Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta uberis

TAN & NG, 2006

Vorkommen

Indonesien (Borneo), Kalimantan Tengah, Pankalanbun, Sukamara

Betta uberis kommt offenbar in mehreren Farbvarianten um Pankalanbun vor. Auch sind die Individuen sehr farbvariabel.

Die IGLer Ingrid und Norbert Neugebauer fingen diesen neuen Kampffisch erstmalig 1994 in einem Überflutungsgraben in unmittelbarer Meeresnähe in der Nähe von Kubu. Das Wasser war sehr saures und weiches, stilles Schwarzwasser, welches aus den angrenzenden Wald drückte und sich an der Straße aufstaute. Hier waren die Tiere sehr häufig. Es ist anzunehmen, dass sie – wie andere kleine Rote – den Waldrand bzw. den Wald besiedeln.

Diese neuen und farbenprächtigen Betta wurden von Klaus Frank weitervermehrt und in der IGL verbreitet. Der komplette Bestand von Betta uberis in der IGL ging bis vor ein par Jahren auf diesen Privatimport zurück. Erst ab etwa 2007 wurde Betta uberis sporadisch durch den Handel importiert. Bis zur Artbeschreibung durch Tan & Ng im Jahr 2006 wurde der Neue als Betta aff. burdigala „Kubu“ geführt. Er zeigt eine eindeutige Verwandschaft zu Betta burdigala, der allerdings endemisch auf der zwischen Sumatra und Borneo liegenden Insel Bangka vorkommt.

Beschreibung

Schlanker, torpedoförmig gebauter Kampffisch, der eine Gesamtlänge bis gut 5cm erreicht. Auffällig ist die sehr lange Rückenflosse, die bis 18 Strahlen zeigen kann. Diese unterscheidet Betta uberis deutlich von den anderen Kleinen Roten. Nur Betta burdigala scheint nahe verwandt zu sein. Weibchen bleiben um etwa 1cm (also deutlich) kleiner und sind pummeliger gebaut, kurzflossiger und weniger intensiv gefärbt. Geschlechtsunterscheidung ist schon bei halbstarken Jungtieren einfach. Bei nicht ausgefärbten Fischen sollte man sich bei der Geschlechtsbestimmung von der schlankeren Statur und der deutlich länger ausgezogenen Afterflosse der Männchen leiten lassen. Weibchen haben eine typische, gerundete Kopfform, wie man sie nur noch von Betta persephone kennt.

Die Fische des Erstimportes zeigten sich sehr farbvariabel. Männchen und z. T. auch Weibchen konnten einen deutlichen türkisen Seitenfleck zeigen, der bei Wohlbefinden von dem flächigen Seitenglanz überlagert wurde. Im Laufe der Generationen ist dieser Seitenfleck weitgehend verloren gegangen. Die Fische, vor allem Jungfische können stimmungsbedingt auch breite Längsgestreifen zeigen. Die Augeniris ist wie bei allen Zwergkampfischen dieser Gruppe auffällig türkis leuchtend. In Aggressions – und Laichstimmung sind die Geschlechter sehr gut unterscheidbar. Männchen mit bordeauxroter Flossenfärbung mit weißen Memranen. Körper bordeauxrot mit meist flächiger, irisierender Flankenfärbung, die nur den Kopf und Rücken ausspart. Manchmal mit schwarzem (junge Männchen) oder leuchtendem türkisen Seitenfleck. Pektoralen sind rot mit weißen Spitzen. Caudale und Anale können weißgesäumt sein. Der flächige Grünschimmer an den Flanken und die weißen Membranen der unpaaren Flossen machen Betta uberis zu einer sehr attraktiven Art. Schon 2,5cm große Jungtiere sind durch die groben, weißen Sprenkel der Flossen sehr apart gefärbt. Weibchen zeigen bei der Balz einige helle Vertikalstreifen und beim Ablaichen einen Aalstrich auf dem Rücken.

Haltung

Betta uberis ist ein Schwarzwasserfisch, der allerdings in saurem Klarwasser gehalten und gezüchtet werden kann. Auf Dauer ist eine Haltung bei pH-Werten über 6,5 zu vermeiden. Das Wasser sollte sauber (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°) und sehr sauer (pH 4,5-6,5), Temperatur um 25°C sein. 

Die Haltung und Vermehrung sollte in nicht zu kleinen Artaquarien (50Liter, mit schwacher Filterung) im Paaransatz erfolgen. Die Tiere können untereinander sehr aggressiv werden. Das Aquarium muss zum Schutz des Weibchens sehr verkrautet gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Sumatrafarn), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund sollte mit Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein.

Betta uberis sollte möglichst mit Lebendfutter ernährt werden, da eine Wasserbelastung so besser zu vermeiden ist. Feines Futter, wie Artemia, Moina, Cyclops, kleine Eintagsfliegenlarven sowie schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sehr sparsam und sporadisch gefüttert werden. Betta uberis lässt sich auch an Trockenfutter gewöhnen und ist bei entsprechend gestalteten Aquarium, möglichst ohne Vergesellschaftung, ein sehr guter und dauerhafter Aquarienfisch. Zuerst knappe Fütterung mit darauf folgende kräftiger Fütterung und Wasserwechsel mit etwas kühlerem Weichwasser lösen das Ablaichen aus.

Häufig tritt auch Oodinium auf, das unbehandelt zur Abmagerung und zum Tod führt.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich z. B. mit kleinen und ruhigen Bärblingen. Betta uberis ist ein sehr guter und nicht schwer zu haltender Aquarienfisch für Spezialisten. Er ist relativ unempfindlich, sollte aber in möglichst saurem, keimarmen Weichwasser gehalten werden. Betta uberis zeigt im Gegensatz zu anderen eher schüchternen kleinen Roten einen deutlich abweichenden Charakter. Die Tiere zeigen sich bei guten Rahmenbedingungen sehr temperamentvoll und aggressiv. Sie suchen regelrecht Streit, was selbst in gut bepflanzten Becken zu etwas zerrupften Flossen führt. Diese heilen jedoch sofort wieder. Ein sehr dicht mit Javamoos und Javafarn bepflanztes Aquarium mit Wurzeln und Laub ist gut geeignet um eine nicht zu kleine Truppe (damit sich die Aggressionen verteilen) Betta uberis zu halten. Hier ist dann immer was los. Eine Kombination mit anderen maulbrütenden Betta wie Betta channoides z. B. hat sich als unproblematisch erwiesen, da sich die Arten gegenseitig nicht behelligen. Möchte man schaumnestbauende Kampffische vermehren und das interessante Fortpflanzungs- und Brutverhalten beobachten, sind kleinere Artaquarien angebracht, in denen bei den Eltern im Daueransatz eine geringe Zahl von Jungfischen aufwachsen können. Die Wasseroberfläche sollte mit Salvinia abgeschirmt sein und das Aquarium immer gut und dicht abgedeckt werden!

Verhalten

Schlanke, schaumnestbauende Kampffische sind außerhalb der Laichzeit vereinzelt lebende, bewegungsarme Fische. Sie sind dann mäßig innerartlich aggressiv und bestrebt sich ein Einzelrevier zu erkämpfen. Im Habitat (Laubgewirr) ist dieses sehr klein. In der Laichzeit werden die Männchen für einen solch kleinen Fisch sehr aggressiv, in der Natur findet man dann häufig in einer Pfütze ein adultes Paar und Jungfische mehrerer Altersstufen. Bei Kommentkämpfen stellt sich schnell eine Rangordnung ein, so dass außer geringen Schuppen- oder Flossenschäden keine Gefahr besteht. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Fische wie im natürlichen Biotop ausweichen bzw. verstecken können. Begegnen sich zwei annähernd gleichstarke Männchen, wird durch abwechselndes Flossenspreizen und -zusammenfalten sowie durch Abspreizen der Kiemendeckel imponiert. Zusätzlich wird durch Körper- und Flossenschlagen dem Kontrahenten die eigene Stärke demonstriert. Ist der Gegner noch nicht in die Flucht geschlagen, kann es zu Bissen in die Flossen und den Körper, meist in Rücken und seltener zu Maulzerren kommen. Durch eine Streifenzeichnung und entsprechende Körperhaltung zeigt der Schwächere seine Unterlegenheit und entgeht der weiteren Verfolgung.

Zur Vermehrung errichtet das Männchen ein sogenanntes Schaumnest an der Wasseroberfläche oder in Höhlenverstecken. Durch eine spezielle Querstreifen-Zeichnung und wedelnde Bewegung mit zusammengelegten Flossen gelingt es dem laichwilligen Weibchen, die Aggression des Männchen zu unterdrücken. In der Regel verläuft das Ablaichen völlig friedlich und ruhig. Die Partner umschwimmen und umschlingen sich so, dass das Männchen das Weibchen ringförmig umfasst und auf den Rücken dreht. Dadurch kommen sich die Geschlechtsöffnungen nahe und die Befruchtung des austretenden Laiches ist gesichert. Nach einer Laichstarre, aus der das Männchen zuerst erwacht, sammeln beide Partner die herabsinkenden Eier ein und bauen sie in das Schaumnest ein. Es werden innerhalb einiger Stunden 30-50 Eier abgelaicht. Nach dem Ablaichen erwacht wiederum die Aggression des Männchens, welche dazu führt, dass das Weibchen vom direkten Nestbereich verdrängt wird. Häufig wird durch das Weibchen ein Ringrevier um das Nest gebildet und es ist durchaus an der weiteren Brutpflege beteiligt. Das Männchen verteidigt nun das Nest aktiv gegen alle Reviereindringlinge und pflegt den Laich und die Jungfische bis zum Freischwimmen. Zum Zeitpunkt des Freischwimmens der ersten Brut, 7 Tage nach dem Ablaichen, wird häufig erneut abgelaicht, sodass ein Schutzrevier für mehrere Bruten bestehen bleibt. In zu kleinen Aquarien führt die Verteidigung des Kernrevieres durch das Männchen dazu, dass das Weibchen gejagt wird. Da es durchaus getötet werden kann, sollte man es in kleinen Aquarien nach dem Ablaichen herausfangen. In größeren Aquarien, mit weiterem Besatz zeigt sich die genannte Arbeitsteilung der Elterntiere (Elternfamilie). Verschiedene abweichende Beobachtungen bei vielen anderen „kleinen, roten Betta“ zeigten, dass interessanterweise diese Rollenverteilung nicht allzu starr festgelegt zu sein scheint. Regelmäßig kann man beobachten, dass Weibchen von Betta tussyae, Betta coccina und Betta brownorum z. B. einige Laichkörner oder Larven „stibitzen“ und selbst pflegen. Ebenso können starke Weibchen das Männchen vom Schaumnest verdrängen oder bei Entfernung oder Tod des Männchens die Brutpflege übernehmen. Dies wurde bei Betta uberis m. W. nie beobachtet, hier ist das männliche Tier sehr dominant.

Zucht

Aus den Rahmenbedingungen des natürlichen Vorkommens abzuleiten sind die Voraussetzung zur Vermehrung: Weiches, saures Wasser, Temperatur 25-28°C. Paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium mit Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass das Paar meist über längerer Zeiträume wöchentlich ablaicht. Die Aufzucht der Jungfische kann bei den Eltern erfolgen, es muss dann natürlich laufend feines Lebendutter gegeben werden. Geschlechtsreif sind die Jungfische bei guter Fütterung nach 5-6 Monaten. Man sollte zur Vermehrung möglichst junge Paare auswählen und muss zum Schutz des Weibchen Versteckmöglichkeiten berücksichtigen, am besten in Frontscheibennähe um das Weibchen kontrolliert mit Futter versorgen zu können. Laichreife bzw. brütende Männchen sind viel stärker als Weibchen und können massiven Druck ausüben. Wenn sich das Weibchen nicht zurückziehen bzw. verstecken kann, wird es getötet. Ältere Tiere bzw. eingespielte Paare sind meist friedlicher.

Besonderes

Betta uberis wurde vor Artbeschreibung in der IGL Betta aff. burdigala „Kubu“ genannt.

Ergänzung Martin Hallmann 07.11.2022: Heute wissen wir, dass es sich um eine Artengruppe Betta uberis bzw. Betta burdigala nahestehender Farbformen handelt, nämlich Betta cf. uberis aus Borneo, mindestens zwei Formen auf Bangka (Betta cf. burdigala Bangka und Betta burdigala Bangka) und eine Zwischenform aus Belitung (Betta sp. aff. burdigala Belitung).

Autor

Norbert Neugebauer, 02.09.2010
Martin Hallmann, 07.11.2022

Literatur

Norbert Neugebauer: „Eine neue Kampffischart aus Kalimantan“ Erstveröffentlichung im Magazin Aquarium heute (1994):

Informationsblatt

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