Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta macrostoma

Großmaul Kampffisch, Schönheit von Brunei
REGAN, 1910

Vorkommen

Bekannter natürlicher Lebensraum von Betta macrostoma ist der Oberlauf des Mendaram-Flusses (Sungai Mendaram) im Sultanat Brunei im Norden der großen Sunda-Insel Borneo (Kalimantan).

Wahrscheinlich ist das Verbreitungsgebiet der Großmaul Kampffische jedoch größer als bisher bekannt. Es ist anzunehmen, dass die Fische auch in den Urwaldbergen des nahen malaysischen Staates Sarawak vorkommen, zumal diese Region schon bei der Erstbeschreibung von Betta macrostoma im Jahre 1910 durch C. Tate Regan pauschal als Fundort angegeben wurde. Bei dem bisher sicher bekannten Lebensraum von Betta macrostoma handelt es sich um ein Bergbachsystem in einer äußerst reizvollen Urwaldlandschaft, welche Axelrod 1982 als „Jungle Paradise“ beschrieb. In relativ rasch fließenden Gewässern mit kleinen Wasserfällen finden sich immer wieder Bachabschnitte (meistens bis etwa 2 Meter tiefe Felswannen mit reichlich Versteckmöglichkeiten) in denen die Strömung geringer ist. (Wassertemperatur etwa 24 Grad, Härte nicht messbar, pH – Wert 5,6). Mitbewohner sind vor allem Garnelen (Macrobrachium), die den Kampffischen wahrscheinlich als Nahrungsgrundlage dienen.

Beschreibung

Herbert Axelrod nannte die prächtig gefärbten Fische, als er sie 1982 in die Aquaristik einführte, voller Begeisterung „Brunei Beauty“ (Schönheit von Brunei).
Von Dr. Jörg Vierke stammt der, für den deutschen Sprachgebrauch eingeführte, Name „Bunter Kampffisch“. Die Fische dürften eine Länge von etwa 12 –14 cm erreichen, meist sind sie mit ca. 8cm ausgewachsen. Ihr auffallend großes Maul führte zu der Bezeichnung macrostoma (= großmäulig) durch den Beschreiber Regan und den weiteren deutschen Namen Großmaul Kampffisch.

Die Färbung von Betta macrostoma ist sehr variabel. Beim Fang in ihren Heimatgewässern zeigen offensichtlich nur dominante Männchen eine prächtige Färbung. Diese finden sich in tieferen Gewässerzonen mit entsprechenden Versteckmöglichkeiten. Männliche Fische aus flachen Bachbereichen sind meistens weniger intensiv gefärbt – eine gedeckte Färbung dürfte hier zur Tarnung gegenüber Beutegreifern überlebensnotwendig sein. Männliche Betta macrostoma können in faszinierenden Farben förmlich erglühen – vor allem bei der Balz und in aggressiver Stimmung. Die Körperseiten und die Bauchregion sind dann fast blutrot, die rote Afterflosse ist schwarz gesäumt. Die Schwanzflosse zeigt schwarze, gelbe und rote Bänder und in der hellen Rückenflosse findet sich ein rot umrandeter, glänzend schwarzer Fleck. Die Brunei – Beauties dürften überhaupt zu den farbenprächtigsten Süßwasserfischen gehören. Jungtiere und weibliche Fische sind einfacher gefärbt, sie zeigen meistens auf einer hellen Grundfärbung zwei dunkle Längsstreifen.

Haltung

Schon wegen ihrer Seltenheit sollten diese Fische in Artenbecken gehalten werden, welche so geräumig wie möglich sein sollten (Beckenlänge mindestens 80 cm). Da das Wasser in der bergigen Urwaldheimat der Fische sehr weich und sauer und deshalb extrem arm an potentiell krankheitserregenden Mikroorganismen ist, muss eine signifikant erhöhte Empfindlichkeit der Tiere gegenüber Infektionen angenommen werden (was viele Erfahrungsberichte von Aquarianern bisher auch bestätigen). Der Qualität des Wassers sollte daher besondere Sorgfalt gewidmet werden (Wassertemperatur 24 bis 25°C, pH Wert 5,5 bis 6, unter 5° dGH und konsequente, möglichst biologische Filterung sowie mittelstarke Oberflächenströmung). Die Fische fressen jegliches Lebendfutter, das sie bewältigen können, weniger gern auch Frostfutter. Da die Fische ausgezeichnete Springer sind, müssen die Aquarien pefekt abgedeckt werden.

Verhalten

Betta macrostoma sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Balz und Paarung ähneln der anderer maulbrütender Bettaarten. Nachdem das Weibchen den Laich nach der Befruchtung von der Afterflosse des Männchens ins Maul aufgenommen hat, übergibt es diesen – anders, als andere maulbrütende Bettaarten – dem Männchen direkt in das Maul. Dabei stehen sich die Fische Maul an Maul gegenüber. Oberflächlich betrachtet erinnert dieses Ritual der Eiübergabe an ein Küssen.

Zucht

Nach der Ei-Übergabe bewacht das weibliche Tier ihren Partner anscheinend über die gesamte Zeit der Maulbrutpflege, welche etwa zwei Wochen bis vier Wochen dauert. Die etwa 20 bis 40 Jungfische werden zum Teil über Tage verteilt aus dem Maul des Männchens entlassen. Sie sind etwa 7 bis 9 Millimeter lang und leben zunächst sehr versteckt. Bald nehmen sie die für junge Betta macrostoma typische Längsstreifung an. Ihre Aufzucht mit kleinem Lebendfutter ist einfach. Nach etwa 6 Monaten werden sie geschlechtsreif. Ein Problem bei der Vermehrung der Großmaul Kampffische ist zweifellos das Durchhaltevermögen der Männchen beim Maulbrüten. Die Tiere laichen problemlos und oft ab, und nach einigen Tagen ist das Maul wieder leer, der Laich verschluckt. Wildfänge lassen sich bei artgerechter Haltung meistens noch ohne besondere Schwierigkeiten vermehren, bei den Folgegenerationen wird es dann oftmals problematisch.

Besonderes

Betta macrostoma stehen seit 1996 auf der roten Liste gefährdeter und bedrohter Arten, der IUCN Red List of Threatened Species. Dies sollte ein besonderer Anlass zum sorgfältigen und verantwortungsbewussten Umgang mit diesen aquaristischen Raritäten sein. Aus den bisher bekannten heimatlichen Gewässern im Sultanat Brunei ist ein wesentlicher Nachschub an Wildfängen von Betta macrostoma nicht zu erwarten. Die bergige Dschungelregion mit ihren reizvollen Gewässern wird insbesondere an Wochenenden von Erholungsuchenden aus der nicht fernen Küstenstadt Seria frequentiert. Lebensräume der Fische in dem malaysischen Staat Sarawak sind sicherlich durch die dort verbreitete, großflächige Brandrodungen mit anschließender Anlage von Kautschuk- und Ölpalmenplantagen stark bedroht bzw. erloschen.

Gute Informationen vom Fundortbiotop und zur Nachzuchtproblematik bietet der Artikel vorn Dr Günter Ettrich in der DATZ.

Autor

Dr. Günter Ettrich, 26.04.2010

Literatur

Jens Kühne, Kalimantan III – im Lebensraum von Betta macrostoma, Der Makropode 2020/2

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