Parosphromenus quindecim
Vorkommen
Indonesien / Kalimantan Barat / Nangah Tayap (Borneo)
Beschreibung
Parosphromenus quindecim ist ein kein typischer Vertreter der bekannten Paros, sondern eindeutig ein Prachtgurami mit eigenen Status, es wurde (noch) kein verwandtschaftlich nahestehender Typ entdeckt. Er zeigt zwar einen typisch hochformatigen Körperquerschnitt und eine weitgehend regelmäßige Bänderung der unpaaren Flossen. Abweichend von allen bekannten Paros, zeigt er eine zusätzliche Bänderung und wird vor allem deutlich größer. Als Gesamtlänge wird in beiden Geschlechtern bis 5 cm erreicht.
Weibchen haben eine etwas gestauchtere Gestalt und sind kurzflossiger. Bei nicht ausgefärbten Fischen sollte man sich von der geringfügig langgestreckteren Statur und der großen Schwanzflosse mit Schillerflächen der Männchen leiten lassen (Taschenlampe). Die Geschlechter sind gut zu unterscheiden, wenngleich dominante Weibchen auch starke Farben zeigen können. Meist fehlen jedoch die irisierenden Anteile. Bei ausgewachsenen Tieren ist die Form der Rückenflossen eindeutig (Weibchen: abgestutzt, Männchen: spitz und lang ausgezogen). Beide Geschlechter zeigen in neutraler Stimmung manchmal schwarzbraune Körperlängsstreifen und verwaschen gefärbte Flossen, häufig herrscht auch unterbrochene Färbung der Streifen vor, sodass sich eine für Parosphromenus quindecim typische Schachbrettzeichnung bildet. In Aggressions- und Laichstimmung mit ausgeprägtem Geschlechtsdichromatismus.
Zeichnung bzw. Färbung der Flossen (nur M. von körperfern zum Körper): Unpaare Flossen außen mit weißem, irisierenden Saum, dann dunkel graubraunes bis schwarzes Band, dann innerhalb eine türkisirisierende, schmale Bänderung. Daran anschließend findet sich eine breite intensiv rote Bänderung, die in Dorsale und Anale durch eine perlmuttweiße Zone vom Körper abgesetzt ist. In der Schwanzflosse ist die rote Bänderung körperseitig durch ein weißes Ornament überlagert, das weitläufig an Blütenblätter erinnert. Das Zentrum der Caudale bildet ein unregelmäßiger schwarzer Fleck der mit der mittleren Körperbänderung verfließt. Männchen und teilweise Weibchen zeigen hellblaue ungefleckte Ventralen mit hellen Filamenten. Der Körper des Männchens ist in Pracht längsgestreift.
Beide Geschlechter zeigen „Sexy-Eyes“ bei der Balz. Weibchen zeigen eine vom Männchen extrem abweichende, streifenlose, beige Balz- bzw. Ablaichfärbung mit ansatzweise sichtbarer Schachbrettzeichnung und transparent bis diffus rotbraun gefärbten Flossen. Bei beiden Geschlechtern wird in Agressionsstimmung der Körper schachbrettartig gemustert, die Flossen bleiben intensiv gefärbt. Die Farbenpracht der Männchen ist extrem und wird durch die, für Prachguramis, riesigen Flossen verstärkt.
Haltung
Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend „sterilen“ Aquarien (mindestens 25 Liter, besser mehr) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen.
Da sie boden- bzw. substratorientiert leben, sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20 cm aufweisen und „verkrautet“ gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Cetatophyllum), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Man muss ein Maß finden, den scheuen Fischen Sicherheit zu vermitteln und andererseits noch kontrollieren zu können.
Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (brigittae oder maculatus), sie nimmt den manchmal scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.
Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5) sein. Temperatur um 25°C. Sonst „verschwinden“ Prachtguramis mittelfristig.
Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (in kleinen Portionen, da AN nach einigen Stunden absterben und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bilden), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sparsam und sporadisch gefüttert werden.
Oodinium kann auftreten und auch Zuchterfolge verhindern. Unbehandelt magern die Tiere langsam ab und sterben.
Verhalten
Wir wissen leider nichts von den natürlichen Lebensräumen von Parosphromenus quindecim. Vom Verhalten im Aquarium abzuleiten ist jedoch ein ähnliche Einnischung, wie es andere Parosphromenus zeigen. Ggf. kann sich Parosphromenus quindecim durch seine größere Masse und Wehrhaftigkeit etwas mehr den freien Schwimmraum erschließen und lebt weniger versteckt. Den Eindruck könnte man durch das weniger scheue Verhalten in Gesellschaftshaltung gewinnen.
Das Balz- und Fortpflanzungsverhalten gleicht weitgehend dem anderer Prachtguramis, lediglich die schon erwähnte größere Raubeinigkeit der Männchen lässt sich feststellen. Dies ist natürlich durch die „höhere Durchschlagskraft“ der bisher größten bekannten Paros bedingt (Ein sehr kleines Tier kann einfach nur wenig anrichten).
Es sind Versteckmöglichkeiten für unterlegene Tiere zu schaffen, da die Tiere fast „betta-artig“ grob miteinander umgehen können. Männchen separieren sich zur Vermehrung und besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat in kleinen Höhlungen. Dorthin locken Sie Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut 9-10 Tage bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen der Jungen gibt es keine weitere Brutpflege.
Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.
Zucht
Sehr weiches (1°dGH) und saures (pH 4,5 -6,5) Wasser, paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium und gute Fütterung mit z. B. Mückenlarven (ausschließliche AN-Fütterung reicht nur für einen schwachen Laichansatz) führt dazu, dass die Tiere meist über längerer Zeiträume wöchentlich ablaichen. Manchmal verschwinden die Eier der ersten Bruten. Offenbar müssen junge Männchen üben.
Es hat sich bewährt, die Jungfische erst unmittelbar vor dem Freischwimmen abzusaugen oder die Brutröhre zu entnehmen bzw. die Eltern zu entfernen. Einzelne Jungfische können bei den Eltern aufwachsen, sofern das Aquarium verkrautet ist und ständig feines Lebendfutter gegeben wird.
Schwimmen die Jungfische erst frei, sind sie mit Mikro, auch direkt mit feinen Artemianauplien und Moinastadien aufzuziehen. Die Aufzucht der Bruten ist für Paroverhältnisse nicht schwierig. Es sind bei ausgewogener Fütterung (die ersten 14 Tage parallel mit Rädertierchen) bis 60 geschlechtsreife Jungfische nach 4-5 Monaten zu erzielen. Häufig ist ein einseitig zugunsten von weiblichen Tieren verschobenes Geschlechterverhältnis zu beobachten. Zur Vermeidung ist der pH Wert bei der Aufzucht bei 5 und die Temperatur um 25°C. zu halten.
Einen Überblick gibt der Artikel von Martin Hallmann „Der neue Parosphromenus mit der Blume“ im Der Makropode 7/8 2002.
Besonderes
Parosphromenus quindecim bedeutet (lateinisch) fünfzehn, bezogen auf die 15 Flossenstrahlen der Rückenflosse, damit ist die für Parosphromenus ungewöhnlich lange Dorsale gemeint.
Diese Art kam im September 2001 durch den Großhandel in unsere Hände. Aquarium Glaser importierte zwei mal kurz hintereinander diese Prachtguramis unter dem Handelsnamen Parosphromenus sp. „Manis Mata“. Zwischenzeitlich wurde Parosphromenus quindecim von Dr. Kottelat und Peter Ng 2005 als neuer Prachtgurami von Nangah Tayap (Arut River basin) in Kalimantan beschrieben.
Parosphromenus quindecim ist ein Sonderling unter den Prachtguramis. Es ist der größte und bunteste Vertreter und bei Beachtung der Aggressivität und den dadurch bedingten, höheren Raumbedarf für den Paro-Einsteiger geeignet. Die Farbenpracht der Männchen ist extrem und wird durch die extrem großen Flossen verstärkt. Auffällig ist die häufig gezeigte „Schachbrettzeichnung“, auch Jungfische zeigen eine Sonderfärbung mit Schachbrettzeichnung und weißen wie rotbraunen Flecken in den Flossen. Es ist anzunehmen, dass der gesamte Bestand von Parosphromenus quindecim in Europa auf die Nachzuchten des Ur-Importes (CIP2001 Glaser Parosphromenus quindecim ManisMata) zurück geht. Seitdem sind keine weiteren Parosphromenus quindecim mehr über den europäischen Handel aus Indonesien gekommen. Der letzte Privat-Import von Parosphromenus quindecim um 2019 geht auf Wentian Shi und Team Borneo zurück. Parosphromenus quindecim ist in sicherem Bestand in der IGL vorhanden.
Männliche P. quindecim balzen in horizontaler Stellung Weibchen und Konkurrenten an.
Autor
Martin Hallmann, 2010
mit Ergänzungen am 12.11.2022
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