Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta edithae

Ediths Kampffisch
VIERKE, 1984

Bild

Vorkommen

Betta edithae ist relativ weit auf Borneo, Sumatra und einigen der kleineren Sundainseln verbreitet. Typusfundort ist der Barito River in Südborneo (Kalimantan Selantan). Weitere Nachweise gibt es aus Zentral- und West-Kalimantan insbesondere aus dem Einzug des Kapuas, aus Sumatra (Südosten, Sumatra Selatan) und von Bintan, Bangka, Biliton und dem Riau Archipel. Die Art lebt in verschiedenen Gewässern, die sich hinsichtlich der Wasserparameter deutlich unterscheiden. Es gibt Populationen sowohl in typischem sehr saurem Schwarzwasser als auch in nur schwach saurem Klarwasser. Alle Gewässer sind jedoch weich und mineralarm.

Beschreibung

Eine maulbrütende Betta-Art, die relativ kleine Augen und kurze Flossen mit teilweise typischen Strichmustern hat. Maximal werden Totallängen zwischen 7-8 cm erreicht. Der Körper ist relativ kompakt und seitlich zusammengedrückt, mit großem Kopf groß. Der Augendurchmesser ist kleiner als die Schnauzenlänge. Das Stirnprofil ist konkav und die Mundspalte reicht nicht bis zum vorderen Augenrand. Die Rückenflosse setzt weit hinten an. Die Seitenlinie ist nicht überall deutlich und bricht nach dreizehn Schuppen ab, setzt sich zwei Schuppenreihen tiefer fort bis zum Ansatz der Schwanzflosse. Der erster Weichstrahl der Bauflossen ist verlängert und reicht zurückgelegt bis zum Beginn des weichstrahligen Teils der Afterflosse. Die Afterflosse selbst hat relativ kurze Strahlen und reicht zurückgelegt nur ins erste Drittel der Schwanzflosse. Die Rückenflosse reicht nicht bis zum Ansatz der Schwanzflosse. Die Flossenstrahlen der Schwanzflosse sind und verzweigen sich bald. Auffällig ist die tüpfelartige Musterung auf dem Körper und allen unpaaren Flossen.

Die Grundfarbe des Körpers ist ein dunkles Ocker. In Stressfärbung sind drei Körperlängsstreifen sichtbar, von denen der mittlere an der Schnauze beginnt, das Auge durchzieht und in sanftem Bogen nach unten, noch oberhalb des Ansatzes der Brustflossen, zur Mitte der Schwanzflosse zieht, wo er in einem Punkt ausläuft. Darüber und darunter jeweils ein weiterer Streifen. Der obere verläuft annähernd parallel und endet am oberen Schwanzflossenansatz. Der untere beginnt als undeutliches Punktmuster im Bereich des Kiemendeckels, und verläuft direkt unterhalb des Brustflossenansatzes und geht zunächst fast parallel zum mittleren Streifen, dem er sich aber langsam nähert und den er im Bereich der Schwanzwurzel fast berührt. Die Augen-Unterränder sind mit einer, unten schräg nach vorn gehenden, dunklen Binde verbunden.

Die Flossen sind bei Betta edithae durchweg kurz und kleinflächig. Ihre Färbung kann ungemein variieren. In kürzester Zeit können die Tiere ihre Zeichnungen wechseln. In Ruhe ist der Fisch eindeutig bräunlich gefärbt, oberseits etwas dunkler als unten. Bei der geringsten Unsicherheit bildet er an Kopf und Rücken sowie an der Seite dunkle Flecken aus. Die seitlichen Flecken vereinigen sich mit steigernder Fluchtneigung zu drei weiter oben beschriebenen Längsstreifen. Wenn die Tiere in regelrechte Panikstimmung geraten, verliert sich auch diese Längsstreifen wieder und werden durch drei oder vier dunkle Querbinden ersetzt, welche den Fisch optisch mit der Umgebung verschmelzen lassen.

Aggressiv gestimmte Tiere sehen am schönsten aus. Sie sind einheitlich ockerbraun gefärbt, wobei jede Körperschuppe goldgrün glänzt. Die gelblich gefärbte Afterflosse färbt sich in ihren äußeren Partien schwarz und in ihren körpernahen Zonen dunkelbraun. Im Bereich dazwischen befindet sich eine Reihe grün leuchtender Flecken, die sich auffallend abheben. Zwischen all diesen Färbungen gibt es Übergänge. Da die Farbmuster jedoch in beiden Geschlechtern in völlig gleicher Weise auftreten, ist eine Geschlechtsbestimmung anhand der Farbe nicht möglich, außer zur Paarung. Dann zeigt das Männchen sein Prachtkleid und das Weibchen die dunklen Querbinden eines ängstlichen Fisches.

Die Geschlechter sind bei Betta edithae generell nur schwer zu unterscheiden. Nach der Fütterung allerdings ist dies einfacher. Die Weibchen sind – obwohl üblicherweise etwas kleiner als die Männchen – eindeutig die Gefräßigeren. Sie könne sich ein regelrechtes Bäuchlein anfressen und somit rundlich erscheinen, während die Männchen etwas schlanker bleiben.

Haltung

Das Wasser am Typenfundort war leicht hellbraun mit einem Leitwert von nur 20 µS bei 28°C. Auch wenn die Tiere in unterschiedlichen Wassertypen gefunden wurden, hält man Betta edithae am besten in leicht saurem (pH um 6) und weichem Wasser (GH unter 5) bei Temperaturen um 25°C. Eine leichte Strömung ist zu empfehlen. Für eine kleine Gruppe der friedlichen und etwas scheuen Art reichen Becken von 60 cm Kantenlänge aus. Das Aquarium sollte versteckreich gestaltet sein. Eine dichte Hintergrundbepflanzung, Verstecke in Form von Wurzeln und Höhlen, und ebenso Laubansammlungen im Becken kommen den Tieren entgegen. Eine Vergesellschaftung mit kleinen und ruhigen Beifischen wie etwa manchen Bärblingen, kann der Art ihre Scheu nehmen.

Zur Fütterung und zur Paarung zeigen sich die Tiere deutlich weniger zurückhaltenden. Sobald Lebendfutter in das Aquarium kommt, sind die Fische nicht mehr zu halten. Blitzschnell tauchen sie auf, packen sich einen Bissen am Futterplatz und verziehen sich in eine hintere oder seitliche Ecke, um ihn ungestört zu verzehren. Dann kommen sie hervor und warten auf den nächsten Brocken. Die Schilderung zeigt schon, dass die Tiere kräftiges Futter bevorzugen. Mückenlarven und Tubifex werden gern gefressen. Gerne nehmen sie auch ganz kleine oder mittelgroße, zerteilte Regenwürmer an. Nach Gewöhnung wird auch Frostfutter (Artemia, Mückenlarven) und sogar Trockenfutter akzeptiert. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass nicht gefressenes Futter das Wasser belastet. 

Zucht

Bei guter Fütterung und passenden Wasserparametern ist die Zucht nicht schwer. Oft bemerkt man erst am tief ausgewölbten Mundboden der Männchen, dass ein Ablaichen stattgefunden hat. Betta edithae reicht direkt über dem Boden. Dabei wird für die Dauer des Laichvorgangs, der sich über mehrere Stunden hinziehen kann, ein kleines Revier energisch verteidigt. Es fast ausschließlich das Weibchen, das die Artgenossen aus dem Laichrevier fernhält. Wenn sich ein anderer Betta zu weit heranwagt, stößt es ohne jede Vorwarnung auf den Eindringling und vertreibt ihn.

Während des Ablaichvorgangs verharrt das Männchen den größten Teil der Zeit am Boden, während das Weibchen ständig in Bewegung ist. Es durchsucht das Revier nach eventuellen Gegnern und kümmert sich vor allem um sein Männchen: Wieder und wieder umschwimmt es den Umworbenen. Es unterschwimmt den mit dem Kopf meist etwas angehobenen verharrenden Partner und drängt sich dann seitlich an ihn heran. Das Weibchen drückt sich mit seiner Flanke regelrecht an den Kiemendeckel des Männchens. Das Männchen lässt sich nur ein bisschen auf die Seite drängen, behält jedoch im Schwanzbereich seine Lage exakt ein. Sein Vorderkörper biegt sich jetzt – vermutlich durch den Berührungsreiz veranlasst – um die Partnerin herum. Zur perfekten Umschlingung kommt es aber immer erst, wenn vorher einige unvollendete Scheinpaarungen stattgefunden haben.

Bei einer richtigen Paarung umschlingt das Männchen sein Weibchen einige Sekunden. Während dieser Zeit gibt das gestreckt und nur seitlich etwas aus der üblichen Schwimmhaltung herausgedrehte Weibchen seine 5 bis etwa 20 reinweißen Eier ab. Dann lockert das Männchen seine Umschlingung etwas und öffnet sich teilweise, so dass die Eier frei auf seiner Flanke liegen. In dieser Stellung verharrt das Tier so lange bewegungslos, bis das Weibchen alle Eier fein säuberlich von seinem Körper abgesammelt hat. Erst dann nimmt es wieder die normale Körperhaltung ein.

Nun muss noch die Eiübergabe erfolgen, denn bekanntlich sind Kampffische Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Das Weibchen stellt sich schräg und oft auch etwas über seinem Männchen auf und spuckt die Eier ihm vor sein Maul. Die zu Boden sinkenden Eier werden sofort vom Männchen aufgenommen, womit die Übergabe beendet ist. Hat die Mutter wieder ein leeres oder annähernd leeres Maul, kommt es zur nächsten Paarung. Das geht so lange, bis der Eivorrat des Weibchens erschöpft ist. Gegen Ende der Laichphase wird das Weibchen allerdings nicht mehr so leicht seine Eier los. Vielfach ist das Männchen dann nämlich nicht mehr willens oder in der Lage, noch weiteren Laich in seiner Mundhöhle zu verstauen. Dann spuckt ihm sein Weibchen wieder und wieder Laichkörner vor, um sie sich gleich wieder selbst zu schnappen. Wenn das Männchen nicht schnell genug aufnimmt, schnappt ihm sein Weibchen die Eier blitzschnell direkt vor dem Maul wieder weg. Dieses kann bis zu einer halben Stunde dauern. Dann sind die Eier entweder doch noch im Vatermaul untergebracht, oder das Weibchen hat sie während der Prozedur verschluckt. Dann hat das Männchen Ruhe und kann sich mit seinem Laich in einen geschützten Winkel an der Wasseroberfläche zurückziehen

Während der Tragezeit von 9 bis 12 Tagen (bei 26°C) benötigen brütende Männchen Ruhe. Bei der geringsten Störung besteht die Gefahr, dass der Laich gefressen oder ausgespuckt wird. Einmal ausgespiene Eier oder Larven werden auf keinen Fall wieder aufgenommen. Vorzeitig ausgespuckte Brut kann man versuchen künstlich aufzuziehen. Wenn die Jungfische entlassen werden, dann bereits fünf bis sechs Millimeter lang und nun unschwer mit Artemia-Nauplien oder kleinsten Cyclops großzuziehen. Von Anfang an aber führen sie das heimliche Leben ihrer Eltern. In einem sehr dicht bepflanzten Becken komme einige Jungfische von alleine auf. Will man mehr Junge erzielen, sollte man das tragende Männchen kurz vor Ende der Tragzeit vorsichtig in ein separates Becken setzen (Fangglocke oder Glas). Dabei darf das Männchen nicht aus dem Wasser gehoben werden.

Besonderes

Aufgrund einer Reihe morphologische Besonderheiten wird Betta edithae als einzige Arte in die Betta edithae Artengruppe gestellt. Benannt wurde diese Art zu Ehren von Edith Korthaus, einer deutschen Aquarianerin und Forschungsreisenden, welche viele Fische erstmals für die Aquaristik entdeckt hat. Edith Korthaus sammelte 1978 zusammen mit Walter Foersch (siehe Betta foerschi) und Alfred Hanrieder die Exemplare, welche der späteren Artbeschreibung durch Jörg Vierke zugrunde lagen. In den 1980er und 1990er Jahren war Betta edithae weit in der Aquaristik verbreitet (siehe dazu auch die vielen Berichte aus dieser Zeit), nicht zuletzt, da sie wiederholt von reisenden Aquarianern eingeführt und anschließend nachgezüchtet und verbreitet wurde. Gegenwärtig (2024) ist die Art eine ausgesprochene Rarität im Hobby.

Autor

Dr. Jörg Vierke (08.10.2010), überarbeitet von Dr. Michael Staab (03.03.2024)

Literatur

Bieler K (1994) Erfahrungen und Erlebnisse mit Betta edithae “Sukamara“. Der Makropode 16: 50.

Bieler K (1998) Bemerkungen zu Betta edithae und anderen maulbrütenden Kampffischarten. Der Makropode 20: 91–92.

Dieke H (2004) Betta edithae – ein maulbrütender Kampffisch. Der Makropode 26: 194–197.

Grams F (1991) Betta edithae – ein untergegangener Stern am Labyrinthfischhimmel!? Der Makropode 13: 203–205.

Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.

Schepp (2001) Betta edithae von Mandor. Der Makropode 23: 42–45.

Schmidt J (1986) Ediths maulbrütender Kampffisch – Betta edithae Vierke 1984. Der Makropode 8: 160–164.

Schmidt J (1986) Nachzucht bei Betta edithae. Der Makropode 8: 211–212.

Vierke J (1984) Betta taeniata REGAN, 1910 und Betta edithae spec. nov., zwei Kampffische von Süd-Borneo. Das Aquarium 176: 58–63.

Informationsblatt

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