Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

Telefon: +49 152 28868116 | E-Mail: gf@igl-home.de

Betta rubra

Roter Sumatra-Kampffisch / Toba betta
PERUGIA, 1893

Vorkommen

Betta rubra kommt mit mehreren Populationen im Nordwesten der Insel Sumatra vor. Der Verbreitungsschwerpunkt ist in den Provinzen Aceh und Sumatra Utara. Besiedelt werden Gewässer, die in den Indischen Ozean entwässern.

Die Art bewohnt neben typischen Schwarzwasserbiotopen auch kleine Fließgewässer, die Klarwasser führen. Die meisten dieser Gewässer weisen keine oder nur wenig Unterwasservegetation auf. Die Kampffische halten sich vermutlich vornehmlich in den reichlich vorhandenen Falllaubansammlungen und in den in die Gewässer hineinragenden Pflanzenwurzeln auf.

Im Toba See (vgl. englischer Trivialname), dem in der Erstbeschreibung genannten Typusfundort, kommt die Art jedoch nach aktuellem Kenntnisstand nicht vor.

Beschreibung

Die Art hat einen schlanken, walzenförmigen Körper, bei einer maximalen Gesamtlänge von etwa 6-7 cm. Im generellen Habitus ähnelt Betta rubra den anderen Arten der Betta foerschi-Artengruppe, zeigt jedoch auch oberflächliche Ähnlichkeiten zu den schaumnestbauenden Arten der Betta coccina-Artengruppe. Die unpaaren Flossen sind bei den Männchen der gegenwärtig am häufigsten verfügbaren Form, ‘Aceh Besar‘, deutlich verlängert. Insbesondere die mittleren Strahlen der Schwanzflosse sind bei ‘Aceh Besar‘ Tieren lang ausgezogen. Es gibt jedoch auch Populationen mit runder Schwanzflosse, bei denen sich die Flossen zwischen Männchen und Weibchen nicht gravierend unterscheiden.

Im Unterschied zu den anderen Arten der Betta foerschi-Artengruppe ist die dominante Farbe bei Betta rubra nicht blau, braun, schwarz oder grün, sondern – wie der Name schon sagt – rot (ruber: lateinisch für rot). Je nach Stimmung, können sämtliche Flossen und große Teile des Körpers in einem kräftigen Rot erscheinen. Die Flossen besitzen einen irisierenden Saum, der je nach Lichteinfall golden, silbrig oder bläulich erscheint.

Die Körpergrundfärbung des Männchens ist stimmungsabhängig ein blasses Rosa, ein dunkles, metallisches Moosgrün, oder ein rötliches Braun. Darauf zeigen Männchen vier bis neun senkrechte leuchtend rote Flankenflecke, welche je nach Stimmung blass in die Körpergrundfarbe auslaufen, oder aber durch dunkle Zwischenräume sehr kontrastreich zum Vorschein treten. Auf der Kopfoberseite und den Wangen befinden sich zahlreiche kleine schwarze Flecke, welche im Alter jedoch zunehmend verblassen. Der Kiemendeckel trägt stimmungsabhängig einen roten vertikalen Streifen. Die Unterkieferzeichnung besteht aus einer schwarzen Zeichnung in Form eines Stierkopfes, die von den Augen kommend über die Backen zur Kehle („Hörner“) und dann längs der Kehle verläuft („Kopf“). Ein etwa pupillengroßer, schwarzer Fleck hinter dem Auge, sowie ein weiterer, etwa dreimal so großer, schwarzer Fleck befinden sich auf den Kiemendeckeln. Die Iris ist innen golden, außen rot.

Die Grundfarbe des Weibchens ist ein grünlich wirkendes, manchmal leicht schimmerndes Braun. Je nach Stimmung wird eine einheitliche Körperfarbe, oder aber ein deutlicher dunkelbrauner Längsstreifen, der oben und unten von hellbraunen Bereichen abgegrenzt wird, gezeigt. Dieser Streifen ist vor allem bei sexuell aktiven Weibchen kontrastreich. Die Kiemendeckelstreifen sind oft nur angedeutet und haben eine goldene Farbe mit einem Hauch ins rötliche, teils einen rötlichen Rand. Die Kopfoberseite ist dunkel und ohne, bzw. mit nur wenigen schwarzen Flecken. Die Gesichtszeichnung entspricht in etwa der des Männchens, ist jedoch weit weniger kontrastreich und weniger farbintensiv. Mehr oder weniger deutlich zu erkennen ist bei geschlechtsreifen Weibchen die weiße Genitalpapille, welche kurz vor dem Ansatz der Afterflosse aus dem Körper tritt.

Männchen sind normalerweise deutlich farbintensiver als Weibchen, welche in Normalfärbung das dunkelbraune Längsband auf hellbraunem Grund zeigen. In Schreckfärbung und bei nicht ausgewachsenen Tieren ist die Geschlechtsunterscheidung dagegen nicht einfach. Das sicherste Merkmal ist die Genitalpapille. Bei weiblichen Tieren ist diese stumpf und steht auch bei nicht laichenden Tieren leicht vor, während sie bei Männchen spitz ist und nur während des Ablaichens sichtbar wird. Weiterhin haben Männchen, auch in Schreckfärbung, eine deutlichere schwarze Fleckenzeichnung am Kopf.

Haltung

Betta rubra eignet sich hervorragend für die Haltung im Aquarium und kann auch dem Anfänger in die Labyrinthfischaquaristik ohne Vorbehalt empfohlen werden. Die Art lässt sich sowohl als Paar, als auch als Trio (2 Männchen / 1 Weibchen) als auch in der Gruppe halten. Wenn irgendwie möglich ist Gruppenhaltung anzustreben. In der Gruppe zeigen die Tiere sehr viel mehr von ihrem natürlichen Verhalten und sind kein bisschen scheu. Hält man mehrere Männchen zusammen mit mehreren Weibchen, so ist das numerische Geschlechterverhältnis nebensächlich. Ein 60 cm Standard-Aquarium reicht zur Haltung einer Gruppe völlig aus. Das Becken kann mit Wurzeln und Steinen so eingerichtet werden, dass Verstecke entstehen. Eine Bepflanzung ist gut möglich, und sollte weitere Versteckplätze schaffen. Wenn man möchte, kann man die Einrichtung mit etwas Eichen- oder Buchenlaub komplettieren. Eine teilweise Schwimmpflanzendecke hat sich bewährt, sie nimmt den Fischen ihre anfängliche Scheu. Genügend freier Schwimmraum gibt den Tieren die Möglichkeit zu imponieren. Eine leichte Strömung schadet nicht.

Zu den Wasserparametern gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Formen mit runder Schwanzflosse im männlichen Geschlecht scheinen weiches (KH <4 und GH <10) und saures Wasser (pH < 7) zu bevorzugen, und zeigen schöne Farben nur in huminstoffreichem Schwarzwasser, welches auch für die Zucht nötig ist. Die gegenwärtig häufigste Form ‘Ache Besar‘ ist dagegen anspruchslos hinsichtlich der Wasserwerte und vermehrt sich auch bei pH 8 und GH 18. Bezüglich der Wassertemperaturen ist Betta rubra nicht wählerisch und fühlt sich bei 22-26 °C wohl. Generell scheint die Art aus eher kühleren Gewässern zu stammen. Die Form ‘Aceh Besar‘ lässt sich gut bei Raumtemperatur halten. Ab 28°C zeigen die Tiere deutlich Unwohlsein durch reduzierte Bewegungen und blasse Farben an, bei 18°C dagegen sind sie sehr lebhaft und farbig.

Die Tiere mögen Frischwasser, ein häufiger Teilwasserwechsel ist anzuraten und fördert sichtlich das Wohlbefinden.

Hinsichtlich der Ernährung ist die Art nicht wählerisch, jegliches Futter passender Größe wird gefressen, egal ob es sich um Lebend-, Frost- oder Trockenfutter handelt. Die Art ist ein guter Fresser, man sollte sparsam füttern und regelmäßige Fastentage abhalten, oder es besteht die Gefahr, dass insbesondere die Männchen zusehends verfetten.

Betta rubra ist eine ausgesprochen friedliche Art. Die Männchen imponieren zwar regelmäßig, dies dient dem Herstellen der Rangordnung, aber führt nur selten zu Verletzungen. Echte Beschädigungskämpfe sind extrem selten.

Am besten hält man die Art im Artbecken, eine Vergesellschaftung mit friedlichen und nicht zu großen Fischen ist jedoch problemlos möglich. Man sollte nur darauf achten, dass eventuelle Gesellschaftsfische schnelle Fresser sind, da sie sonst leicht bei der Fütterung zu kurz kommen. Von einer Vergesellschaftung mit kleinen, zarten Labyrinthfischen (Prachtguramis, Betta albimarginata, Betta imbellis, Betta coccina-Artengruppe) ist abzuraten, diese werden von den lebhaften Betta rubra unterdrückt. Ebenso sind kleinen und zarte Arten, wie Boraras, nicht geeignet, da diese gefressen werden. Das Gleiche gilt für kleine Garnelen und Schnecken.

Zucht

Unter oben genannten Umweltbedingungen werden die Tiere schon bald nach der Geschlechtsreife mit der Vermehrung beginnen. Der Laichvorgang verläuft wie bei den anderen Arten aus der Betta foerschi-Artengruppe (siehe Betta foerschi). Nach etwa 12-18 Tagen, in Abhängigkeit der Wassertemperatur, entlässt das Männchen die Jungen aus dem Maul. Im Schnitt sind dies etwa 30-50 Junge pro Wurf, große Männchen können bis zu 80 Jungfische austragen. Da die Art ihrem Nachwuchs nachstellt, kommen im Haltungsbecken nur bei sehr dichter Bepflanzung und der Zufütterung von Artemia-Nauplien hin und wieder wenige Jungfische auf. Für die planmäßige Vermehrung sollte das tragende Männchen vorsichtig, ohne es aus dem Wasser zu nehmen, in ein separates Becken oder einen Einhängekasten separiert werden, wo es seine Jungen in Ruhe austragen kann. Die Jungfische werden über einen Zeitraum von 2-3 Tagen entlassen. In dieser Zeit frisst das Männchen die Jungen noch nicht.

Die Jungen sind, wie bei Maulbrütern üblich, weit entwickelt und können sofort mit Artemia-Nauplien gefüttert werden.

Jungfische von Betta rubra sind gegenüber Piscinoodinium etwas anfällig, stabile Wasserwerte, eine gute Wasserqualität durch regelmäßige Wasserwechsel, sowie eine gute Fütterung sollten hier jedoch vorbeugend wirken. Unter diesen Bedingungen wachsen die Jungen rasch und können bereits nach 4 Monaten geschlechtsreif sein. Es fällt auf, dass bereits halbwüchsige Tiere von ca. 3,5 cm Länge beginnen sich fortzupflanzen. Gerade in dieser kleinen Größe ist die Form ‘Aceh Besar‘ regelrecht fortpflanzungswütig und möglicherweise der am einfachsten zu züchtende Betta.

Die Männchen von Betta rubra tragen ihre Jungen sehr zuverlässig aus, sollten aber nach der Brut einige Zeit separat gefüttert werden. Sonst kann es passieren, dass sie sich nach dem Entlassen der Jungen direkt wieder paaren, was den Männchen sehr zusetzen kann. Im Extremfall stirbt das Männchen, weil es lieber verhungert, als seine Brut zu fressen. Man kann dem Vorbeugen, in dem man die Weibchen während der Tragzeit des Männchens nur sehr sparsam füttert.

Besonderes

Von Betta rubra sind verschiedene Formen in die Aquaristik gekommen. Die ab ca. 2008 verfügbaren Tiere stammten vermutlich aus Schwarzwasser, während die sich seit ca. 2014 durchsetzende Form ‘Aceh Besar‘ (teilweise auch ‘Banda Aceh Spade Tail‘ genannt) den Haltungserfahrungen nach zu urteilen aus Klarwasser stammt. Im Schwarzwasser vermehrt sich diese Form nicht gut und zeigt nur blasse Farben.

Betta rubra ist eines der nicht so seltenen Beispiele einer verschollenen geglaubten Art, die wiederentdeckt wurde. Die Art wurde bereits 1893 wissenschaftlich beschrieben, und war für über ein Jahrhundert nur von konservierten Exemplaren bekannt verschollen. In der Zwischenzeit glaubte man, dass der Name Betta rubra ein älteres Synonym zu Betta imbellis sei. Teilweise wurde auch Betta picta für Betta rubra gehalten. Zur Konfusion trug sicher bei, dass die Typenserie aus dem Toba See, einem Kratersee, stammen soll. Diese Ortsangabe muss sich nach heutiger Kenntnis auf Gewässer, die vom Toba in den Indischen Ozean entwässern, bezogen haben. Im Jahr 2005 wurde Betta rubra schließlich wiederbeschrieben. Nach ihrer Wiederentdeckung wurde die Art ab ca. 2008, zuerst zu astronomisch hohen Preisen, in der Aquaristik verfügbar. Inzwischen hat sich die Art jedoch gut in der Aquarisitk etabliert.

Gegenwärtig wird Betta rubra der Betta foerschi-Artengruppe zugeordnet, welcher sie im Fortpflanzungsverhalten nach aquaristischen Beobachtungen auch am meisten gleicht. Möglicherweise muss Betta rubra aber zusammen mit der 2013 beschriebenen Art Betta dennisyongi, ebenfalls aus Nordwest Sumatra, in eine eigene Artengruppe gestellt werden, da es Unterschiede zur ansonsten sehr homogenen Betta foerschi-Artengruppe gibt. Betta dennisyongi unterscheidet sich nur wenig von Betta rubra. Das Verbreitungsgebiet schließt sich direkt nördlich an das Verbreitungsgebiet von Betta rubra an und erstreckt sich über den größeren Teil der Provinz Aceh. Möglicherweise beziehen sich manche Angaben zu nördlichen Habitaten von Betta rubra in der Provinz Aceh auch auf Tiere, die gegenwärtig als Betta dennisyongi anzusprechen sind.

Autor

Richard Brode (10.08.2010), überarbeitet von Dr. Michael Staab (14.01.2024)

Literatur

Dieke H (2019) Der Rote Sumatra-Kampffisch von Banda Aceh – ein Phantom bekommt ein Gesicht. Amazonas 15(6): 32–37.

Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.

Nur FM, Batubara AS, Fadli N, Rizal S, SitiAzizah MN, Muchlisin ZA (2022) Diversity, distribution, and conservation status of Betta fish (Teleostei: Osphronemidae) in Aceh waters, Indonesia. The European Journal of Zoology 89(1): 142–151.

Perugia A (1893) Di alcuni pesci raccolti in Sumatra dal Dott. Elio Modigliani. Annali del Museo Civico di Storia Naturale Giacoma Doria, Genova 13: 241–247.

Schindler I, van der Voort S (2011) Re-description of Betta rubra Perugia, 1893 (Teleostei: Osphronemidae), an enigmatic fighting fish from Sumatra. Bulletin of Fish Biology 13 (1/2): 21–32.

Tan HH (2013) The identity of Betta rubra (Teleostei: Osphronemidae) revisited, with description of a new species from Sumatra, Indonesia. The Raffles Bulletin of Zoology 61(1): 323–330.

Tan HH, Ng PKL (2005) The fighting fishes (Teleostei: Osphronemidae: Genus Betta) of Singapore, Malaysia and Brunei. The Raffles Bulletin of Zoology Supplement 13: 43–99.

Tan HH, Ng PKL (2005) The labyrinth fishes (Teleostei: Anabantoidei, Channoidei) of Sumatra, Indonesia. The Raffles Bulletin of Zoology Supplement 13: 115–138.

Informationsblatt

No Comments

Post a Comment