Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Lateinischer Name

Nagyis Prachtgurami
SCHALLER, 1986

Vorkommen

Westmalaysia / Ostküste um Kuantan, von Chukai bis südlich von Pekan

In kleinen Schwarzwasserbächen mit sauberem, weichem und sehr saurem, relativ kühlem Wasser. Bewohnt die Krautzone, wie überhängende Grasnarbe oder flutende Moos- und Wasserpflanzenpolster in mittleren Wasserschichten. Kein Oberflächenfisch oder Freischwimmer, sondern scheuer Bewohner des dichten Substrats.

Beschreibung

Parosphromenus nagyi der einzige Vertreter einer monotypischen Gruppe der Prachtguramis und ist deutlich von den Vertetern der Parosphromenus harveyi Gruppe abzugrenzen.

Als Gesamtlänge wird in beiden Geschlechtern bis 3,5cm erreicht. Bei der Geschlechtsbestimmung nicht ausgefärbter Fische von türkisen Flossenbändern der Männchen leiten lassen (Taschenlampe). Beide Geschlechter zeigen in neutraler Stimmung schwarzbraune Längsstreifen, die Männchen zeigen weißtürkis irisierende Bänder und Säume auf transparentem Flossengrund. Weibchen ohne wesentliche Flossenfärbung. In Balzstimmung verwandeln Männchen in schwarz-kupferfarbene Teufelchen. Die weißtürkis (in der Schwanzflosse bis hartweiß) schillernde Bänder und Säume kontrastieren stark mit der nun schwarzen Grundfarbe der unpaaren Flossen. Hierbei entsteht (außer Parosphromenus nagyi „Cherating“) ein großer, von der Bänderung der Dorsale gebildeter, schwarzer Fleck. Die zweigeteilte, streifenlose Prachtfärbung (auf dem Rücken beige oder kupfer- bis violettbraun mit Übergang zu schwarz an Bauch und Kehle) und die Zeichnung (Fortsetzung der Bänderung) und kurze Verlängerung des 2. Flossenstrahls der Bauchflossen ist nur bei Parosphromenus nagyi zu finden.

Beide Geschlechter zeigen „Sexy-Eyes“ bei der Balz, diese sind, in Kombination mit der streifenlosen Körperzeichnung, besonders auffallend. Das Weibchen zeigt bei der Balz und beim Ablaichen eine von der Männchenfärbung extrem abweichende, streifenlose, beige Prachtfärbung mit transparent bis diffus gefärbten Flossen. Bei aggressiv gestimmten Männchen wird der Körper fast komplett schwarzgrau, die Flossen bleiben intensiv gefärbt.

Haltung

Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend „sterilen“ Aquarien (25 Liter) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen.

Da sie boden- bzw. substratorientiert leben sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20cm aufweisen und „verkrautet“ gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Cetatophyllum), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Strukturierung vermittelt den scheuen Fischen Sicherheit, andereseits müssen sie kontrollierbar sein.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (brigittae oder maculatus), sie nimmt den scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5) sein. Temperatur um 25°C. Andernfalls „verschwinden“ Prachtguramis mittelfristig.

Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (sparsam, da Artemia nach einigen Stunden abstirbt und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bildet), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sparsam und sporadisch gefüttert werden.

Oodinium kann auftreten und auch Zuchterfolge verhindern. Unbehandelt magern die Tiere langsam ab und sterben.

Verhalten

Parosphromenus nagyi lebt im Habitat in kolonieähnlichen Gemeinschaften, die durch das Zusammenfinden an ruhigeren, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen entstehen. Meist ist hier fein strukturiertes Moos- oder Wurzelgeflecht zu finden, welches eine Vielzahl von Garnelen in allen Größenstadien als ständig verfügbare Nahrung beherbergt.

Männchen separieren sich zur Vermehrung und besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat und an Uferunterständen. Dorthin locken sie die Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut 9-10 Tage in kleinen Höhlungen bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen der Jungen gibt es keine weitere Brutpflege. Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Sehr weiches (1°dGH) und saures (pH 4,5 -5,5) Wasser, paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium und gute Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass die Tiere meist über längere Zeiträume wöchentlich ablaichen. Manchmal verschwinden die Eier der ersten Bruten. Es hat sich bewährt die Jungfische erst unmittelbar vor dem Freischwimmen abzusaugen oder die Brutröhre zu entnehmen bzw. die Eltern zu entfernen.

Einzelne Jungfische können bei den Eltern aufwachsen, sofern das Aquarium verkrautet ist und ständig feines Lebendfutter gegeben wird. Schwimmen die Jungfische erst frei, sind sie mit Mikro, auch direkt mit feinen Artemianauplien und Moinastadien aufzuziehen. Die Aufzucht der kleinen Bruten ist sehr langwierig aber nicht extrem schwierig. 25-30 geschlechtsreife Jungfische nach 7 Monaten sind allerdings ein Erfolg.

Häufig ist ein einseitig zugunsten von männlichen Tieren verschobenes Geschlechterverhältnis zu beobachten. Zur Vermeidung ist der pH Wert bei der Aufzucht bei 5 und die Temperatur um 25°C. zu halten.

Besonderes

Die zweigeteilte steifenlose Prachtfärbung (Rücken: beige bis violettbraun, an Bauch und Kehle in schwarz übergehend) und die Zeichnung (Fortsetzung der Bänderung) und kurze Verlängerung des 2. Flossenstrahls der Bauchflossen sind ein Alleinstellungsmerkmal, welches die Absonderung von der harveyi-Gruppe bedingt. Interessant sind auch die „überstehenden“ Flossenstrahlen der Caudale und Anale, was die Nominatform noch kurzflossiger erscheinen lässt. Fische der verschiedenen Fundorte zeigten sich relativ homogen im Aussehen. Wir kennen nur einen deutlich abweichenden Typ (Parosphromenus nagyi „Cherating“), der keine weißtürkisen, sondern regelmäßig verlaufene, blautürkise Bänderungen zeigt. Er zeigt die überstehenden Flossenstrahlen nicht oder nur ansatzweise, und ist damit oberflächlich betrachtet Parosphromenus harveyi ähnlich.

Die IGLer Lung (als „deissneri“ fehlbestimmt), Krummenacher, Waser, Linke, Geck?, Schaller, Brown, Beyer, Neugebauer, Hallmann und andere konnten Parosphromenus nagyi an verschiedenen Fundorten entlang der Ostküste der Halbinsel Malaysia nachweisen. Damit ist Parosphromenus nagyi der Prachtgurami mit dem am besten dokumentiertren Fundorten. Der südlichste Fundort lag ca. 25km südlich von Pekan (Hallmann / Neugebauer 2009), eine Verbreitung bis Rompin ist wahrscheinlich. Weiter südlich tritt bei Kota Tinggi und Mawai Parosphromenus alfredi auf. Die nördliche Verbreitungsgrenze von Parosphromenus nagyi liegt etwa bei Chukai (Brown, Beyer), ab Paka/ Dungun bis nach Südthailand wird er von Parosphromenus paludicola abgelöst. Allerdings ist Parosphromenus paludicola kein Schwarzwasserspezalist, wahrscheinlich ist die nördliche Verbreitungsschranke von Parosphromenus nagyi durch das Fehlen von torfgeprägten Bächen bzw. Sümpfen zu erklären. Die westliche Ausdehnung des Verbreitungsgebietes ist weitgehend unbekannt, es sind Funde im Landesinneren, 30km von Kuantan Richtung Segamat (Linke) und beim Lake Chini bekannt. In der Annahme, dass die Art im gesamten Tiefland der entsprechenden Gewässersysteme vorkam (viele Bereiche sind heute schon trockengelegt), so ist das Verbreitungsgebiet beachtlich groß. Betta tussyae kommt häufig parallel mit Parosphromenus nagyi vor, ist aber im Habitat anders ganz eingenischt.

Parosphromenus nagyi Männchen balzen in sehr steil geneigter „Kopf-unten-Stellung“ Weibchen an, Konkurrenten wird im Gegensatz dazu in fast waagerechter Körperhaltung imponiert.

Parosphromenus nagyi 1985 von Dietrich Schaller südlich von Kuantan, Ostmalaysia beschrieben. Der Artname ist eine Widmung zu Ehren von Herrn Nagy, der diese Paros offenbar 1979 zuerst entdeckte und deren Abweichung zu beschriebenen Arten erkannte.

Autor

Martin Hallmann, 27.12.2009

Informationsblatt

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