Macropodus opercularis
Vorkommen
Das riesige natürliche Verbreitungsareal von Macropodus opercularis erstreckt sich vom tropischen Nordvietnam (17°N, südliche Verbreitungsgrenze) bis nach Zentralchina (34°N, nördliche Verbreitungsgrenze) inklusive sämtlicher im Osten vorgelagerter Inseln. Besiedelt werden unterschiedlichste Gewässerarten wie Bäche, Seen, Teiche, auch Reisfelder und Überschwemmungsgebiete, meist im Tiefland. In meeresfernen Lagen des nördlichen Verbreitungsgebietes gibt es während der Winterperioden regelmäßig Frost!
Beschreibung
Eindeutig barschartiges Aussehen, rot-blaue Querbänderung auf beiger Grundfärbung, Körper mäßig zusammengedrückt, Gesamtlänge bis 12 cm. Je nach Fundort variabel in den anteilmäßigen Hauptfarben blau und rot. Schwanz stets gegabelt. Die Kiemendeckel besitzen am hinteren Rand auf Höhe des Auges einen rötlich umrandeten dunklen Fleck (Opercularfleck, Artname!). Männchen mit vergleichsweise länger zugespitzten und längeren unpaaren Flossen, sowie kantigere Gestalt. Während der Paarungsaktivitäten erstrahlen männliche Tiere in voller Farbenpracht, weibliche Tiere hingegen werden blass.
Haltung
Behälter ab etwa einer Grundfläche von 70 x 45 cm, ausgestattet mit genügend Rückzugsmöglichkeiten (Pflanzendickicht) und einer Schwimmpflanzendecke, um den Bedürfnissen der Fische nach Deckung und Schaumnestbau entgegen zu kommen. Aquarium gut abdecken, genügend freien Luftraum zwischen Abdeckscheibe und Wasseroberfläche belassen. Wassertemperatur von Frühling bis Herbst 20°C – 25°C, in den Wintermonaten 14°C – 19°C. Bei dauerhafter „Warmhaltung“ sind die Tiere kurzlebig. Die übrigen Wasserwerte sind zweitrangig. Macropodus opercularis kann von Anfang Mai bis Ende Oktober sehr gut im Freiland gehalten werden und dankt dies durch prächtige Farben und hohe Laichbereitschaft.
Obwohl er gern industrielles Fischfutter frisst, braucht er zur Gesunderhaltung vielfältiges Lebendfutter: Cyclops, Daphnien, Mückenlarven, Anfluginsekten, Salinenkrebschen, Enchyträen und Tubifex.
Verhalten
Macropodus opercularis ist gegenüber artfremden Fischen friedlich und beachtet diese, außerhalb der Brutpflege, nicht. Auch ist es meist möglich, zusammen aufgewachsene Makropoden beiderlei Geschlechts gemeinsam in Gruppen zu Pflegen, wenn das Platzangebot ausreicht. Dass spätere Hinzusetzen eines oder mehrerer Männchen zu einer bestehenden Gruppe ist allerdings nicht zu empfehlen, da in diesem Fall Territorialauseinandersetzungen mit tödlichen Folgen unvermeidlich sind.
Zucht
Die Nachzucht von Macropodus opercularis ist bei gesunden Tieren normalerweise problemlos bzw. kaum zu verhindern. Bereits ab einer Temperatur von ca. 18°C bauen die Männchen ein Schaumnest und laichen bei Anwesenheit laichreifer Weibchen auch ab. Für die Paarung lieferte PAEPKE (1994) folgende anschauliche Schilderung: „Laichreife Weibchen suchen die Nestinhaber auf, zeigen charakteristische Demutsgebärden und sind meist auch der auslösende Partner bei der Einleitung der Umschlingungsfigur. Hierbei dreht das U-förmig gekrümmte Männchen das Weibchen zum Laichen in die Rückenlage. Gelaicht wird unmittelbar unter dem Nest. (Anmerkung: Makropoden produzieren Schwimmeier, die nach dem Laichvorgang selbständig aufsteigen.) Das Weibchen beteiligt sich – soweit erforderlich – beim Einsammeln abtreibender Eier und übernimmt gegebenenfalls nach den ersten Laichakten die Außenverteidigung des Brutreviers, während sich das Männchen vorwiegend auf die eigentliche Brutpflege konzentriert. Weibchen sind aber auch zur Verteidigung eigener kleiner Reviere, zum Nestbau und zur Brutpflege fähig, sofern sie Gelegenheit dazu haben.“
Bei 24°C schlüpfen die Larven nach ca. 24 Stunden. Die Aufzucht gelingt optimal bei ca. 28°C, guter Sauerstoffversorgung und täglichem Wasserwechsel von min. 25%, (< 4°dGH, pH 7).
Nach dem Freischwimmen benötigen die winzigen Larven zunächst Kleinstfutter wie Pantoffel- oder Rädertierchen, die weitere Aufzucht gelingt mit Cyclops- oder frisch geschlüpften Artemia-Nauplien.
Besonderes
Macropodus opercularis erreichte bereits 1869 den Europäischen Kontinent und gilt hierzulande – neben dem Goldfisch – als der erste subtropische oder sogar tropische Aquarienfisch überhaupt. Die Vielzahl der Beschreibungen und Namen, die zwischenzeitlich für die Art vergeben wurden, weisen darauf hin. Im Laufe der Jahre entstanden verschiedenste Mutationen und Zuchtformen wie z.B. Albinos oder blaue und rote Makropoden. Die Begeisterung für diese bunten Fische aus Fernost führte schon früh zu organisierten Schauausstellungen, bei denen die Tiere nach festgelegten Bewertungsstandards wie z.B. Farbigkeit, Flossenform, Größe, Gesundheitszustand usw. beurteilt wurden.
Macropodus opercularis ist ein ausgezeichneter Schnecken- und Planarienvertilger. Die Art erreicht ein Alter von durchschnittlich 5 Jahren.
Autor
Nico Röhrs
Literatur
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Paepke H.J. 2010; Aktuelles über die Gattung Macropodus; online-supplement Nr.1/2010 zum NBB-Band 616
Pechauf M. 2010; Einige Bemerkungen zur Geschichte der Einführung und Erstzucht des Makropoden und zu dessen früher Verbreitung im deutschsprachigen Raum; Der Makropode; S.62-70
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