Betta coccina
Vorkommen
Sumatra, Jambi (terra typica), Westküste der malayischen Halbinsel; unklar ist die Form aus Selangor bis Ayer Hitam, welche als Betta livida beschrieben wurde (früher als Selangor-Variante bezeichnet). Es wurden (noch) keine Übergangsformen zwischen Betta tussyae und Betta coccina gefunden.
Die Lebensräume sind Überschwemmungszonen und sumpfige Bereiche im Tiefland, im Schwarzwasser der Waldgebiete mit mineralarmen Böden.
Beschreibung
Die Totallänge beträgt 5 – 6,8 cm. Betta coccina können also (für kleine Rote) sehr groß werden.
Uneinig ist man sich darin, ob die verschiedenen Fundortformen einer Art zuzuordnen sind, oder verschiedene gute Arten darstellen. Daher müssen sie hier mitbehandelt werden. Es können drei Betta coccina – „Formen“ (incl. Betta livida, Selangor) unterschieden werden, die sich nur geringfügig unterscheiden.
1. Die Nominatform (Betta coccina) stammt aus Sumatra. Sie weist oft eine leicht lanzettliche Schwanzflosse auf und zeigt in der Prachtfärbung eine kräftige grünflächige Färbung an den Körperseiten. Auch Weibchen beim Ablaichen zeigen diese auffällige Grünfärbung.
2. Die aus dem Selangor-Forest stammende Form (als eigene Art Betta livida beschrieben) besitzt weiße Bauchflossenspitzen, während die anderen beiden Formen einfarbig dunkelrote Bauchflossen mit schwarzen Filamenten zeigen. Der typische grüne Glanzpunkt auf den Körperseiten der Männchen ist bei den aus dem Selangor-Forest stammenden Betta livida nur wenig ausgeprägt und verschwindet viel schneller im Alter, als es bei Betta coccina von der südlichen Malayischen Halbinsel (Muar) der Fall ist. B. livida und die Sumatra-Form zeigen in der Prachtfärbung eine grünflächige Färbung am Körper, wobei der Rücken bei B. livida einen grünen Schimmer aufweist. Die B. livida Weibchen sind etwas langflossiger als die der anderen beiden B. coccina Formen. B. livida aus dem Selangor-Forest hat ein rundlicheres Kopfprofil und erinnert etwas an den nah verwandten Betta tussyae. Im vorderen Bereich zwischen Kopf und Rückenflosse sind dunkle Flecken auf dem Rücken vorhanden.
3. Die Form (bisher als Betta cf. coccina Malayische Halbinsel bezeichnet) aus Muar/Westmalaysia zeigt einen klar abgegrenzten Seitenfleck und schwarze Ventralfilamente. Die Schwanzflosse ist abgerundet und eine flächig grüne Körperfärbung wird nicht gezeigt. Ein ansatzweise grüner Flankenschimmer kann bei männlichen Tieren bei Haltung im Klarwasser auftreten.
Jungfische und halbwüchsige Betta coccina unterschiedlicher Herkunft bzw. B. livida können so gut wie nicht voneinander unterschieden werden, sofern die weißen Bauchflossen noch nicht erkennbar sind. Der Körperquerschnitt ist walzenförmig, und die Seiten etwas abgeflacht, insgesamt ist der Körper torpedoförmig langgestreckt. Grünfleckkampffische sind am Körper und in den Flossen kräftig dunkelrot gefärbt. Weiße Flossensäume zieren Rücken- und Schwanzflosse. Manchmal weisen die Rücken-, Schwanz- und die Afterflosse kleine grüne Glanzflecken auf. Die Augen leuchten auffallend grün. Am Kopf heben sich die zwei leuchtend roten Kiemendeckelflecken deutlich ab. Weibchen können auch goldene Kiemendeckelflecken zeigen. Männchen weisen ein ausgeprägteres Flossenwerk auf als die Weibchen. Ab einem Alter von einem bis eineinhalb Jahren verlieren diese Fische an Farbenpracht und sind oft nur noch dunkelbraun gefärbt. Sind die Fische noch älter, ist der Seitenfleck der Männchen nicht mehr vorhanden. In der Streifenfärbung lassen sich drei dunkle Bänder am Körper beobachten, wobei sich das mittlere vom Kopf über die Kiemendeckel bis zur Schwanzflossenwurzel erstreckt. Die Streifenfärbung wird in der intensivsten Phase der Balz gezeigt, dabei weicht die Streifung dem Seitenfleck des Männchens aus und bildet einen hellen Hof. Hierdurch entsteht ein markanter Augenfleck.
Haltung
Aquarium: Für ein Paar 40 – 60 cm Kantenlänge, 15 x 15 bis 20 x 20 cm Grundfläche pro Fisch
Wasser: 21 –24 °C, 0 – 10 °dGH, 0 °dGH, 5 –6,5 pH, bis 30 cm Wasserstand
Zucht: 24 – 27 °C, 0 –7 °dGH, 0 °KH, 4 – 5,5 pH, 10 –15 cm Wasserstand
Pflege: Im Art- oder Gesellschaftsaquarium.
Diese kleinen Kampffische lassen sich mit kleinen friedlichen Schwarzwasser-Fischen, wie beispielsweise mit Rasbora hengeli und Pangia-Arten, gut vergesellschaften. Beifische sollten ruhig und nicht wesentlich größer als die Kampffische selbst sein. Nahe verwandte Arten sowie verschiedene Fundortformen sollten nicht zusammen gepflegt werden, da die Gefahr von Kreuzungen besteht. Eine der Zwergkampffisch – Arten können wir jedoch zusammen mit Betta coccina in einem geräumigen Gesellschaftsaquarium pflegen ohne dass es zu Kreuzungen kommt, da Zwergkampffische ein abweichendes Laichverhalten aufweisen. Ideal ist eine gemeinsame Pflege in kleinen Aquarien jedoch nicht. Torf, Fallaub und Totholz können bei der Aquarieneinrichtung verwendet werden. Diese Stoffe sind wichtig, da sie neben der Abgabe von Huminsäure und Tannin, den pH-Wert stabilisieren und wesentlich für das Wohlbefinden der Fische sorgen.
Nahrung: Kleine Insekten und Insektenlarven. Mückenlarven, Kleinstkrebschen, Tubifex, Flockenfutter, Granulat. B. coccina ist nicht so empfindlich bei Fütterung mit roten Mückenlarven und Tubifex wie Betta splendens. Trockenfuttersorten werden im Gegensatz zu Frostfutter nicht so gern angenommen.
Verhalten
Um die verschiedenen Stimmungsfärbungen bzw. das entsprechende Verhalten zu verstehen, ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich. Auch ist der Vergleich mit dem Betta splendens Formenkreis und Betta bellica interessant:
Aggressionsverhalten: Im Gegensatz zum Betta splendens-Formenkreis zeigt Betta coccina bei gesteigerter Aggression zwei helle Längsstreifen. Diese werden während des gegenseitigen Imponierens in Parallel und Antiparallel – Stellung abrupt und zeitgleich mit Aufspannen aller Flossen präsentiert. Hierin sind sich die Arten des engen Formenkreises sehr ähnlich. Treffen zwei aggressiv gestimmte Fische aus dem Formenkreis Betta coccina (B. coccina, B. livida, B. tussyae, B. burdigala und B. uberis) aufeinander, so drohen sie sich zunächst durch das Abspreizen der Kiemendeckel an. Dabei werden nun die Rücken-, After- und Schwanzflosse angelegt und die Fische beginnen sich zu umkreisen. Stehen sich die Fische gegenüber, so krümmen sie sich leicht S-förmig und heben die Schwanzflossenwurzel an und spreizen plötzlich alle Flossen. Dabei liegen die Bauchflossen überkreuz und werden gegeneinander bewegt. Tritt keiner der Kontrahenten den Rückzug an, so wird noch heftiger imponiert. Nun treten auch die hellen Längsstreifen am Körper auf, die in Sekundenschnelle an- und abgeschaltet werden können. Die Brustflossen werden dabei so heftig bewegt, dass die Fische vibrieren. Jetzt kommt es zu ersten direkten Angriffen, wobei Flossenteile und Schuppen mit den Mäulern herausgerissen werden. Zwischendurch schlagen sie sich auch Wasserschwälle mit der Schwanzflosse bzw. dem Körper zu, jedoch ist dieses Verhalten nicht so stark ausgeprägt, wie bei den Vertretern des Betta splendens
-Formenkreis. Hat der bisherige Kampf keinen Sieger hervorgebracht, gehen die Fische zum Maulzerren über, wodurch sich die Kontrahenten gegenseitig am Luftholen hindern. Das Maulzerren ist sehr selten zu beobachten, da die Kämpfe viel früher entschieden sind, so dass es selten zu ernsthaften Verletzungen kommt. Der im Kampf unterlegene Fisch dreht sich seitlich und flieht. Der Sieger unternimmt keine intensiven Verfolgungsjagden außerhalb seines Reviers.
Während Betta bellica und auch Kampffische aus dem Formenkreisen Betta pugnax und Betta foerschi ebenfalls ein fast identisches Aggressionsverhalten aufweisen, zeigen Betta uberis und die Zwergkampffischarten keine Längsstreifen bei gesteigerter Aggression. Das Verhalten von Betta uberis ist aber in den übrigen Verhaltensabläufen mit den hier Beschriebenen identisch. Die Zwergkampffische (B. brownorum, B. rutilans, B. persephone und B. miniopinna) zeigen ein abweichendes Verhalten und gleichen darin eher dem Betta splendens – Formenkreis.
Balz: Die Balz erfolgt sehr viel ruhiger als im Formenkreis Betta splendens. Dabei werden bei B etta coccina zunächst noch vom Männchen die hellen Längsstreifen beim Imponieren gezeigt. Betta coccina zeigt die Prachtfärbung erst nach dem sich das Paar aufeinander eingespielt hat und beide Fische laichwillig sind. Ein besonders ausgeprägtes Führungsschwimmen ist diesen Kampffischen nicht zu eigen. Oftmals sind die Weibchen die aktiveren Partner. Das Weibchen wird im Gegensatz zum Formenkreis Betta splendens nicht so rigoros vom Nest vertrieben und in Nestnähe bis zum Ablaichen geduldet.
Laichverhalten: Das Laichverhalten ist mit dem im Formenkreis Betta splendens bekannten ähnlich, verläuft aber in seinen Einzelheiten deutlich ruhiger ab. Das Kreisschwimmen ist bei diesen Kampffischen ausgeprägter. Betta coccina
ist in seinen Bewegungsabläufen viel ruhiger als die weiteren Arten desselben Formenkreises, sie zeigen ein auffallend anderes Temperament. Weibchen bilden beim Laichen eine Art Tasche mit den Bauchflossen, so dass die austretende Eier nicht direkt zu Boden fallen. Durchschnittlich werden etwa 50 Eier vom Weibchen produziert.
Zucht
Das Aquarium wird ähnlich eingerichtet wie wir es für die Kampffische des Formenkreises Betta splendens machen. Allerdings sind Huminstoffe, die von getrocknetem Falllaub und Torf abgegeben werden, wichtig. Oftmals muss der Züchter viel Geduld aufbringen, da nicht jedes zur Zucht angesetztes Paar harmoniert und auch bereitwillig zur Fortpflanzung schreitet. Weiches und saures Wasser, angereichert mit vielen unverbrauchten Huminstoffen ist ein Schlüssel zum Erfolg. Bei der Auswahl der zur Zucht bestimmten Kampffische muss der Züchter darauf achten, größere Männchen mit kleineren Weibchen anzusetzen. Die Wassertemperatur darf bei der Zucht ruhig auf 27 °C ansteigen und kann auch konstant auf diesen Wert gehalten werden. Wasserwechsel sollte vermieden werden, da die Fische nur unnötig gestört werden und unterschiedliche Wasserparameter bei der Ei- und Larvenentwicklung Schäden bewirken können.
Aufzucht: Spätestens nach der dritten Brut sollten wir das Zuchtpaar aus dem Aquarium fangen und die Jungfische gezielt füttern. Ein Wasserwechsel wird, nachdem die letzte Brut frei schwimmt, nur schrittweise etwa ein Liter alle 10 bis 15 Tage vorgenommen und auf die, für die Haltung beschriebenen, Wasserparameter gebracht. Die Wassertemperatur senken wir dabei schrittweise ab.
Wichtig für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis ist ein regelmäßiges Ausdünnen des Fischbestands da junge Kampffischmännchen, die weniger aggressiven Weibchen stark unterdrücken, so dass diese verkümmern und sterben. Zu dicht besetzter Aufzuchtbehältnisse bringen meist ein großen Überbestand an Männchen. Die Erhöhung des Wasserstands erfolgt schrittweise und angemessen.
Besonderes
Schaumnestbauender Kampffisch, namensgebend für den Betta coccina-Formenkreis welcher die Arten B. burdigala, B. coccina, B. livida, B. tussyae, B. uberis, sowie weitere morphologisch nicht eindeutig zuzuordnende Fische umfasst. Je nach Bewertenden werden die Zwergkampffische B.persephone, B. brownorum und B. rutilans entweder zum Formenkreis B.coccina gezählt oder als eigener Formenkreis geführt.
Vierke beschrieb Betta coccina anhand von Aquarienexemplaren, welche als Wildfänge von Sumatra über einen Großhändler nach Deutschland gelangten. Durch Nachforschungen ließ sich nachträglich der genaue Fundort (Jambi) ermitteln. Bei späteren Importen stammten diese jedoch von der Malayischen Halbinsel, wobei sich gelegentlich auch Betta persephone als Beifang fand (was für ein sympatrisches Vorkommen sprechen könnte).
Als Jungfisch besitzt Betta coccina, wie andere kleine Rote einen auffälligen Stirnfleck, der von oben gesehen auffällig ist. Welchen Zweck er erfüllt, ist nicht ausreichend bekannt. Bei adulten Fischen ist er nicht mehr zu erkennen. Möglicherweise handelt es sich um ein lichtempfindliches Organ mit dem etwaige Gefahren, die von der Wasseroberfläche ausgehen, frühzeitig erkannt werden können. Möglich ist auch, dass es sich um ein Organ handelt, mit dem potentielle Beute, Kleinstorganismen im weitesten Sinne, angelockt werden. Stirnflecken lassen sich auch bei jungen Betta tussyae, Betta uberis und auch z. B. beim maulbrütenden Betta prima beobachten. Ng & Kottelat beschrieben 1992 die Betta coccina sehr ähnliche Form aus dem Selangor-Forest als Betta livida. Eine spitzflossige (Caudale) Variante ohne Seitenfleck ist als Beifang nach Deutschland gelangt, leider ist der Fundort bislang unbekannt. B. brownorum sieht B. coccina aufgrund des Seitenflecks oberflächlich sehr ähnlich. Betta brownorum bleibt jedoch deutlich kleiner, zeigt ein abweichendes Aggressions- und Laichverhalten. Das Kopfprofil von B. brownorum ist rundlicher, Körper und Flossen besitzen eine einfarbig rote Grundfärbung und er zeigt (meist) auch im weiblichen Geschlecht einen Seitenfleck. Betta coccina ist auf der malayischen Halbinsel extrem durch Biotopzerstörung gefährdet und auf Inselvorkommen reduziert. Die Nominatform auf Sumatra ist vorläufig noch nicht gefährdet.
Autor
Robert Donoso, 03.005.2010
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