Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Parosphromenus tweediei

Tweedie`s Prachtgurami
KOTTELAT & NG, 2005

Vorkommen

Westmalaysia/Johor/Pontian/ terra typica: Pontian/ Sri Bunian

In kleinen Schwarzwasserbächen mit sauberem, weichem und sehr saurem, relativ kühlem Wasser. Bewohnt die Krautzone, wie überhängende Grasnarbe oder flutende Moos- und Wasserpflanzenpolster in mittleren Wasserschichten. Kein Oberflächenfisch oder Freischwimmer, sondern scheuer Bewohner des dichten Substrats.

Beschreibung

Parosphromenus tweediei ist der größte Prachtgurami der Parosphromenus harveyi Gruppe mit dem typisch hochformatigen Körperquerschnitt und regelmäßigen Bänderungen der unpaaren Flossen. Als Gesamtlänge wird in beiden Geschlechtern bis 4,2cm (auch Wildfänge) erreicht. Weibchen haben eine etwas gestauchtere Gestalt und sind kurzflossiger. Bei nicht ausgefärbten Fischen sollte man sich bei der Geschlechtsbestimmung von der langgestreckten Statur, dem Schillern der ausgezogenen Bauchflossen und den weißen Flossensäumen der Männchen leiten lassen (Taschenlampe). Bei ausgewachsenen Tieren ist die Form der Rückenflossen eindeutig (Weibchen: abgestutzt, Männchen: spitz und lang ausgezogen). Selten können ausgefärbte, dominante Weibchen in entsprechender Stimmung fast die intensive Flossenfärbung der Männchen zeigen. Beide Geschlechter zeigen in neutraler Stimmung schwarzbraune Längsstreifen und verwaschen gefärbte Flossen.

In Agressions- und Laichstimmung mit ausgeprägtem Geschlechtsdichromatismus, Männchen mit weißen, irisierenden Säumen der unpaaren Flossen, lebhaft kontrastierende rote und schwarze Bänderungen. Manchmal zeigen sie türkis irisierende, schmale Begleitbänderungen oder Einsprenkelungen in den roten Bändern (dadurch wird die Abgrenzung zu Parosphromenus rubrimontis und Parosphromenus alfredi unklar). Der Körper des Männchens ist in Pracht längsgestreift, wobei die Kehle und der Bauch sehr dunkel wird. Die Bauchflossen der Männchen sind schillernd schwarztürkis gefärbt und haben meist sehr lang ausgezogene, schwarze Filamente. Beide Geschlechter zeigen „Sexy-Eyes“ bei der Balz. Das Weibchen zeigt bei der Balz und beim Ablaichen eine vom Männchen extrem abweichende, streifenlose, beige Prachtfärbung mit transparent bis diffus gefärbten Flossen. Bei beiden Geschlechtern wird in Aggressionsstimmung der Körper streifenlos und die Flossen und der dunkle Bauch bleiben intensiv gefärbt.

Haltung

Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend „sterilen“ Aquarien (25 Liter) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen. Da sie boden- bzw. substratorientiert leben sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20cm aufweisen und „verkrautet“gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Cetatophyllum), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Man muss ein Maß finden, den scheuen Fischen Sicherheit zu vermitteln und andererseits noch kontrollieren zu können.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (brigittae oder maculatus), sie nimmt den scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5) sein. Temperatur um 25°C. Sonst „verschwinden“ Prachtguramis mittelfristig.

Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (sparsam, da Artemia nach einigen Stunden abstirbt und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bildet), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sparsam und sporadisch gefüttert werden.

Oodinium kann auftreten und auch Zuchterfolge verhindern. Unbehandelt magern die Tiere langsam ab und sterben.

Verhalten

Parosphromenus tweediei lebt im Habitat in kolonieähnlichen Gemeinschaften, die durch das Zusammenfinden an ruhigeren, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen entstehen. Meist ist hier fein strukturiertes Moos- oder Wurzelgeflecht zu finden, welches eine Vielzahl von Garnelen in allen Größenstadien als ständig verfügbare Nahrung beherbergt.

Männchen separieren sich zur Vermehrung und besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat und an Uferunterständen in kleinen Höhlungen. Dorthin locken Sie Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut 9-10 Tage bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen der Jungen gibt es keine weitere Brutpflege. Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Sehr weiches (1°dGH) und saures (pH 4,5 -5,5) Wasser, paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium und gute Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass die Tiere meist über längerer Zeiträume wöchentlich ablaichen. Manchmal verschwinden die Eier der ersten Bruten. Offenbar müssen junge Männchen üben. Es hat sich bewährt die Jungfische erst unmittelbar vor dem Freischwimmen abzusaugen oder die Brutröhre zu entnehmen bzw. die Eltern zu entfernen. Einzelne Jungfische können bei den Eltern aufwachsen, sofern das Aquarium verkrautet ist und ständig feines Lebendfutter gegeben wird. Einen ausführlichen Überblick gibt der Artikel „P. deissneri“ von Dr. Walter Foersch.

Schwimmen die Jungfische erst frei, sind sie mit Mikro, auch direkt mit feinen Artemianauplien und Moinastadien aufzuziehen. Die Aufzucht der kleinen Bruten ist sehr langwierig aber nicht besonders schwierig. 25-30 geschlechtsreife Jungfische nach 7 Monaten sind allerdings ein Erfolg. Häufig ist ein einseitig zugunsten von weiblichen Tieren verschobenes Geschlechterverhältnis zu beobachten. Zur Vermeidung ist der pH Wert bei der Aufzucht bei 5 und die Temperatur um 25°C. zu halten.

Besonderes

Parosphromenus tweediei wurde 2005 von Dr. Kottelat und Peter Ng als neuer Prachtgurami aus Südmalaysia beschrieben. Damit wurde eine der roten Formen, die wir vor der Neudefinition von Parosphromenus deissneri als Parosphromenus cf. deissneri „Pontian“ bezeichneten, als neue Art definiert.

Parosphromenus tweediei (ein erster kommerzieller Import von Pontian) wurde durch Günther Kopic 1997 fotografisch dokumentiert. Er zeigt meist (bzw. fast) auschließlich rot gebänderte, unpaare Flossen und gehört damit zum Parosphromenus harveyi Formenkreis mit regelmäßiger Flossenbänderung und runder Schwanzflosse. Seit diesem ersten Import kamen diese Paros nur noch durch einen Zufallsimport 2005 sowie in Einzelexemplaren 2006 dank Z. Zakaria, einen malayischen Parofreund und Horst Linke zu uns. Die IGLer Beyer, Neugebauer und Hallmann konnten die Fische 2007 und 2009 an verschiedenen Fundorten zwischen Pontian und Pekan Nenas nachweisen und mitbringen. Seitdem ist er in weitgehend sicherem Bestand in der IGL bzw. im Parosphromenus Project vertreten. In der Beschreibung wurden auch Prachtguramis von den nördlicher liegenden Fundorten bei Mallaca und Ayer Hitam m. E. irrtümlich Parosphromenus tweediei zugeordnet. Bei den Paros von Schaller bzw. Foersch handelt sich um ein Zwischenglied von Parosphromenus tweediei und Parosphromenus rubrimontis. Die Form von Ayer Hitam wurde von Dietrich Schaller 1969 gefangen und durch Dr. W. Foersch (2teiliger Zuchtbericht in der DATZ) und später H.-J. Richter (Laichserie) hervorragend dokumentiert. Sie waren die ersten aquaristisch bekannten Paros. Die Unterschiede von Parosphromenus tweediei zu dem in Langgam (in Sumatra!) nachgewiesenen und von Horst Linke mitgebrachten Parosphromenus sp. aff. tweediei „Langgam“ sind unter der Berücksichtigung der Varianz von Parosphromenus tweediei marginal. Wobei natürlich der Fundort in Sumatra und die bei manchen Männchen kurz lanzettliche Form der Caudale sehr überrascht (siehe Foto). Parosphromenus tweediei-Männchen balzen in schräger „Kopf-unten -Stellung“ Weibchen an, Konkurrenten wird im Gegensatz dazu in waagerechter Körperhaltung imponiert.

Ergänzung Martin Hallmann, 12.11.2022: Zwischenzeitlich ist das Rätsel um den verschollen geglaubten Parosphromenus sp. Ayer Hitam gelöst: Dieser wurde 2016 von unseren malaiischen Freunden um Kim und Zahar Zakaria bei Batu Pahat im vermutlich gleichen Entwässerungssystem, in dem sie D. Schaller 1970 gesammelt hatte, wiederentdeckt. Dies, nachdem die Form, die Dr. W. Foersch und die Welt bis 1998 irrtümlich für eine Farbform von Parosphromenus deissneri hielten, für fast 40 Jahre verschollen waren. Heute wissen wir, dass es sich bei Parosphromenus sp. Ayer Hitam = Parosphromenus sp. Batu Pahat  um eine unbeschriebene Art aus dem Südwesten der malaiischen Halbinsel mit Verbreitungsgebiet zwischen dem der beschriebenen Arten Parosphromenus harveyi im Norden und Parosphromenus tweediei im Süden handelt. Inwieweit genetischer Kontakt zu den ähnlichen Formen  im Landesinneren (Parosphromenus sp. Kahang, Parosphromenus cf. alfredi Kota Tinggi, Parosphromenus sp. Endau Rompin) besteht bzw. bestand, ist unklar.

Autor

Martin Hallmann, 23.02.2010
Martin Hallmann
, 12.11.2022, Ergänzung Besonderes

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