und einem pH Wert nicht über 6.5 und einer Temperatur von 24-27°C zügig mit dem Schaumnestbau. Das Nest ist mit 6 cm Durchmesser nicht sehr groß. Strömung im Zuchtbecken sollte vermieden werden.

Das nun satt blaugrün gefärbte Männchen vertreibt das matt gefärbte Weibchen so lange aus dem Revier, bis das Nest fertiggestellt ist. Erst nachdem das Weibchen durch senkrechten Streifen sichtlich laichbereit und wiederholt am Nest auftaucht, kann es zur Paarung in der typischen Labyrintherumschlingung kommen. Es werden in zahlreichen Laichakten insgesamt ungefähr 50 – 200 Eier abgegeben. Diese werden von dem zuerst aus der Laichstarre erwachenden Männchen ins Maul aufgenommen und ins Schaumnest eingebaut.

Nach dem Ablaichen wird das Weibchen vertrieben, kann aber im Aquarium bleiben, da das Männchen sehr nah am Nest bleibt und es nicht verfolgt. Nach 1-2 Tagen schlüpfen die Jungen und schwimmen nach weiteren 3 Tagen frei. Dann nehmen sie sofort frisch geschlüpfte Artemianauplien. Das Männchen betreut die Jungen bis zum Freischwimmen und verteidigt das Nest gegen Reviereindringlinge. Die Art vermehrt sich auch in saurem und weichem Klarwasser, in huminstoffhaltigem Schwarzwasser ist die Geschlechterverteilung der Jungtiere aber oft ausgewogener.

Besonderes

Betta bellica ist ein lebhafter großer Kampfisch, der durch seine Färbung und prächtige Beflossung zu eine beeindruckenden Erscheinung wird. Zudem ist die Art in ruhigen, größeren und gut bepflanzten Aquarium pflegeleicht und weckt ständig, durch ihr abwechslungsreiches Verhalten, das Interesse des Beobachters. Schade, dass er so selten gepflegt wird.

Die Art wir innerhalb der Gattung in die Betta bellica Artengruppe gestellt. Die einzige weitere Art dieser kleinen Artengruppe, die zu Betta bellica sehr ähnliche Art Betta simorum aus Sumatra, ist möglicherweise ein ungültiges jüngeres Synonym von Betta bellica. Ein weiteres Synonym in der älteren Literatur ist Betta fasciata.

Autor

Jan Glauder (03.05.2010), überarbeitet von Dr. Michael Staab (27.02.2024)

Literatur

Dieke H (2013) Ein Wunschfisch – Betta bellica Sauvage, 1884. Der Maropode 35: 142–146.

Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.

Neugebauer N (2022) Comeback mit Betta bellica. Der Makropode 44: 199–201.

Schmidt J (1986) Betta bellica Sauvage 1884 – In der Zucht bleibt der kämpferische, schlanke Kampffisch problematisch! Der Makropode 8: 27–31.

Schmidt J (1987) Das Labyrintherportrait Nr. 47 Betta bellica. Der Makropode 10: 19–27.

Schmidt J (1995) Der Kriegerische Kampffisch Betta bellica Sauvage, 1884. Der Markropode 17: 74–80.

van den Nieuwenhuizen A (1993) Betta bellica. DATZ 46: 365–369.

Vierke J (2022) Aus Malaysia geholt und gezüchtet – Betta bellica, der Kriegerische Kampffisch. Der Makropode 44: 228–233.

Informationsblatt

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