Hallo Nico,
die Situation für den Verkauf von Apfelschnecken der Gattung Pomacea ist aufgrund der einschlägigen EU-Verordnung vom 10.11.12 denkbar ungünstig geworden.
Artikel 1 erklärt:
"Verbote hinsichtlich der Gattung Pomacea (Perry)
Die Gattung Pomacea (Perry), nachstehend „der spezifizierte Organismus“, darf nicht in die Union eingeführt und nicht in der Union verbreitet werden."
Auch wenn ich kein Spezialist für EU-Recht bin, wird selbst ein Verschenken unter diese Formulierung fallen. Noch ist hieraus noch kein nationales Recht geworden. Dennoch bin ich gespannt, wie unsere Lobby-Arbeit funktioniert, denn die Gefahren, die in Spanien sicherlich bestehen, drohen in den klimatischen Verhältnissen Deutschlands wohl allenfalls einen Sommer lang.
Gruß
Dieter
Hi Dieter,
jepp. Hier der Hinweis zu dem Beschluß der Kommission:
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/Lex ... 017:DE:PDF
Liebe Grüße
Verena
Hallo Dieter,
Weist Du in welchem nationalen Gesetz das umgesetzt wird?
Frage an den Ersteller des Beitrags: ich würde aus dieser Diskussion gerne eine eigene machen, und sie von dem Angebot der M. opercularis abkoppeln. Ist das OK?
Lieben Gruß,
Sonja
Hallo!
Ich habe keine Ahnung von Schnecken, als guter Badener kenne ich tatsächlich nur H. pomatia.
Aber soweit ich weiß, heißen alle Apfelschnecken Pomacea. Das würde dann bedeuten, daß die Haltung und Weiterverbreitung aller Apfelschnecken in der EU verboten wird.
Naja, so lange sie H. pomatia nicht verbieten...
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
..und noch was: Absatz 4!
da werden Regeln für die Verbringung in die EU und den Transport von dauerhaft im Wasser lebenden Pflanzen angekündigt.
Das würde dann alle submers gezogenen Aquarienpflanzen treffen. Auch auf Börsen.
Gruß
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
Hallo,
Sonja mach das.
Und Charly wir könnten uns doch ein neues Hobby suchen; Internationaler Gesetzesblätter Leseclub oder besser Internationaler Getränkeclub für Wein und Bier...!
Gruss Nico
Grüße von
IGL 057
@Charly: Der Witz an der Sache ist, Asolene spixi beispielsweise gehören eigentlich auch zu den Apfelschnecken und futtern auch Pflanzen, sind aber von dem Gesetz nicht betroffen. Pomacea diffusa dafür schon, obwohl die Pflanzen kein Härchen krümmen können (Kiefer zu schwach, die schaffen nur ganz weiches Futter, Wasserlinsen oder Riccia, aber nichts festes).
Mich als bekennenden Schneckenfreak macht das Ganze sehr traurig. Zumal viele Pomacea in unseren Gefilden eh keine Überlebenschancen haben, zumindest nicht länger als die Sommermonate über....mag im Süden anders sein.
Liebe Grüße
Verena
Hallo,
Pomacea canaliculata ist die "härteste" Pomacea was Temperaturen angeht, im natürlichen Verbreitungsgebiet kommt sie bis knapp unter Buenes Aires (34.Brgr)vor. Dort wo auch beispielsweise Corydoras paleatus lebt, die Mittlere Min.Temperatur ist im Juli bei 7,6°C. Weiter nördlich also näher am Äquator in Paso de los Toros am Stausee des Rio Negro 32.Breitengrad in 75m Höhe ist die Absolute Min. Temperatur im Juni -3,5°C (minus!). Übrigens ist sie auch schon in Japan angekommen.
Gruss Nico
Grüße von
IGL 057
Hallo Nico,
ja, was die Super-Rasenmäher angeht, da hast Du absolut recht. Die halten wirklich viel aus, was tatsächlich ein Problem ist/sein kann. Find es trotzdem nicht gut, dass die gesamte Gattung über einen Kamm geschert wird. P. diffusa, die immerhin am meisten verbreitete Apfelschneckenart in der Aquaristik, wäre unter solchen Bedingungen sehr schnell tot. Die rafft es nach kurzer Zeit schon bei 15/16 Grad dahin....
Liebe Grüße
Verena
Hallo,
das "gefährliche" an Pomacea canaliculata ist nur das sie dem Menschen die Nahrung streitig macht, in dem Fall den Reis. Sie will wie alle fressen und überleben.
Aber niemand würde auf die Idee kommen andere Tiere die nach D. eingewandert oder ausgesetzt wurden zu bekämpfen, die dem Menschen nutzen oder nicht schaden zBs.: Karpfen, Zander, Amerikanischer Hundsfisch, Pseudorasbora (parva), Gemeiner Sonnenbarsch, Forellenbarsch, Peledmaräne, Giebel, Aale in der Donau.
Gruss Nico
Grüße von
IGL 057
Hallo Nico,
naja, es ist ja nicht nur die Nahrung der Menschen, die bedroht ist. Mag in manchen Ländern der Hauptgrund sein, aber durch solche Einwanderer verschiebt sich das ganze biologische Gleichgewicht. Einheimische Arten können verdrängt werden und bei einer Art, die sich so gut an die europäischen Verhältnisse anpassen kann, finde ich es durchaus gerechtfertigt, zu schauen ob es noch einzudämmen ist. Die von Dir genannten Arten sind schon so lange in Europa, dass sie schlicht nicht mehr zu bekämpfen sind bzw. die Verschiebung in der Fauna schon gelaufen ist. Aber denk z.B. mal an das Eichhörnchen, unsere europäischen Eichhörnchen werden gerade in immer mehr Gebieten durch amerikanische Grauhhörnchen verdrängt, weil diese keine Winterruhe halten und damit im "Wettbewerbsvorteil" sind. Letztendlich könnte das irgendwann das Aus für die europäischen Eichhörnchen bringen, wieder eine Art weniger... Solche Beispiele könnte man massenhaft bringen.
Und P. canaliculata hat durch ihre extreme Vermehrung schon das Potential, zum Problem zu werden, ganz unabhängig von menschlichem Nutzen oder Schaden. Ob nun aber so ein Verbreitungsverbot die Lösung für ds potentielle (?) Problem ist...nunja. Die ganze Gattung über einen Kamm zu scheren finde ich fragwürdig. Und für die südlichen Regionen der EU wäre z.B. Marisa cornuarietis mindestens genauso gefährlich....
Für die Aquaristik ist das Verbreitungsverbot jedenfalls ein riesiger Verlust.
Liebe Grüße
Verena
Hallo Sonja,
leider weiß ich nicht, in welcher rechtlichen Regelung das landen wird. Meine Sorge richtet sich auf eine Umsetzung in einem Berg von anderen Bestimmungen, so dass das womöglich niemand so richtig wahrnimmt. Und wie wir in letzter Zeit erlebt haben: Abgestimmt ist dann erst mal abgestimmt.
Auf der Seite des VDA habe ich leider nichts gefunden, was auf eine Lobby-Tätigkeit in dieser Richtung deutet. Allerdings hat das Surfen bei mir nicht so richtig geklappt, weil seitenlang nur Links angezeigt wurden.
Gruß
Dieter
Hallo!
Es ist das gleiche Problem wie mit allen Neozoen und Neophyten. Egal ob Halsbandsittich, Apfelschnecke oder Kartoffelkäfer. Die kommen ohne ihre Prädatoren und Parasiten hier an und können erst mal so richtig aufdrehen. Und koten dann "nur" am Heidelberger Hauptbahnhof die Taxis voll(Halsbandsittich) oder verursachen komplette Ernteausfälle(Kartoffelkäfer, Apfelschnecke).
Das Problem liegt natürlich immer in der menschlichen Sichtweise. Und, @Nico, erklär mal einem chinesischen Reisbauern, dem Pomacea die komplette Ernte gefressen hat, daß die Apfelschnecken schließlich auch leben wollen. Auch in Spanien, Südfrankreich, Italien und auf dem Balkan wird Reis angebaut und die Bauern dort sollten sich nicht auch noch mit invasiven Schnecken rumschlagen müssen. Ich könnte mir vorstellen, daß Pomacea in den Reisanbaugebieten der Po-Ebene wie eine Bombe einschlägt. Und bis die natürlichen Feinde der Apfelschnecken, die asiatischen oder afrikanischen Klaffschnabelstörche, in Italien oder Spanien Kolonien aufgebaut haben, wird es eine Weile dauern.
Das Blöde ist, und den Schuh müssen wir uns anziehen, daß die Einschleppung von Pomacea in Spanien ebenso wie die verheerende Vermehrung von Caulerpa taxifolia im Mittelmeer auf die Kappe der Aquaristik geht.
Ein Verbot aller Pomaceen ist zwar den Schneckenfreaks gegenüber hart, aber von keinem Reisbauern, Naturschützer oder Behördenvertreter ist eine genaue Kenntnis der Apfelschnecken über das Gattungsniveau hinaus zu erwarten oder zu verlangen.
Gruß
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos
Hallo Charly,
du hast recht es ist immer von der Sichtweise abhängig. Die Kartoffelpflanze, der Reis, haben strenggenommen hier auch nichts verloren! Und oftmals sind die Predatoren als erste da, wie der Zander die Falbkatze, Rotwangenschmuckschildkröte. Dann dürften wir in unseren Gärten, Parks, Teichen... keine Pflanzen und Tiere mehr halten die nicht "heimisch" sind.
Gruss Nico
Grüße von
IGL 057
Hallo Charly,
das hast Du gut erklaert. Und damit ist auch das ganze rechtliche
Problem dargestellt. Man kann naemlich nicht nur von Reisbauern
in China nicht verlangen, dass sie Molluskologen werden, man
kann es auch nicht von deutschen Zoellnern und Amtstieraerzten.
Die schreckliche Caulerpa wurde nachweislich aus dem alten
aber schoenen Aquarium in Monaco ins Mittelmeer gespuelt.
Aber fuer die Pseudorasboren und Ochsenfroesche und die
exotischen Voegel, liegt die Schuld bei Liebhabern wie uns.
Aber was heisst eigentlich Schuld? Du hast mir dieses wunderbare
Buch von Dawkins geschenkt, in dem er das Leben erzaehlt. Es
handelt auch von Ausbreitung und Verbreitung, von Massen-
entwicklung und vom Aussterben. Und wenn ich ihn verstanden
habe, ist das fruchtbare Rattenpaar, das auf einem treibenden
Baumstamm endlich auch die letzte Malediveninsel erreichte
genau so zu bewerten, wie der Halsbandsittich, dessen
Baumstamm ein unachtsamer oder von Kot und Laerm
gestresster Kaefigvogelfreund war.
Die Ratten auf der Insel werden alles fressen, was sie finden,
sich sprichwoertlich vermehren und fast alles, was bis zu
ihrem Eintreffen auf der Insel lebte, ausrotten. So ist Natur
und nur fuer uns Menschen ist das unbarmherzig bis
bedauerlich. Und wenn es einer kleinen Wasserschnecke
ohne Hirnrindenfalten gelingt, unter reisessenden Menschen
eine Hungersnot auszuloesen, dann ist sie einfach nur
erfolgreich.
Naturwissenschaftlich
betrachtet sind nur Physik und Chemie von Bestand und
die belebte Welt ist in stetem Wandel. Das moegen wir
Menschen, die gern alles regeln und ordentlich haben,
beanstanden. Trotzdem gelten die butterweichen Regeln
von Zufall und Notwendigkeit und, nichts ist schon dagewesen.
Aber Du hast Recht. Auch wenn ich es so gelernt habe
und mich zu dieser Dynamik der Natur bekenne, moechte
mein Bauchgefuehl keine Kanadagaense auf dem Neckar
und es wird mir schlecht, wenn ich an das Aussterben
der Gorillas denke, das gerade in die letzte Runde geht.
Und weiter Apfelschnecken kaufen und pflegen koennen,
das will ich auch.
Konsequente Gruesse