Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Parosphromenus ornaticauda

Schwanzfleck-Prachtgurami oder Rubin-Prachtgurami
KOTTELAT & NG, 1991

Vorkommen

Indonesien / Kalimantan

Terra typica: Anjungan (Borneo)

In Schwarzwasserbächen mit sauberen, weichen und saurem, relativ kühlem Wasser. Bewohnt die Krautzone, wie überhängende Grasnarbe oder flutende Moos- und Wasserpflanzenpolster in mittleren Wasserschichten. Kein Oberflächenfisch oder Freischwimmer, sondern versteckter „Kriecher“ im Substrat.

Parosphromenus ornaticauda kommt sympatrisch mit einer zweiten Prachtguramiart, die völlig anders gebaut ist vor: Parosphromenus anjunganensis.

Parosphromenus ornaticauda wurde 1991 von Dr. Kottelat als neuer Prachtgurami aus dem Kapuas-Flussystem in Westkalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, beschrieben. Den IGLern Horst Linke, Norbert Neugebauer und Ingrid Baer ist es kurz darauf gelungen von einem Fundort bei Anjungan erstmals lebende Tiere mitzubringen und der Aquaristik zugänglich zu machen.

Beschreibung

Schlanker, zarter Prachtgurami der eine Gesamtlänge bis 3,5cm (ausnahmsweise mehr) erreicht. Weibchen bleiben meist etwas kürzer und sind pummeliger gebaut und kurzflossiger. Bei nicht ausgefärbten Fischen im Händlerbecken sollte man sich bei der Geschlechtsbestimmung von der Statur und dem Fehlen der Schillersäume der Weibchen leiten lassen (Taschenlampe).

Parosphromenus ornaticauda zeigt im Gegensatz zu allen anderen Prachtguramis einen torpedoförmigen Körperbau mit annähernd kreisrunden Querschnitt und eine eigenartige Zeichnugsstruktur der Flossen. In neutraler Stimmung sind beide Geschlechter längsgestreift und zeigen schwach gefärbte Flossen. In Agressions- und Balzstimmung mit ausgeprägtem Geschlechtsdichromatismus, Männchen mit grellweißen, irisierenden, breiten Säumen der unpaaren Flossen, kontrastierende, schwarze Bänderungen mit weißen Kontrastflecken. Das Zentrum der Caudale ist mit einer grellroten Flamme gezeichnet. Der Körper des Männchens ist in Pracht zweigeteilt gefärbt, Unterseite grauschwarz und Rücken rehbraun. Auffällig im Vergleich zu anderen Paros sind die farblosen und ungezeichneten Bauchflossenund das Fehlen der „Sexy-Eyes“ bei der Balz. Das Weibchen zeigt bei der Balz eine blasse, streifenlose Körperfärbung und eine kuriose Ablaichfärbung, die der des Männchens in Prachtfärbung sehr ähnliche ist. Sogar weiße Säume und die rote Flamme in der Caudale wird ansatzweise sichtbar.

Haltung

Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend „sterilen“ Aquarien (25 Liter) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen. Da sie boden- bzw. substratorientiert leben sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20cm aufweisen und „verkrautet“gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Cetatophyllum), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Man muss ein Maß finden, den scheuen Fischen Sicherheit zu vermitteln und andererseits noch kontrollieren zu können.

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (brigittae oder maculatus), sie nimmt den scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5) sein. Temperatur um 25°C. Sonst „verschwinden“ Prachtguramis mittelfristig.

Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (sparsam, da Artemia nach einigen Stunden abstirbt und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bietet), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarvben können sparsam und sporadisch gefüttert werden.

Manchmal kann Oodinium auftreten.

Verhalten

Parosphromenus ornaticauda lebt im Habitat in kolonieähnlichen Strukturen, die durch das Zusammenfinden an ruhigen, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen entstehen. Meist ist hier fein strukturiertes Moos- oder Wurzelgeflecht zu finden, welches eine Vielzahl von Garnelen in allen Größenstadien als ständig verfügbare Nahrung beherbergt.

Männchen separieren sich zur Vermehrung und besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat und an Uferunterständen in kleinen Höhlungen. Dorthin locken Sie Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut aufopferungsvoll 9-10 Tage bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen gibt es keine weitere Brutpflege. Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Aus den Rahmenbedingungen des natürlichen Vorkommens abzuleiten sind die Voraussetzung zur Vermehrung: Paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium mit bester Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass das Paar meist über längere Zeiträume wöchentlich ablaicht. Leider verschwinden die Eier fast immer nach einigen Tagen. Es ist zu anzunehmen, dass sie sich nicht entwickeln bzw. ggf. nicht befruchtet sind. Keimarmut (vorsichtige und schrittweise pH-Wert-Absenkung auf pH 4 und beste hygienische Bedingungen) können hier helfen. Einzelne Bruten entwickeln sich, ohne dass wir die genauen Zusammenhänge erklären könnten. Es hat sich bewährt die Jungfische erst unmittelbar vor dem Freischwimmen zu entnehmen und in einem „Gerdkasten“ im Elternaquarium oder einen Doppelaquarium aufzuziehen. Versuche mit Keilbecken könnten interessant sein. Die Aufzucht separierter Eier oder abgesaugter Larven gelingt bei Parosphromenus ornaticauda so gut wie nie. Die Nachzucht von Parosphromenus ornaticauda ist somit meist auf Zufallserfolge beschränkt. Einen ausführlichjen Überblick gibt der Artikel „Der Rubinprachtgurami“ von P. Dickmann & M. Hallmann, Aquarium live. Schwimmen die Jungfische erst frei, so sind sie mit feinen Artemia Nauplien und Moinastadien wie andere Paros aufzuziehen. Die Aufzucht der sehr kleinen Bruten ist sehr langwierig aber nicht besonders schwierig. 10 geschlechtsreife Jungfische nach 7 Monaten sind allerdings ein Erfolg.

Erwähnenswert und bei Paros einmalig ist der Zickzack-Balztanz, bei dem das Schwanzfleck-Prachtgurami-Männchen durch wilde Tanzeinlagen das Weibchen zu beeindruken versucht. Dabei flitzt es in unglaublicher Geschwindigkeit kreis- oder zickzackförmig um das Weibchen.

Balzendes Paar

Besonderes

Parosphromenus ornaticauda ist ein Sonderling unter den Prachtguramis. Durch sein abweichende Zeichnung, den kreisrunden Körperquerschnitt und eigentümliche Verhaltensweisen weicht er von allen sonst sehr homogenen Prachtguramis ab. Lediglich zu Parosphromenus parvulus und in abgeschwächtem Maße zu Parosphromenus sumatranus lässt sich ein näheres Verwandschaftsverhältnis erkennen.

Parosphromenus ornaticauda Männchen balzen in „Kopf-oben-Stellung“ Weibchen an, Konkurrenten wird im Gegensatz dazu in waagerechter Körperhaltung imponiert.

Autor

Martin Hallmann, 29.11.2009

Informationsblatt

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