Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta kuehnei

Blaukehlchen-Kampffisch
SCHINDLER & SCHMIDT, 2008

Vorkommen

Betta kuehnei kommt im Nordwesten der Malaiischen Halbinseln (Bundesstaat Kelantan), nahe der Grenze zu Thailand vor. Die Art ist ebenfalls aus dem südöstlichsten Thailand (Provinz Narathiwat) bekannt. Nachgewiesene Fundorte sind südlich von Rantau Panjang (Kelantan, Typuslokalität), der Sungai Kolok und der Sungai Jelok. Sämtliche Habitate sind kleine Fließgewässer, die nach Osten in den Golf von Thailand entwässern. Man findet Betta kuehnei in weichem, leicht sauren Klarwasser. Die Gewässer sind meist flach und haben eine leichte Strömung. Die Tiere halten sich vornehmlich in Bereichen mit dichten Pflanzenbeständen (z.B. Cryptocorynen), Falllaubansammlungen oder dem Wurzelwerk von Landpflanzen auf. In ihrem Verbreitungsgebiet ist Betta kuehnei nicht selten.

Beschreibung

Betta kuehnei sind schlanke aber robuste Kampffische. In der Natur werden die Tiere maximal 6-7 cm lang, während alte Männchen im Aquarium durchaus 9-10 cm (jeweils inklusive Schwanzflosse) erreichen können. Weibchen bleiben jeweils etwas kleiner. Die Schwanzflosse bei beiden Geschlechtern ist rund, die anderen Flossen sind bei den Männchen nur wenig länger als bei den Weibchen. Geschlechtsreife Männchen haben kräftig himmelblaue Kehlen und Kiemendeckel. Die Körpergrundfarbe ist bei beiden Geschlechtern ein beiges Braun. Die Schuppen auf den Seiten der Männchen haben ein blaues Zentrum. Ebenso sind bei Männchen die Bauchflossen und die Membranen der Afterflossen himmelblau überlaufen. Schwanz- und Rückenflosse sind auch bläulich überlaufen, jedoch nicht so leuchtende wie die Afterflosse. Die Iris ist je nach Lichteinfall golden bis rötlich. Durch nur wenige Blauanteile in den Flossen und an Kehle und Kiemendeckeln sind Weibchen deutlich schlichter gefärbt. Weibchen haben ein auffälliges dunkles Band am Kopf, welches sich vom Maul durch das Auge bis über den Kiemendeckel erstreckt. Männchen in Schreckfärbung zeigen ebenfalls dieses Band, jedoch schwächer und eher verwaschen. In Schreckfärbung können beide Geschlechter deutliche dunkle Längstreifen haben, welche ebenfalls bei den Weibchen kontrastreicher sind. Der mittlere und breiteste dieser Streifen ist nicht durchgängig und kurz vor dem Schwanz unterbrochen, wo der Streifen in einem undeutlichen Punkt endet.

Haltung

Betta kuehnei sind gut geeignete Fische für mittlere und größere Aquarien. Die meist ruhigen und friedlichen Fische kann man sowohl im Artaquarium als auch in Gesellschaft halten. Dazu eignen sich verschiedene Bärblinge, Bodenfische und auch andere Labyrinthfische, die nicht zu zart sind und ähnliche Ansprüche an das Wasser haben. Zur Haltung eines harmonierenden Paares reicht in 60 cm Standard-Aquarium aus. Kleinere Becken sind auch zur Zucht nicht zu empfehlen, da die Männchen in seltenen Fällen etwas ruppig gegen Artgenossen sein können. Betta kuehnei ist weitestgehend friedlich. Die gelegentlichen Kämpfe führen nur zu geringen Verletzungen, welche bei guter Wasserqualität schnell abheilen. Artfremde Fische werden jedoch so gut wie immer ignoriert.

Ab 80 cm Seitenlänge lässt sich auch sehr gut eine Gruppe halten, in welcher die Tiere mehr von ihrem natürlichen Verhalten zeigen und kein bisschen scheu sind. Hält man mehrere Männchen zusammen mit mehreren Weibchen, so ist das numerische Geschlechterverhältnis nebensächlich. Das Becken sollte versteckreich mit vielen Pflanzen bis an die Wasseroberfläche eingerichtet sein. Wurzeln oder Steinaufbauten können zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten und Schwimmpflanzen Unterstände schaffen. Wenn man möchte, kann man die Einrichtung mit etwas Eichen- oder Buchenlaub komplettieren, da die Tiere auch in der Natur in Laubansammlungen gefunden werden. Bei der Beckeneinrichtung sollte man weiterhin auf genügende freien Schwimmraum achten. Eine leichte Strömung ist vorteilhaft, auch wenn die Tiere nicht aktiv in der Strömung stehen. Eine absolut dichte Abdeckung ist nötig, die Tiere sind ausgezeichnete Springer.

Regelmäßige großzügige Wasserwechsel sind vorteilhaft. Zur Haltung ist mittelhartes Wasser mit neutralem bis leicht alkalischem pH-Wert ausreichend. Zur Nachzucht ist weiches (GH<3, KH<2), keimarmes und leicht saures (pH 5-6,5) Wasser am besten, da sich in härterem Wasser die Eier oft nicht entwickeln. Da die Art in der Natur Klarwasserbiotope besiedelt, sollte man sparsam mit Huminstoffen, Torf oder Erlenzapfen sein. Ein wenig Huminstoffe schaden nicht, echtes Schwarzwasser wird aber nicht vertragen. Der optimale Temperaturbereich ist zwischen 23-27°C. Höhere oder niedrigere Temperaturen werden kurzfristig toleriert.

Die Tiere fressen jegliches Futter, was bewältigt werden kann, egal ob Trocken-, Frost- oder Lebendfutter. Geeignete Futtersorten sind größere Artemia, Mysis, weiße und schwarze Mückenlarven, Glanzwürmer und kleine Regenwürmer. Auf die Wasseroberfläche gestreute Insekten (Fliegen, Heimchen, etc.) werden mit großer Begeisterung gefressen und auch im Sprung erbeutet.

Zucht

Betta kuehnei ist ein Maulbrüter. Bei Haltung im dicht bepflanzten Artbecken können gelegentlich einzelne Junge von alleine aufkommen, da die Eltern den Jungen nicht aktiv nachstellen. Vor der Paarung wird der Kopfstreifen der Weibchen besonders deutlich, was ein guter Indikator für die bevorstehende Balz ist. Es werden ca. 60 relativ große Eier gelaicht. Paarungen finden normal in Bodennähe statt. Nach der Eiablage nimmt zunächst das Weibchen die Eier ins Maul, um sie anschließend dem Männchen vorzuspucken. Während und nach der Paarung ist das Weibchen der aggressivere Partner und verteidigt das Laichrevier und das Männchen energisch. Die Brutzeit beträgt bei 25-26°C ca. 14 Tage. Brütende Männchen ziehen sich nicht immer zurück, sondern können aktiv im Becken schwimmen und gelegentlich auch feine Nahrung zu sich nehmen. Bei Betta kuehnei kommt es vor, dass die Männchen beständig nach wenigen Tagen die Eier fressen. Ursache ist meist ungeeignetes Wasser (nicht weich genug) oder zu viel Störung. In solchen Fällen, kann es helfen die Tiere paarweise in einem ruhig stehenden Becken mit geeignetem Wasser anzusetzen und nach der Eiablage das Weibchen zu entfernen. Die frisch entlassenen Jungfische sind 6-7 mm lang und fressen sofort Artemianauplien. Bei guter Fütterung und Wasserqualität (häufiger Teilwasserwechsel) wachsen sie schnell.

Besonderes

Die Art wurde Anfang der 2000er durch das in Thailand lebende IGL Mitglied Jens Kühne (http://www.mahachai-tours.com/) entdeckt und später ihm zu Ehren benannt (englische Aquarianer hatten die gleiche Art bereits 1999 gefunden). Vor ihrer wissenschaftlichen Beschreibung waren die Tiere als Betta cf. pugnax „Blaukehlchen“ bekannt.

Betta kuehnei gehört zur Betta pugnax Artengruppen, der artenreichsten und am weitesten verbreiteten Artengruppe innerhalb der Gattung Betta. Von den anderen Arten der Betta pugnax Gruppe unterscheidet sich Betta kuehnei durch folgende Kombination an Merkmalen: die in beiden Geschlechtern abgerundete Schwanzflosse, die kräftig himmelblaue Kehl- und Kiemendeckelfärbung der Männchen, das Fehlen von Unterkopfstreifen, den unterbrochenen mittleren Längstreifen, und das Fehlen einer Punkt bzw. Fleckenzeichnung in den Membranen von After und Schwanzflosse.

Möglicherweis ist der angeblich etwa 300 km entfernt an der thailändischen Westküste vorkommende Betta sp. „Satun“ identisch mit Betta kuehnei. Bis heute konnte die Form in der Gegend von Satun nicht gefunden werden, so dass möglicherweise eine Fehlbezeichnung im Handel vorlag.

Autor

Dr. Michael Staab (02.01.2025)

Literatur

Krieger F (2017) Betta kuehnei – maulbrütende Kampffische, die Zweite. Der Makropode 39(2): 16–50.

Kühne J (2010) Die maulbrütenden Kampffische von der Halbinsel Malaysia – Teil 1. Der Makropode 32(3): 101–109.

Kühne J (2011) Das Vorkommen von Betta kuehnei und Betta pugnax auf der Malaiischen Halbinsel. Der Makropode 33(4): 139–141.

Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.

Schindler I, Schmidt J (2008) Betta kuehnei, a new species of fighting fish (Teleostei, Osphronemidae) from the Malay Peninsula. Bulletin of Fish Biology 10(1/2): 39–46.

Werth A (2012) Akrobatische Balzkünstler: Blaukehlchen-Kampffisch. DATZ 65(2): 48–51.

 

Informationsblatt

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