Betta foerschi
Vorkommen
Indonesien: Mentaya-Fluß-System, 250 km nordwestlich von Banjarmasin, Süd-Borneo in Sumpfwäldern.
Am Grund von beschatteten Schwarzwassertümpeln zwischen Falllaubansammlungen
Beschreibung
Betta foerschi erreicht 7 – 8 cm Gesamtlänge, wobei Weibchen etwas kräftiger gebaut sind und 1 cm kleiner bleiben als die Männchen.
Weibchen sind am Körper flächig braun gefärbt und bekommen bei Balz und Ablaichen einen moosgrünen, matten Glanz. Der Körper zeigt dann einen Aalstrich über die komplette Körperlänge auf dem Rücken und hellere Querstreifen. Die Kiemendeckel zeigen zwei golden leuchtende Streifen, die in der Normalfärbung durch dunkle Punkte unterbrochen sind und bei Erregung auch rötlich leuchten können.
Männchen sind am Körper uni braun gefärbt und bekommen in Prachtfärbung einen kräftigen Glanz, je nach Lichteinfall grün bis türkis. Der Kopf zeigt dann zwei kräftig rot leuchtende Kiemendeckelstreifen. Die Schwanzflosse ist bei beiden Geschlechtern abgerundet.
Haltung
Die Haltung und Vermehrung sollte paarweise in Aquarien ab 54 Liter erfolgen. Betta foerschi kann in Gruppen gehalten werden, benötigt allerdings dann größere, verkrautet gestaltete Aquarien ab 100 cm Kantenlänge. Das Aquarium sollte eine Schwimmpflanzendecke aufweisen, hierzu bieten sich Salvinia und Sumatrafarn an. Das Aquarium kann bepflanzt werden mit Javamoos und Javafarn. Einrichtungsgegenstände wie Moorkienhölzer dienen zur Strukturierung und Dekoration. Der Bodengrund sollte mit Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein.
Das Wasser muss sauber, weich (KH 0-3°) und sauer (pH 4,5-5,5), Temperatur eher kühl um 22-24°C sein.
Betta foerschi ist problemlos zu ernähren. Selbst Jungtiere schnappen nach allem, was von der Oberfläche herabsinkt, so dass mit Granulatfutter oder Frostfutter gefüttert werden kann, wenn Lebendfutter knapp ist. Eine Ernährung mit Lebendfutter ist allerdings vorzuziehen. Geeignet sind ausgewachsene Artemia, weiße- und schwarze Mückenlarven, Daphnien und kleine Regenwürmer. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sparsam und sporadisch gefüttert werden. Erwachsene Tiere können nur jeden 2. Tag gefüttert werden und zeitlich begrenzte Nichtfütterung schadet nicht. Gerade Weibchen neigen bei zu guter Fütterung schnell zur Verfettung, welche zu Trägheit führt. Weibchen sollte man in der Zeit, während das Männchen brütet, generell nicht füttern, es besteht sonst die Gefahr, dass das Männchen durch laufende Folgebruten verhungert.
Verhalten
Betta foerschi sind ruhige Kampffische, die innerartlich außerhalb der Fortpflanzungszeit meist kein aggressives Verhalten zeigen. Einzelne Tiere, insbesondere adulte Männchen können jedoch aggressiv sein und unterlegene Tiere jagen. Ein gut harmonierendes Paar lebt allerdings äußerst harmonisch zusammen und sucht ständig den Kontakt zueinander.
Wenn sich zwei geschlechtsreife Männchen begegnen, drohen sich die Kontrahenten mit gespreizten Flossen und abgestellten Kiemendeckeln in Prachtfärbung. Durch Körper- und Flossenschlagen wird dem Gegner die eigene Stärke demonstriert.
In Laichstimmung erkennt man bei dem Weibchen Laichstreifen, die sich als hellbraune Querstreifen deutlich abzeichnen. Sie ist auch diejenige, die die Balz eröffnet, indem sie das Männchen bedrängt. Daraufhin imponiert das Männchen mit abgespreizten Kiemendeckeln und Kehlsack an und die roten Kiemendeckelstreifen leuchten extrem. Zur eigentlichen Paarung zieht sich das Paar in einen ruhigeren Bereich des Beckens zurück. Das Männchen umschlingt das Weibchen ringförmig und dreht es dabei auf den Rücken. Dieses wird zum Beginn des Laichaktes einige Male trainiert, bevor es zur eigentlichen Abgabe der Geschlechtsprodukte kommt. Die Scheinpaarungen dienen dazu, dass sich das Paar synchronisiert, um eine bestmögliche Befruchtung zu erzielen. Gelingt es dem Männchen das Weibchen perfekt zu umschlingen, fällt das Weibchen in eine Laichstarre, während der sie 1-4 Eier abgibt. Das Weibchen verbleibt einen Moment in dieser Starre und sinkt zu Boden, während das Männchen beginnt, die auf dem Bauch des Weibchens liegenden oder herabrieselnden Eier einzusammeln (hierin liegt eine Analogie zu den schaumnestbauenden Kampffischen). Wenn das Weibchen aus der Starre erwacht, bevor das Männchen alle Eier eingesammelt hat, beteiligt sie sich an der Suche und dem Einsammeln der Eier. Wenn sie ein Ei findet, nimmt sie es ins Maul, um es dem Männchen daraufhin vorzuspucken. Das Männchen sammelt 24 bis 60 Eier in seinem Maul. Maulbrütende Männchen verblassen und ziehen sich in Verstecke zurück. Der Schlupf erfolgt nach 2-3 Tagen, die Larven verbleiben im Maul des Männchens für weitere 10-12 Tage, zehren dort ihren Dottersack auf und werden vom Männchen nach insgesamt durchschnittlich 15 Tagen als fertige kleine Jungfische aus dem Maul entlassen. Eine weitere Brutpflege wird nicht ausgeübt, die Jungfische werden in der Regel jedoch nicht aktiv verfolgt.
Zucht
Aus den Rahmenbedingungen des natürlichen Vorkommens abzuleiten sind die Voraussetzung zur Vermehrung: Weiches, saures Wasser (pH 4-5), Temperatur 25°C.
Paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium mit bester Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass das Paar regelmäßig ablaicht. In gut verkrauteten Aquarien, kommen so immer wieder Jungfische hoch. Zur effektiveren Nachzucht, empfiehlt es sich, das Männchen kurz vor dem entlassen der Jungbrut in einen Ablaichkasten oder gleich in ein Aufzuchtbecken zu setzen und die Brut separat aufzuziehen.
Besonderes
Betta foerschi steht phyllogenetisch zwischen schaumnestbauenden und den klassischen, maulbrütenden Betta. Man nahm ursprünglich an, es würde sich bei Betta foerschi um einen schaumnestbauenden Kampffisch handeln, da Körper- und Kopfform darauf schließen lassen. Tatsächlich lassen sich im Ablaichverhalten viele Parallelen zu schaumnestbauenden Arten erkennen.
Betta foerschi, Betta mandor und Betta strohi sowie weitere geringfügig abweichende Fundortformen bilden eine Gruppe von sehr nahe verwandten Formen, deren Artstatus m. E. nicht unstrittig sein dürfte. Bis zur Beschreibung im Jahre 2006 durch Tan & Ng, wurde Betta mandor noch als Betta foerschi „Mandor“ bezeichnet. Eine Fundortform von Sukamara wurde 1989 durch Schaller & Kottelat (in der festen aber offenbar irrtümlichen Annahme es handele sich um schaumnestbauende Betta) als Betta strohi beschrieben; dabei handelt es sich jedoch möglicherweise um ein Synonym von Betta foerschi.
Bekanntermaßen gehören unsere Kampffische den Labyrinthfischen an. Diese Fische haben ein, die Kiemenatmung ergänzendes Atmungsorgan entwickelt, welches sie in die Lage versetzt atmosphärische Luft zu atmen. Man meinte, dass dieses Labyrinthorgan eine Anpassung an warme, sauerstoffarme Gewässer darstellt und den Fischen ermöglicht bei sehr hohen Temperaturen zu überleben. Dieser Aspekt hat für Kampffische jedoch kaum Bedeutung, vielmehr ist die Labyrinthatmung bei ihrer fast als „amphibisch“ zu bezeichnenden Lebensweise von Vorteil, da bei Austrocknung der Pfütze, Versiegen der Nahrung bzw. des Wasserzuflusses oder aggressiver Konkurrenz sicherlich häufig ein nächtlicher Umzug über Land erforderlich ist. Der lebensrettende Sprung in eine schattigere Pfütze erschließt einen neuen Biotop. Das erklärt auch die Neigung vieler Kampffische, sich bei Störungen per Sprung aus dem Aquarium zu verabschieden. Wichtig ist daher eine absolut dichte Abdeckung des Aquariums, da Kampffische jede kleinste Lücke zum Herausspringen nutzen.
Der Artname ist ein Widmungsname zu Ehren von Dr. Walter Foersch, der die Fische erstmals nachwies.
Autor
Carmen Scharschmidt, 14.03.2010
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