Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta antoni

Sanggau Kampffisch
TAN & NG, 2006

Bild

Vorkommen

Die Art bewohnt Klarwasserbäche im Einzugsgebiet des unteren Kapuas River in West-Kalimantan im indonesischen Teil Borneos. Betta antoni hält sich bevorzugt in langsam fließenden Gewässerabschnitten, im Uferbereich sowie in tieferen Gumpen der Bachläufe auf. Der Lebensraum ist vom dichten Blätterdach des Waldes geprägt, welches nur wenig Licht in das Gewässer dringen lässt. Die Bachläufe sind durch ins Wasser ragende Baumwurzeln, Falllaub und Ufervegetation, welche teilweise in die Gewässer hängt, strukturiert. Höhere Wasserpflanzen kommen – wenn überhaupt – nur spärlich vor.

Beschreibung

Betta antoni ist der schlankeste Vertreter des Formenkreises um Betta akarensis. Männchen erreichen eine Totallänge von maximal 10 cm, während Weibchen etwas kleiner bleiben.

Die Färbung der Art schwankt je nach Stimmung sehr stark. Häufig zeigen die Tiere ein Längsstreifenmuster, welches aus dunkelbraunem Rücken und einem schmalen dunklen Streifen unterhalb der Körpermitte auf hellem, beigefarbenen Grund besteht. Ein dunkler Schwanzwurzelfleck ist häufig zu sehen. Ansonsten präsentieren sich Betta antoni mit einer einheitlichen Körperfärbung, die zwischen sehr hellem Beige und einem beinahe schwarz wirkenden Rotbraun variiert. Darauf befinden sich bei den Männchen zahlreiche Glanzschuppen, welche je nach Lichteinfall und Stimmung von Gold über Grün bis Hellblau leuchten. Besonders auffällig ist hier eine bei den Männchen fast immer deutlich erkennbare Längsreihe von Glanzschuppen unterhalb der Körpermitte. Weibchen fehlen diese Glanzschuppen.

Die Kopfzeichnung besteht aus der Verlängerung des Körperlängsstreifens, welcher sich über den Kiemendeckel, durch das Auge und zur Lippe zieht, auf welcher auf der Unterseite der Unterlippe zwei miteinander verbundene Flecken erkennbar sind. Ein weiterer Streifen zweigt hinter dem Auge vom Körperlängsstreifen ab und verläuft unterhalb des Auges bis zum Kinn, wo er am Kehlsack unterbrochen ist. Die Afterflosse hat eine rotbraune Grundfarbe und besitzt einen schmalen schwarzen Saum. Sie ist bei Männlichen Tieren deutlich ausgezogen, kann sehr dunkle Farbtöne annehmen und golden schimmern.

Die Rückenflosse weist dieselbe rotbraune Grundfärbung auf, wobei sie zwischen den Flossenstrahlen jeweils in der unteren Hälfte transparent ist und bei männlichen Tieren goldene, grüne oder blaue Glanzflecken aufweist. Die Schwanzflosse ist meist dunkel gefärbt. Männchen zeigen in Prachtfärbung ein Leitermuster aus aneinandergereihten Glanzpunkten. Dieses hat, wie auch die Glanzschuppen, je nach Lichteinfall und Stimmung eine große farbliche Varianz von Gold über Grün bis Blau. Bei weiblichen Tieren sind in der Schwanzflosse lediglich einzelne Glanzpunkte vorhanden. Alle unpaaren Flossen besitzen bei beiden Geschlechtern einen goldenen bis bläulichen Flossensaum. Während Männchen eine deutlich lanzettliche Schwanzflosse haben, ist diese bei Weibchen abgerundet oder bestenfalls nur angedeutet.

Haltung

Entsprechend der Fundorte in Bächen sollte man dieser Art im Aquarium eine leichte Strömung bieten, welche allerdings nicht zu stark sein darf. Ist die Strömung zu heftig, wird man die Fische kaum zu Gesicht bekommen, da sie sich in die untersten und hintersten Ecken der Einrichtung verkriechen. Die Wasserwerte sollten sich im Bereich von pH 5-7, KH <4 und GH <10 bei einer Temperatur von 21-26°C bewegen. Konstant hohe Temperaturen über 27°C für längere Zeit sollten vermieden werden. Eine gute Wasserqualität durch regelmäßige Wasserwechsel ist wichtig.

Das Aquarium kann Wurzeln und Laub strukturiert werden. Javafarn empfiehlt sich, auf die Wurzeln bodennah aufgebunden, als schöne Bepflanzung, welche den Fischen zusätzliche Deckung durch alle Wasserschichten bis zur Oberfläche bietet und zugleich mit wenig Licht gut zurechtkommt. Eine Schwimmpflanzendecke ist dem Wohlbefinden der Tiere förderlich. In versteckreich eingerichteten Aquarien fühlt sich Betta antoni wohl.

Diese mittelgroße Art ist im Sozialverhalten allgemein recht friedlich. Zwar wird eine strikte Rangordnung eingehalten und gelegentlich auch um Reviere gekämpft, dies führt aber nicht zu ernsthaften Verletzungen. Sorgt man bei der Einrichtung des Aquariums für Versteckmöglichkeiten, so dass die Tiere sich nicht beständig sehen, so kommt es in der Regel lediglich zu kurzen Verfolgungsjagden, die im schlimmsten Fall mit leicht eingerissenen Flossen enden. Wie bei den meisten Maulbrütern nehmen auch bei Betta antoni die Weibchen eine soziale Sonderrolle ein. Zwar stehen sie außerhalb der Rangordnung der männlichen Artgenossen, wissen sich jedoch gegen die größeren Männchen zu behaupten.

Eine Vergesellschaftung mit anderen Arten ist nur empfehlenswert, wenn deren Körperdurchmesser größer ist, als das Maul von Betta antoni. Bodenbewohnende Arten wie Panzerwelse können gute Beifische sein, sofern sie die gleichen Anforderungen an die Wasserchemie stellen. Das Verhältnis zwischen Betta antoni und Panzerwelsen (sofern diese nicht zu klein sind) lässt sich am ehesten mit gegenseitiger Ignoranz beschreiben.

Betta antoni kann zwar an Granulatfutter gewöhnt werden, Lebendfutter wird jedoch klar bevorzugt und sorgt bei sonst guten Bedingungen für einen schnellen Laichansatz. Frostfutter wird ebenfalls akzeptiert. Die Tiere schätzen kräftiges Futter. Zwar werden Wasserflöhe und Mückenlarven gierig gefressen, größere Brocken, wie zum Beispiel kleine Regenwürmer, Insekten oder Bachflohkrebse werden aber am liebsten genommen und in spektakulären Jagten erbeutet.

Zucht

Betta antoni zählt zu den maulbrütenden Kampffischen. Sofern die Wasserwerte den Ansprüchen gerecht werden und das Weibchen durch abwechslungsreiches Lebendfutter einen Laichansatz entwickelt, laichen die Tiere regelmäßig im Abstand von drei bis fünf Wochen. Dies geschieht häufig in der dunkelsten Ecke des Aquariums, wobei ein Platz mit „Unterlage“ (z.B. Blatt, Stein) bevorzugt wird. Das Ablaichen erfolgt in der für Maulbrüter typischen und häufig beschriebenen Weise. Allerdings benötigt die Art vom ersten Umschlingen bis zur Übergabe des letzten Eis mehr als 10 Stunden. Besonders die Eiübergabe ist oftmals sehr langwierig und es kann bis zu einer halben Stunde dauern, bis das Männchen ein vom Weibchen vorgespucktes Ei erwischt hat. Bei 22-26°C trägt das Männchen die Brut etwa zwei Wochen im Maul. Die Jungen sind mit etwa 5-6 mm groß genug, um sofort Artemia Nauplien oder entsprechend fein gesiebtes Tümpelfutter fressen zu können. Sie zeigen bereits jetzt irisierende Afterflossen und eine farbige Iris. Die Jungfische wachsen schnell und erreichen bei guter Fütterung und regelmäßigem Wasserwechsel nach zwei Monaten die 2 cm Marke. Eine Laubschicht hat sich bei der Jungenaufzucht bewährt, da auch Nachzügler hier stets etwas Nahrung finden. Bei der Aufzucht sollte man darauf achten, dass die Strömung im Aquarium nicht zu stark ist. Der Nachwuchs bleibt sonst unter der Laubschicht und kommt auch zum fressen nicht hervor.

Besonderes

Betta antoni wurde erstmals auf einer Sammelreise von Horst Linke, Ingrid Baer und Norbert Neugebauer entdeckt und nach Deutschland mitgebracht. Bevor der wissenschaftlichen Beschreibung durch Tan & Ng im Jahr 2006 wurde die Art als Betta sp. von Sanggau bezeichnet.

Autor

Richard Brode (02.08.2010), überarbeitet von Dr. Michael Staab (26.02.2024)

Literatur

Brode R (2011) Erfahrungen mit Betta antoni. Der Makropode 33: 126–129.

Linke H (2017) Labyrinthfische, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Tetra Verlag, Berlin, 368 S.

Tan HH, Ng PKL (2006) Six new species of fighting fish (Teleostei: Osphronemidae: Betta) from Borneo. Ichthyological Exploration of Freshwaters 17: 97–114.

Informationsblatt

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