Betta falx
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Vorkommen
Betta falx ist auf der Insel Sumatra in Gewässersystemen, welche nach Osten entwässern, verbreitet. Nachweise gibt es aus der Region um Jambi in Zentralsumatra (Typusfundort: Sungai Alai), aber auch nordwestlich und südöstlich davon. Die Art kommt eher in Fließgewässern vor und besiedelt dort die wenig strömenden Randbereiche, vor allem im Bereich von Falllaubansammlungen und ins Wasser ragender Vegetation. Die Gewässer sind leicht bis mäßig sauer (pH 4,7-6,8) und haben eine kaum nachweisbare Härte (GH 0-1, KH 0-1).
Beschreibung
Betta falx wird 6 bis 7 Zentimeter lang, ist von gestreckter, typischer Gestalt der kleinen maulbrütenden Kampffische mit nach oben gerichtetem Maul, langgestreckter Afterflosse und kurzer, wimpelförmiger Rückenflosse. Die Schwanzflosse ist bei beiden Geschlechtern abgerundet. Der dritte Strahl der Bauchflossen ist, wie bei den meisten Betta verlängert, die Brustflossen sind rund. Die Fische tragen auf ockerbrauner Grundfärbung drei Längsstreifen. Zwei der Längsstreifen verlaufen bettatypisch vom Maul zur Schwanzwurzel bzw. von der Kehle bis zum hinteren Körperdrittel. Der dritte Streifen liegt über dem mittleren Streifen und geht vom Hinterkopf zur Schwanzwurzel. Dieser Streifen wird nur von den Angehörigen der Betta picta Artengruppe gezeigt.
Betta falx ähnelt generell sehr stark Betta picta (siehe den zugehörigen Lexikoneintrag). Die Art ist in der Grundfarbe weniger rotbraun als Betta picta, die männlichen Fische tragen angedeutete Glanzschuppen auf den Flanken, der dunkle Saum in der Schwanzflosse reicht weiter nach oben und die Schwanzflosse ist eher rund als lanzettlich. Bei den Weibchen ist die Leitersprossenzeichnung in der Schwanzflosse sehr deutlich ausgebildet, während sie bei Betta picta nur schwach ausgeprägt oder gar nicht vorhanden ist. Die After- und Schwanzflossen der Männchen zeigen am unteren Rand einen breiten dunkelblauen Saum. Zur Körperseite hin ist die Afterflosse der Männchen weinrot gefärbt, die rote Zeichnung ist breiter als der sich anschließende dunkle Saum. Ausgefärbte Männchen können im Kehlbereich rußfarben sein oder auch blaue Glanzschuppen zeigen.
Haltung
Betta falx eignet sich hervorragend für die Haltung im Aquarium und kann auch dem Anfänger in die Labyrinthfischaquaristik ohne Vorbehalt empfohlen werden. Die Art lässt sich sowohl als Paar, als auch als Trio (2 Männchen / 1 Weibchen) als auch in der Gruppe halten. Wenn irgendwie möglich ist Gruppenhaltung anzustreben. In der Gruppe zeigen die Tiere sehr viel mehr von ihrem natürlichen Verhalten und sind kein bisschen scheu. Hält man mehrere Männchen zusammen mit mehreren Weibchen, so ist das numerische Geschlechterverhältnis nebensächlich. Ein 60 cm Standard-Aquarium reicht zur Haltung einer Gruppe völlig aus. Das Becken kann mit Wurzeln und Steinen so eingerichtet werden, dass Verstecke entstehen. Eine Bepflanzung ist gut möglich, und sollte weitere Versteckplätze schaffen. Wenn man möchte, kann man die Einrichtung mit etwas Eichen- oder Buchenlaub komplettieren. Eine teilweise Schwimmpflanzendecke hat sich bewährt, sie nimmt den Fischen ihre anfängliche Scheu. Genügend freier Schwimmraum gibt den Tieren die Möglichkeit zu imponieren.
Auch wenn die Gewässer in der Natur weich und sauer sind, so benötigt man solche Werte nicht für die Haltung im Aquarium. Betta falx lässt sich auch in härterem und leicht alkalischem Wasser noch gut halten und vermehren. Mit der Ausnahme von Hartwassergebieten dürfte Leitungswasser geeignet sein. Die Tiere mögen unbelastete und frisches Wasser, nach großzügigen Wasserwechseln zeigen die Männchen die besten Farben. Die Wassertemperatur ist auch nicht besonders wichtig, zwischen 15 und 30 °C wird alles vertragen, wobei Temperaturen deutlich über 27 und unter 18°C mit verringerter Lebhaftigkeit beantwortet werden.
Was das Futter angeht, ist Betta falx sehr anspruchslos, von Flockenfutter bis zu lebenden Mückenlarven wird alles gefressen, was ins Maul passt, am beliebtesten sind weiße Mückenlarven und Eintagsfliegenlarven. Mit diesem Futter ist auch der beste Laichansatz zu erzielen, auch wenn Betta falx allein mit Trockenfutter zur Zucht zu bringen ist.
Eine Vergesellschaftung ist gut möglich, sowohl mit bodenbewohnenden Fischen und kleineren Barben bzw. Bärblingen, als auch mit anderen Labyrinthfischen wie Fadenfischen der Gattung Trichopodus.
Verhalten
Die Fische sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Männchen und Weibchen bewohnen verschiedene Reviere, die auch gegen Vertreter des anderen Geschlechts verteidigt werden. Das Kampfverhalten wird durch seitliches Drohen aus der Distanz geprägt. Hierbei stehen sich die Fische mit gesenktem Mundboden, gespreizten Flossen und durchgedrücktem „Hohlkreuz“ gegenüber. In dieser Stellung kommt der dann leuchtend blaue Afterflossensaum am besten zur Geltung. Aus dieser Position werden blitzschnelle Stöße auf den Gegner geschwommen und von diesem ebenso schnell erwidert. Ob die Gegner sich bei diesen Auseinandersetzungen überhaupt berühren, ist bei der Schnelligkeit der Bewegungen nicht zu erkennen. Es kommt jedenfalls normalerweise nicht zu Beschädigungen, die Gegner gehen nach Klärung der Kräfteverhältnisse bzw. des Grenzverlaufs wieder auseinander.
Die Balz geht in erster Linie vom Weibchen aus, nachdem das Männchen durch Revierbesitz und Imponierverhalten seine Eignung bewiesen hat. Dabei wird das Männchen vom Weibchen immer wieder von der Seite her angeschwommen und überschwommen. Im Verlauf der Balz verringern die Fische den Abstand bei diesem Bewegungsablauf immer mehr, bis das Weibchen den Partner bei Überschwimmen an Rücken und Nacken streift.
Als nächste Balzphase ist dann immer wieder das Suchen nach einem Laichplatz zu beobachten. Die Fische schwimmen dabei gemeinsam langsam durch das ganze Aquarium und balzen an ihnen geeignet erscheinenden Stellen. Das sind normalerweise nach allen Seiten geschützte freie Stellen in den Pflanzen in Bodennähe. Vor allem ein auf dem Boden liegendes Blatt, ein flacher Stein oder eine ähnlich glatte Fläche scheinen die Fische anzuziehen, wenn nach oben und nach den Seiten Sichtschutz besteht. Die Fische konzentrieren ihre Aktivität nun mehr und mehr auf einen der besuchten Plätze und fangen an, ihn heftig gegen andere Fische, sowohl arteigene als auch artfremde, zu verteidigen. Dabei geht die Rolle des Hauptverteidigers immer mehr vom Männchen aufs Weibchen über. Während dieser Phase, die mehrere Tage anhalten kann, werden die Körperkontakte der Fische immer intensiver, bis aus dem Überschwimmen schließlich Umschlingungen des Weibchens durch das Männchen werden.
Nach einigen Scheinpaarungen werden die ersten Eier abgegeben, fallen auf die Afterflosse des Männchens und werden von dort durch das Weibchen ins Maul aufgenommen. Von dort werden sie dem Männchen vorgespuckt, das sie nach und nach ins eigene Maul übernimmt. Dann erfolgt der nächste Laichakt. Nachdem der Laichvorrat des Weibchens erschöpft ist, zieht sich das Männchen an einen ruhigen Ort zurück, wo es noch einige Zeit, manchmal nur ein paar Tage, manchmal während der ganzen Brutpflegezeit, vom Weibchen bewacht wird.
Zucht
Betta falx ist sehr leicht zu züchten. Gut gepflegte Tiere sind von der Vermehrung kaum abzuhalten. Die Tragezeit beträgt normal 10 bis 12 Tagen bis die Jungfische nach und nach aus dem Maul des Männchens entlassen. Die Männchen tragen die Eier zuverlässig aus, die Fische sind gut im Daueransatz zu züchten. Dann wachsen, dichte Bepflanzung (insbesondere Javamoos) und eine Zufütterung von Artemianauplien vorausgesetzt, ausreichend Jungfische im Elternbecken heran. Will man möglichst viele Jungfische erzielen, kann man die brütenden Männchen kurz vor dem Entlassen der Jungfische separieren. Dass das Entlassen der Jungfische bevorsteht, ist daran zu bemerken, dass das vorher versteckte Männchen auffällig suchend im Aquarium umher schwimmt. Die Männchen nehmen das Herausfangen nicht übel, sie können ohne weiteres mit dem Netz in ein Aufzuchtbecken umgesetzt werden, es müssen noch nicht einmal die Wasserwerte übereinstimmen.
Die Jungfische sind beim Entlassen aus dem Maul schon recht groß (6-7 mm) und können direkt mit Artemianauplien, Mikrowürmern und anderem Lebendfutter vergleichbarer Größe gefüttert werden. Die Aufzucht ist problemlos. Bei guter Wasserhygiene wachsen die Jungfische rasch und sind nach vier bis fünf Monaten geschlechtsreif.
Besonderes
Betta falx wird in die Betta picta Artengruppen eingeordnet. Die Art wurde bis zur wissenschaftlichen Beschreibung im Jahr 1998 zu Betta picta gezählt und in der Aquaristik als Betta picta “Sumatra“ geführt. Der Artname bedeutet Sichel und bezieht sich auf die sichelförmig um die Schwanzflosse herumlaufende dunkelblaue Zeichnung.
Die Ansprüche im Aquarium sind zwischen Betta falx und Betta picta sehr ähnlich. Es sind anspruchslose und sehr leicht zu haltenden und zu züchtende Fische. Farblich gibt es sicher spektakulärere Betta-Arten. Dennoch ist Betta falx eine ideale Art zum Einstieg in die Haltung maulbrütender Kampffische.
Autor
Karlheinz Roßmann (17.08.2010), überarbeitet von Dr. Michael Staab (04.03.2024)
Literatur
Horch A (1994) Betta picta ‘Sumatra‘ – Ein Erfahrungsbericht. Der Makropode 16: 6–7.
Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.
Schmidt J (2006) Die Geschichte der Kampffische. Teil 1: 1846 – Betta picta. Der Makropode 28: 187–209.
Tan HH, Kottelat M (1998) Redescription of Betta picta (Teleostei: Osphronemidae) and description of B. falx sp. n. from central Sumatra. Revue Suisse de Zoologie 105: 557–568.
Tan HH, Ng PKL (2005) The labyrinth fishes (Teleostei: Anabantoidei, Channoidei) of Sumatra, Indonesia. The Raffles Bulletin of Zoology Supplement 13: 115–138.
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