Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Parosphromenus filamentosus

Faden-Prachtzwerggurami
VIERKE, 1981

Vorkommen

Indonesien/Kalimantan Selatan (Borneo)/ terra typica: Umgebung der Stadt Banjarmasin.

Parosphromenus filamentosus stammt aus dem indonesischen Teil Borneos. Als Lebensraum werden schwach fließende, weiche und klare Gewässer von teebrauner Farbe und einem PH-Wert von 5,0 – 5,5 angegeben.

Beschreibung

Parosphromenus filamentosus ist ein relativ kräftig gebauter, gut identifizierbarer Prachtgurami. Die Art kann eine Gesamtlänge (ohne Filament) von 4 cm erreichen. Die lanzettförmige Schwanzflosse mit im männlichen Geschlecht lang ausgezogenem Filament (Name) in Verbindung mit einer rauchig düster wirkenden Prachtfärbung ist kaum zu verwechseln. In Pracht sind die unpaaren Flossen der Männchen weiß gesäumt. Das äußerste Band ist schwarz, die innerhalb angrenzenden Zonen (keine Bänderungen) sind rot bis rotbraun, häufig auch türkis überlagert. Die Schwanzflosse zeigt eine rote, flammenförmige Zeichnung mit transparent bzw. irisierender Begrenzungszone. Auffällig ist auch hier die Varianz der rot- türkisen Färbungsanteile. Die Bauchflossen sind türkisschwarz mit dunklen Filamenten. Bei ausgewachsenen Weibchen kann sich ebenfalls ein kurzes Filament entwickeln, so dass sie bei flüchtigem Hinsehen für farblose männliche Tiere gehalten werden können.

Haltung

Für eine erfolgreiche Haltung und (extensive) Vermehrung steht auch bei Parosphromenus filamentosus eine geeignete Wasserqualität an erster Stelle: Weich, sauer und keimarm muss es sein. Sauberes Regenwasser, Umkehr- Osmosewasser o.ä., das einige Tage mit ungedüngtem(!) Schwarztorf angesetzt oder durch eine Torfkanone geschickt wurde, bietet hier gute Voraussetzungen. Dazu kommt ein regelmäßiger Wasserwechsel, z.B. sollte spätestens alle 14 Tage etwa ein Drittel des Haltungswassers durch geeignetes Frischwasser ersetzt werden.

Die Unterbringung erfolgt am besten paarweise in kleinen Artaquarien ab 25 Liter Inhalt an einem ruhigen Standort, Haltungstemperatur: 25°C. Es ist vorteilhaft, das Aquarium um 90° verdreht, also mit einer Seitenscheibe nach vorne, aufzustellen. Dadurch vergrößert sich der Rückzugsraum und die Tiere fühlen sich erfahrungsgemäß sicherer. Eine langsame Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche, Filterung evtl. über Torfgranulat) ist zweckmäßig, denn auch die Heimatgewässer der Prachtguramis weisen immer eine geringe Strömung auf. Einige Versteckmöglichkeiten aus Moorkienholz und etwas Deckung von oben in Form einiger Schwimmpflanzen (Salvinia, Cetatophyllum) geben den Tieren Struktur und Sicherheit. Der Bodengrund kann mit etwas (kalkfreiem) Sand und wenigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Genügend freier Schwimmraum ist ebenfalls vorzusehen. Eine Überfüllung mit Einrichtungsgegenständen und organischem Material sollte vermieden werden, da hierdurch Kontrolle und Reinigung des Aquariums erschwert werden und es zu einer Überlastung der vergleichsweise winzigen Wassermenge mit Abbauprodukten kommen kann.

Die Vergesellschaftung mit anderen Fischen ist möglich, z.B. mit kleinen Boraras-Arten. Ich habe hier sehr gute Erfahrungen mit Boraras brigittae gemacht.

Parosphromenus filamentosus muss mit Lebendfutter ernährt werden, da die Fische kein totes Futter annehmen. Artemia (sparsam, da Artemia nach einigen Stunden abstirbt und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bietet), Moina oder Cyclops sowie kleine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sporadisch und dann sparsam gereicht werden.

Krankheiten: Trotz bester Wasserverhältnisse kann Oodinium auftreten. Hier sind Medikamente mit dem Wirkstoff 2-Amino-5-Nitrothiazol zum Glück sehr wirksam. In schlechtem, belastetem Wasser treten manchmal bakterielle Erkrankungen auf, die oft unerkannt bleiben und über Nacht zum Tode führen können.

Verhalten

Da ich Parosphromenus filamentosus in der Natur noch nicht beobachten konnte, muss ich mich auf die Beschreibung der allgemein für Parosphromenus-Arten bekannten Verhaltensmuster und auf Aquarienbeobachtungen beschränken. Allerdings hatte ich Gelegenheit, Parosphromenus rubrimontis im natürlichen Habitat aufzusuchen. Da meine Beobachtungen an dieser Art sich mit den Beschreibungen zum Verhalten anderer Arten grundsätzlich decken, wage ich zu vermuten, das Parosphromenus filamentosus hier keine wesentliche Ausnahme macht.

Paros sind keine Oberflächenfische oder Freischwimmer, sondern suchen stets schützende Strukturen wie überhängende Grasnarben oder flutende Wasserpflanzenpolster in mittleren Wassertiefen auf. Hier finden sie sich an ruhigen, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen zu kolonieähnlichen Gefügen zusammen. Eine Vielzahl kleiner Garnelen in allen Größenstadien bildet die Nahrungsgrundlage. Zur Vermehrung separieren sich die Männchen und besetzen kleine Reviere mit Höhlungen im Bodensubstrat oder in der Uferböschung. Schon ein gewelltes Blatt oder ein Algenpolster kann als Behausung dienen, in der dann ein mehr oder weniger großes Schaumnest angelegt wird. Dorthin werden die Weibchen gelockt, durch eine eigentümliche Balz in die Höhle gelockt und zur Paarung animiert. Nach vollzogenem Laichakt pflegen die Männchen das Gelege bis zum Freischwimmen der Larven aufopferungsvoll (etwa 10 Tage). Danach erlischt der Brutpflegeinstinkt. Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Die Vermehrung von Prachtguramis gelingt grundsätzlich immer dann, wenn die bestehenden Bedingungen von den Fischen als weitgehend optimal empfunden werden. Paarweise Haltung im störungsfreien Artaquarium bei guten Wasserverhältnissen und zeitweise bester Fütterung mit z. B. schwarzen Mückenlarven führt dazu, dass ein harmonierendes (!) Paar meist über längere Zeiträume in regelmäßigen Abständen ablaicht.

Im Normalfall werden die Eier an die Decke der Laichhöhle geheftet und vom männlichen Tier betreut. Entscheidend für die Eientwicklung ist ein niedriger Keimdruck, den man mit sparsamer Fütterung, Hygiene (nur wenig organisches Material einbringen) und einem niedrigen pH-Wert um 4,5 (behutsam absenken!) erreicht. Bei unzureichender Entwicklung wird das Gelege gefressen. Wenn sich die Brut planmäßig entwickelt hat, kann man die Larven unmittelbar (nicht zu früh!) vor dem Freischwimmen absaugen und in einem separaten, eingefahrenen Aquarium aufziehen.

Die ersten Tage lassen sich gut mit Rädertierchen, Essigälchen o.ä. überbrücken, bald darauf werden kleine Artemien angenommen. Die Aufzucht der Larven ist relativ langwierig und erfordert häufigen Wasserwechsel und Fingerspitzengefühl, damit man sie nicht überfüttert.

Ich hatte bei der Vermehrung von Parosphromenus filamentosus über einige Zeit recht guten Erfolg und konnte viele Jungfische abgeben. Plötzlich jedoch traten Probleme auf. Die Gelege meiner erfahrensten Zuchtpaare entwickelten sich nicht mehr richtig und lösten sich auf. Dann stellten die Tiere ihre Vermehrungsaktivitäten ganz ein und begannen sogar, aggressiv gegeneinander zu werden. Ich stellte die Paare neu zusammen – ohne Erfolg. Schließlich setzte ich alle adulten Tiere, es waren zu diesem Zeitpunkt noch 5, in ein verkrautetes 54 Liter Becken mit vielen Verstecken, filterte über Torf, fütterte sparsam und wartete ab. Die Überraschung war groß, als ich nach etwa 3 Monaten wieder ein Gelege entdeckte, und – wer hätte das gedacht – es entwickelte sich planmäßig. Weitere erfolgreiche Bruten folgten. Diese Beobachtungen unterstützen die These, dass Paros natürlicherweise Vermehrungspausen einlegen bzw. einer jährlichen Rhythmik (Regenzeit) unterliegen. Obwohl diese Erkenntnis nicht neu ist, wurde gelegentlich schon Gegenteiliges behauptet.

Besonderes

Parosphromenus filamentosus ist ein vergleichsweise unproblematischer, recht robuster Prachtgurami, den man gut identifizieren kann. Allerdings wurde im November 2012 ein oberflächlich ähnlicher Prachtgurami aus Ampah bzw. Muarateweh importiert. Dieser wird bis zur Klärung der Verwandschadt Parosphromenus sp. „Ampah“ bezeichnet.

Willkürlich zusammengestellte Paare harmonieren nicht immer, vor allem in zu engen Behältern. Das Parosphromenus filamentosus trotz seiner geringer Größe mit beachtlichem Durchsetzungsvermögen und Geschick ausgestattet ist, davon kann man sich in dem kleinen Video überzeugen. Hier hat es ein Tier auf Garneleneier abgesehen, was als Hinweis auf die natürliche Ernährungsweise gewertet werden kann.

Literatur

Peter Finke und Martin Hallmann Rodgau (Aqualog) 2013: Prachtguramis – Juwelen des Urwalds in der Natur und im Aquarium

Informationsblatt

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