Betta strohi
Vorkommen
Indonesien, Nataik Sedawak, 30 km südlich von Sukamara (2°41’S, 111°13’E), Kalimantan Tengah, Borneo, Indonesien im Jelai-Flußsystem. 200 Kilometer westsüdwestlich vom Fundort von Betta foerschi entfernt. Die Sampit- und Jelai-Becken sind durch zwei Hügelketten und zwei Flusssysteme voneinander getrennt.
Beschreibung
Weibchen sind am Körper flächig braun gefärbt und bekommen in Laichstimmung hellere Querstreifen. Die Kiemendeckel zeigen zwei golden leuchtende Streifen. Betta strohi erreicht bis 7 – 8 cm Gesamtlänge, wobei Weibchen etwas kräftiger gebaut sind und 1 cm kleiner bleiben als die Männchen.
Die Schwanzflosse ist schwarz gesäumt. Manchmal hat dieser Saum zusätzlich einen hellen oder weißen Rand. Die Ventralen sind blau, zur Spitze dunkler mit weißen Spitzen. Männchen sind am Körper uni braun gefärbt und jede Schuppe der oberen Körperhälfte trägt je nach Lichteinfall einen leuchtend grünen bis türkisen Fleck. Der Kopf zeigt zwei kräftig rot-orange leuchtende Kiemendeckelstreifen. Die Rückenflosse irisiert hell grünlichbraun, die Brustflossen sind transparent und die Schwanzflosse schimmert bläulich. Die Schwanzflosse ist bei beiden Geschlechtern abgerundet.
Haltung
Die Haltung und Vermehrung sollte paarweise in Aquarien ab 54 Liter erfolgen. Betta strohi kann in Gruppen gehalten werden, benötigt allerdings dann größere, verkrautet gestaltete Aquarien ab 100 cm Kantenlänge.
Das Aquarium sollte eine Schwimmpflanzendecke aufweisen, hierzu bieten sich Salvinia und Sumatrafarn an. Das Aquarium kann bepflanzt werden mit Javamoos und Javafarn. Einrichtungsgegenstände wie Moorkienhölzer dienen zur Strukturierung und Dekoration. Der Bodengrund sollte mit Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein.
Das Wasser muss sauber, weich (KH 0-3°) und sauer (pH 4,5-5,5), Temperatur eher kühl um 22-24°C sein.
Verhalten
Betta strohi sind ruhige Kampffische, die innerartlich außerhalb der Fortpflanzungszeit meist kein aggressives Verhalten zeigen. Wenn sich zwei geschlechtsreife Männchen begegnen, drohen sich die Kontrahenten mit gespreizten Flossen und abgestellten Kiemendeckeln in Prachtfärbung an. Durch Körper- und Flossenschlagen wird dem Gegner die eigene Stärke demonstriert.
In Laichstimmung erkennt man bei dem Weibchen Laichstreifen, die sich als hellbraune Querstreifen deutlich abzeichnen. Sie ist auch diejenige, die die Balz eröffnet, indem sie das Männchen bedrängt. Daraufhin imponiert das Männchen mit abgespreizten Kiemendeckeln und Kehlsack und die roten Kiemendeckelstreifen leuchten extrem.
Zur eigentlichen Paarung zieht sich das Paar in einen ruhigeren Bereich des Beckens zurück. Das Männchen umschlingt das Weibchen ringförmig und dreht es dabei vollständig (wie schaumnestbauende Betta) auf den Rücken. Dieses wird zum Beginn des Laichaktes einige Male trainiert, bevor es zur eigentlichen Abgabe der Geschlechtsprodukte kommt. Die Scheinpaarungen dienen dazu, dass sich das Paar synchronisiert, um eine bestmögliche Befruchtung zu erzielen. Gelingt es dem Männchen das Weibchen perfekt zu umschlingen, fällt das Weibchen in eine Laichstarre, während der sie 1-4 Eier abgibt. Das Weibchen verbleibt einen Moment in dieser Starre und sinkt zu Boden, während das Männchen beginnt, die auf dem Bauch des Weibchens liegenden oder herabrieselnden Eier einzusammeln (hierin liegt eine Analogie zu den schaumnestbauenden Kampffischen). Wenn das Weibchen aus der Starre erwacht, bevor das Männchen alle Eier eingesammelt hat, beteiligt sie sich an der Suche und dem Einsammeln der Eier. Wenn sie ein Ei findet, nimmt sie es ins Maul, um es dem Männchen daraufhin vorzuspucken.
Das Männchen sammelt 24 bis 60 Eier in seinem Maul. Maulbrütende Männchen verblassen und ziehen sich in Verstecke zurück. Der Schlupf erfolgt nach 2-3 Tagen, die Larven verbleiben im Maul des Männchens für weitere 10-12 Tage, zehren dort ihren Dottersack auf und werden vom Männchen nach insgesamt durchschnittlich 15 Tagen als fertige kleine Jungfische aus dem Maul entlassen. Eine weitere Brutpflege wird nicht ausgeübt, die Jungfische werden in der Regel jedoch nicht aktiv verfolgt.
Zucht
Aus den Rahmenbedingungen des natürlichen Vorkommens abzuleiten sind die Voraussetzung zur Vermehrung: Weiches, saures Wasser (pH 4-5), Temperatur 25°C. Paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium mit bester Fütterung mit z. B. Mückenlarven bedingt, dass das Paar regelmäßig ablaicht. In gut verkrauteten Aquarien, kommen so immer wieder Jungfische hoch. Zur effektiveren Nachzucht, empfiehlt es sich, das Männchen kurz vor dem entlassen der Jungbrut in einen Ablaichkasten oder gleich in ein Aufzuchtbecken zu setzen und die Brut separat aufzuziehen.
Besonderes
Der Artname Betta strohi ist ein Widmungsname zu Ehren von Pater H. Stroh, der die Fische erstmals entdeckte.
Betta strohi steht phyllogenetisch zwischen schaumnestbauenden und den klassischen, maulbrütenden Betta. Die Beschreiber waren sich offensichtlich sicher, es würde sich bei Betta strohi um einen schaumnestbauenden Kampffisch aus der Betta splendens Gruppe handeln, da sie die beiden Glanzstreifen hinter dem Auge tragen und die Statur und das allgemeine Verhalten eher an Schaumnestbauer denken lässt. Tatsächlich haben sich alle Betta foerschi Typen incl. Betta strohi als Maulbrüter erwiesen. Dennoch lassen sich im Ablaichverhalten viele Parallelen zu schaumnestbauenden Arten erkennen. Betta strohi, Betta mandor und Betta foerschi sowie weitere geringfügig abweichende Fundortformen bilden eine Gruppe von sehr nahe verwandten Formen, deren Artstatus nicht unstrittig sein dürfte. Bei Betta strohi handelt es sich also möglicherweise um ein Synonym von Betta foerschi.
Betta strohi unterscheidet sich laut Beschreiber durch folgende Merkmale von Betta foerschi:
- Die Pectoralen sind bei Betta foerschi tiefer angesetzt als bei Betta strohi
- Das Rückenprofil zeigt bei Betta strohi einen auffälligen Knick am Übergang vom Kopf zum Rumpf
- Betta foerschi zeigt in Schreckfärbungen deutliche dunkle und helle Längsstreifen, während Betta strohi in Schreckfärbungen nur einen schwachen Längsstreifen und mehrere Querstreifen zeigt.
Bekanntermaßen gehören unsere Kampffische den Labyrinthfischen an. Diese Fische haben ein, die Kiemenatmung ergänzendes Atmungsorgan entwickelt, welches sie in die Lage versetzt atmosphärische Luft zu atmen. Man meinte, dass dieses Labyrinthorgan eine Anpassung an warme, sauerstoffarme Gewässer darstellt und den Fischen ermöglicht bei sehr hohen Temperaturen zu überleben. Dieser Aspekt hat für Kampffische jedoch kaum Bedeutung, vielmehr ist die Labyrinthatmung bei ihrer fast als „amphibisch“ zu bezeichnenden Lebensweise von Vorteil, da bei Austrocknung der Pfütze, Versiegen der Nahrung bzw. des Wasserzuflusses oder aggressiver Konkurrenz sicherlich häufig ein nächtlicher Umzug über Land erforderlich ist. Der lebensrettende Sprung in eine schattigere Pfütze erschließt einen neuen Lebensraum. Das erklärt auch die Neigung vieler Kampffische, sich bei Störungen per Sprung aus dem Aquarium zu verabschieden. Wichtig ist daher eine absolut dichte Abdeckung des Aquariums, da Kampffische jede kleinste Lücke zum Herausspringen nutzen.
Autor
Carmen Scharschmidt, 30.03.2010
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