Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Sphaerichthys vaillanti

Roter Schokoladengurami
PELLEGRIN, 1930

Vorkommen

Indonesien, Borneo, West-Kalimantan, am mittleren Kapuas. Zum Verbreitungsgebiet von Sphaerichthys vaillanti gehört auch das Danau sentarum, ein grosses, mooriges Seengebiet, das sich ebenfalls am mittleren Kapuas befindet. Hier wurden pH-Werte zwischen pH 4 und 5,5 gemessen.

Beschreibung

Männchen sind mit 6cm Gesamtlänge etwas größer als die Weibchen. Ihre Färbung ist zartbraun, in der Körpermitte zeigt sich ein beigefarbener Streifen, die Kehle ist ebenfalls beige bis goldfarben. Rücken- und Afterflossen sind beigebraun gesprenkelt und von einem hellen, manchmal türkisfarbenen Rand eingefasst. Von der spitzen Schnauze zieht sich ein dunkler Strich durch das Auge bis zum Kiemendeckel. Die eigentlichen Hingucker sind jedoch die in Balzstimmung fast grell-aggressiv gefärbten Weibchen. Die schwarzen Pupillen sind von einem roten Ring umrahmt, smaragdgrüne Körperquerstreifen leuchten auf rotem Grund. Die Flossen sind von einem weißen bzw. türkisfarbenen Rand begrenzt.

Haltung

Das Aquarium sollte mit Wurzeln oder Steinen und Pflanzen gut strukturiert sein und genügend Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Eine Schwimmpflanzendecke gibt den Tieren zusätzlich Sicherheit. Als Bodengrund lässt sich Sand oder Kies verwenden, auch gut gewässerter Fasertorf ist geeignet. Eine flach auf dem Boden liegende Schieferplatte oder ein
Tonuntersetzer in einem dunklen Bereich des Beckens wird von den Sphaerichthys vaillanti gerne als Ablaichfläche genutzt, weil sie dort die Eier besser wiederfinden können.

Der Zusatz von Huminstoffen zum Aquarienwasser wirkt keimhemmend und erhöht die Widerstandskraft der Fische. Erlenzäpfchen, Torf, Buchen- und Eichenlaub sind geeignet und geben dem Wasser eine teebraune Färbung. Die Temperatur sollte zwischen 24 und 29 Grad betragen. Eine gute Filterung und wöchentliche Wasserwechsel von etwa 30-50% sind wichtig für den dauerhaften Haltungserfolg. Da Sphaerichthys vaillanti Weichwasserfische sind, sollte der pH-Wert zwischen 4 und 6,5 liegen, die Leitfähigkeit nicht über 100µS. Solche Wasserwerte können durch den Einsatz von Vollentsalzern (Ionentauscher), einer Umkehrosmoseanlage, etwas mühseliger auch mit „Torfkanone“ erreicht werden.

Eine Vergesellschaftung mit anderen kleinen, nicht aggressiven bzw. territorialen Fischen, die aus ähnlichen Lebensräumen stammen, ist ohne weiteres möglich.

Sphaerichthys vaillanti sind keine heiklen Fresser, dennoch sollte auf Lebendfutter nicht verzichtet werden. Obwohl sie gerne Granulat nehmen, ziehen sie dem weiße oder schwarze Mückenlarven, Grindal, Cyclops, Drosophila auf jeden Fall vor. Auch frisch geschlüpfte und adulte Artemien werden sehr gerne gefressen.

Verhalten

Die Tiere sind recht schwimmfreudig, nutzen dabei alle Regionen des Beckens, daher sollten größere Aquarien bevorzugt werden. Am besten ist gruppenweise Haltung, da sich das Sozialverhalten besser beobachten lässt und keine Einzeltiere unterdrückt werden können. Sphaerichthys vaillanti können auch paarweise gehalten werden. Klaus Weißenberg berichtet jedoch von extrem aggressiven Vorgehen der laichwilligen Weibchen. Phillip Dickmann hat Sphaerichthys vaillanti (zur Ablenkung) erfolgreich mit großen, maulbrütenden Betta vergesellschaftet. Eine innerartliche Grundaggressivität ist vorhanden, jedoch nicht so stark ausgeprägt wie bei den anderen Schokoladenguramis.

Zucht

Sphaerichthys vaillanti sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Balz und Ablaichen finden bevorzugt am späten Abend statt. Sie ziehen sich dafür an dunkle Stellen im Aquarium zurück. Die Tiere umschwimmen sich längere Zeit und stoßen sich wiederholt leicht gegenseitig in die Körperseiten, bevor es zur Umschlingung und der eigentlichen Eiabgabe kommt. Nach einigen Scheinpaarungen kommt es zu einer einzigen Paarung, bei der alle Eier abgegeben werden. Die Eier (hellbeige, Durchmesser ca. 1,5mm) fallen zu Boden und werden dort vom Männchen aufgenommen. Das Weibchen beteiligt sich daran, indem es die Eier dem Männchen vor das Maul spuckt, bis dieses alle Eier aufgenommen hat. Danach zieht sich das Männchen in dunkle Bereiche des Aquariums zurück und wird dort eine Zeit lang vom Weibchen bewacht.

Die Dauer der Maulbrut ist temperaturabhängig und beträgt zwischen 14 und 21 Tagen. In einem Zeitraum von etwa zwei Tagen entlässt das Männchen bis zu 65 voll entwickelte Jungtiere, die etwa 3-4mm groß sind und sofort frisch geschlüpfte Artemianauplien fressen können. Sie halten sich in allen Beckenbereichen auf und gehen gleich aktiv auf Nahrungssuche.

Das Männchen sollte ein paar Tage vor dem Entlassen der Jungfische vorsichtig aus dem Haltungsaquarium herausfangen werden (am besten mit einer Fangglocke oder einem Gefäß) und in ein separates Becken oder einen Einhängekasten gesetzt werden. Nach einer kurzzeitigen Schonfrist werden die Jungtiere vom Männchen dann doch als Nahrung angesehen und man muss den kannibalischen Vater von den Jungfischen trennen. Adulte Sphaerichtys fressen übrigens grundsätzlich (fremde) Sphaerichtys-Jungfische.

Besonderes

Der in der Nachzucht von Sphaerichthys vaillanti sehr erfahrene Michael Schlüter (www.weichwasserfische.de) schreibt:

Der rote Schokoladengurami, Sphaerichthys vaillanti, verzeiht wie alle anderen Sphaerichthys-Arten keine Pflegefehler. Das Aquarium sollte möglichst groß gewählt werden. Eine abwechslungsreiche Fütterung sowie die Aufbereitung des Wassers sind Vorbedingungen für die dauerhaft erfolgreiche Pflege. Sphaerichtys vaillanti ist etwas einfacher zu halten als S. osphromenoides, da die Tiere nicht deren extreme Schwarzwasserwerte benötigen. Das Wasser sollte jedoch ebenso keimarm sein. Berücksichtigt man diese Grundlagen, steht der Pflege und Zucht dieser „Traumfische“ nichts mehr im Wege.

Autor

Anke Binzenhöfer, 20.07.2010

Literatur

Hallmann, M. „Geheimnisvolle Schokoladenguramis: Die Arten Sphaerichthys osphromenoides, S. selatanensis und S. vaillanti im Aquarium“, Der Makropode 2021/1 – S. 5

Informationsblatt

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