Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Parosphromenus deissneri

Deissners Prachtgurami
BLEEKER, 1859

Vorkommen

Anfang der 1990er Jahre konnte KOTTELAT, M. Parosphromenus deissneri (schriftl. Mitteilung) im mittleren Teil der indonesischen Insel Bangka, 25 km nördlich von Koba, zwischen den Orten Desa Kurau und Desa Balilik nachweisen.

Klaus GERSTNER, Mike LINKE und der Autor konnten die Art 1993 im Süden von Bangka fangen und erstmals lebend einführen. Die Fische lebten In Gesellschaft mehrerer, weiterer Labyrinthfischarten wie Betta burdigala, Betta schalleri und Sphaerichthys osphromenoides. Unser Untersuchungsplatz lag rund 60 km südlich von Koba auf der Straße nach Toboali zwischen den Orten Djeridja und Bikang, rund 4 km vor dem Ort Bikang. Dabei handelte es sich um ein größeres Wald-, Sumpf- und Überschwemmungsgebiet in dem ein Bach die Strasse kreuzt. Das Wasser stand aufgrund vorangegangener starker Regenfälle (Regenzeit Ende Juni) sehr hoch und war meist mittelstark fließend.

Schon ein Jahr später gelang es Klaus FRANK und Norbert NEUGEBAUER Parosphromenus deissneri südwestlich von Koba in einem Schwarzwasserbach vor einer Brücke an der Straße von Airbara nach Pajoeng, nahe dem Kilometerstein Airbara 8 km-Pajoeng 23 km, nachzuweisen.

2008 konnten wir Parosphromenus deissneri in weiteren Lebensräumen nachweisen. So in einem kleineren Schwarzwasserfluss mit Erweiterungen und Verbindung zu einem größeren Sumpfgebiet beiderseits der Strasse von Pangkalpinang nach Toboali, 27 km südlich von Pangkalpinang, 3 km vor Kurau. Das stellenweise wenig bis stärker fließende Wasser war hier dunkel rotbraun gefärbt. Die Randzonen waren dicht bewachsen. Es waren die bevorzugten Aufenthaltsplätze der Parosphromenus deissneri.
Koordinaten Kurau:
02°19´30 S

106°13´10 E (LINKE, H.)

02°19,19 S
106°11,58 E Angaben aus Google Maps von Christian

Ein weiterer Untersuchungsplatz liegt nur wenige Kilometer hinter Sempan an der Straße von Sungailiat nach Puding Besar, wo ein kleiner, rund 3 m breiter Bachlauf die Straße kreuzt. Dabei handelt es sich um bräunlich trübes Mischwasser.
Koordinaten Sempan 1:
01°58´05 S

106°00´16 E (LINKE, H.)

Nur etwa 1 km weiter fließt ein kleiner, nur rund 1 m breiter Wasserlauf aus dem Wald kommend mit Erweiterung an der Straße, der nur wenige Meter weiter in einen etwas größeren Wasserlauf mündet, der dann die Straße von Sungailiat nach Puding Besar zwischen Sempan und Puding Besar kreuzt. Dabei handelt es sich um klares Schwarzwasser.
Koordinaten Sempan 2:
01°58´22 S

106°00´15 E (LINKE, H.)

Beschreibung

Parosphromenus bintan zum Vergleich mit Parosphromenus deissneri

Haltung

Die Haltung und (extensive) Vermehrung sollte in kleinen Artaquarien am besten paarweise erfolgen. Im Paaransatz im weitgehend „sterilen“ Aquarien (25 Liter) mit schwacher Filterung (Luftfilter mit schwacher Bewegung an der Oberfläche) bestehen die besten Voraussetzungen.

Da sie boden- bzw. substratorientiert leben sollte das Aquarium eine Mindesthöhe von 20cm aufweisen und „verkrautet“gestaltet sein. Hierzu bieten sich eine Schwimmpflanzendecke (Salvinia, Cetatophyllum), Bepflanzung mit Javamoos, Javafarn und Anubias sowie Moorholz zur Strukturierung und Dekoration an. Der Bodengrund kann mit einigen Buchen- oder Eichenblättern bedeckt sein. Man muss ein Maß finden, den scheuen Fischen Sicherheit zu vermitteln und andererseits noch kontrollieren zu können. Hierzu auch Peters Parorezept (Link).

Eine Haltung in Gesellschaft ist möglich mit sehr kleinen Boraras (brigittae oder maculatus), sie nimmt den scheuen Paros die Angst. Eine dauerhafte Haltung in Vergesellschaftung ist jedoch schwierig und verlangt viel Erfahrung bzw. Fingerspitzengefühl bei der Fütterung.

Das Wasser muss zum dauerhaften Erhalt der Paros keimarm (25%ige Wasserwechsel alle 14 Tage), weich (KH 1-3°, zur Zucht um 1°) und sauer (pH 4,5-6,5) sein. Temperatur um 25°C. Sonst „verschwinden“ Prachtguramis mittelfristig.

Ebenso wie geeignete Wasserbedingungen ist die Ernährung mit Lebendfutter zwingend erforderlich, da die Fische kaum an totes Futter zu gewöhnen sind und eine Wasserbelastung mit Lebendfutter besser zu vermeiden ist. Sehr feines Futter, wie Artemia (sparsam, da Artemia nach einigen Stunden abstirbt und den Nährböden für Fäulnis und Planarien bildet), Moina oder Cyclops sowie feine schwarze oder weiße Mückenlarven sind geeignet. Auch Grindal, Tubifex und rote Mückenlarven können sparsam und sporadisch gefüttert werden.

Oodinium kann auftreten und auch Zuchterfolge verhindern. Unbehandelt magern die Tiere langsam ab und sterben.

Verhalten

Parosphromenus  deissneri lebt im Habitat in kolonieähnlichen Gemeinschaften, die durch das Zusammenfinden an ruhigeren, verkrauteten und nahrungsreichen Stellen entstehen. Meist ist hier fein strukturiertes Moos- oder Wurzelgeflecht zu finden, welches eine Vielzahl von Garnelen in allen Größenstadien als ständig verfügbare Nahrung beherbergt. Männchen separieren sich zur Vermehrung und besetzen kleine Reviere im Bodensubstrat und an Uferunterständen in kleinen Höhlungen. Dorthin locken Sie Weibchen zum Laichen und pflegen die Brut 9-10 Tage bis zum Freischwimmen. Nach dem Freischwimmen der Jungen gibt es keine weitere Brutpflege. Prachtguramis zeigen sämtlich ein attraktives und höchst interessantes Balz- bzw. Fortpflanzungsverhalten.

Zucht

Sehr weiches (1°dGH) und saures (pH 4,5 -5,5) Wasser, paarweise Haltung im ruhigen Artaquarium und gute Fütterung mit z. B. Mückenlarven führt dazu, dass die Tiere meist über längerer Zeiträume wöchentlich ablaichen. Manchmal verschwinden die Eier der ersten Bruten. Offenbar müssen junge Männchen üben. Es hat sich bewährt die Jungfische erst unmittelbar vor dem Freischwimmen abzusaugen oder die Brutröhre zu entnehmen bzw. die Eltern zu entfernen. Einzelne Jungfische können bei den Eltern aufwachsen, sofern das Aquarium verkrautet ist und ständig feines Lebendfutter gegeben wird. Einen ausführlichen Überblick gibt der Artikel „P. deissneri“ von Dr. Walter Foersch.

Schwimmen die Jungfische erst frei, sind sie mit Mikro, auch direkt mit feinen Artemianauplien und Moinastadien aufzuziehen. Die Aufzucht der kleinen Bruten ist sehr langwierig aber nicht besonders schwierig. 25-30 geschlechtsreife Jungfische nach 7 Monaten sind allerdings ein Erfolg.

Häufig ist ein einseitig zugunsten von weiblichen Tieren verschobenes Geschlechterverhältnis zu beobachten. Zur Vermeidung ist der pH Wert bei der Aufzucht bei 5 und die Temperatur um 25°C. zu halten.

Besonderes

Parosphromenus deissneri wurde erst Ende der 80er Jahre (wieder)entdeckt. Auf Bangka gibt es zwei (oder drei) verschiedene Paros (Parosphromenus bintan, Parosphromenus julinae und Parosphromenus deissneri). Da es nicht eindeutig feststellbar war, welche Form dem Ersbeschreiber Bleeker vorlag, definierten KOTTELAT & NG im Jahre 1998 im Zuge der Artbeschreibung von Parospromenus bintan die Art mit runder Caudalis als Parosphromenus bintan und in einer Wiederbeschreibung (rediscription) die Form mit lanzettlicher Caudalis als Parosphromenus deissneri.

Zwischenzeitlich ist auch eine 2021 neu beschriebene Form, die äußerlich und in der Zeichnung Parosphromenus deissneri gleicht, jedoch eine gerundete Caudalis zeigt, als Parosphromenus julinae beschrieben worden. Nach heutigen Erkenntnissen ist Parosphromenus deissneri auf Bangka endemisch und hoch gefährdet.

Autor

Horst Linke
Ergänzungen zu Beschreibung, Haltung, Verhalten und Zucht durch Martin Hallmann, 21.10.2022

Informationsblatt

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