Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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(@constantin)
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Hallo!

Der Titel dieses Threads spricht für sich. Bitte diesen Beitrag auch oben festpinnen, da es wichtige Neuigkeiten ja nicht alle Nase lang gibt.
Morgen mache ich den ersten Eintrag.

IGL 049


   
Zitat
(@constantin)
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Im letzten Jahr importierte ein IGL-Mitglied drei neue Fundorte von zwei verschiedenen Arten aus China:

Macropodus opercularis „Jiangmen Heshan (Provinz Guangdong), VR China“
Macropodus opercularis „Yangjiang (Provinz Guangdong), VR China“
Macropodus hongkongensis „Jiangmen Heshan (Provinz Guangdong), VR China“

Seit der Frühjahrstagung (26. 04. 2014) befinden sich die Fische inklusive erster F1-Nachzuchten in der Verteilung.
Zur Diskussion über diese Tiere geht es hier lang.

IGL 049


   
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(@constantin)
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Da es immer wieder Nachfragen zu so genannen roten Makropoden gibt, habe ich eine kleine Zusammenschau über den aktuellen Kenntnisstand verfasst.

Macropodus opercularis, die kein Streifenmuster, sondern eine durchgehende Rotfärbung der Flanken aufweisen, tauchen immer mal wieder im Handel auf. Bis vor kurzem interessierte sich auch kaum jemand dafür. Nicht einmal der Handel machte sich bis vor einigen Jahren die Mühe, sie besonders anzupreisen.

"Namenlose" rote Makropoden
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Diese Fische sind seit einiger Zeit gelegentlich ohne nähere Bezeichnung im Angebot unspezialisierter Zooläden zu finden. Die Blauanteile sind reduziert, besonders an den unpaaren Flossen aber oft noch vorhanden. Forenmitglied James Gordon hat vor einiger Zeit zwei repräsentative Bilder aus dem Internet gefischt:

Foto der Fa. Petra-Aqua, Tschechien

Foto der Fa. Aqualand Pets Plus, USA

Wie man an den Quellen der obigen Fotos erkennen kann, scheint es sich um eine Farbform zu handeln, die besonders in Tschechien gezüchtet wird.
In der Haltung erwiesen sich alle roten Makropoden als vergleichsweise hinfällig und wenig produktiv in der Zucht. Außerdem zeigen sie ihre plakativen Farben eher selten. Wenn sie nicht in territorialer Stimmung sind, geht ihre Färbung eher ins Hellbräunliche, was ihnen durchaus die Anmutung einer Wildform verleiht. In diesem Video von Jörg Vierke kann man die unterschiedliche Färbung eines Paares beim und nach dem Ablaichen zwischen Minute 1:48 bis 2:40 sehr gut vergleichen.

Ausgewiesene Zuchtformen, "Macropodus rex" und wildlebende rote Makropoden (?)
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Offensichtlich wurde kurz nach der Jahrhundertwende die Vermarktung und auch züchterische Bearbeitung von Macropodus opercularis-Farbformen forciert. Darüber hat Thomas Seehaus auf seiner Website einen Artikel veröffentlicht. Deswegen folgt hier nur eine Kurzfassung zur Schnellinformation.

Im Jahr 2006 wurden Fische unter der Bezeichnung Macropodus opercularis "Super Red" angeboten, die sich von den "herkömmlichen" roten Makropoden aber kaum unterscheiden:

Foto der Fa. Aquaworld, Tschechien

Im Jahr 2011 kündigte die Aquarium Glaser eine neue Zuchtform ohne Streifenmuster, aber mit größeren Blauanteilen an.

In Australien wird seit etwa 60 Jahren eine flächig rote Form von Macropodus opercularis gezüchtet:

Foto von Ron Newell

Sie hat dort den Namen "Macropodus rex" und soll deutlich robuster sein als die europäischen roten Makropoden (KÜHNE 2014: 17). Laut Angaben des Fotografen in einem Artikel von KÜHNE (2014: 18) soll es noch eine weitere derartige Form dort geben, die unter dem Namen "Apricot Paradise Fish" gehandelt wird.

Die genaue Herkunft aller flächig roten Makropoden ist bisher stets unklar geblieben. Offensichtlich weichen diese Tiere vom Wildtyp nur durch die Reduktion der blauen Farbanteile ab. Dafür ist nur eine kleine Mutation nötig. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Merkmal der durchgehend roten Flanken sowohl bei wildlebenden Tiere als auch bei Zuchttieren auftritt. Das Ganze ist nur eine Frage der Anzahl und der Wahrscheinlichkeit. KÜHNE (2013:86) hat möglicherweise solche Fische in Vietnam gefangen. OTT (2011: 25) verweist auf die Autoren WINSTANLEY & CLEMENTS, die in einer offiziellen Veröffentlichung* behaupten, dass sowohl Mutationen mit einem reduzierten Blauanteil als auch das "Negativ" dazu, die bekannten blauen Makropoden, wildlebend vorkommen. Fraglich ist, ob solche Fische von selbst stabile Bestände aufbauen können. Eventuell vorzufindende Populationen können immer auf Aussetzungen bzw. Vermischung von Wildtieren mit ehemaligen Haustieren zurückgehen. Dies eindeutig zu klären erweist sich meist als äußerst schwierig.

LITERATUR
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KÜHNE, J. (2013): Rot gestreifte oder lieber Schwarze Makropoden? (1) - in: DATZ 12/2013, S. 84-89

KÜHNE, J. (2014): Rote Paradiesfische kommen aus Australien? - in: VDA-aktuell 1/2014, S. 16-18

OTT, G. (2011): Paradiesfische aus Taiwan - in: DATZ 03/2011, S. 24-27

* WINSTANLEY, T. / K. D. CLEMENTS (2008): Morphological re-examination and taxonomy of the genus Macropodus (Perciformes, Osphronemidae) - in: Zootaxa 1908, S. 1-27

IGL 049


   
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(@constantin)
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Der Paradiesfisch Macropodus opercularis wird nun schon seit rund 150 Jahren als Zierfisch gehalten. Eine systematische Hochzucht fand aber bisher kaum statt. Im Lauf der Zeit entstanden verschiedene Farbschläge, die in der folgenden Liste nach ihrer Häufigkeit im Handel aufgeführt sind:

blau (blue):
Die Rotanteile sind reduziert, insbesondere der Oberkopf ist blau, das Streifenmuster aber noch vorhanden. Diese Farbform ist häufig im Handel zu finden.

Albino (albino):
Dieser Form fehlen jegliche Blau- oder Braunfärbungen, die Augen sind rot. Je nach Ernährung kontrastieren die roten Streifen stark mit dem weißen Untergrund. Sie ist immer wieder einmal im Handel erhältlich.

völlig rot (all red):
Die Flanken sind je nach Stimmung und Fütterung mehr oder weniger komplett rot ohne Streifung. Blauanteile können aber noch vorhanden sein, etwa auf dem Rücken. Im Handel und auch im Internet wird die Wildform des Makropoden häufig als „rot“ bezeichnet, diese gelegentlich angebotene Form wird zur Abgrenzung dazu auch „Super Red“ genannt.

völlig blau (all blue):
Hierbei handelt es sich um die umgekehrte Entsprechung zu der völlig roten Form. Sie ist nur selten in den Händlerbecken zu finden bzw. es sind eigentlich blaue Tiere, die wenig Carotin in der Nahrung haben, weswegen ihnen rote Streifen fehlen.

Die ersten drei Farbformen entstehen jeweils durch eine rezessive Verlustmutation. Völlig blaue Tiere entstehen aus der rezessiven Kombination des blauen und des völlig roten Farbschlags. Weitere Kombinationen sind möglich. So sollte etwa die Kreuzung von Albinos mit völlig blauen Fischen völlig farblose Tiere ergeben (Quelle: Forumsbeitrag von Karl-Heinz Roßmann). Von der tatsächlichen Durchführung derartiger Kreuzungen ist aber bisher noch nichts bekannt.

IGL 049


   
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(@constantin)
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Im Dezember 2013 wurden einige Wildfänge der genannten Form von einem IGL-Mitglied privat importiert. Der Fundort liegt unmittelbar nördlich des Wolkenpasses in Vietnam. Aktuell sind F1-Nachzuchten abzugeben. Auch auf der Herbsttagung 2014 wird es möglich sein, diese Fische zu erwerben.

IGL 049


   
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(@constantin)
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Auf Facebook ist seit letztem Jahr eine Gruppe präsent, die sich um die Erforschung der Gattung Macropodus vor Ort kümmert. Ihr Name: Wild Paradise Fish Conservation.
Hochwertige Fotos und deren Beschreibungen sind dort auch ohne Facebook-Anmeldung einsehbar.

IGL 049


   
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(@constantin)
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Es ist so gut wie unbekannt, dass auch Makropoden in der Lage sind, für den Menschen wahrnehmbare Geräusche zu erzeugen. Da sie das offensichtlich nur selten und leise tun, wurden diesbezügliche Beobachtungen zwar seit den 1950er Jahren erwähnt, doch das blieb eher anekdotisch. (Angebliche) Aufnahmen von M. opercularis und M. spechti finden sich auf einer Kassette, die dem Buch "Faszinierende Welt unter Wasser" aus dem Jahr 1987 beigefügt war. Dies blieb weitgehend unbeachtet und ich habe davon nur durch das IGL-Forum erfahren (siehe hier).
Doch mindestens ein Mal wurde die Fähigkeit von Makropoden zur Lauterzeugung wissenschaftlichen Kriterien genügend nachgewiesen. Der Artikel dazu ist schon relativ alt, daher ist es wirklich schade, dass dem bisher so wenig Beachtung geschenkt wurde. In Bibliotheken kann der Artikel unter Angabe der folgenden Daten bestellt werden. Universitätsbibliotheken sind dabei in der Regel schneller als Stadtbüchereien, doch diese nehmen normalerweise auch immer Aufsatzbestellungen entgegen.

BISCHOF, C. (1996): Diversity in agonistic behavior of croaking gouramis (Trichopsis vittata, T. schalleri, and T. pumila; Anabantoidei) and the paradise fish (Macropodus opercularis; Anabantoidei) - Aggressive Behavior 22(6), S. 447-455

IGL 049


   
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(@constantin)
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Etwa seit März 2015 scheint das Interesse an Malpulutta zuzunehmen. Im Börsenbereich des Forums wurden mehrfach Gesuche veröffentlicht und auch ein spezialisierter Händler hat mich bereits darauf angesprochen. Wer also Waldbachblüten nachzieht und das hier liest, kann es als Aufruf verstehen. Die Chancen darauf, Nachzuchten loszuwerden stehen zur Zeit offensichtlich gut.

IGL 049


   
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(@constantin)
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Ich bin der einzige, der diesen Stamm noch hatte, aber ich habe mich entschlossen ihn aufzugeben. Diese Entscheidung beruht auf 3 Gründen:

- Die Herkunft dieses Stammes ist bekannt. Der zugehörige Wildbestand ist im Großen und Ganzen stabil.

- Das Merkmal, das diesem Stamm den Spitznamen "Schwarze Tiger" eingebracht hat, ist kein Alleinstellungsmerkmal, sondern in den Wildpopulationen von M. spechti häufig anzutreffen.

- Der Stamm ist schon so lange im Hobby, dass er mittlerweile als Aquarienstamm gelten kann.

In der Liste der Stämme (Macropodus Strains) wird entsprechend angepasst.

IGL 049


   
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(@constantin)
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Hallo!

Das kürzlich erschienene Aqualog NEWS Bookazine Nr. 7 (Herbst 2019) enthält als Titelthema "150 Jahre Paradiesfische im Aquarium". Hier wird die Taxonomie gründlich aufearbeitet. Dabei kommt die ein oder andere Überraschung zutage.
Für alle Freunde der Gattung eine hochinteressante Veröffentlichung und dabei sehr preisgünstig.
Das Buch kann direkt über den Verlag unter animalbook.de bezogen werden.

IGL 049


   
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 emha
(@emha)
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Beiträge: 693
 

Anzufügen ist noch: der Autor des Hauptartikels "Paradiesfische......." ist unser Frank Schäfer

Martin


   
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(@constantin)
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Ja richtig, vielen Dank für die Ergänzung.

Mein Exemplar ist heute angekommen. Schon nach dem ersten Durchblättern kann ich sagen: Ein wahrer Leckerbissen für jeden Makropodenfreund.

IGL 049


   
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(@stefan_l)
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Beigetreten: Vor 8 Jahren
Beiträge: 75
 

Danke für den Tip.
Heute kam es an und dann war's mit anderen Tätigkeiten vorbei bis ich den Artikel durch hatte.
Wirklich empfehlenswert!

Viele Grüße
Stefan IGL 163
Trichogaster chuna, Betta simplex, Pseudospromenus dayi im Juwel Vision 260
Macropodus ocellatus "Shin Hi" im Gartenteich, Macropodus opercularis in Mörtelwanne


   
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(@sven-mueller)
Trusted Member
Beigetreten: Vor 7 Jahren
Beiträge: 56
 

Perfekt, danke für die Info! Habe mir gleich noch das Poster dazu mit geordert, ganz guter optischer Überblick über Macropodus....

Viele Grüße, Sven IGL 1006
Macropodus ocellatus "Wuxi/Taihu Lake" tSM2018
Macropodus hongkongensis "Gutong Village"
Macropodus spechti "Hue"/ Victoriahaus Botanischer Garten Halle


   
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(@madate)
Trusted Member
Beigetreten: Vor 14 Jahren
Beiträge: 51
 

Hi,

ich habe mir das Buch auch bestellt. Ich muss sagen, ich bin schwer begeistert von dem Artikel!
Super interessante Infos!

Gruß,
Mathias

http://siluriphil.schwebekoma.de/


   
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