Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta brownorum

Brown‘s Kampffisch / Roter Blaupunktkampffisch /Brown’s betta
WITTE & SCHMIDT, 1992

Vorkommen

Betta brownorum ist in Ost-Malaysia (Borneo), Sarawak, großräumig um Kuching, bei Sibu verbreitet und kommt ebenso in der Grenzregion der indonesischen Provinz Kalimantan Barat vor. Typusfundort ist Matang bei Kuching. Es gibt offenbar zwei Verbreitungszonen, die eine liegt im Raum Kuching, der Hauptstadt von Sarawak, die zweite bei Sibu, 300 km östlich. Betta brownorum besiedelt überflutete Wälder, vorwiegend im Waldrandgebiet in laubgefüllten, durchflossenen Pfützen in oft nur wenigen Zentimetern tiefem Wasser. Das Wasser ist kühl, sauber, und durch Huminstoffe des Bodensubstrats (Blätter) angesäuert, ein typisches Schwarzwasser. In der Natur ist die Art kein Freischwimmer, sondern ein versteckter „Kriecher“ im Substrat. Durch die fortschreitenden Urbanisierung bzw. die großflächige Trockenlegung der Feuchtgebiete ist Betta brownorum im Raum Kuching hochgradig gefährdet und dort nur noch schwer zu finden. Er wurde sporadisch durch IGLer von Fundorten bei Matang, Simunjan und Sibu mitgebracht. Selten wird die Art auch durch den Handel importiert.

Beschreibung

Ein schlanker, torpedoförmig gebauter Kampffisch, der eine Gesamtlänge bis 4,5 cm erreicht. Weibchen bleiben meist etwas kleiner und sind relativ zur Körperhöhe etwas kürzer gebaut, kurzflossiger und weniger intensiv rot gefärbt. Die Geschlechtsunterscheidung ist oftmals alles andere als einfach, da Männchen bei nicht optimalen Bedingungen sehr kurzflossig bleiben. Bei nicht ausgefärbten voll erwachsenen Fischen sollte man sich bei der Geschlechtsbestimmung von der schlankeren Statur, den längeren Bauchflossen und der ausgezogenen Afterflosse der Männchen leiten lassen.

Im Normalfall zeigt das Männchen einen großen türkisblauen bis grünlichen Seitenfleck, während die Weibchen meist einen sehr kleinen Fleck oder eine auf eine auf ein schwarzes Mal reduzierte Ausprägung des Seitenflecks haben. Allerdings kommen Männchen ohne Seitenfleck oder auch Weibchen mit sehr großem Seitenfleck vor. Der Seitenfleck ist daher kein eindeutiges Geschlechtskriterium. In Normalfärbung sind beide Geschlechter beige bis uni rotbraun gefärbt. Die Fische, vor allem Jungfische können stimmungsbedingt auch breite Längsstreiften zeigen, dann ist der Seitenfleck nicht sichtbar bzw. aufgehellt. Die Iris ist wie bei allen Zwergkampfischen der Betta coccina Artengruppe auffällig türkis leuchtend.

In Aggressions – und Laichstimmung sind die Geschlechter besser unterscheidbar. Die Männchen haben dann eine tiefrote Flossen- und Körperfärbung und meist einen leuchtend türkisen Seitenfleck. Die Pektoralen sind rot mit weißen Spitzen. Caudale und Anale können weiß gesäumt sein. Ein schwacher Grünschimmer an den Flanken und weiße Sprenkel in den unpaaren Flossen tritt bei manchen Fundortformen im Klarwasser auf bzw. ist nur dort deutlich wahrnehmbar. Das Weibchen zeigt bei der Balz einige helle Vertikalstreifen und beim Ablaichen einen Aalstrich auf dem Rücken.

Haltung

Betta brownorum ist ein echter Schwarzwasserfisch, dessen Anpassung selbst an saures Klarwasser limitiert ist. Hartes, alkalisches Wasser wird überhaupt nicht längerfristig vertragen. Auf Dauer ist eine Haltung bei pH-Werten über 5,5 nicht erfolgreich. Die Haltung und Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien (ab 25 Liter, mit schwacher Filterung) im Paaransatz erfolgen. Dann können auch immer wieder einzelne Jungfische aufkommen. Adulte Tiere können untereinander zeitweise sehr aggressiv werden. Das Aquarium sollte zum Schutz des Weibchens verkrautet gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Sumatrafarn), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund sollte mit Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Eine Haltung in nicht zu kleinen Gruppen, damit sich die Aggressionen verteilen können, ist gut möglich.

Das Wasser sollte sauber (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH maximal 1-3°) und sehr sauer (pH 4,5-5) sein. Die ideale Haltungs- und Zuchttemperatur liegt um 25°C. Eine Temperatur von 22°C sollte nicht unterschritten werden. Wenn sie sich nicht wohl fühlen, z. B. bei zu kühler Haltung oder mit zu hohen pH-Werten, klemmen sie die Flossen und sind bewegungsfaul. Die Tiere werden dann „mopsig“ und anfällig für Hautkrankheiten. Häufig tritt auch Oodinium auf, das unbehandelt zur Abmagerung und um Tod führt.

Betta brownorum sollte idealerweise mit Lebendfutter ernährt werden, da eine Wasserbelastung so besser zu vermeiden ist. Feines Futter, wie Artemia, Moina, Cyclops, kleine Eintagsfliegenlarven sowie schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sehr sparsam und sporadisch gefüttert werden. Meist lassen sich die Tiere auch an Frostfutter oder sogar Granulate gewöhnen. Hier ist jedoch Fingerspitzengefühl gefragt. Adulte dürfen nicht überfüttert werden, sie verfetten sonst (nur jeden 2. Tag mit ballaststoffreicherem Futter füttern). Zeitlich begrenzte, sehr knappe Fütterung mit darauffolgender kräftiger Fütterung und Wasserwechsel mit etwas kühlerem Weichwasser lösen das Ablaichen aus.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich z. B. mit kleinen und ruhigen Bärblingen, insbesondere Arten der Gattung Boraras. Betta brownorum ist relativ scheu und empfindlich, eventuelle Beifische sollten sorgsam ausgewählt werden. Reizvoll kann eine Haltung mehrerer Arten in größeren, sehr verkrauteten Aquarien sein. Die Kombination Betta persephone und Betta brownorum z. B. hat sich als geeignet erwiesen, da keine der Arten unterdrückt wird. Ebenfalls gut möglich ist eine gemeinsame Haltung mit Prachtguramis und dem kleinen Halbschnäbler Hemirhamphodon tengah. Möchte man schaumnestbauende Kampffische vermehren und das interessante Kampf-, Fortpflanzungs- und Brutverhalten beobachten, sind kleinere Artaquarien am besten geeignet, in denen bei den Eltern im Daueransatz eine geringe Zahl von Jungfischen aufwachsen können.

Verhalten

Schlanke, schaumnestbauende Kampffische sind in der Natur außerhalb der Laichzeit vereinzelt lebende, bewegungsarme Fische. Sie sind dann mäßig innerartlich aggressiv und bestrebt sich ein Einzelrevier zu erkämpfen. Im Habitat (Laubgewirr) ist dieses sehr klein.

In der Laichzeit werden die Männchen für einen solch kleinen Fisch sehr aggressiv und verdrängen ihre Geschlechtsgenossen. In der Natur findet man dann häufig in einer Pfütze nur ein adultes Paar und ggf. Jungfische mehrerer Altersstufen. Bei Kommentkämpfen stellt sich schnell eine Rangordnung ein, so dass außer geringen Schuppen- oder Flossenschäden keine Gefahr besteht. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Fische wie im natürlichen Biotop ausweichen bzw. verstecken können. Begegnen sich zwei annähernd gleichstarke Männchen, wird durch abwechselndes Flossenspreizen und -zusammenfalten sowie durch Abspreizen der Kiemendeckel imponiert. Zusätzlich wird durch Körper- und Flossenschlagen dem Kontrahenten die eigene Stärke demonstriert. Ist der Gegner noch nicht in die Flucht geschlagen, kann es zu Bissen in die Flossen und den Körper, meist in Rücken und seltener zu Maulzerren kommen. Durch eine Streifenzeichnung und entsprechende Körperhaltung zeigt der Schwächere seine Unterlegenheit und entgeht der weiteren Verfolgung. Die Weibchen können ebenfalls aggressiv sein, sowohl gegenüber anderen Weibchen als auch gegenüber Männchen.

Zucht

Aus den Rahmenbedingungen des natürlichen Vorkommens abzuleiten sind die Voraussetzung zur Vermehrung: sehr weiches, saures Wasser, Temperatur 25-28°C. Paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium mit bester Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass ein Paar meist über längerer Zeiträume wöchentlich ablaicht. Die Aufzucht der Jungfische kann bei den Eltern erfolgen, es muss dann laufend feines Lebendfutter gegeben werden. Die Eier bzw. Larven sind relativ groß und die Eizahlen gering, wie meist bei, auf sehr keim- und damit mikrofutterarmes Schwarzwasser, spezialisierten Fischen. Jungfische nehmen daher sofort Artemianauplien der feinen Sorte. Geschlechtsreif sind die Jungfische bei guter Fütterung nach 5-6 Monaten. Man sollte zur Vermehrung möglichst junge Paare auswählen, – das Männchen etwas stärker als das Weibchen – sonst kann es zu Überraschungen im Rollenspiel der Geschlechter kommen.

Zur Vermehrung errichtet das Männchen bevorzugt in kleinen Höhlen nahe der Wasseroberfläche ein Schaumnest und versucht Weibchen zum Ablaichen anzulocken. Durch eine spezielle Querstreifen-Zeichnung und wedelnde Bewegung mit zusammengelegten Flossen gelingt es dem laichwilligen Weibchen, die Aggression des Männchens zu unterdrücken. Nach turbulenter Balz, nach der die Weibchen oft etwas zerzaust aussehen, verläuft dann das Ablaichen völlig friedlich und ruhig. Die Partner umschwimmen und umschlingen sich so, dass das Männchen das Weibchen ringförmig umfasst und auf den Rücken dreht. Dadurch kommen sich die Geschlechtsöffnungen nahe und die Befruchtung des austretenden Laiches ist gesichert. Nach einer Laichstarre, aus der das Männchen zuerst erwacht, sammeln beide Partner die herabsinkenden Eier und bauen sie in das Schaumnest ein. Es werden innerhalb einiger Stunden 20-30 Eier abgelaicht.

Nach dem Ablaichen erwacht wiederum die Aggression des Männchens, welche dazu führt, dass das Weibchen vom direkten Nestbereich verdrängt wird. Häufig wird durch das Weibchen ein Ringrevier um das Nest gebildet und es ist durchaus an der weiteren Brutpflege beteiligt. Das Männchen verteidigt nun das Nest aktiv gegen alle Reviereindringlinge und pflegt den Laich und die Jungfische bis zum Freischwimmen.

Zum Zeitpunkt des Freischwimmens der ersten Brut, 7 Tage nach dem Ablaichen, wird häufig erneut abgelaicht, sodass ein Schutzrevier für mehrere Bruten bestehen bleibt. In zu kleinen Aquarien führt die Verteidigung des Kernrevieres durch das Männchen dazu, dass das Weibchen gejagt wird. Da es durchaus getötet werden kann, sollte man es in sehr kleinen Aquarien nach dem Ablaichen herausfangen. In größeren Aquarien, mit weiterem Besatz zeigt sich die genannte Arbeitsteilung der Elterntiere (Elternfamilie).

Verschiedene abweichende Beobachtungen zeigten, dass interessanterweise diese Rollenverteilung nicht allzu starr festgelegt zu sein scheint. Regelmäßig kann man beobachten, dass Weibchen einige Laichkörner oder Larven „stibitzen“ und selbst pflegen. Ebenso können starke Weibchen das Männchen vom Schaumnest verdrängen oder bei Entfernung oder Tod des Männchens die Brutpflege übernehmen. Fische sind in ihren Verhalten also durchaus flexibel.

Besonderes

Die Art gehört als kleiner, roter, schaumnestbauender Kampffisch in die Artengruppe um Betta coccina. Der von den Erstbeschreibern von Betta brownorum, Kai-Eric Witte und Dr. Jürgen Schmidt gewählte Artname ehrt Barbara und Allan Brown, welche diesen neuen Kampffisch bei Matang in Sarawak zuerst fingen und dokumentierten.

Über Aquarium Glaser und Tropic Aquaristik wurde 2000 ein Betta cf. brownorum (mit unbekanntem Fundort) eingeführt, der eine rudimentäre Art von Maulbrutpflege zeigte. Diese Form wurde durch Artikel von Robert Donoso-Büchner und Martin Hallmann in der Zeitschrift „Der Makropode“ (IGL) ausführlich dokumentiert. Die Fische bauten kein Schaumnest, sondern das Männchen behielt die Brut für 3-4 Tage im Maul und entließ sie zum Zeitpunkt des Freischwimmens. Die Vermehrungsquote ist dadurch extrem gering. Es handelt sich bei dieser primitiven Maulbrutpflege vermutlich um eine Anpassung an besondere Rahmenbedingungen, möglicherweise strömendes Wasser. Es kamen jedoch immer wieder Betta cf. brownorum-Importe zu uns, bei denen Männchen den sowohl den „normalen“ Schaumnestbau als auch die Maulbrutvariante zeigten. Zu vermuten ist, dass manche Fundortvarianten in Fließgewässern vorkommen.

Eine besonders schöne Form mit sehr großem Seitenfleck wurde ironischerweise vom Entdecker der Art, Allan Brown, in Großbritannien im Handel gefunden, nachgezogen und auch in der IGL verbreitet (Betta brownorum ‘GB CI 2005‘).

Autor

Martin Hallmann (11.03.2010), überarbeitet von Dr. Michael Staab (28.02.2024)

Literatur

Donoso-Büchner R (2000) Eine neue Variante von Betta brownorum. Der Makropode 22: 36.

Hallmann M (2000) Ansätze zur Maulbrutpflege bei kleinen roten Betta. Der Makropode 22: 37–43.

Hallmann M (2001) Die neue Betta brownorum-Form ist ein Maulbrutpfleger. Der Makropode 23: 192–195.

Hallmann M (2005) Schlanke, schaumnestbauende Kampffische. Der Makropode 27: 94–100.

Krummenacher R (1997) Brown’s Kampffisch in der Natur und im Aquarium. Der Makropode 19: 1–5.

Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.

Schmidt J (1992) Browns Kampffisch – ein weiteres Kleinod in rot und blau! Der Makropode 14: 29–32.

Schmidt J (1997) Das Labyrinthfischportrait Nr. 71: Betta brownorum Witte & Schmidt, 1992. Der Makropode 19: 73–81.

Witte KE, Schmidt J (1992) Betta brownorum, a new species of anabantoids (Teleostei: Belontiidae) from northwestern Borneo, with a key to the genus. Ichthyological Exploration of Freshwaters 2: 305–330.

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