Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e.V.

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Betta imbellis

Friedlicher Kampffisch, Kleiner Kampffisch
LADIGES, 1975

Vorkommen

Malaysia, Süd-Thailand, Sumatra und Indonesien

Den natürlichen Lebensraum von Betta imbellis bilden verkrautete Tümpel und Gräben, kleine Wasserlachen, Sumpf- und Überschwemmungsgebiete und Wasseransammlungen in Reisfeldern.

Beschreibung

Betta imbellis gehört zu den schaumnestbauenden Kampffischen des Betta splendens Formenkreises.

Die Tiere erreichen eine Totallänge von ungefähr 5 cm. Betta imbellis besitzt einen relativ schlanken Körper.

Die Geschlechtsunterschiede sind sehr einfach zu erkennen. Männliche Tiere sind dunkelblau bis schwarz gefärbt und haben deutlich längere Flossen als die Weibchen, welche von bräunlicher Körperfärbung sind. Typisch für männliche Betta imbellis sind die stahlblauen Glanzschuppen auf den Kiemendeckeln und dem Körper. Die Flossen sind ebenfalls leuchtend blau, wobei der äußere Rand der Caudale sowie der Zipfel der Anale typischerweise eine Rotfärbung aufweisen (siehe Bilder). Die Ventralen sind lang ausgezogen und enden in einer leuchtend weißen Spitze. In der Dorsale ist eine Leiterzeichnung angedeutet. Weibchen besitzen weniger Glanzschuppen, Körper und Flossen sind überwiegend dunkelbraun gefärbt. Laichbereite Weibchen zeigen beige Querbinden über den Körper („Laichstreifen“). In Schreckfärbung zeigen sich beide Geschlechter in beiger Farbe mit zwei bis drei dunklen Längsstreifen auf dem Körper. Die Flossen sind dann annähernd farblos und erscheinen durchsichtig.

Haltung

Die Haltung des friedlichen Kampffisches ist relativ problemlos. Grundbedingung ist ein dicht bepflanztes Becken von mindestens 60 cm Länge für ein Männchen mit zwei Weibchen. In dicht verkrauteten Becken ist auch die Haltung von mehreren Männchen möglich.

Da die Fische gut und gerne springen, ist eine dichte Abdeckung des Aquariums unbedingt erforderlich.

Die Fische sollten grundsätzlich viele Versteckmöglichkeiten und möglichst keine Strömung vorfinden. Eine Schwimmpflanzendecke bietet reichlich Gelegenheit zum Errichten des Schaumnestes und nimmt den Tieren etwas die Scheu.

Hinsichtlich der Wasserwerte ist Betta imbellis nicht allzu anspruchsvoll. Ideal ist die Haltung in relativ weichem Wasser bei PH-Werten von 5 – 7. Die Temperatur im Aquarium sollte für die Haltung zwischen 23 – 28 Grad liegen. Höhere Temperaturen werden durchaus vertragen, verkürzen aber die Lebenserwartung der Tiere deutlich.

Zur Vergesellschaftung eignen sich lediglich kleine und ruhige Fische. Auch einige Wirbellose wie Schnecken oder nicht zu kleine Garnelenarten können – mit einigen Einschränkungen – vergesellschaftet werden. Die vergesellschafteten Schnecken sollten ihr Haus mit einem Deckel verschließen können, denn einige Betta imbellis sind durchaus in der Lage, deckellose Schnecken zu fressen. Ist dieses Verhalten einmal erlernt, ist keine deckellose Schnecke mehr sicher. Zwerggarnelen – insbesondere der Nachwuchs – werden zwar als Futter angesehen, bei sich schnell vermehrenden Arten wie zum Beispiel Red Fire kann sich aber durchaus eine stabile Population erhalten, wenn genügend Verstecke in Form von Moos und Laub für die Garnelen vorhanden sind.

Hinsichtlich der Ernährung ist Betta imbellis recht anspruchslos. Lebend-, Frost- und auch Trockenfutter werden von den Tieren willig angenommen.

Verhalten

Betta imbellis ist eine ruhige und recht scheue Art. Geschlechtsreife Männchen bilden Reviere und zeigen sich während der Fortpflanzung durchaus aggressiv gegeneinander. Auch wenn die Art „friedlicher Kampffisch“ genannt wird, kann es im Aquarium doch zu erheblichen Auseinandersetzungen kommen, wenn keine ausreichend dichte Bepflanzung und künstlich eingebrachte Reviergrenzen in Form von Wurzeln oder Steinaufbauten vorhanden sind.

Der friedliche Kampffisch gehört zu den Schaumnestbauern. Die Brutpflege wird vom Männchen übernommen. Innerhalb seines Reviers errichtet das Männchen ein Schaumnest. Als Halt für das Nest werden gerne an der Oberfläche flutende Blätter von Wasserpflanzen oder Schwimmpflanzen verwendet. Das Männchen schöpft an der Wasseroberfläche Luft, ummantelt diese mit einem Speichelsekret und spuckt die so entstandenen Schaumblasen in sein Nest.

Ist das Nest fertiggestellt, umwirbt das Männchen das Weibchen in voller Farbenpracht mit gespreizten Flossen und Kiemendeckeln. Das Weibchen beschwichtigt das Männchen durch Schrägstellen (der Kopf zeigt nun etwas nach unten), Anlegen der Flossen und schlängelnde Bewegungen. Das Männchen versucht, das Weibchen unter das Schaumnest zu führen. Dort erfolgt die Paarung. Zuerst werden einige Scheinpaarungen durchgeführt, bei welchen noch keine Geschlechtsprodukte abgegeben werden. Die Scheinpaarungen dienen der Synchronisierung der Partner. Bei der Paarung umschlingt das Männchen das weibliche Tier und die Geschlechtsprodukte werden gleichzeitig abgegeben. Beide Tiere verfallen in Laichstarre. Das Männchen „erwacht“ zuerst aus der Starre und sammelt die herabrieselnden weißen Eier ein und spuckt diese ins Schaumnest. Nachdem das Weibchen ebenfalls aus der Laichstarre erwacht ist, hilft es oftmals beim Einsammeln der Eier.

Das Weibchen darf während des gesamten Laichaktes im Bereich des Schaumnests verbleiben, es wird nicht verjagt. Ist das Ablaichen abgeschlossen, verlässt das Weibchen das Nest. Das Männchen ist nun alleine für die Brutpflege verantwortlich. Unermüdlich repariert er das Schaumnest und lagert die Eier um. Nach ca. 36 Stunden schlüpfen die Larven. Diese werden weitere zwei bis drei Tage vom Vater betreut und bewacht, bis sie endgültig freizuschwimmen. Danach erlischt der Brutpflegetrieb des Männchens. Die Elterntiere stellen ihrem Nachwuchs kaum nach.

Zucht

Die Vermehrung von Betta imbellis ist nicht schwierig. Die Tiere laichen bei passenden Bedingungen auch im Haltungsbecken regelmäßig ab.

Für die gezielte Nachzucht genügt ein Becken von ca. 12 Litern. Dieses sollte mit vielen Pflanzen und Verstecken für das Weibchen eingerichtet werden. Eingesetzt wird ein Pärchen. Bei einer Temperatur von 28 Grad und reichlicher Fütterung mit Lebendfutter schreiten die Tiere schnell zur Fortpflanzung.

Nach Beendigung des Ablaichens sollte das Weibchen aus dem Zuchtbecken entfernt werden. Das Männchen verbleibt zur Brutpflege im Zuchtbecken. Wenn die Jungen freischwimmen, sollte auch das Männchen entfernt werden.

Die Jungfische benötigen ab dem Freischwimmen kleinstes Lebendfutter, z.B. Pantoffeltierchen. Nur wenige Tage später werden auch Mikrowürmchen, Essigälchen und Artemianauplien bewältigt. Für ein gesundes Wachstum sind regelmäßige und häufige Wasserwechsel wichtig. Wird dies berücksichtigt, ist die weitere Aufzucht unproblematisch.

Werden die Tiere im Artenbecken gehalten, werden auch im Haltungsbecken immer Jungtiere groß. Sind andere Fische vergesellschaftet, sollten zur kontrollierten Aufzucht der nach einem etwaigen Ablaichen im Haltungsbecken befindlichen Larven diese kurz vor dem Freischwimmen entnommen und in ein kleines Aufzuchtbecken mit Wasser aus dem Elternbecken überführt werden. Die Aufzucht erfolgt dann wie oben beschrieben. Ebenfalls ist die Aufzucht separierter Eier gut möglich.

Besonderes

Bemerkenswert ist die recht späte Besschreibung eines sehr häufig vorkommenden Fisches wie Betta imbellis. Tatsächlich wurde er erst 1975 von Prof. Ladiges anhand von Aufsammlungen von Dietrich Schaller beschrieben. Zuvor fiel er unter Betta splendens, oder was die Wissenschaft darunter verstand. Hierzu muss man ausführen: Wir wissen bis heute nicht sicher, ob Betta splendens als Wildform überhaupt vorkam und wo. In der Typensammlung zur Artbeschreibung von Betta splendens fanden sich (sehr wahrscheinlich nach der bulligen Gestalt zu urteilen) sowohl Zuchtfische und solche aus Penang / Malaysia, die sich nachträglich als Betta imbellis entpuppten. Betta imbellis wurde 1975 als von Betta splendens abweichender Typ beschrieben. Ladiges standen die Daten, aber nicht die Typensammlung zur Verfügung, sonst wäre ihm die deutlichen Differenzen sicher aufgefallen. Logischerweise stand er beim Suchen nach zählbaren Unterschieden vor einer unlösbaren Aufgabe (Quelle Frank Schäfer: Kampffische, Aqualog Minis).

Betta imbellis ist ein äußerst interessanter und schöner Kampffisch. Das überwiegend harmlose Imponiergehabe der Männchen ist sehr reizvoll. In der Regel gehen die kleineren Kämpfe ohne ernsthafte Verletzungen aus, solange das Becken gut verkrautet und mit künstlichen Reviergrenzen in Form von Wurzeln, Steinaufbauten u.ä. versehen ist. Auch Einsteigern in die Labyrinther-Aquaristik kann Betta imbellis uneingeschränkt empfohlen werden.

Von Betta imbellis gibt es zahlreiche Fundortvarianten, die sich hinsichtlich äußerer Merkmale mehr oder weniger unterscheiden. Folgende Fundortvarianten sind derzeit bekannt: „Koh Samui“ (mehrere Farbvarianten), „Ban Lam Khen School“, „Phang Na 1“, „Phang Na 2“, „Phang Na 3“, „Phuket“ (mehrere Farbvarianten und Hybriden), „Na Tham Tai“, „KaoLak“, „Penang“, „Kuantan“, „Paka“, „Chukai“, Dungun“, „Marang“, „Cherating“, Pontian u. v. m.

Autor

Verena Barwitz, 21.02.2010

Informationsblatt

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