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Parosphromenus bintan

Bintan Prachtgurami
KOTTELAT & NG, 1998

Vorkommen

Parosphromenus bintan wurde von Indonesien/Bintan, Bangka 1998 durch Kottelat & Ng beschrieben. Mittlerweile sind kaum unterscheidbare Prachtguramis auch von Sumatra bekannt (Fundorte bei Sentang, Dabo, Sunggai Bertam etc.).

Parosphromenus bintan lebt in torfgeprägten Schwarzwasserbächen und im teefarbenen saurem Wasser der Urwaldbäche. Bewohnt die Krautzone, wie überhängende Grasnarbe oder flutende Moos- und Wasserpflanzenpolster in mittleren Wasserschichten. Kein Oberflächenfisch oder Freischwimmer, sondern scheuer Bewohner des dichten Substrats.

Beschreibung

Parosphromenus bintan ist ein Vertreter der Parosphromenus harveyi Gruppe mit dem typisch hochformatigen Körperquerschnitt und regelmäßiger Bänderung der unpaaren Flossen.

Als Gesamtlänge werden in beiden Geschlechtern bis ca. 3,8 cm erreicht. Weibchen haben eine etwas gestauchtere Gestalt und sind kurzflossiger. Die Geschlechterunterscheidung ist relativ leicht. Bei nicht ausgefärbten Fischen sollte man sich von der geringfügig langgestreckteren Statur und den weißblauen Bänderungen in der Dorsale und Caudale der Männchen leiten lassen (Taschenlampe). Weibchen können leicht schillernde Zonen in den Ventralen und der Anale zeigen. Bei ausgewachsenen Tieren ist die Form der Rückenflossen eindeutig (Weibchen: abgestutzt, Männchen: spitz und lang ausgezogen). Beide Geschlechter zeigen in neutraler Stimmung braune Körperlängsstreifen, verwaschen gefärbte Flossen. In Agressions- und Balzstimmung mit ausgeprägtem Geschlechtsdichromatismus. Männchen mit weißen, irisierenden Säumen der unpaaren Flossen, irisierende blau bis blaugrüne und schwarze Bänderungen in den unpaaren Flossen. Es gibt keinerlei reine rote Zonen, allerdings zeigen nicht voll ausgefärbte Parosphromenus bintan Formen aus Sentang (u. a.) eine weinrote Zone in der Caudale, die bei Prachtfärbung schwarz wird.

Parosphromenus bintan kann oberflächlich nur mit Parosphromenus harveyi verwechseln werden, dieser zeigt jedoch dunkle Ventralfilamente. Der Körper des Männchens ist in Pracht längsgestreift. Die Bauchflossen der Männchen sind tiefblau bis schwarzblau, die langen Filamente sind auffällig weißblau gefärbt.

Beide Geschlechter zeigen „Sexy-Eyes“ bei der Balz. Weibchen zeigen eine vom Männchen extrem abweichende, streifenlose, beige Balz- bzw.
Ablaichfärbung mit transparent bis diffus gefärbten Flossen. Bei beiden Geschlechtern wird in Aggressionsstimmung der Körper streifenlos und die Flossen und der dunkle Bauch bleiben intensiv gefärbt.

Haltung

Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend „sterilen“ Aquarien (25 Liter) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen. Da sie boden- bzw. substratorientiert leben, sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20 cm aufweisen und „verkrautet“ gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Cetatophyllum), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Man muss ein Maß finden, den scheuen Fischen Sicherheit zu vermitteln und andererseits noch kontrollieren zu können. Hierzu auch Peters Parorezept.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (b. brigittae oder b. maculatus) , sie nimmt den scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5) sein. Temperatur um 25°C. Sonst „verschwinden“ Prachtguramis mittelfristig.

Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (in kleinen Portionen, da Artemianauplien nach einigen Stunden absterben und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bildet), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sparsam und sporadisch gefüttert werden.

Oodinium kann auftreten und auch Zuchterfolge verhindern. Unbehandelt magern die Tiere langsam ab und sterben.

Verhalten

Parosphromenus bintan lebt im Habitat in kolonieähnlichen Gemeinschaften, die durch das Zusammenfinden an ruhigeren, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen entstehen. Meist ist hier fein strukturiertes Moos- oder Wurzelgeflecht zu finden, welches eine Vielzahl von Garnelen in allen Größenstadien als ständig verfügbare Nahrung beherbergt. Männchen separieren sich zur Vermehrung und besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat und an Uferunterständen in kleinen Höhlungen. Dorthin locken Sie Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut 9-10 Tage bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen der Jungen gibt es keine weitere Brutpflege. Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Sehr weiches (1°dGH) und saures (pH 4,5 -6,5) Wasser, paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium und gute Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass die Tiere meist über längere Zeiträume wöchentlich ablaichen. Manchmal verschwinden die Eier der ersten Bruten. Offenbar müssen junge Männchen üben.

Es hat sich bewährt die Jungfische erst unmittelbar vor dem Freischwimmen abzusaugen oder die Brutröhre zu entnehmen bzw. die Eltern zu entfernen. Einzelne Jungfische können bei den Eltern aufwachsen, sofern das Aquarium verkrautet ist und ständig feines Lebendfutter gegeben wird. Einen ausführlichen Überblick gibt der Artikel „P. deissneri“ von Dr. Walter Foersch. Schwimmen die Jungfische erst frei, sind sie mit Mikro, auch direkt mit feinen Artemianauplien und Moinastadien aufzuziehen. Die Aufzucht der kleinen Bruten ist sehr langwierig aber nicht besonders schwierig. 25-30 geschlechtsreife Jungfische nach 7 Monaten sind allerdings ein Erfolg.

Häufig ist ein einseitig zugunsten von weiblichen Tieren verschobenes Geschlechterverhältnis zu beobachten. Zur Vermeidung ist der pH Wert bei der Aufzucht bei 5 und die Temperatur um 25°C. zu halten.

Besonderes

Parosphromenus bintan wurde benannt nach der Insel Bintan auf der Parosphromenus bintan unter anderem vorkommt.

Parosphromenus bintan wurde bis zur „Wiederbeschreibung“ bzw. Neudefinition von Parosphromenus deissneri für den von Bleeker beschriebenen Deissner-Prachtgurami Parosphromenus deissneri angesehen. Der rundflossige Paro von Bangka und Bintan wurde in den 1980er Jahren mehrfach von IGLern nachgewiesen und für den von dort von Bleeker beschriebenen Parosphromenus deissneri gehalten. Ebenfalls war durch die Nachweise von Linke und Gerstner (1993) sowie Frank und Neugebauer (1994) bekannt, dass auf Bangka ein weiterer, bisher unbekannter Paro mit lanzettlicher Schwanzflosse vorkommt. Letzteren ordneten Kottelat & Ng dem Taxon Parosphromenus deissneri zu und beschrieben den rundflossigen altbekannten Typ als Parosphromenus bintan neu.

Parosphromenus bintan Männchen balzen in schräger „Kopf-unten -Stellung“ Weibchen an, Konkurrenten wird im Gegensatz dazu in fast waagerechter Körperhaltung imponiert.

Autor

Martin Hallmann, 23.02.2010

Informationsblatt

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