Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Parosphromenus parvulus

Zwerg-Prachtgurami
VIERKE, 1979

Vorkommen

Indonesien, Kalimantan, terra typica / Typusexemplare vom Mentaya Fluss-System, 250km nordwestlich von Banjarmasin, Südborneo.

Das Verbreitungsgebiet ist nach LINKE sehr groß und erstreckt sich u. a. nach seinen eigenen Aufsammlungen von „Palangan im Westen und Buntok im Osten, also über eine Entfernung von rund 500km“.

In Schwarzwasserbächen mit sauberen, weichen und saurem, relativ kühlem Wasser. Bewohnt die Krautzone, wie überhängende Grasnarbe oder flutende Moos- und Wasserpflanzenpolster in mittleren Wasserschichten. Kein Oberflächenfisch oder Freischwimmer, sondern versteckter “Kriecher” im Substrat.

Parosphromenus parvulus kommt sympatrisch mit weiteren Prachtguramiarten vor, die völlig anders gebaut sind, wie z.B. Parosphromenus filamentosus.

Parosphromenus parvulus wurde 1978er Jahre von E. KORTHAUS und W. FOERSCH in Palangan, im sog. „Rehbach“ nahe dem Sungai Sampit gefangen und von Dr. Jörg Vierke als neuer Prachtgurami aus dem Mentaya-Flusssystem (Südborneo) beschrieben. Die IGLer Horst Linke, Norbert Neugebauer, Ingrid Baer sowie Jürgen Knüppel u. a. wiesen Parosphromenus parvulus zwischenzeitlich an verschieden Fundorten in Südborneo nach. Diese Prachtguramis wurden sehr selten kommerziel importiert und konnten nicht längerfristig im Bestand der IGL oder dem Parosphromenus Project Bestand erhalten werden, da die Vermehrung recht schwierig zu sein scheint.

Beschreibung

Schlanker, zarter Prachtgurami, der eine Gesamtlänge bis 3 cm (ausnahmsweise mehr) erreicht. Weibchen bleiben meist etwas kürzer und sind pummeliger gebaut. Bei nicht ausgefärbten oder jungen Fische im Händlerbecken sind die Geschlechter so gut wie nicht unterscheidbar. Am besten von der Statur und dem schwächeren Schillersäumen der Weibchen leiten lassen (Taschenlampe).

Parosphromenus parvulus zeigt im Gegensatz zu allen anderen Prachtguramis (außer Parosphromenus ornaticauda) einen annähernd kreisrunden Körperquerschnitt und eine eigenartige Zeichnungsstruktur der Flossen. In neutraler Stimmung sind beide Geschlechter längsgestreift und zeigen schwach gefärbte Flossen. In Aggressions- und Laichstimmung mit ausgeprägtem Geschlechtsdichromatismus, Männchen mit schmalen weiß irisierenden Säumen am Rücken- und Afterflossen (nicht an der Schwanzflosse), kontrastierende tiefschwarze Flossenfärbung mit kirschroten Einzelflecken in der Basis der Analis und Dorsalis. Diese „Kirschflecken“ können ganz fehlen oder auch ein unregelmäßiges Band bilden. Die Caudalis ist einfarbig grauschwärzlich gefärbt.

Der Körper des Männchens ist in Pracht zweigeteilt gefärbt, Unterseite grauschwarz und Rücken beige. Sehr auffällig im Vergleich zu anderen Paros sind die farblosen und ungezeichneten Bauchflossen und das Fehlen der “Sexy-Eyes” bei der Balz. Weibchen zeigen bei der Balz eine helle streifenlose Zeichnung und beim Ablaichen eine dem Männchen in Prachtfärbung erstaunlich ähnliche Ablaichfärbung. Balzende Männchen präsentieren durch Schräglegen des Körpers über dem Weibchen in Kopf-oben-Stellung bei gleichzeitigem Spreizen der Flossen im Durchlicht ihre mit dem pechschwarzen Flossengrund kontrastierenden roten Flossenflecken.

Haltung

Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend “sterilen” Aquarien (25 Liter) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen.

Da Paros boden- bzw. substratorientiert leben sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20 cm aufweisen und “verkrautet”gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Utricularia), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Man muss ein Maß finden, den scheuen Fischen Sicherheit zu vermitteln und andererseits sie noch kontrollieren zu können. Zur Vermehrung sollten enge Höhlen angeboten werden, in denen abgelaicht und gebrütet wird.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (Boraras brigittae oder Boratas maculatus), sie nimmt den scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage, zur Vermehrung 80%ige Wasserwechsel), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5, zur Zucht pH um 4) sein. Temperatur um 25°C. Sonst “verschwinden” Prachtguramis mittelfristig.

Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter wesentlich besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (sparsam, da Artemia nach einigen Stunden abstirbt und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bietet), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal um Mikro können sparsam und sporadisch gefüttert werden.

Prachtguramis sind unter guten Haltungsbedingungen langlebige Fische. Manchmal kann Oodinium latent auftreten und muss behandelt werden, da sonst Nachzuchten misslingen und die Tiere abmagern und eingehen.

Verhalten

Parosphromenus parvulus lebt im Habitat in kolonieähnlichen Strukturen, die sich durch das Zusammenfinden an strömungsarmen, ruhigen, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen bilden. Meist ist hier fein strukturiertes Moos- oder Wurzelgeflecht zu finden, welches eine Vielzahl von Garnelen in allen Größenstadien als ständig verfügbare Nahrung beherbergt.

Männchen werden territorial und separieren sich zur Vermehrung. Sie besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat und an Uferunterständen in kleinen Höhlungen. Dorthin locken sie Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut intensiv für 9-10 Tage bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen gibt es keine weitere Brutpflege.

Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Aus den Rahmenbedingungen des natürlichen Vorkommens sind die Voraussetzung zur Vermehrung abzuleiten: Paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium mit bester Fütterung am besten mit feinen weißen Mückenlarven führt dazu, dass das Paar meist über längerer Zeiträume wöchentlich ablaicht. Leider verschwinden die Eier fast immer nach einigen Tagen. Es ist zu anzunehmen, dass sie sich nicht entwickeln bzw. ggf. nicht befruchtet sind. Keimarmut (vorsichtige und schrittweise pH-Wert-Absenkung auf pH 4 und beste hygienische Bedingungen) kann hier helfen. Einzelne Bruten entwickeln sich scheinbar zufällig, ohne dass wir die genauen Zusammenhänge erklären könnten.

Es hat sich bewährt, die Jungfische im sehr verkrauteten Zuchtbecken mit den Eltern aufwachsen zu lassen (feinstes Futter muss dann immer gegeben werden) oder erst unmittelbar vor dem Freischwimmen zu entnehmen und in einem “Gerdkasten” im Elternaquarium oder einen Doppelaquarium aufzuziehen. Versuche mit Keilbecken könnten interessant sein. Die Aufzucht separierter Eier oder abgesaugter Larven gelingt bei Parosphromenus parvulus so gut wie nicht. Die Nachzucht von Parosphromenus parvulus ist somit meist auf Zufallserfolge beschränkt.

Schwimmen die Jungfische erst frei, so sind sie mit feinen Artemia Nauplien und Moinastadien wie andere Paros aufzuziehen. Die Aufzucht der sehr kleinen Bruten ist sehr langwierig aber nicht besonders schwierig. 10 geschlechtsreife Jungfische nach 7 Monaten sind allerdings ein Erfolg.

Besonderes

Die Gattung Parosphromenus wurde 1879 durch Bleeker aufgestellt. Parvulus bedeutet “sehr klein, winzig”

Parosphromenus parvulus bildet mit der Schwesterart Parosphromenus ornaticauda eine deutlich isolierte Formengruppe unter den Prachtguramis, die der Schlank-Prachtguramis. Beide weichen durch ihre abweichenden Zeichnungen, den kreisrunden Körperquerschnitt, eigentümliche Verhaltensweisen von allen sonst vergleichsweise homogenen Prachtguramis ab.

Sie teilen auch Ansprüche an besonders gute hygienische Wassbedingungen, zwingend sehr saure Wasserwerte zur Zucht. Parosphromenus parvulus und Parosphromenus ornaticauda haben anders gestaltete Larven als alle anderen Prachtguramis. In abgeschwächtem Maße lässt sich nach optischen Merkmalen ein näheres Verwandschaftsverhältnis zu Parosphromenus sumatranus vermuten. Ähnlich zu Parosphromenus ornaticauda wird ein Zickzack- oder Kreis-Balztanz gezeigt. Parosphromenus parvulus-Männchen balzen in “Kopf-oben-Stellung” Weibchen an, Konkurrenten wird im Gegensatz dazu in waagerechter Körperhaltung imponiert.

Autor

Martin Hallmann, 2010

Informationsblatt

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