Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta picta

Java Kampffisch
(VALENCIENNES), 1846

Vorkommen

Typfundort: Buitenzorg / Bogor, Java, Indonesien

Betta picta lebt nur auf der indonesischen Insel Java und ist dort wahrscheinlich die einzige Art der Gattung. Der früher in der Aquaristik als Betta picta „Sumatra“ bezeichnete Fisch ist mittlerweile von Tan und Kottelat als Betta falx neu beschrieben worden.

Fundortmeldungen von der malaiischen Halbinsel dürften auf Verwechslungen mit Betta simplex, Betta prima und kleinen Vertretern der Betta pugnax Artengruppe zurückgehen.

Betta picta ist wie die meisten maulbrütenden Betta ein Fließwasserbewohner und besiedelt kleine Flüsse und Bäche und davon überflutete Flächen. Diese Gewässer zeigen oft dichten Bewuchs mit Wasserpflanzen, solche können aber auch komplett fehlen. Weil die Gewässer, die Betta picta bewohnt, oft vulkanisches Gebiet durchfließen, sind die Fische nicht an einen bestimmten Wasserchemismus angepasst. Wegen der tropischen Lebensräume – Java liegt knapp südlich des Äquators – und der dadurch wenig ausgeprägten Jahreszeiten können das ganze Jahr über brütende Männchen angetroffen werden. Betta picta
ist kein Kulturflüchter, die Fische können durchaus in den Zu- und Abflüssen der Reisfelder angetroffen werden. Oft kommen sie zusammen mit den auf Java zahlreich verwilderten Guppies vor. Auf die Lebensweise von Betta picta können wir im wesentlichen nur von Aquarienbeobachtungen schließen. Die Fische dürften in kleinen Kolonien die ruhigeren Stellen ihrer Wohngewässer besiedeln, hier besetzen sie unabhängig vom Geschlecht kleine Reviere.

Beschreibung

Betta picta wird bis sechs Zentimeter lang, ist von gestreckter, typischer Gestalt der kleinen maulbrütenden Kampffische mit nach oben gerichtetem Maul, langgestreckter Afterflosse und kurzer, wimpelförmiger Rückenflosse. Die Schwanzflosse ist bei den weiblichen Fischen gerundet. Bei älteren Männchen kann sie leicht lanzettlich sein. Der dritte Strahl der Bauchflossen ist wie bei den meisten Betta verlängert, die Brustflossen sind rund. Die Fische tragen auf violettbrauner (bei den Weibchen) bis rostfarbener (bei den Männchen) Grundfärbung drei Längsstreifen. Zwei der Längsstreifnen verlaufen bettatypisch vom Maul zur Schwanzwurzel bzw. von der Kehle bis zum hinteren Körperdrittel. Der dritte Streifen, der Betta picta das Synonym Betta trifasciata, also dreistreifig, eingetragen hat, liegt über dem mittleren Streifen und geht vom Hinterkopf zur Schwanzwurzel. Dieser Streifen wird nur von den Angehörigen der Betta picta Gruppe, also Betta picta, Betta falx, Betta edithae, Betta taeniata und Betta simplex gezeigt.

Die Flossen sind violettbraun bis rostfarben, bei den Weibchen manchmal mit leicht angedeuteter „Leitersprossenzeichnung“. Die After- und Schwanzflossen der Männchen zeigen am unteren Rand einen breiten dunkelblauen Saum. Ausgefärbte Männchen können im Kehlbereich rußfarben sein oder auch blaue Glanzschuppen zeigen.

Haltung

Betta picta ist einer der am einfachsten zu pflegenden Labyrinther. Der Fisch ist auf alle Fälle der pflegeleichteste Vertreter der Gattung Betta. Die Wasserwerte spielen keine Rolle, solange Extreme vermieden werden. Durch sein natürliches Vorkommen in Gewässern, die vulkanische Böden durchfließen, ist Betta picta gegenüber dem Salzgehalt des Wassers, was Art und Menge der gelösten Salze angeht, sehr anpassungsfähig. Es ist sogar schon gelungen, Betta picta auf Salzwasser durchaus fast mariner Konzentration umzugewöhnen. Die Fische sollen bei diesen Bedingungen nicht nur prächtig ausgesehen, sondern sich sogar vermehrt haben. Das Wasser sollte aber, wie bei vielen Fließwasserbettas, nitratarm, sauerstoffreich und arm an gelöstem organischem Material sein, drei Kriterien, die sich gegenseitig bedingen.

Die Wassertemperatur ist auch nicht besonders wichtig, zwischen 15 und 30 °C wird alles vertragen, wobei Temperaturen deutlich über 27 und unter 18°C mit verringerter Lebhaftigkeit beantwortet werden.

Als Fließwasserbewohner schätzt Betta picta ein wenig Strömung. Betta picta kann wegen seiner geringen Größe und seiner Friedfertigkeit in relativ kleinen Aquarien gehalten werden. Ein Paar im 50er oder zwei Paare im 80er sind ohne weiteres möglich. Am meisten Freude macht der Fisch aber bei der Pflege größerer Gruppen in etwas größeren Becken. Dabei können die Betta durchaus vergesellschaftet werden. Eine Gruppe im großen Aquarium als „Bodenpersonal“ bei großen Fadenfischen kann sehr viel Freude machen. Dabei kommen bei den Betta picta, gute Fütterung vorausgesetzt, sogar Jungfische hoch.

Die Aquarien für Betta picta sollen gut bepflanzt sein. Wie viele Maulbrüter schätzen die Fische ein „Dach überm Kopf“ in Gestalt breitblättriger Pflanzen wie Cryptocorynen oder Javafarn. Geographisch Unerschrockene können auch Amazonas-Schwertpflanzen nehmen, den Fischen ist es egal.

Was das Futter angeht, ist Betta picta sehr anspruchslos, von Flockenfutter bis zu lebenden Mückenlarven wird alles gefressen, was ins Maul passt, am beliebtesten sind weiße Mückenlarven und Eintagsfliegenlarven. Mit diesem Futter ist auch der beste Laichansatz zu erzielen, auch wenn Betta picta allein mit Trockenfutter zur Zucht zu bringen ist.

Verhalten

Vom Verhalten von Betta picta wissen wir ebenfalls nur durch Aquarienbeobachtungen. Wegen seiner leichten Züchtbarkeit ist Betta picta ein seit langem gut bekannter bzw. dokumentierter maulbrütender Fisch. Die Fische sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Männchen und Weibchen bewohnen verschiedene Reviere, die auch gegen Vertreter des anderen Geschlechts verteidigt werden. Das Kampfverhalten wird durch seitliches Drohen aus der Distanz geprägt. Hierbei stehen sich die Fische mit gesenktem Mundboden, gespreizten Flossen und durchgedrücktem „Hohlkreuz“ gegenüber. In dieser Stellung kommt der dann leuchtend blaue Afterflossensaum am besten zur Geltung. Aus dieser Position werden blitzschnelle Stöße auf den Gegner geschwommen und von diesem ebenso schnell erwidert. Ob die Gegner sich bei diesen Auseinandersetzungen überhaupt berühren, ist bei der Schnelligkeit der Bewegungen nicht zu erkennen. Es kommt jedenfalls normalerweise nicht zu Beschädigungen, die Gegner gehen nach Klärung der Kräfteverhältnisse bzw. des Grenzverlaufs wieder auseinander.

Vor dem Ablaichen „zieht“ das Weibchen zum Männchen ins Revier. Die Balz geht in erster Linie vom Weibchen aus, nachdem das Männchen durch Revierbesitz und Imponierverhalten seine Fitness bewiesen hat. Dabei wird das Männchen vom Weibchen immer wieder von der Seite her angeschwommen und überschwommen. Im Verlauf der Balz verringern die Fische den Abstand bei diesem Bewegungsablauf immer mehr, bis das Weibchen den Partner bei Überschwimmen an Rücken und Nacken streift.

Als nächste Balzphase ist dann immer wieder das Suchen nach einem Laichplatz zu beobachten. Die Fische schwimmen dabei gemeinsam langsam durch das ganze Aquarium und balzen an ihnen geeignet erscheinenden Stellen. Das sind normalerweise nach allen Seiten geschützte freie Stellen in den Pflanzen in Bodennähe. Vor allem ein auf dem Boden liegendes Blatt, ein flacher Stein oder eine ähnlich glatte Fläche scheinen die Fische anzuziehen, wenn nach oben und nach den Seiten Sichtschutz besteht. Die Fische konzentrieren ihre Aktivität nun mehr und mehr auf einen der besuchten Plätze und fangen an, ihn heftig gegen andere Fische, sowohl arteigene als auch artfremde, zu verteidigen. Dabei geht die Rolle des Hauptverteidigers immer mehr vom Männchen aufs Weibchen über. Während dieser Phase, die mehrere Tage anhalten kann, werden die Körperkontakte der Fische immer intensiver, bis aus dem Überschwimmen eine Umschlingungen des Weibchens durch das Männchen werden.

Diese Umschlingungen, anfangs recht locker, werden immer fester, „passen“ immer besser und dauern immer länger. Schließlich werden die ersten Eier abgegeben, fallen auf die Afterflosse des Männchens und werden von dort durch das Weibchen ins Maul aufgenommen. Von dort werden sie dem Männchen vorgespuckt, das sie nach und nach ins eigene Maul übernimmt. Dann erfolgt der nächste Laichakt.

Nachdem der Laichvorrat des Weibchens erschöpft ist, zieht sich das Männchen an einen ruhigen Ort zurück, wo es noch einige Zeit, manchmal nur ein paar Tage, manchmal während der ganzen Brutpflegezeit, vom Weibchen bewacht wird. Nach zehn bis zwölf Tagen werden die Jungfische nach und nach aus dem Maul des Männchens entlassen und nur in manchen Fällen nachts wieder aufgenommen. Die Jungfische sind beim Entlassen aus dem Maul schon recht groß und gehen ihrer Wege. Das Männchen, das während der gesamten Brutpflege nicht gefressen hat, ist erstaunlicherweise schon nach wenigen Tagen wieder zur Paarung bereit, meist mit dem selben Weibchen, es scheint also bei Betta picta eine Paarbindung über das jeweilige Brutpflegeereignis hinaus zu geben.

Zucht

Wie nach dem vorher Gesagten anzunehmen, ist Betta picta sehr leicht zu züchten, gut gepflegte Tiere sind von der Vermehrung kaum abzuhalten und schlechter gepflegte manchmal auch nicht. Die Männchen tragen die Eier zuverlässig aus, die Fische sind gut im Daueransatz zu züchten. Will man möglichst viele Jungfische erzielen, kann man die brütenden Männchen kurz vor dem Entlassen der Jungfische separieren. Dass das Entlassen der Jungfische bevorsteht, ist daran zu bemerken, dass das vorher versteckte Männchen auffällig suchend im Aquarium umher schwimmt. Die Männchen nehmen das Herausfangen nicht übel, sie können ohne weiteres mit dem Netz in ein Aufzuchtbecken umgesetzt werden, es müssen noch nicht einmal die Wasserwerte übereinstimmen.

Die frisch entlassenen Jungfische sind einen knappen Zentimeter lang, für Labyrinthfischverhältnisse also groß und nehmen deshalb sofort Artemia-Nauplien, Mikrowürmer und anderes Lebendfutter vergleichbarer Größe. Das Wachstum ist schnell, die Fische sind nach vier bis fünf Monaten geschlechtsreif.

Besonderes

Auch wenn Betta picta farblich kein Kracher ist, imponierende Tiere mit ihren glänzenden Kehlen und Flossensäume sind in ihren Verhalten ausgesprochen nett. Dieser kleine, einfach zu haltende und zu züchtende Maulbrüter ist die Einstiegsdroge in die Zucht maulbrütender Kampffische.

Autor

Karlheinz Roßmann, 9.10.2010

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